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Auenland in Sicht
Auenland in Sicht
Klar woher der Berg seinen Namen hat
Klar woher der Berg seinen Namen hat - Blau, Grün, Rot und Weiß, nur an der Reihenfolge müssen wir arbeiten
Te Ranga Trail
Te Ranga Trail - perfekt ausgeschildert und für Fußgänger gesperrt. Besser wird's nicht.
Regenbogenfarbene Erde
Regenbogenfarbene Erde - macht den Uphill technisch, die Abfahrt lustig
Steil und stufig
Steil und stufig - aber am Wegesrand gibt es jede Menge zu gucken
Was für eine Aussicht
Was für eine Aussicht - Wiesen, Seen, Vulkane
Wurzlig
Wurzlig - spaßig
Zweite Hälfte des Trails
Zweite Hälfte des Trails - anhalten unmöglich, denn natürliche Sprünge und Steilkurven reihen sich lückenlos aneinander
Wie auf Schienen bergab
Wie auf Schienen bergab
Wäre das Wasser auch nur ein bisschen kälter als 36°C
Wäre das Wasser auch nur ein bisschen kälter als 36°C - ich würde definitiv nicht grinsen.

Immer wieder wird über ihn gesprochen. Es werden Geheimtipps ausgetauscht, hinter vorgehaltener Hand Hinweise gegeben, Ohren am Nebentisch gespitzt. Was für die Kayakfahrer die Flussgöttin, ist für uns Mountainbiker der Holy Trail, ein perfekter Singletrail. Nur wenige von uns haben ihn bisher entdeckt, falls es so etwas überhaupt gibt…

Ich sitze in einer Kneipe, die Luft ist angenehm warm, das Getränk kalt. Der Rat, den mir mein Freund gibt, ist denkbar einfach: „Der perfekte Trail? Einfach mal Rainbow Mountain Trail googlen“. Kann es tatsächlich so einfach sein? Oder erlaubte sich der EWS-Pilot einen Scherz? Rainbow Mountain? Ernsthaft? Und dann sehe ich am Wegesrand Einhörner, oder was? Egal, suchen kostet ja nichts, und tatsächlich: der erste Treffer bringt die klare Wegbeschreibung für den Te Ranga Trail am – kein Witz – Rainbow Mountain, 28 km südlich von Rotorua, dem Ort, in dem im Frühling 2015 erstmals das Neuseeländische Crankworx Festival stattgefunden hatte. Heißt für mich: Kein Scherz, die Mutter aller Trails liegt in Neuseeland. Also los!

Auenland in Sicht
# Auenland in Sicht

Gesagt, getan. Nur Minuten später sitze ich im Flugzeug in Richtung Neuseeland. Nach Zwischenstopp in Singapur bin ich nach gerade einmal 28 h Reisezeit in Auckland, von hier fährt ein Bus in kurzen 2,5 h nach Rotorua im Herzen der Nordinsel. Zum Rainbow Mountain fährt kein Bus, also Daumen raus und das Rad unauffällig an die Böschung gelegt. Nur drei Pick-Ups später verzögert ein tiefergelegter, schwarzer Pritschenwagen auf dem kiesigen Seitenstreifen. Ein kurzer Dialog und es steht fest: Fahrer und Beifahrer wollen auch zum Rainbow Mountain, perfekt! Allerdings wollen sie dort keinen heiligen Trail entdecken, sondern baden gehen. Ich wundere mich nicht weiter, warum sie auf einem Berg baden wollen, sondern freue mich über die ideale Mitfahrgelegenheit und döse auf der Pritsche ein, bis ich unsanft geweckt werde. Wir scheinen vom Highway abgebogen und auf eine löchrige Schotterpiste gefahren zu sein, das Tempo hat Mike, mein Fahrer, deshalb aber nicht verringert. Doug, sein Beifahrer, schielt kurz durch die Rückscheibe zu mir und gibt mir ein lächelndes Hang-Loose, alles easy. Zwei Kilometer, 3 Minuten und 14 Schlaglöcher später halten wir auf einem halb gefüllten Parkplatz vor einer Schranke – Endstation, hier soll Te Ranga beginnen.

Klar woher der Berg seinen Namen hat
# Klar woher der Berg seinen Namen hat - Blau, Grün, Rot und Weiß, nur an der Reihenfolge müssen wir arbeiten

Tatsächlich stehe ich am Fuß eines Berges, auf dessen Spitze eine hohe Antenne steht. Von Regenbogen und Einhörnern keine Spur. Mike und Doug verabschieden sich mit ihren Boardshorts, und ich mache mich auf den Weg in Richtung Gipfel. Tatsächlich führt kein Weg direkt dorthin, sondern ein erster Trail führt mich unterhalb des Berges entlang, leicht auf und ab, mit gemächlichen Steigungen und engen Kurven zwischen Palmen und Maccia hindurch.

