In der selbst ernannten Bike Republic Sölden waren die Trailbauer wieder extrem fleißig: Nach der vor zwei Jahren eröffneten Teäre-Line wurde am vergangenen Wochenende das nächste Großprojekt in Betrieb genommen: Die Ollweite-Line, die höher beginnt als alle anderen Bikepark-Strecken in Sölden bisher. Wir waren im Rahmen der Singletrail Schnitzeljagd 2018 vor Ort und haben uns ein Bild von der neuen Strecke gemacht.
Ollweite-Line Fakten
- Start: 2.658 m
- Ende: 1.946 m
- Länge: 7 km
- Aufstieg: 10 hm
- Abfahrt: 722 hm
- https://bikerepublic.soelden.com/ollweiteline
Mountainbiker erreichen den Start der Ollweite Line bequem per Lift – hierzu wurde dieses Frühjahr die Langeggbahn, ein 6-er Sessellift auf den Seekogel (2.666 m), mit 4-fach Bikeaufnahmen ausgestattet und die Steuerung neu programmiert. Das erlaubt es, dass die Biker ihr Rad selbst in den Sessel vor sich einhängen und ihre Bikes auch oben selbst wieder entnehmen – ganz ohne Stress oder hektisch aussteigen zu müssen.
Kommen wir aber zur Sache: Die Ollweite-Line. Nach dem Lift braucht es nur einige wenige Meter Asphalt und der Trail beginnt mit einigen Wellen und macht gerade Appetit auf mehr, als vorerst eine kurze Trail-Pause eingelegt werden muss: Es gilt, den Speicherteich zu umrunden – erst danach geht es wieder mit vielen Steilkurven durch kupiertes Gelände in die große Flanke des Rettenbachtals. Hier lohnt es sich immer wieder anzuhalten und den Ausblick zu genießen: Im Talschluss die Gletscher Söldner, in der anderen Richtung das gesamte Ötztal… da wir uns ein gutes Stück über der Baumgrenze befinden, reichen die Blicke weit und bleiben immer wieder an blauem Enzian und bunt blühendem Niederwuchs hängen… alpines Gelände ist hier zum Greifen nah und so schön wie eh und je.
Aber zurück zur Strecke, auf die man sich definitiv konzentrieren sollte: Die meisten Streckenabschnitte sind recht flach, doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Zahlreiche Wellen bieten die Möglichkeit, wie auf einem hochalpinen Pumptrack Geschwindigkeit zu halten. Voraussetzung: Viel Ausdauer! Bereits auf dem ersten Kilometer schießt der Puls durch die Decke, denn die Ollweite-Line will mit Elan gefahren werden: Wellen pushen, Steilkurven auf Zug fahren, und immer wieder: Steinpassagen! Dazu die Höhe. Die Ollweite Line ist ausdrücklich kein reiner Flowtrail, wird als mittel-schwierig (rot, 4 von 6 Punkten laut Sölden-Skala) bewertet. Die Bewertung gilt mit gutem Grund: Nicht nur das prominente Riesen-Steinfeld nach etwa einem Drittel der Strecke, sondern zahlreiche Passagen mit Steinen, steil abfallenden Kurven oder Wellen erfordern Aufmerksamkeit. Mal ist eine Landung nicht einsehbar und eine Welle wartet darauf, passive Biker auszuhebeln. Um hier schnell und elegant durchzukommen, braucht es einen guten Mountainbiker und mehrere Abfahrten, denn auf Sicht gefahren hat die Strecke so manche Überraschung parat. Also lieber die ein oder andere Pause mehr einlegen und die Aussicht genießen. Denn die ist atemberaubend.
Unzählige Steilkurven später erreicht man je nach Tempo nach schnellen 15 oder gemütlichen 30 Minuten die Hühnersteign. Bis zum Lift sind es jetzt noch ein paar hundert Meter über die Skipiste (lasst euch bitte etwas für die Bremswellen einfallen, Söldener!) oder – und das würden wir empfehlen: Man biegt direkt in die Ohnline ein. Auf diese Weise lassen sich nochmal 600 hm Trails anhängen. Wer hingeben nach der vollständig gebauten Ollweite Line einen Natur-Trail fahren will sollte sich nach Links in Richtung Hochsölden halten. Hier beginnt in der zweiten Kehre nach Ortsausgang (in Talrichtung) der Leiterberg Trail – natürlich und technisch fein durch den Bergwald fließend.
Tipp: Welches Bike sollte man auf der Ollweite Line fahren?
Wir hatten für unsere ersten Fahrten auf der Ollweite Line drei verschiedene Bikes dabei: Ein Ibis Ripley (29″), ein Evil The Following MB (29″) und ein Alutech ICB 2.0 (27,5″). Die großen Laufräder haben sich definitiv bewährt, ebenso ein niedriger Reifendruck. Man darf aber nicht vergessen, dass der Trail relativ flach verläuft und in den meisten Teilen glatt ist. Damit empfiehlt sich ein abfahrtsorientiertes 29″ Bike mit 130 mm Federweg als idealer Begleiter. Zu viel Federweg macht die Tour eher zur Tortur, da viel getreten werden muss.
Video
An Bord von Holger Meyers Scott nehmen wir euch per GoPro mit über die brandneue Ollweite Line in Sölden.
Fazit
Landschaftlich ist die Ollweite Line ein absolutes Highlight in Sölden - die Strecke selbst hat einen ganz eigenen Charakter, der sich vielleicht als Flowtrail mit holprigen Passagen beschreiben lässt. Einige Kurven und Wellen sollten noch etwas runder eingefahren werden, dann braucht es eigentlich nur noch eins: Ausreichend Fitness, um über 15 Minuten sportlich zu fahren!
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