Wer die News hier verfolgt hat, wird nicht überrascht sein: GT hat uns zur Vorstellung der Modelle Sensor und Force nach Utah eingeladen. Wir haben die Möglichkeit genutzt und den Aufenthalt dort etwas verlängert – gemeinsam mit Kollegen aus Italien und Deutschland ging es anschließend noch 1600km durch Utah und Colorado um neben Park City noch andere Strecken auszuprobieren. Die Berichte erscheinen Semi-Live und erzählen Geschichten von unterwegs – viel Spaß!

Biken

Unsere Ausfahrt beginnt ziemlich direkt beim Hotel, gelegen bei der Silver Lake Lodge in Park City, nur eine Stunde Süd-Östlich von Salt Lake City. Von hier, bereits auf 2500m Höhe, befördert uns der Sterling Express auf 9100 Fuß, was immerhin fast 2900m sind. Oben treten wir ein paar Meter zum Aussichtspunkt und schauen über die Berge, Täler und Seen. Zum Teil findet sich noch Schnee, und auch wenn die Bäume sich recht hoch halten: Ein beeindruckendes Panorama, ganz schön anders als das, was man in den Alpen zu sehen kriegt: Karger, aber weniger schroff.

Sicht aus dem Bike-Gebiet
# Blick aus dem Bike-Gebiet

Wir biegen also zunächst einmal auf einen einfacheren Trail: „Road to Ruby“ windet sich in langen Geraden mit kleinen Sprüngen, die alle problemlos gerollt werden können, und einigen Steilkurven durch die Grasflanke des Bald Mountain. Was gleich auffällt: Der Untergrund ist extrem staubig und steinig, direkt hinter jemandem zu fahren ist eigentlich keine gute Idee, es sei denn, man fährt so nah auf, dass der Staub noch nicht aufgestiegen ist.

Steinig, staubig, spaßig - Ale Di Lullo
# Steinig, staubig, spaßig – Ale Di Lullo

Weil wir ja eigentlich Erfahrungen auf einem All-Mountain Rad sammeln sollen scheppern wir nicht nur bergab ins Tal, sondern entscheiden uns, den „Flagstaff Loop“ mitzunehmen. Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich bei diesem Trail nicht um eine reine Abfahrt, sondern um eine Runde mit Anstiegen und Abfahrten. Das macht viel Spaß und hilft, das Rad besser kennen zu lernen – nur an den Anstiegen sollte man es ruhig angehen lassen, nur wenig unter 3000m Höhe merkt man die fehlenden roten Blutkörper doch deutlich.

Mid-Mountain - der Trail macht in beide Richtungen Spaß - Ale Di Lullo
# Mid-Mountain – der Trail macht in beide Richtungen Spaß – Ale Di Lullo

Bis auf einige schwerere Abfahrten dürfen alle Trails in beiden Richtungen befahren werden. Als wir recht sportlich um eine Kurve fetzen und an drei Bikerinnen im Uphill vorbei schießen, werfen sie uns an den Kopf: „You guys fucking suck!“ und wir fragen uns, wie das mit den bidirektionalen Trails eigentlich gedacht ist. Die Antwort: Folge den Trail-Rules: Uphill-Biker haben Vorfahrt, bergab wird vorausschauend gefahren und mit einem Tempo, bei dem man im Sichtbereich anhalten kann, außer man ist auf einem reinen Downhill. Wir schieben die Schuld mit einem „Mi Scusi“ unseren italienischen Mitfahrern in die Schuhe und nehmen uns vor, in Zukunft weniger zu Rasen.

Flow und Speed im oberen Teil des Trails - Ale Di Lullo# Flow und Speed im oberen Teil des Trails – Ale Di Lullo

Über einen kurzen Uphill auf „Moose Bones“ erreichen wir schwereres Terrain: TG und Payroll sind mit dem schwarzen Diamanten gekennzeichnet, der für anspruchsvolle Singletrails steht. Die Skala entspricht der vom Skifahren im Winter: Es geht mit Blau gestrichelten Wegen los (fast Forstpisten), über Blau (Singletrails ohne Schwierigkeiten), Schwarz (einige Stufen und enge Kurven) bis Doppelt Schwarz (Echte Stein- und Wurzelfelder). Auf den Double Black Diamond Strecken stiegen einige der Journalisten ab, hier wird man durchaus gefordert – wer jedoch häufig artgerecht mit dem Downhiller unterwegs ist, wird auch hier nicht von unmöglichen Hindernissen überrascht.