An einer Weggabelung steht schließlich ein großes Informationsschild. Es weist daraufhin, dass die Trails ein Einbahnstraßen-System sind und deshalb nur der weiter fahren soll, welcher sich der Sache sicher ist. Im Uphill teilen sich zudem Wanderer und Biker den Weg – der Downhill soll dann aber ganz den Bikern gehören. Das liest sich gut!

Te Ranga Trail
# Te Ranga Trail - perfekt ausgeschildert und für Fußgänger gesperrt. Besser wird's nicht.
Regenbogenfarbene Erde
# Regenbogenfarbene Erde - macht den Uphill technisch, die Abfahrt lustig

Der Uphill ist, das lässt sich nicht anders sagen, hart, aber herzlich: Schön schmal und abwechslungsreich zieht er sich geschlängelt den Berg hinauf, durchquert Wälder und bietet erste Ausblicke auf das Umland. Doch für Ausblicke bleibt wenig Zeit, denn der Trail ist größtenteils tief eingeschnitten, wer nicht aufpasst bleibt mit dem Pedal hängen und ist die längste Zeit gefahren. Als ich mit dem Pedal schließlich auch in der lehmigen Wand der Rinne eine Bodenprobe nehme, da sehe ich das erste Mal an diesem Tag einen Regenbogen: Rot, Gelb, Weiß und Grün schimmert die Erde! Ich blicke mich um und sehe die Flanke des Bergs mit neuen Augen, auch hier brechen vielerleit Gesteinsfarben durch den grünen Wald, überdacht von blauem Himmel – staunend sitze ich wieder auf und werde zwei kurze Schiebepassagen später keuchend auf eine Forststraße gespuckt, über die ich noch bis zum Gipfel gelange. Mit nur 330 Höhenmetern scheint mir der Berg etwas niedrig für den perfekten Trail, aber lassen wir uns überraschen. Der Ausblick vom Gipfel bietet dampfende Geysiere in der Ferne, das Auenland in der Nähe, hier werden Klischees erfüllt.

Steil und stufig
# Steil und stufig - aber am Wegesrand gibt es jede Menge zu gucken
Was für eine Aussicht
# Was für eine Aussicht - Wiesen, Seen, Vulkane
Wurzlig
# Wurzlig - spaßig

Nach 34 Stunden Reise nehme ich die Aussicht nur peripher wahr, dann geht meine Mission weiter. Stütze versenkt, Fahrwerk an, Lenker in Richtung Abfahrt. Ein paar sanfte Kurven später komme ich zu der Überzeugung, dass der perfekte Trail mal wieder etwas Pflege gebrauchen könnte: Tief feingeschnitten ziehen sich Rinnen durch jede Kurve. Mich stört es wenig, wie auf Schienen, eher wie auf einer Schiene ziehe ich in engen Kurven über Wurzeln, am Schräghang durch den Farnwald. Kurze Gegenanstiege wechseln sich mit malerischen Wurzelteppichen, links neben dem Trail dampft ein gelb glitzernder Schwefelofen. Dichte Flechten geben dem Trail jetzt etwas Frodoeskes, nochmal vier, fünf schnelle Kurven und ich werde auf eine Fortstraße gespuckt. Auf der anderen Seite geht’s weiter, doch obwohl das Schild „Te Ranga Continuos“ schreibt, scheint hier gar nichts kontinuierlich: Der Trail scheint schizophren, wirkt nun wie ausgewechselt!

Zweite Hälfte des Trails
# Zweite Hälfte des Trails - anhalten unmöglich, denn natürliche Sprünge und Steilkurven reihen sich lückenlos aneinander

Der Wald ist dichter geworden, doch die Kurven sind jetzt richtig schön ausgeformte Anlieger, nicht künstlich, sondern durch das Gelände vorgegeben, Wurzeln und Wellen lassen die Räder immer wieder den Bodenkontakt entsagen, auf Anhieb werden kleine Sprünge offensichtlich, an anderen Stellen erkennt mein müder Geist schon alternative Linien für eine weitere Abfahrt.Noch ein paar Mal drifte ich durch den fantastisch braunen Boden, dann verlässt Te Ranga den Wald und läuft mit einigen Kurven sanft zwischen Maccia aus. Das Gestrüpp lichtet sich und ich rolle auf den Parkplatz, auf dem nun nur noch zwei Fahrzeuge stehen. Ich halte nicht an, sondern rolle auf dem Pfad hinter dem Parkplatz weiter. Er führt bald über ein schmales Brett an einem Bach entlang. Der Bach fließt über mehrere Stufen, hinter denen sich herrliche Gumpen gebildet haben – nur leider hat das Wasser die Farbe des Trails, es ist richtiggehend braun… ob sich dennoch eine Erfrischung lohnt? Schließlich waren Mike und Doug nur zum Baden von Rotorua hierher gefahren?

