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Beim Saison-Auftakt in Lourdes fehlte Nina nach eigener Aussage etwas das Selbstvertrauen
Beim Saison-Auftakt in Lourdes fehlte Nina nach eigener Aussage etwas das Selbstvertrauen - seitdem hat sie viel Zeit mit Fahrtechniktraining verbracht.
Steve Peat als Teammanager zu haben, kann nur gut sein!
Steve Peat als Teammanager zu haben, kann nur gut sein! - Nina denkt, dass die Downhill-Legende ihr mental weiterhilft.
Von Greg Minnaar lernen, heißt siegen lernen.
Von Greg Minnaar lernen, heißt siegen lernen. - Bereits beim zweiten World Cup im neuen Team hat sich Nina Hoffmann den Sieg geschnappt.
Schon am Eingang zum Motorway war Nina Hoffmann klar, dass sie einen super Lauf hingelegt hatte.
Schon am Eingang zum Motorway war Nina Hoffmann klar, dass sie einen super Lauf hingelegt hatte.
Nina lag in allen Zwischenzeiten vorne.
Nina lag in allen Zwischenzeiten vorne.
Vor Fort William hat Nina mit Fox am Fahrwerk gearbeitet und einen schmaleren Lenker montiert
Vor Fort William hat Nina mit Fox am Fahrwerk gearbeitet und einen schmaleren Lenker montiert - dieser verbessert ihrer Meinung nach das Handling.
Den Rest der Saison möchte Nina vor allem genießen
Den Rest der Saison möchte Nina vor allem genießen - außerdem kann sie aus dem Sieg neues Selbstvertrauen schöpfen.

Am vergangenen Wochenende hat sich die deutsche Überfliegerin Nina Hoffmann den zweiten World Cup-Sieg ihrer Karriere geschnappt. Die Thüringerin ließ der Konkurrenz bei stürmischen Bedingungen keine Chance und lag an allen Zwischenzeiten überlegen vorne. Wie sie sich nach einer verletzungsgeplagten und wechselhaften Saison 2021 in so bestechende Form bringen konnte, erfahrt ihr im Interview.

MTB-News: Hey Nina – ganz herzliche Glückwünsche zum Downhill World Cup-Sieg erst mal! Die Saison fing in Lourdes ja eher durchwachsen an für dich. Wie hast du in der längeren Pause bis Fort William an deiner Form gearbeitet?

Nina Hoffmann: Ich glaub, das Problem in Lourdes war einfach ein mentales. Ich hatte kein Selbstbewusstsein, um pushen zu können – ich bin meinen Rennlauf wirklich nur runtergerollt. Deswegen dieser Riesen-Rückstand dann auch. Ich hab vor allem versucht, an der Komponente zu arbeiten, was darauf basierte, dass wir am Fahrwerk und am Bike-Setup gearbeitet haben. Wir waren zwei Wochen vorher bei der BDS (britischer Downhill-Cup in Fort William, Anm. d. Red.) und da hatte ich vier Tage lang Zeit, mich auf die Strecke einzustellen und das Fahrwerk einzustellen. Das gibt dir so viel Selbstbewusstsein und Sicherheit. Ich war auch generell viel Downhillfahren – oder hab’s versucht, viel auf dem Fahrrad zu sein. Tendenziell sowieso mehr Downhill als die Jahre zuvor, das ist durchs Team einfach möglich, weil wir so viel unterwegs sind, noch ein Testcamp haben oder so etwas. Der ganze Team-Vibe auch: Alle haben sich auf Fort William gefreut, Greg (Minnaar, Anm. d. Red.) halt sowieso. Seine Ratschläge und Hinweise, seine Erfahrung zu bekommen, die er nach 20 Jahren auf der Strecke hat, das hilft dir so ungemein.