So grün ist es nur im Frühsommer - Ale Di Lullo# So grün ist es nur im Frühsommer – Ale Di Lullo

Stattdessen sind die meisten Trails deutlich flacher und mit größeren Kurven gebaut, als man sie bei uns kennt. Dadurch macht man trotz „nur“ 350-700hm wesentlich mehr Strecke pro Abfahrt, kann häufiger die Bremsen aufmachen und sich in den Flow fahren. Grund ist natürlich, dass diese Wege tatsächlich für Biker angelegt wurden und nicht wie in den Alpen oft auf alten Wanderwegen basieren, die dazu dienten jemanden von A nach B zu bringen. Besonders Empfehlenswert ist dabei der kurze Trail „Payroll“, seine Steilkurven und gut gebauten Sprünge machen ab der ersten Abfahrt Spaß, erlauben aber noch einige Variation. Die Kurven sind teils mit tiefem, leichten Staub gefüllt und erlauben es richtig schön kontrolliert zu rutschen. Im Anschluss hat man die Qual der Wahl: Per Mid-Mountain zurück zum Ausgangspunkt gondeln, oder nach links noch eine Tour anhängen?

Charakteristisch: Die Birkenwälder - Ale Di Lullo# Charakteristisch: Die Espenwälder – Ale Di Lullo

Wer Lust und Zeit hat, kann auf dem Mid-Mountain über 30km am Hang entlang fahren, quasi immer der Höhenlinie folgend mit nur kleinen Anstiegen aber jeder Menge Kurven und Wellen. Er verbindet die meisten Trails und bildet quasi das Rückrat des Netzwerkes. Wir nehmen ihn für 10km, bevor wir auf „Crescent Mine“ abbiegen und schließlich auf „Eagle“, um auf seinen nicht enden wollenden Steilkurven bis nach Park City ins Tal zu düsen.

Payroll rockt!
# Payroll rockt!

Weitere zwei Stunden verbringen wir auf einer Runde, die uns von einem lokalen Guide gezeigt wird. Mit einigen Zwischenanstiegen geht es über die Grenzen des ausgeschilderten Trail-Netzes hinaus, und auch hier finden sich einige Schmankerl. Der namenlose Trail führt über, das lassen wir uns sagen, exakt 74 Steilkurven, zwischen denen man wie bei einer Achterbahn durch ein dicht begrüntes Tal schießt, bis auf 1800m herunter, von wo man über einen technischen, aber flowigen Uphill wieder zur Snow Park Lodge auf 2190m gelangt. Ab da führt der Lift über den Hügel (seltsamerweise nicht nur bergauf, sondern auch wieder ca. 100hm runter) zurück ins Silver Lake Village, sehr komfortabel.

Kleine Sprünge sorgen für Abwechslung - Ale Di Lullo
# Kleine Sprünge sorgen für Abwechslung – Ale Di Lullo

Wir nehmen nochmals den Lift nach oben und fetzen über TG, TG2, MidMountain und Spiro bis nach Park-City runter, die Lungen sind voller Staub, die Beine voller Adrenalin von dieser Abfahrt. Ab jetzt wird nur auf hohem Niveau gejammert: „Boah, ich muss dauernd husten!“ – „Ja, ich hatte auch schon Nasenbluten heute Nacht!“ – „Ich hab nichts gesehen!“. Was sagt uns das? Die Trails sind genial. Was wir uns jetzt verdient haben: Icecream! Wir gönnen uns Waffeln mit Zucker-Cookie Rand, wählen Cookie-Dough und Peanut Butter Pecan und staunen nicht schlecht über die Portionsgröße.

Empfehlenswert: Ein Eis nach getaner Arbeit
# Empfehlenswert: Ein Eis in der Chocolate Factory, Park City nach getaner Arbeit. Auch die Fudges, Brownies und Cakes sind nicht zu verachten – es sei denn, man ist gerade auf Diät. 

