In einer Pressemitteilung bezichtigte die Stadt Koblenz die örtliche Mountainbikeszene der Waldzerstörung und des Anlegens illegaler Trails und Sprünge. Hier ist passend dazu das Statement der DIMB IG Koblenz zu finden.

Die DIMG IG Koblenz fordert: „Traumpfade auch für Mountainbiker“

In der Pressemitteilung der Stadt Koblenz vom 09.04.2020 wird fast der Eindruck vermittelt, dass in erster Linie Mountainbiker und nicht eine vor Jahrzehnten fehlgeleitete Forstwirtschaft mit Fokus auf Fichtenmonokulturen und schnelle Renditen dafür verantwortlich sind, dass unser Wald die anhaltende Trockenheit nur schwer verkraftet. Dabei ist ein Hauptgrund für die von der Stadtverwaltung in der Pressemitteilung beklagte Situation bei der Stadt Koblenz selbst zu finden.

Mögliches Konzept besteht seit 2013

Bereits im Oktober 2013 hat die DIMB IG Koblenz im Forstausschuss des Stadtrats einen Antrag gestellt, dass Mountainbiker gerne gemeinsam mit der Stadtverwaltung Untersuchungen anstellen würden, wie man ein nachhaltiges, waldschonendes Netzwerk von naturnahen Pfaden für Mountainbiker im Großraum Koblenz gestalten könnte. Ein Konzept wurde direkt mitgeliefert.

Zu dieser Zeit war bereits absehbar, dass hierfür ein großer Bedarf besteht und dieser in Zukunft wachsen wird. Der Antrag wurde im Forstausschuss zunächst vertagt und schließlich Anfang 2014 mit großer Mehrheit in geheimer Abstimmung endgültig abgelehnt. Ein konstruktiver Dialog zwischen Stadtverwaltung und Mountainbikern wurde so vom Stadtratsgremium direkt im Keim erstickt.

Mangels Angebot entstanden inoffizielle aber attraktive Strecken

Diese Ignoranz des Forstausschusses für die Bedürfnisse der jungen und jung gebliebenen Bevölkerung führte letztendlich zur Situation, wie sie heute ist. Da es kein ausreichend gutes und großes Angebot für Biker gab, sind über die letzten Jahre auf inoffiziellem Wege einige recht attraktive Strecken entstanden.

Inoffizieller MTB-Trail in Koblenz
# Inoffizieller MTB-Trail in Koblenz
Forstarbeiten im Koblenzer Stadtwald
# Forstarbeiten im Koblenzer Stadtwald - Kahlschlag wegen Borkenkäferbefall in Fichtenmonokultur

Da diese allerdings ohne Plan entstanden sind, weisen sie Nachteile auf. Unter anderem was die Erosionsbeständigkeit, die sinnvolle Nutzung des Terrains und der Höhen sowie die in der Pressemitteilung genannten Punkte angeht. Dazu sind es auch noch immer zu wenige, um die Nutzer möglichst weit zu verteilen und dadurch die Nutzungsdichte zu reduzieren.

Traumpfade für Mountainbiker?

Auch Mountainbiker sind Teil der erholungssuchenden Bevölkerung, deren Interessen gehört werden sollten. Ende des 19. Jahrhunderts begannen z. B. Wandervereine in Hunsrück, Westerwald, Eifel und Taunus spezielle Wegenetze für Wanderer anzulegen. Jedes hunderte Kilometer lang. Warum soll so etwas nicht zu Beginn des 21. Jahrhunderts für Mountainbiker möglich sein?

Man könnte begleitend sogar viele breit planierte, schnurgerade Forstautobahnen renaturieren, von denen es in unserer Region viel zu viele gibt. Und die Natur hätte dazu gewonnen: naturnahe Pfade statt öder Forstautobahnen. Um die begehrten Premiumwanderweg-Zertifikate zu erhalten, werden auch an Rhein, Mosel und Lahn neue Pfade für Wanderer angelegt. In der Regel sogar durch hunderttausende Euros an Steuermitteln von EU und Land stark subventioniert. Die Traumpfade an Rhein, Mosel und Eifel, der Moselsteig, Saar-Hunsrück-Steig, Rheinsteig, oder die Traumschleifen im Hunsrück seien hier beispielhaft genannt.

