Pumptracks liegen voll im Trend: Sei es für versierte Fahrer oder für Kinder und Jugendliche. Diese können abseits von Straße und Verkehr spielerisch Fahrsicherheit und Radbeherrschung erlernen. Wie ein Pumptrack auf einem Kinderspielplatz integriert werden kann, hat Konrad Willar jetzt gezeigt: Im Oktober entstand in Stuttgart – Neugereut Deutschlands erster Kinderspielplatz mit asphaltiertem Pumptrack.
MTB-News: Warum ein Pumptrack auf einem Kinderspielplatz?
Konrad Willar: Diese Idee trage ich schon lange mit mir herum, nun hat sich die Möglichkeit ergeben ein solches Projekt umzusetzen, was mich sehr gefreut hat. Ich denke, dass ein Pumptrack auf einem Kinderspielplatz absolut Sinn macht und eigentlich in jede Stadt gehört. Aber natürlich ist hier nur eine asphaltierte Anlage sinnvoll. Durch den leicht rollenden Belag erhöht sich die Anzahl der potenziellen Nutzer enorm, die Strecke bedarf keinerlei Wartung und ist ganzjährig nutzbar. Fast jedes Kind hat ein Fahrrad, Laufrad, Skateboard, Scooter oder ähnliches Fortbewegungsmittel zur Verfügung und kann sich damit auf der Anlage austoben.
Bei der Nutzung von Pumptracks die nicht asphaltiert sind, sondern aus Erde bestehen, tun sich Kinder schwer, da der Rollwiderstand hoch ist. Im Gegensatz dazu ist ein asphaltierter Track leicht befahrbar – sobald das Fahren mit dem Laufrad einigermaßen klappt, haben die Kinder auf dem Pumptrack riesig Spaß. Das bedeutet, dass die Anlage schon ab ca. 2 Jahren nutzbar ist, für ambitioniertere Fahrer ist dieselbe Strecke auch attraktiv. Was ich schon beobachtet habe ist, dass selbst das Herumtoben und Rennen auf der Strecke die Kinder begeistert – die brauchen noch nicht mal ein fahrbaren Untersatz, aber mit macht es natürlich noch mehr Spaß.

Ist solch eine Anlage nicht teuer? Das werden sich nicht viele Städte und Gemeinden leisten können, oder?
Nein, überhaupt nicht. Ein Asphalt-Pumptrack ist im Vergleich zu den Kosten für einen Spielplatz mit gleichem Flächenverbrauch absolut im Rahmen. Ab ca. 25 000 € geht der Spaß los, ein Spielplatz in gleicher Größe mit ein paar Geräten darauf kostet mindestens dasselbe, wenn nicht sogar mehr. Eine Kombination wie in diesem Fall mit einem klassischen Spielplatz ist natürlich die perfekte Lösung. Ein Pumptrack ist halt etwas Neues – das muss erst noch in den Köpfen der Leute ankommen. Ich bin mir aber sicher, dass wir in Zukunft noch mehr solche Anlagen auf Spielplätzen sehen werden.
Und wird die Strecke gut angenommen?
Der Pumptrack Stuttgart wird leider erst 2015 eröffnet, da sich die Fertigstellung des Gesamtprojekts sowie die Erschließung des Pumptracks noch bis ins Frühjahr hinziehen wird. Aber daran, dass die Strecke angenommen wird, habe ich keine Zweifel.
Wir haben die Strecke für das Fotoshooting nur für ein paar Stunden geöffnet und schon waren ein Haufen Kinder aus der Nachbarschaft da, die Feuer und Flamme waren. Das Tolle ist: auch ältere Leute bleiben stehen, schauen zu und sprechen einen an. Es entsteht innerhalb kürzester Zeit eine total angenehme Atmosphäre. Aus diesem Grund gehört meiner Meinung nach ein Pumptrack mitten in die Stadt, oder wie in diesem Fall in ein Wohngebiet.
Oft tendieren Städte und Gemeinden dazu, Anlagen für Kinder und Jugendliche eher in die Peripherie abzuschieben. Ich denke aber, dass gerade die Integration eines Pumptracks in ein aktives Wohnumfeld am meisten Sinn macht. Denn neben den schon beschriebenen sportlichen Aspekten machen vor allem die zwischenmenschlichen Begegnungen, die auf einem Pumptrack entstehen, Spaß und werten das Umfeld auf. Direkt neben dem Spielplatz befindet sich eine Kita – das ist natürlich super für die dort angemeldeten Kinder, die den Pumptrack auch mitbenutzen werden. Überall, wo Sport und Bewegungsangebote in den Alltag integriert werden und für jeden zugänglich sind, machen Pumptracks aus meiner Sicht am meisten Sinn.
Welche Fläche wird denn mindestens benötigt und was war dir wichtig bei der Umsetzung?
In diesem Fall ist der Pumptrack ca. 20 x 10 m groß, die Gesamtfläche ca. 25 x 15 m. Ich denke, das ist das Minimum. Aber man glaubt es kaum: auch auf diesem eher kleinen Pumptrack kann man viel Zeit verbringen, ohne dass Langeweile aufkommt. Es ist wichtig, einen Kreuzungspunkt zu integrieren, dann kann die Richtung gewechselt oder eine Acht gefahren werden. Das hört sich jetzt nicht spektakulär an, aber in der Praxis macht das einen enormen Unterschied. Essenziell ist, dass es einen Platz für Pausen gibt. Von dort kann man ideal in den Pumptrack starten oder mit anderen ins Gespräch kommen. Auch das Beobachten der anderen Fahrer ist wichtig: so können sich die „Kleinen“ die Abläufe bei den „Großen“ abschauen. Die Bauart dieses Pumptracks hinsichtlich der Formgebung unterscheidet sich kaum von einem „regulären“ Pumptrack.
Das hört sich ja toll an. Aber wie stellt man es am besten an, dass ein Pumptrack von der eigenen Gemeinde oder Stadt umgesetzt wird? Hast du ein paar Tipps?
Eigentlich ist das gar nicht so schwer – man sollte sich am besten mit Gleichgesinnten zusammentun und eine konkrete Idee entwickeln. Dabei sollte ein leicht verständliches und ansprechendes Konzeptpapier entstehen, womit man an die entsprechenden Stellen herantreten kann. In größeren Städten geht man am besten auf jemanden aus dem Gemeinderat oder auch Jugendgemeinderat (falls vorhanden) zu, in kleineren Gemeinden sogar direkt auf den Bürgermeister. Neue und gute Ideen stoßen hier meistens auf offene Ohren.
Der Volksvertreter eures Vertrauens kann das Projekt dann in den entsprechenden Gremien einbringen. Allerdings gilt es hier einen langen Atem zu haben und Beharrlichkeit zu beweisen, um Erfolg zu haben. Ein Bericht in der Presse kann bewirken, dass die Idee breiter gestreut wird und weitere Unterstützer hinzugewonnen werden – hierzu am besten auf die Lokalpresse zugehen. Wer Infomaterial benötigt, darf gerne mit mir Kontakt aufnehmen: ich habe eine Broschüre erstellt, welche sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzt, diese sende ich bei Interesse gerne zu.

Bauplanung und weitere Infos: http://konradwillar.de
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