Jetzt gilt es zurück ins Silver Lake Village zu kommen. Da wir den Bus (fährt alle 30 min.) gerade verpasst haben, und es nur 350hm sind, entscheiden wir uns selbst zu treten um uns das Abendessen zu verdienen. Der Anstieg ist im wesentlichen eine lange Gerade mit Gegenwind, dann eine Haarnadel und noch eine Gerade ohne Wind, aber mit sengender Hitze. Auch wenn das Eis oben vermutlich noch nicht verbrannt ist fühlen Stefan und ich uns völlig gerädert, es sind mindestens zwei, drei Cola rausgeschwitzt. Vor allem aber staunen wir nicht schlecht, als uns Chris und Jens schon mit einem Bier in der Hand begrüßen. Die zwei hatten nach der Hälfte kapituliert und den Daumen rausgehalten als der Bus vorbei kam – alles klar, Prost!

Bitte rechts oben im Uhrzeigersinn starten: Fahren, gucken, trinken
# Bitte rechts oben im Uhrzeigersinn starten: Fahren, gucken, trinken

Als Abendprogramm hatte GT zur Pumptrack-Challenge aufgerufen. Der vielleicht etwas unrunde, aber dennoch spaßige Kurs war extra für das Presse-Camp aufgebaut worden und wird leider nicht bestehen bleiben. Nachdem Dan Atherton gezeigt hatte, dass er immer noch ziemlich geschmeidig BMX fahren kann und den Rest des Feldes mit seiner Zeit beeindruckt hatte, besonnen sich die restlichen Starter darauf Spaß zu haben. Besonders das französische Team ging dabei ziemlich steil, in ihrer Fankurve ging es am allermeisten ab. Zwei junge Locals (8 und 11) beeindruckten mit sauberem Fahrstil und respektablen Kurszeiten, am Schluss gab es Preise für die Jüngsten, die Langsamsten und den mit der weitesten Anreise.

Die französischen Journalisten treiben ihren PR-Mann in den Sturz - Ale Di Lullo
# Die französischen Journalisten treiben ihren PR-Mann in den Sturz – Ale Di Lullo

Verfolgungsjagd - Wer würde jetzt nicht Gas geben? - Ale Di Lullo
# Verfolgungsjagd – Wer würde jetzt nicht Gas geben? – Ale Di Lullo

Dan  Atherton siegt, Hans Rey gibt sich die Ehre - Ale Di Lullo
# Dan Atherton siegt, Hans Rey gibt sich die Ehre – Ale Di Lullo

Essen, Sonnenuntergang, Stimmung - Ale Di Lullo
# Essen, Sonnenuntergang, Stimmung – Ale Di Lullo

Pump it up
# Pump it up

Nach Sonnenuntergang wird es auf 2500m Höhe schnell frisch – wir haben deshalb schnell unsere Sachen gepackt und den Bus nach Park City genommen. Auf der Main-Street gibt es einige Bars, in denen der Abend ausklang. Morgen berichten wir vom zweiten Stop unserer Reise – es geht nach Fruita in Colorado.

Reisen

Park City ist eine verschlafene Kleinstadt eine Stunde südöstlich von Salt Lake City im Herzen des Bundesstaats Utah mitten in den USA. Außer ein paar Brauereien, Bergsport-Geschäften und einem Outlet-Store gibt es hier an sich wenig zu entdecken, wäre da nicht die Landschaft außen herum.

Land of the free, home of the brave

# Land of the free, home of the brave

Park City, Main-Street - mehr bietet der Ort nicht

# Park City, Main-Street: Bars, Shops, Icecream – mehr bietet der Ort nicht, muss er aber auch gar nicht.

In den Wäldern um Park City gibt es auf jeden der Einwohner ungefähr 100m Singletrail für Biker und Wanderer. Bei etwas über 7000 Einwohnern macht das immerhin 700km Trails, das meiste davon ist miteinander verbunden, viel lässt sich mit Lift und Bus kombinieren.

