Der Markt für GPS-Bike-Computer ist zunehmend schwieriger zu überblicken. Immer mehr Modelle mit immer mehr Funktionen werden vorgestellt und buhlen um die Gunst der Käufer und Käuferinnen. Da ist es schön zu sehen, dass es auch noch Geräte gibt, die sich auf das Wesentliche besinnen und absichtlich nicht die eierlegende Wollmilchsau sein wollen. Der Polar M450 ist ein Bike-Computer dieser Art und ich habe ihn mir im MTB-News.de-Test näher angeschaut.
Polar M450 – Kurz und Knapp
- Kleiner und leichter GPS-Bike-Computer mit Fokus auf die grundlegenden Funktionen
- Trainingsauswertung mit Smartphone-App oder mit Polars Website Polar Flow
- Bluetooth-Schnittstelle für Verbindung mit verschiedensten Sensoren und Smartphone-App
- Gewicht: 51 Gramm (Herstellerangabe)
- Preis: 159,95 EUR (UVP) (mit Herzfrequenz-Sensor: 199,95 EUR)
Polar M450 – In der Hand
Der Polar M450 kommt in einer schicken Schachtel zusammen mit einer Grundausstattung an Zubehör. Obligatorisch für einen Bike-Computer ist eine Lenkerbefestigung und ein Ladekabel. Außerdem enthält die Verpackung einen Bluetooth-Herzfrequenz-Messgurt sowie eine Kurzanleitung.
Ist man die GPS-Bike-Computer von z. B. Garmins EDGE 800er oder EDGE 1000er Serie gewöhnt, ist man erst mal überrascht über die kompakten Abmessungen des Polar M450. Mit einem Gewicht von gerade mal 51 Gramm gehört der M450 zu den leichten und unauffälligen Vertretern seines Genres.
Das Display ist ein klassisches einfarbiges Punktmatrix-LCD mit Hintergrundbeleuchtung und stellt die Informationen mit 128 Pixeln x 128 Pixeln auf 34,65 mm x 34,65 mm schwarz auf weiß dar.
Der Polar M450 hat fünf Tasten zur Bedienung, welche am unteren Rand des Bikecomputers angeordnet sind und auch mit Handschuhen gut ertast- und drückbar sind.
Auf der Rückseite befindet sich die Befestigung und die USB-Schnittstelle zum Laden und Synchronisieren. Der USB-Anschluss ist von einer Gummilippe abgedeckt, so dass dieser auch bei schwerem Wetter trocken bleibt. Der Polar M450 ist spritzwassergeschützt nach IPX7 – auch langen Regenfahrten steht somit nichts entgegen.
Auf der Rückseite des M450 befindet sich eine wechselbare Abdeckung, welche in der Standardausführung weiß ist. Polar bietet diese Abdeckung in verschiedenen Farben an – so ist es leicht möglich, sich seinen Polar M450 optisch ans eigene Bike anzupassen.
Montage
Die Befestigung wird mit einem Gummiband an Lenker oder Vorbau montiert. Die Montage ist beim ersten Mal etwas fummelig und kraftaufwändig, man wird aber mit einer bombenfest sitzenden Halterung belohnt. Der Bikecomputer wird mit einer 90°-Drehbewegung in die Halterung eingerastet.
Die Befestigung macht einen wirklich soliden Eindruck. Einmal eingerastet sitzt der Computer überzeugend fest, auch die Halterung an sich lässt sich nicht ohne Weiteres auf dem Lenker verdrehen – die Befestigung steht einer geschraubten Halterung in nichts nach. Hier habe ich schon mit deutlich schlechter funktionierenden Lösungen zu tun gehabt.
Der M450 ist mit einer Vielzahl von externen Sensoren kompatibel, Polar setzt hierbei auf das bewährte Bluetooth-Protokoll. Im Lieferumfang enthalten ist ein Brustgurt mit Herzfrequenzsensor, optional sind ein Trittfrequenzsensor und ein Geschwindigkeitssensor erhältlich, außerdem bietet Polar mit dem Kéo Power einen Leistungsmesser an. Der M450 verbindet sich auch mit Bluetooth-Geräten anderer Hersteller, im Test klappte das mit einem Brustgurt von WAHOO problemlos auf Anhieb.