Bedürfnisse der Mountainbiker werden ignoriert

Für diese Premiumwanderwege wird selbst die Versicherungs- und die Wegesicherungspflicht problemlos über die bereits vorhandenen Kommunalversicherungen und Vereinbarungen mit der Forstverwaltung abgedeckt. Und die Bedürfnisse der Mountainbiker unserer Region werden komplett ignoriert. Bzw. seit 2018 mit einem einzigen kurzen alibihaft ausgewiesenen, offiziellen Mountainbike-Rundweg auf breit geschotterten Forstwirtschaftswegen und teils sogar Asphalt komplett konterkariert.

Nur zum Vergleich: Man käme ja auch nie auf die Idee, alle Fußballer, Handballer und Volleyballer der Region auf einem einzigen Platz spielen zu lassen. Undenkbar.

Offizielle Strecken als Anreiz – mögliche Konzepte bestehen schon

Im Kampf um die klügsten Köpfe in Wirtschaft, Kunst & Kultur wird es die behäbige Beamtenstadt Koblenz mit solch einer Einstellung schwer haben, mit attraktiven Regionen wie München, Freiburg, dem Bodenseeraum, Zürich, Innsbruck, Wien und auf globaler Ebene Vancouver, dem Silicon Valley oder Stockholm mitzuhalten und hochqualifizierte Arbeitskräfte in die Region zu locken. Dabei hätte sie durchaus das Potential, mit Ihrer Naturnähe bei jungen Informatikern, Ingenieuren, Medizinern, Wissenschaftlern oder angehenden Studenten zu punkten.

Die in der Pressemitteilung aufgeführten Probleme der Stadtverwaltung lassen sich nach Auffassung der DIMB IG Koblenz nur durch die gemeinschaftliche Entwicklung eines attraktiven Trail Netzwerks in der gesamten Region durch Forstverwaltung und Mountainbiker lösen – wie bereits im Jahr 2013 gefordert. Naturnah, ohne Schilderwald und von Hand angelegt. Gemeinsam mit allen Bikern. Zum Beispiel über ein Web-Portal, in dem alle Biker per GPS-Track Vorschläge für mögliche Streckenführungen machen können, die dann gemeinsam mit der Forstverwaltung auf Ihre Machbarkeit untersucht werden. Idealerweise interkommunal, gemeinschaftlich mit den umliegenden Kommunen.

Positive Beispiele gibt es zuhauf

Darin läge sogar eine Chance das eher bei Senioren beliebte Großevent der BUGA 2029 im Mittelrheintal auch für eine junge und jung gebliebene Zielgruppe attraktiv zu machen. Ein die BUGA-Veranstaltungsorte verbindender Premium-MTB-Trail von Koblenz bis Bingen, parallel zum Rheinsteig, könnte z. B. die Übernachtungszahlen am Mittelrhein erhöhen, der Gastronomie neue Impulse geben, den strukturschwachen ländlichen Raum um Koblenz herum fördern und das Publikum der BUGA verjüngen. Und das nicht nur für die Zeit der BUGA sondern über Jahrzehnte hinaus. Beispiele wie so etwas gelingen kann gibt es mittlerweile zuhauf, etwa die Trailcenter in Schottland, Wales und Irland, Tschechien, Rabenberg, Beilstein, Trailpark Mehring, MTB Trails in Freiburg, Bellingham USA, Wien, Moab, Bend, Zürich und und und …

Die DIMB IG Koblenz fordert daher die Verantwortlichen in Stadt und den umliegenden Landkreisen auf, die Bedürfnisse der Mountainbiker nicht weiter zu ignorieren und gemeinsam mit uns Bikern ein attraktives Angebot zu schaffen. Sozusagen „Traumpfade für Mountainbiker“.