Beim Saison-Auftakt in Lourdes fehlte Nina nach eigener Aussage etwas das Selbstvertrauen
# Beim Saison-Auftakt in Lourdes fehlte Nina nach eigener Aussage etwas das Selbstvertrauen - seitdem hat sie viel Zeit mit Fahrtechniktraining verbracht.
Diashow: Nina Hoffmann im Sieger-Interview: „Ich hab an den richtigen Stellen gepusht!“
Von Greg Minnaar lernen, heißt siegen lernen.
Steve Peat als Teammanager zu haben, kann nur gut sein!
Beim Saison-Auftakt in Lourdes fehlte Nina nach eigener Aussage etwas das Selbstvertrauen
Schon am Eingang zum Motorway war Nina Hoffmann klar, dass sie einen super Lauf hingelegt hatte.
Den Rest der Saison möchte Nina vor allem genießen
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Dann lief einfach das ganze Wochenende gut. Das ging los mit einem guten Training. Ich konnte da immer drauf aufbauen, hab mich in jedem Lauf gut gefühlt auf dem Rad, sicher gefühlt, hatte keinen Stress mit irgendwelchen Linien, war einfach selbstbewusst. Ich dachte: „Joah, ich fahre einfach die Linie und das klappt schon“. Dann halt nur der Platten in der Quali, wobei ich sagen muss, dass ich am Ende sogar froh darüber war, denn wahrscheinlich hätte ich die Quali gewonnen, ich war ja vorne an der dritten Split … dann wäre ich aber als letzte aus dem Gate gegangen und das wäre natürlich deutlich mehr Druck gewesen. So konnte ich halt, so ein bisschen Underdog-mäßig …, aber ich wusste, weil ich die Splits gesehen habe, das kann was werden. Und ich habe das auch Samstagabend ein bisschen schon insgeheim visualisiert und dann so … na ja, ein kleiner Traum halt. Das war auch wirklich ein perfekter Lauf, ich hätte gestern nicht besser fahren können.

Jetzt hast du mir einige kommende Fragen schon beantwortet. Du hast ja auch viel Zeit mit Steve Peat verbracht in den letzten Wochen – hat dir das auch weitergeholfen?

Um ehrlich zu sein, die letzte Woche, die ich bei Steve war, war ich krank. Deswegen muss ich auch sagen, bin ich umso glücklicher, dass es körperlich gepasst hat, ich hatte die ganze letzte Woche nicht trainiert, weil ich eine Erkältung hatte – und meine Nase immer noch zu ist. Ich habe dann bei Steve gar nicht so viel gemacht.

Ich arbeite mit Fred Abbou seit Anfang der Saison zusammen und das Techniktraining mit ihm, das hat einfach gefruchtet. Wir haben noch mal eine Session gemacht, bevor ich hergeflogen bin vor drei Wochen. Da ging’s um steile Kanten – da haben wir ein ganz großes Problem bei mir entdeckt. Da haben wir dran gearbeitet und ich glaube, das war eine der Key-Sessions, die wir bisher gemacht haben. Das hat mir so viel gebracht auf der Strecke hier in Fort William. Ich werde weiterhin mit ihm arbeiten – ich denke, dass ich dem Fred sehr viel zu verdanken habe und weniger in dem Sinne Steve. Ich war zwar viel bei ihm, aber so fahrtechnisch habe ich nicht mit ihm gearbeitet – das ist eher eine mentale Sache. Wenn du bei Steve Peat zu Hause bist und mit ihm abhängst, dann schwappt das irgendwie über, haha.

Steve Peat als Teammanager zu haben, kann nur gut sein!
# Steve Peat als Teammanager zu haben, kann nur gut sein! - Nina denkt, dass die Downhill-Legende ihr mental weiterhilft.

Du bist mit Greg Minnaar nach Fort William gefahren – hat er dir etwas Konkretes mitgeben können, das dir geholfen hat?

Wir hatten ein sehr interessantes Gespräch über Rennphilosophie und so Sachen. Er hat mir erzählt, wie er an ein Rennen rangeht und wie er sein Training gestaltet. Da konnte ich auf jeden Fall Dinge mitnehmen, seine Gelassenheit mitnehmen und seine doch auch strukturierte Art … auch wenn er gestern früh einfach mal sein Training verpennt hat, haha. Aber wenn er dann am Fahrrad oder an der Strecke arbeitet, ist er so detailliert und präzise. Auch interessant ist die Linienwahl, weil das immer so ein bisschen mein Problem ist: Ich sehe drei Linien und denk dann so: „Woah, welche musst du nehmen?“ Da ist das Ding dann oft einfach „Mainline with confidence“! Du musst dir eine raussuchen und dann fahr die einfach schnell, das hat er mir auch mitgegeben.