Einrichtung / Konfiguration
Bei heutigen Bike-Computern mit ihren unzählbaren Funktionen und anzeigbaren Messwerten passiert es oft, dass man eine Menge wertvolle Zeit vergeudet, bis der Computer endlich optimal für den eigenen Einsatzzweck eingestellt ist. Viele Bike-Computer machen so eine Einstellprozedur durch ihre Benutzerschnittstelle mit kleinem Display und wenigen Tasten oft sehr kompliziert.
Unterstützt der Bike-Computer auch noch verschiedene Profile (z. B. “Mountainbiken”, “Rennradfahren”, “Indoor” usw.), multipliziert sich die benötigte Zeit für die Einrichtung. Mir ist es in Vergangenheit und Gegenwart mit mehreren Bike-GPS-Geräten passiert, dass ich die Einstellung nur für ein Profil vorgenommen habe, weil mir der Aufwand das mehrfach zu tun einfach zu groß war.
Auf dem M450 hat Polar gar keine Möglichkeit mehr vorgesehen, die Profile am Gerät einzustellen – diese Funktion wurde komplett ins Web verlagert. Auf der Polar Flow genannten Website kann man bequem per Mausklick die Anzeigenseiten im Bikecomputer anlegen und mit Datenfeldern befüllen. Damit ist es ein Leichtes, die Konfiguration auch für mehrere Profile (und mehrere Computer) durchzuführen. Über eine Synchronisation mit Polar Flow gelangen diese Einstellungen auf den Bike-Computer und sind dann sofort benutzbar.
Auch die meisten weiteren Einstellungen werden über Polar Flow festgelegt, begonnen bei den Parametern des Athleten (Alter, Gewicht, maximale Herzfrequenz und Ruhepuls usw.) über die Geschwindigkeits- und Herzfrequenz-Zonen bis hin zu den erwähnten Daten-Anzeigeseiten des Bike-Computers.
Nachdem alle Einstellungen vorgenommen wurden, werden diese per Synchronisation auf den Polar M450 gesendet. Die Synchronisation zwischen M450 und Polar Flow geschieht entweder per USB über ein Windows- oder OS X-Programm oder per Bluetooth über die Smartphone-App von Polar.
Auf dem Trail / Bedienung
Nach dem Einrasten auf der Halterung lässt sich eine Aufzeichnung mit zwei Tastenklicks starten. Hierbei ist der Bikecomputer sofort einsatzbereit und muss nicht erst “hochfahren” wie es bei anderen Produkten der Fall ist. Der M450 fällt nach der Benutzung in eine Art Schlafmodus, in dem er auch mehrere Wochen verbleiben kann, ohne merklich Batterieladung zu verbrauchen. Mit einem Tastendruck wacht der Computer dann innerhalb von Sekundenbruchteilen auf. Daran habe ich mich schnell gewöhnt und vermisse diese Funktion jetzt bei anderen Radcomputern.
Polar lädt beim Synchronisieren (siehe unten), eine sogenannte A-GPS-Datei auf den M450. Die von Polar AssistNow getaufte Funktionalität liefert dem M450 die aktuellen Bahndaten der GPS-Satelliten – damit wird es dem Bike-Computer ermöglicht, in sehr kurzer Zeit eine GPS-Lokalisierung herzustellen und nicht erst minutenlang auf die Übertragung der notwendigen Bahndaten von den GPS-Satelliten zu warten. Eine vergleichbare Funktionalität haben immer mehr aktuelle Geräte, beispielweise bietet auch die im letzten Jahr getestete TomTom Multi-Sport Cardio dieses Feature.
Ist die Aufzeichnung einmal gestartet, zeigt der Polar M450 seine Daten entsprechend der konfigurierten Anzeigenseiten an. Durch diese Seiten lässt sich per Tastendruck hoch- und runterblättern. Man sollte hier darauf achten, dass man sich vor der Aufzeichnung die gewünschten Anzeigenseiten gut konfiguriert hat, denn unterwegs während einer Aufzeichnung lassen sich diese nicht mehr ändern. Hier ist man gut beraten, sich erst mal reichhaltig Daten anzeigen zu lassen und dann nach den ersten Ausfahrten via Polar Flow selektiv unnötige Datenfelder zu entfernen.