Die DIMB IG Koblenz lädt alle interessierten Biker, Vereine und Unternehmen ein, eine regionale Initiative „Trailnetzwerk Mittelrhein“ – „3-River Trails – Rhein-Mosel-Lahn“ zu gründen. Hierfür suchen wir dringend Mitstreiter und Förderer, die bei Organisation und Kommunikation helfen möchten. Denn die DIMB IG Koblenz blieb leider seit 2013 weitestgehend, mangels freier Zeit durch Beruf und Familie, eine One-Man Show. Und diese One-Man Show hat leider nicht die Zeit, sich den wohl unvermeidlichen jahrelangen Behördenmarathon alleine anzutun.

Wer die Idee unterstützen möchte, kann uns unter [email protected] kontaktieren und hier mit einem Geldbetrag helfen. Weitere Informationen gibt es zudem auf unserer Facebookseite.

Was sagt ihr zum Statement der Stadt Koblenz und der Antwort der DIMB?

Informationen und Bilder: Pressemitteilung DIMB IG Koblenz
  1. benutzerbild

    JensDey

    dabei seit 01/2016

    "Sport nur auf Trails in den Korridoren ausüben". Wenn nicht der Buddeln gemeint war, heisst das klar, dass der Mountainbiker außerhalb nicht erwünscht ist. Wenn es anders gemeint ist, sollte man es auch so formulieren.
    "Vorhandene Wege außerhalb der Korridore dürfen entsprechend LWaldG weiterhin befahren, aber nicht mehr verändert werden."
    Aber wozu klar beschreiben, wenn es auch diffus geht.

    Edit: ich wünsche euch nur das Beste!

  2. benutzerbild

    xyzHero

    dabei seit 04/2011

    Liest sich aber schon so, als wäre das MTB nur mehr in den Korridoren erlaubt:

    Anhang anzeigen 1265852
    Also wirklich, zusätzlich zu dem vorhandenen Angebot, so wie du es (be-)schreibst, Wanderwege plus die ausgewiesenen MTB Strecken im Korridor smilie?

    Wie oben schon beschrieben, sind die Korridore ein zusätzliches Angebot. Das Befahren im Rahmen des LWaldG ist weiterhin möglich, wenn auch aus meiner persönlichen Sicht im Stadtwald nicht wirklich attraktiv.

    Gruß xyzHero
  3. benutzerbild

    Cycliste17

    dabei seit 11/2016

    Dann ist doch jetzt alles in Ordnung. Die Bürokraten haben ihr Regelwerk und sind damit glücklich, die Biker dürfen weiter fahren. Nur buddeln darf man jetzt an erlaubten Stellen. Nach Corona normalisiert sich das sowieso. Die Leute, die zwangsläufig zum Radfahrer wurden reduzieren sich wieder. Übrig bleiben die Biker. Interessiert dann auch bald keinen mehr ob hier und da Strecken wieder optimiert werden.

  4. benutzerbild

    Tbuschi

    dabei seit 01/2018

    Dann ist doch jetzt alles in Ordnung. Die Bürokraten haben ihr Regelwerk und sind damit glücklich, die Biker dürfen weiter fahren. Nur buddeln darf man jetzt an erlaubten Stellen. Nach Corona normalisiert sich das sowieso. Die Leute, die zwangsläufig zum Radfahrer wurden reduzieren sich wieder. Übrig bleiben die Biker. Interessiert dann auch bald keinen mehr ob hier und da Strecken wieder optimiert werden.
    Ich hoffe es wird so werden smilie
  5. benutzerbild

    Cycliste17

    dabei seit 11/2016

    Das gleiche Spiel hier in Berlin. Über 20 Jahre wurde am Teufelsberg gefahren und gegraben. Sogar in die BIKE hatte es der Spot Ende der 90er mal geschafft. Jetzt Corona, die halbe Stadt tritt sich im kleinen Grunewald am Wochenende auf die Füsse. Dazu Unmengen neue Radfahrer. Konflikte vorprogrammiert. "Plötzlich" will man da illegale Trails entdeckt haben. Der Müll der Fussgänger und unendlich viele neue Trampelpfade quer in die Botanik spielten keine Rolle. Der böse Kampfradler ist schuld! Die zerstören da die Natur.
    In ein paar Jahren wird's wie vorher. Die Biker fahren wie vor Corona und die Touri's stehen wieder da und filmen. Die Corona-Radfahrer haben das Bike dann längst bei eBay verkauft.

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