Wie auf Schienen bergab
# Wie auf Schienen bergab

Ich steige aus den Bikeschuhen, streife die staubigen Socken vom Fuß und fühle das Wasser vor. Als der Schreck ausbleibt, zieht ein Lächeln über mein Gesicht: Ich bin der größte Warmduscher der Welt, und hier bin ich zuhause. Der ganze Bach vor mir hat etwa 36°C, Vulkanismus sei Dank. Ich setze mich in die Gumpe, lasse mir den Bach auf die müden Schultern rauschen und schlafe ein. Im Traum entdecke ich einen Trail, den man immer wieder fahren kann und immer neue Linien fährt, der Kurven, Sprünge, Flow und Technik kombiniert. Und wenn man genug davon bekommt, dann setzt man sich an seinem Fuß in einen heißen Bach, lockert die Waden und wäscht sich den regenbogenfarbigen Dreck von den Beinen.

Wäre das Wasser auch nur ein bisschen kälter als 36°C
# Wäre das Wasser auch nur ein bisschen kälter als 36°C - ich würde definitiv nicht grinsen.

Plötzlich schmecke ich Schwefel, verschlucke mich an irgendwas, und schrecke auf. Also alles nur ein Traum? Biken und Baden auf perfekten Trails und in warmen Bächen? Wer’s glaubt wird selig. Aber der Sicherheit halber sollte ich doch mal nach Rainbow Mountain googlen…

Von was für Singletrails träumt ihr nachts? Gibt es so etwas wie einen perfekten Trail überhaupt?

  1. benutzerbild

    TTKreischwurst

    dabei seit 08/2010

    Schöner Bericht!

    Kein Scherz, die Mutter aller Trails liegt in Neuseeland. Also los! Gesagt, getan. Nur Minuten später sitze ich im Flugzeug in Richtung Neuseeland.
    liest sich ja noch sehr gewöhnlich-langweilig und erinnert mich an meine eigenen gelegentlichen NZ-Trips zum Feierabendbiken mit den Bitches im Privatjet. smilie Die meisten Foristen werden ja auf dem Rückweg vom Antarktis-Fatbiken da noch 'nen Zwischenstop einlegen.

    Wirklich neugierig gemacht haben mich aber die Bilder #7 und #8, denn offenbar wirkt sich das schnell wechselnde "Rainbow" Feeling des Trails sogar auf Farbe und Fabrikat des eingesetzten Fahrrads aus? smilie Nix wie hin, leider hat sich Beyoncé wieder meine Gulfstream geliehen...
  2. benutzerbild

    Zask06

    dabei seit 12/2011

    Wirklich neugierig gemacht haben mich aber die Bilder #7 und #8, denn offenbar wirkt sich das schnell wechselnde "Rainbow" Feeling des Trails sogar auf Farbe und Fabrikat des eingesetzten Fahrrads aus? smilie

    Das dacht ich mir auch. smilie
  3. benutzerbild

    Mountainbiker11

    dabei seit 07/2010

    Sehr schöner Bericht! Ich habe selbst einen Monat direkt am Rainbow Mountain auf einer Farm gearbeitet und war mit diversen Weltcup mountainbiken biken. Neben den im Bericht genannten Trails gibt es aber auch direkt um die Ecke einen Tausender Vulkan von dem man bis zum Meer gucken kann, wunderschöne rennradtrecken, Wasserfälle und perfekte camping Spots. Nachts sieht man auf dem Rainbow mt übrigens auch noch Glühwürmchen. Wer also mal hin will, kann mich gerne nach Infos fragen und vielleicht kann ich sogar ne Tour mit den locals klar machen.echt zu empfehlen!

  4. benutzerbild

    MrUpdate

    dabei seit 05/2013

    Da bin ich vor drei Tage noch hochgewandert und dachte mir: wer da hoch fährt, Respekt! ^^ Der Cerosine Creek ist echt göttlich nach einem langen Tag

  5. benutzerbild

    Dunkler_Keiler

    dabei seit 12/2013

    Ökobilanz???? smilie

    Ach ja: Die üblen Floskeln: "Ausspucken" und "Das Grinsen" kann echt kein Mensch mehr in Zusammenhang mit "Biken" lesen/ hören!

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