Während der Aufzeichnung lassen sich neben der Daten-Anzeige noch einige wenige weitere Funktionen nutzen – dazu gehören z. B. das An- und Ausschalten der Displaybeleuchtung oder die Kalibrierung der akutellen Höhe. Auch lässt sich das sogenannte Frontlicht ein- und ausschalten, eine kleine LED, die in Fahrtrichtung zeigt und den Radfahrer für andere Verkehrsteilnehmer erkennbar machen soll. Die Helligkeit dieser LED ist aber so gering, dass der Effekt eher homöopathischer Natur sein dürfte.
Weiterhin lässt sich die Aufzeichnung zwischendurch pausieren und wieder fortsetzen – bei einer Pause im Café oder Biergarten durchaus praktisch. Ein automatisches Pausieren bei Unterschreiten einer eingestellten Geschwindigkeit ist ebenfalls einstellbar. Diese Einstellung kann – wie fast alle Optionen – über Polar Flow gesetzt werden. Durch den auf die Aufzeichnung und Anzeige der Daten fokussierten Funktionsumfang gestaltet sich die Bedienung des M450 unterwegs sehr unkompliziert und beschränkt sich normalerweise auf das Blättern durch die Anzeigenseiten. Navigationsfunktionen und eine Kartenansicht hat Polar dem M450 nicht spendiert, diese wären angesichts der kleinen Displaygröße vermutlich aber auch eher herausfordernd in der Benutzung gewesen. Es gibt eine Back to Start genannte Funktion, mit der man sich mit einem simplen Richtungspfeil zum Startpunkt einer Aufzeichnung zurück navigieren lassen kann.
Ist es einmal kälter und gehen die Temperaturen Richtung Gefrierpunkt wird das Display merklich träger, was man vor allem beim Wechsel zwischen den Anzeigeseiten bemerkt. Dieser Effekt ist von klassischen Flüssigkristall-Anzeigen bekannt und tritt bei modernen Displays kaum noch in dieser Form auf, so dass ich hier im ersten Moment doch ein bisschen irritiert war. Dieser Effekt wird noch verstärkt, weil Polar die Übergänge zwischen den Seiten mit einer Schiebebewegung animiert hat.
Die maximale Batterielebensdauer habe ich nicht testen können, da ich mich im winterlichen Testzeitraum nicht zu einer Tour mit zweistelliger Stundenanzahl aufraffen konnte. Polar gibt 16 Stunden als maximale Aufzeichnungszeit an. Dieser Wert ist im Rahmen dessen, was auch andere Hersteller für vergleichbare Bike-Computer versprechen. Müsste ich aus den Erfahrungswerten extrapolieren, würde ich sagen, dass dieser Wert durchaus realistisch ist.
Auswertung / Polar Flow
Hat man seine Tour beendet, wird die Aufzeichnung gestoppt und die Daten sind bereit zum Synchronsieren mit dem Polar Flow Webdienst. Dies geschieht beim nächsten Verbinden des M450 mit dem PC/Mac per USB oder mit der Smartphone-App per Bluetooth.
Das Programm auf PC und Mac heißt FlowSync und lädt die aufgezeichneten Daten aus dem Gerät auf die Polar Flow-Website. FlowSync lässt sich so einstellen, dass die Synchronisierung automatisch startet, sobald der M450 per USB angeschlossen wird – ohne auch nur eine Taste drücken zu müssen. Nutzt man die Smartphone-App, reicht es diese zu starten, um eine Synchronisierung zu beginnen. Durch den Umstand, dass hier nicht mal ein Kabel angeschlossen werden muss, ist das natürlich die bequemste Methode, die Daten aus dem M450 herauszubekommen.