Von Greg Minnaar lernen, heißt siegen lernen.
# Von Greg Minnaar lernen, heißt siegen lernen. - Bereits beim zweiten World Cup im neuen Team hat sich Nina Hoffmann den Sieg geschnappt.

Du meintest, du hattest einen perfekten Lauf – hast du dir dann unterwegs schon gedacht: „Bring das ins Ziel, das wird was!“?

Ich habe die oberen Kurven geil erwischt, die ich in der Quali nicht so gekriegt hab, die erste Steinsektion lief super und dann habe ich ein kleines bisschen hier und da rausgenommen, weil ich wusste, es könnte hier und da glatt sein und bin ein bisschen verhaltener gefahren. Ich hab an den richtigen Stellen gepusht und an denen, wo ich wusste, es könnte sketchy werden, eben rausgenommen. Was ich traumhaft erwischt habe, war die ganze Sektion nach dem Roadgap, bis es auf den Motorway geht, also dieser kleine Sprung über den Fluss, der Wallride und so. Da habe ich so viel Schwung aus der Senke mitgenommen und dachte: „Geil, geil, jetzt leg dich nur nicht in der Rechtskurve vorm Motorway ab und nicht in der Senke kurz vorm Schluss!“ Und dann kam ich ins Ziel und wusste, es war ein guter Lauf, es hat sich gut angefühlt, dreh mich um und sehe, dass die Zeit 6 s schneller war als die Quali-Zeit am Samstag. Die Strecke ist für meine Begriffe zum Sonntag hin sogar langsamer geworden, weil es einfach viel tiefere Löcher gab. Da wusste ich: Krass, das war eine richtig gute Zeit! Ich war in dem Moment auch so zufrieden mit mir selbst, weil ich wusste, ich hätte nicht besser fahren können an dem Tag. Da war es in dem Moment auch egal, welcher Platz es eigentlich wird, egal, was die anderen Mädels machen – es war einfach mein Optimum! Deshalb war ich instant so happy und als ich die Zeit gesehen habe, wusste ich, das sollte für Top 3 reichen!

Schon am Eingang zum Motorway war Nina Hoffmann klar, dass sie einen super Lauf hingelegt hatte.
# Schon am Eingang zum Motorway war Nina Hoffmann klar, dass sie einen super Lauf hingelegt hatte.

Du warst von oben bis unten in Führung … ist das deine Fitness, vielleicht auch noch aus Leichtathletik-Tagen?

Ich glaub, die Vali war unten in den Splits schnell, die hat’s ja abgelegt, deshalb hat man das nicht so gesehen …

… du meinst, sie war in Sektionen vielleicht schneller?

Ja genau, da müsste man noch mal gucken.

Nina lag in allen Zwischenzeiten vorne.
# Nina lag in allen Zwischenzeiten vorne.

Aber trotzdem, du hast ja oben schon vorgelegt und bist nicht wie andere unten eingebrochen, sondern komplett durchgedampft.

Das Geile an Fort William finde ich, ist, der ganze obere Teil, die ersten 2/3 gehen komplett auf den Oberkörper, weil die ganzen Steine kommen. Und dann ist es unten raus – weil jeder sagt, die Strecke ist so krass lang – die letzten 1,5 Minuten ist nur noch „treten“! Du kannst den Kopf fast ausschalten, es kommt nicht mehr so viel, das du vermasseln kannst – nur noch treten, treten, treten. Da legt’s mir dann den Schalter um und dann tret ich halt.

Was habt ihr denn gemacht, um das Rad an die Strecke anzupassen?

Wir waren erst beim Fox-Testcamp, haben da neue „Innereien“ fürs Fahrwerk bekommen und sind dann mit dem Setup nach Fort William gekommen und haben im Endeffekt nur Klicks angepasst. Ich habe nichts Grundsätzliches geändert, ich hab’s nur nochmal schneller gemacht und etwas mehr Compression rein, weil es sonst zu sehr durchrauscht. Es ist jetzt schon tendenziell ein sehr schnelles und sehr hartes Fahrwerk, aber das geht halt auf der Strecke gut. Das muss man sicher wieder ändern für andere Strecken, aber da war das super. Außerdem fahre ich einen schmaleren Lenker jetzt, noch mal 1 cm kürzer als sonst.