Dvr Summer Trail Map by spankrider

Alkoholische Getränke lässt der Staat Utah nur bis 1 Uhr morgens und nur an Gäste älter als 21 Jahre ausschenken. Der Zutritt in Bars ist ebenfalls nur solchen gewährt, es wird durchaus auch bis ins hohe Alter nach dem Ausweis gefragt – ohne wird rigoros kein Einlass gewährt. Zum lokalen Wasatch Beer gibt es wenig wirklich Utah-spezifisches zu essen, stattdessen einfach amerikanisch: Cheese Maccaroni, South Western Chicken und natürlich jede Art von Burgern und Steakes, einzig die Forelle (Trout) in der Wasatch Brewery kam aus den Seen der Umgebung.

Reiseinformationen

Hinkommen: Delta fliegt direkt ab Frankfurt nach Salt Lake City. Der 11h Flug kostet etwas mehr als 1000€, alternativ fliegen British Airways über London und Air France über Paris von vielen Deutschen Großstädten zu ähnlichen Preisen. Ab dem International Airport sind es 45min. Auto über Highway und Landstraße bis Park City, von wo aus Touren beginnen. Ein geschlossenes Gondel-Netz gibt es aber erst im Deer Valley, was nochmals 15min. mit dem öffentlichen Bus -welcher Biker samt Rad gratis mitnimmt, sind. Die vermutlich beste Lage hat eine Unterkunft im Silver Lake Village, von wo aus man die allermeisten Trails leicht erreicht.

Unterkommen: Bei den meisten Unterkünften handelt es sich eigentlich um Ski-Resorts, in der Neben-Saison Sommer sind sie vergleichsweise billig. Dafür gibt es dann Pool, Hot Spa, Gas-Kamin und noch viel mehr Luxus, den kein Mensch braucht. Wer Campen möchte, kann dies im Wohnmobil / Camper auf ausgeschriebenen Parkplätzen tun, nachts sinken die Temperaturen aber auch im Sommer Richtung 10°C.

Beste Zeit: Das Deer Valley ist das drittgrößte Skigebiet der USA – es fallen wort wörtlich meterweise Schnee, die Saison dauert den Frühling über an. Meist sind jedoch ab Mitte Mai beste Bedingungen zum Biken, die Temperaturen sind am Anfang des Sommers auch noch nicht so heiß, bei tagsüber 25°C ist es sehr angenehm. Juli und August können brutal heiß werden, schöner wird es dann wieder im September, wenn sich auch das Laub färbt und es Indian Summer wird. Achtung: Die Lifte gehen nach dem Winter in Revision und öffnen erst Mitte Juni für Biker, Sommer-Saison ist dann bis Anfang September.

Kosten: Die Tageskarte kostet 38$ (Aktuell sind das ziemlich genau 30€), das 5-Sterne Hotel „Chateaux“ bietet das Doppelzimmer für 149$, die zweite Nacht kriegt man bei seinem ersten Besuch geschenkt. Es sind auch etwas günstigere Hotels verfügbar, generell ist das Preis-Niveau aber eher sportlich. Der Bus nimmt Biker gratis mit und macht ebenfalls einige wertvolle Höhenmeter und verkehrt alle 30 Minuten.

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Wer von euch war schon in Park-City unterwegs?

  1. benutzerbild

    Nikolaus89

    dabei seit 01/2011

    swjo001 hat recht

  2. benutzerbild

    pom

    dabei seit 01/2007

    Es kommt auf die Person an, mir haben die 900 HM Uphill auf den ~3300 Meter hohen Mammoth Mountain gar nichts ausgemacht,
    aber die 4421 Meter des Mount Whitney (leider ohne Bike) waren heftig smilie Schöner Bericht, da könnte ich auch mal vorbeischauen.

  3. benutzerbild

    nuts

    dabei seit 11/2004

    Ai, da hab ich in Bio nicht aufgepasst und im Wald nicht genau hingeschaut. Hatte geglaubt, "Aspen" wäre Englisch für "Birke", aber die Bäume da heißen tatsächlich im Deutschen Espen... wieder was gelernt, Danke dafür!

  4. benutzerbild

    clemson

    dabei seit 08/2001

    Sehr fein....

  5. benutzerbild

    icemlmo

    dabei seit 03/2008

    Scheint nett zu sein!
    Definitiv ein schöner Bericht.

    Frage ist nur, ob man sich einen Flug nur deshalb antut.
    Ist aber sicher einen Stopp wert, wenn man eh schon drüben ist. smilie

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