Auf Polar Flow sind dann umfangreiche Auswertungen möglich. Die Website startet mit einem Monatskalender, in dem man seine vergangenen Trainingseinheiten als Trainingstagebuch im Überblick sehen kann. Klickt man auf eine Einheit, gelangt man zur Detailansicht, welche alle aufgezeichneten Daten in einer übersichtlichen Form darstellt. Hier orientiert sich Polar am Gelernten, und so wird die gefahrene Strecke auf einer Karte gezeigt, diverse aufgezeichnete Parameter als Diagramme dargestellt und die Trainingseinheiten in einem Monatskalender wiedergegeben.
So hat man zum Einen den Überblick über die Tage, an denen man trainiert hat und hat auch die Möglichkeit, sich einzelne Aufzeichnungen bis ins letzte Detail anzuschauen.
Für Sportler, die ihr Training ernsthaft gestalten, bietet Polar Flow noch allerhand weitere Funktionen zur Optimierung des Trainings – z. B. detaillierte Trainingsberichte und Belastungsübersichten. Dabei werden die vorliegenden Daten sehr anschaulich mit Diagrammen aufbereitet.
Neben den Bike-Computern laden auch weitere Produkte von Polar ihre Daten zu Polar Flow hoch – z. B. Körperwaagen oder Fitness-Tracker. In Polar Flow werden alle diese Werte zusammengeführt und als Auswertung zur Verfügung gestellt. Auch arbeitet Polar permanent an der Erweiterung von Polar Flow, so dass sich hier immer wieder Neues entdecken lässt. Polar Flow bietet auch eine soziale Komponente, welche unter dem Namen “Community” abgebildet ist. So ist es möglich, anderen Sportlern zu folgen oder Gruppen zu erstellen (Beispiel: “Radsport Berlin” bei Polar Flow). Die Trainingseinheiten seiner Community bzw. der jeweiligen Gruppe bekommt man in einer übersichtlichen Timeline angezeigt und kann hier auch sogenannte “Likes” vergeben. Das Konzept dieser Art Timeline ist nicht neu und wird fast genauso auch von vielen anderen Websites angeboten.
In Polar Flow findet man fast ausschließlich Leute, die auch Polar-Geräte benutzen, denn nur mit diesen bekommt man seine Trainingsdaten automatisch hierher hochgeladen. Websites, die die genannten Funktionen geräteunabhängig anbieten, bieten aus Prinzip meist die besseren Möglichkeiten eine große Community aufzubauen. So war für viele Benutzer von Polar Flow eine gute Nachricht, dass Polar Ende letzten Jahres mit Strava den Platzhirsch der sozialen Netzwerke im Bereich Sport an Polar Flow angeschlossen hat. Seitdem ist es möglich, die Trainingseinheiten von Polar Flow automatisiert auch zu Strava zu übernehmen. Diesen Schritt ist Garmin mit “Garmin Connect” übrigens vor ein paar Jahren ebenfalls gegangen.
Polar Flow bietet mit “Explore” außerdem die Möglichkeit, auf einer großen Karte aufgezeichnete Strecken anderer Leute zu finden und sich so Ideen für neue Routen zu holen. Die Auswertung der Aufzeichnungen lässt sich auch auf der Smartphone-App anzeigen, allerdings ist hier der Umfang der Statistiken etwas eingeschränkt. Für den Überblick reicht diese Art der Auswertung aber vollkommen aus.
Fazit
Klein aber fein – so lässt sich der Polar M450 wohl ganz passend zusammenfassen. Polar hat hier einen Bike-Computer ohne viel Schnickschnack und reduziert auf das Wesentliche im Angebot. Die Datenauswertung im Web bietet umfangreiche Möglichkeiten, insbesondere der ernsthaft trainierende Biker wird hier nicht enttäuscht werden. Wer ein kleines, leichtes und unkompliziertes Gerät zur Trainingsdokumentation sucht, sollte sich den Polar M450 näher anschauen.
Preisvergleich
Weitere Informationen zum Polar M450
Website: www.polar.com | Bedienungsanleitung
Text und Redaktion: Marcus Jaschen | MTB-News.de 2016
Bilder: Marcus Jaschen
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