Vor Fort William hat Nina mit Fox am Fahrwerk gearbeitet und einen schmaleren Lenker montiert
# Vor Fort William hat Nina mit Fox am Fahrwerk gearbeitet und einen schmaleren Lenker montiert - dieser verbessert ihrer Meinung nach das Handling.

Wie breit?

760 mm mit Griffen. Das ist echt schmal und das ist immer noch manchmal komisch, wenn ich aufs Rad gehe. Aber Ethan, mein Mechaniker, der macht so gute Arbeit. Der hat beim Fox-Testcamp öfter auf der Strecke gestanden und geguckt. Er hat gesagt: „Es sieht aus, als kriegst du das Bike um die Kurven nicht gut rum, als würdest du oft zu weit hinten drauf sitzen. Wollen wir mal probieren, den Lenker zu kürzen?“ Seitdem wir das gemacht haben, fühle ich mich auch in steilerem Gelände, wenn Kurven kommen einfach besser – einfach ein besseres Handling. (mehr zu Ninas Rad in der Boxengasse, Anm. d. Red.)

Was ist der Plan für den Rest der Saison, hat sich da deine Planung geändert? Was hast du dir vorgenommen?

Ich habe vor, die Saison zu genießen mit dem Team! Jedes Rennen ist ein neues Rennen und da kann immer etwas passieren oder etwas schieflaufen im Training und dann bist du plötzlich wieder woanders. Aber natürlich, das, was jetzt passiert ist am Wochenende, und das Wissen jetzt zu haben, ich bin „up to speed“, das hatte ich in Lourdes nicht und hab ein bissel gezweifelt hier und da, das gibt einem Sicherheit und Selbstbewusstsein. Das kann ich jetzt mitnehmen in die Saison, in die nächsten Rennen und auch wenn’s vielleicht mal nicht ganz so gut läuft, wieder daran zurückdenken und darauf wieder aufbauen.

Den Rest der Saison möchte Nina vor allem genießen
# Den Rest der Saison möchte Nina vor allem genießen - außerdem kann sie aus dem Sieg neues Selbstvertrauen schöpfen.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für den Rest der Saison!

Mint!

Denkst du, Nina werden wir dieses Jahr noch öfter ganz oben auf dem Treppchen sehen?

  1. benutzerbild

    Ohmchen

    dabei seit 04/2012

    Voll gut, wie die sich freuen kann! Sehr sympathisch. (keine Ahnung, worum es bei den vorangegangenen Posts ging, wahrscheinlich egal...)

  2. benutzerbild

    ufp

    dabei seit 12/2003

    760mm Lenker, wenn die vom Bike-Magazin das lesen ... ohgottohgottohgott!!! Denen konnte doch die letzten 15 Jahre kein Lenker zu breit sein. Selbst die Mädels müssen doch 800mm-Stangen fahren, schulterbreit smilieops: halt, oder?!
    800 ist nicht breit. Nina kommt vom Speerwerfen, da sind 550-800mm auch nur Zahnstocher.

    Bei den Frauen sind im Moment echt einige Damen flott unterwegs.
    Naja, viele sind das nicht.
    Vor allem wenn ich mir die Zeitabstände anschaue, dann gibt es nur eine Handvoll sehr guter Fahrerinnen.
  3. benutzerbild

    Hammer-Ali

    dabei seit 11/2016

    Was hat die Speerlänge mit der Lenkerbreite zu tun?
    Genau, nüschte.. smilie

    Und es gibt derzeit schon genug Damen denen man jederzeit nen Sieglauf zutrauen kann, das war schon mal anders.
    Allen voran Balanche, Pompon, Höll und nun auch Hoffmann. Und auch eine Cabirou neben, wenn auch mit Abstrichen, einer Seagrave würde ich nicht komplett abschreiben.

  4. benutzerbild

    Ev1denz

    dabei seit 09/2015

    Nina ist einfach mega sympathisch. Nichts gekünstelt, gibt auch ihre Schwächen zu👍.
    Physisch ist die eh in den Top3 , der Rest erledigt sich mit dem Team im Rücken und Rennerfahrung.

    Das mit der Lenkerbreite finde ich interessant 😮 , nur 760 mm.

  5. benutzerbild

    LarsLangfinger

    dabei seit 06/2011

    Vorallem ist der deutsche Speer im Durchschnitt nur ca. 15cm lang.:awesome:

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