Die Kultgabel ist wieder da: Seit Anfang 2013 kehrt die Pike wie im Sturm zurück an die Front zahlreicher Enduro-Bikes. 160 mm Federweg, diverse Einstellmöglichkeiten und ein bestechend geringes Gewicht machen Rock Shox‘ neu aufgelegten Allrounder interessanter denn je. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatten wir beide Modelle (Solo Air und Dual Air) in einem Einzeltest. Nun wollten wir wissen, wie sich der Hecht verhält, wenn man ihn ins Becken zu den anderen Fischen schmeißt. Nach einer kleinen Pause am Wochenende findet ihr mit der Rock Shox Pike die Fortsetzung unserer großen Enduro-Federgabel-Testserie.  

Foto Jens Staudt RockShox Pike Test-6465
# Rock Shox Pike RCT3 Solo Air: Nach UVP beläuft sich die Pike auf 907 Euro, doch nahezu überall bekommt man die Gabel bereits zu Preisen um die 600 Euro. 

Zum Produkt: Rock Shox Pike RCT3 Solo Air

Die neue Pike soll da anknüpfen, wo ihr Vorgänger aufgehört hat: als Allroundgabel an allen Variationen hubstarken Mountainbikes. Vor allem aber bewirbt Rock Shox die Pike als waschechte Enduro-Gabel, die auch den knallharten Race-Einsatz nicht scheuen muss. Nicht zuletzt deshalb dürften die Standrohre der Pike wohl schwarz gefärbt sein, was der Gabel den Look einer „Blackbox“-Entwicklung (Blackbox = Rock Shox Entwicklungs- und Tuningabteilung) geben soll.

Anders als an vielen anderen Gabeln in unserem Test lassen sich die Standrohre der Pike zugunsten der Steifigkeit mit einem Durchmesser von 35 mm bemessen. Im Inneren der Standrohre sitzt auf der linken Seite die „Solo Air“ genannte Luftfedereinheit, auf der rechten Seite befindet sich die „Charger“ getaufte Dämpfungskartusche. Alles in allem bringt die Pike damit 1.881 Gramm auf die Waage.

Überblick

  • leichte 1.881 Gramm Gewicht
  • externe Einstellmöglichkeiten: Zugstufe, Low-Speed-Druckstufe, 3-stufige Druckstufe (Open, Pedal & Lock) und Luftdruck
  • Listenpreis bei nur 907 Euro
  • aktueller Straßenpreis bei 629 Euro (160 mm, 27,5″ Version)
Foto Jens Staudt RockShox Pike Test-6470
# Einstellknöpfe der „Charger“-Dämpfungskartusche 
Foto Jens Staudt RockShox Pike Test-6469
# Zugstufeneinstellung am unteren Ende der Gabel

 

Handhabung der Pike RCT3 Solo Air

Erstaunlicherweise gibt es immer noch (oder wieder?) Steckachsen, die nur mit Mühe zu lösen sind. Das Maxle Lite genannte System ist das komplette Gegenteil: Den Hebel umlegen und rausdrehen – intuitiv, schnell und satt einrastend. Die angenehm abgerundeten Kanten machen die Bedienung von Achse und Knöpfen zu einer Freude. Das Einstellen der Dämpfung erfolgt feinfühlig, so kann die Low-Speed-Druckstufe über 13 Klicks eingestellt werden – die 3-stufige Druckstufe, welche eine Art Plattform darstellen soll, ist in die Schritte „Open“, „Pedal“ und „Lock“ unterteilt. Was den einen freut, weil er damit für unterschiedliche Streckentypen unkompliziert das richtige Setup findet, stört unter Umständen den Racer, der noch die ein oder andere Zwischenposition suchen könnte. Die Einstellung der Federkennlinie erfolgt über Volumenspacer (bei RS Tokens genannt), die man in der Luftkammer platziert. Eine Veränderung die man sicherlich nicht oft durchführt, die jedoch eine spürbare und eindeutige Veränderung herbei ruft.

Foto Jens Staudt RockShox Pike Test-6473
# Zwar bietet die Pike nicht so viele externe Einstell-Optionen wie bei Manitou (HSC, LSC und LSR) oder bei BOS (HSC, LSC und LSR) der Fall, jedoch reichen die vorhandenen Einstellmöglichkeiten vollkommen aus und sind intuitiv zu bedienen. 

Fahreindruck Rock Shox Pike RCT3 Solo Air

Markus

Die Pike hat mich optisch direkt angesprochen und sieht im schicken Schwarz sehr hochwertig aus, zudem ist die Gabel mit knapp 1.900 Gramm sehr leicht für diese Gabelkategorie. Beim ersten Aufsitzen fühlte ich mich sofort sehr wohl: die Gabel spricht sehr fein an und bewies sich auch bei längeren Abfahrten als sehr komfortabel. Aus meiner Sicht – da ich gerne mit wenig Druckstufendämpfung fahre – war es besonders erfreulich, dass die Pike auch bei geringer Low-Speed-Druckstufe hoch im Federweg bleibt. Geht es dann auf dem Trail richtig zur Sache, zeigt sie sich sehr schluckfreudig und komfortabel, gleichermaßen aber auch sehr lebendig, da sie nie im Federweg stecken bleibt und man immer genügend Federweg zur Verfügung hat.

Tuning-Tipp Race: Den im Lieferumfang enthaltenen Luftspacer verwenden, damit sie etwas mehr Endprogression bekommt und bei Steilstufen noch etwas höher im Federweg bleibt.


# Markus lässt es auf den Trails in Finale Ligure ordentlich fliegen: die spritzige Pike animiert den Fahrer, an Kanten das Vorderrad abzuziehen und Sprünge einzuleiten. 

Maxi

Auch wenn ich die Pike schon einige Male gefahren war, so war für mich unser Test in Finale Ligure der erste direkte Vergleich zur immer stärker werdenden Konkurrenz auf dem Enduro-Federgabelmarkt. Schon zu Anfang machte die Pike dank ihrer simplen, aber zielführenden Einstellungslogik Freude: dank aufgedruckten Luftdruckempfehlungen, eines ausreichenden, jedoch nicht zu großen Einstellungsumfangs von Low-Speed-Druck- und Zugstufe war schnell ein gutes Set Up gefunden.

Auf den anfangs noch flowigen Trails zeigte sich die Pike sensibel, stand hoch im Federweg und sorgte dank einer spritzig direkten Charakteristik für viel Spaß auf dem Bike. Kleine Kanten nahm die Pike sauber auf und gab kaum Lastspitzen an den Fahrer weiter. Dennoch zeigte sich die Gabel keineswegs „plush“ (sehr weich). Die Pike ist sportlich straff, was nicht zuletzt auf die Low-Speed-Druckstufe zurückzuführen ist.

Wurde es richtig ruppig und die Geschwindigkeit höher, hatte ich das Gefühl, als würde die Gabel zwar schnell Federweg zurückgewinnen und so eine annähernd konstante Fahrposition über dem Rad ermöglichen, was mir viel Sicherheit über dem Bike bescherte. Gleichermaßen hatte ich aber auch das Gefühl, als könne das Vorderrad dem Untergrund teilweise nicht schnell genug folgen, was hier und das zu Traktionsverlust führte. Hinzu kam, dass die Gabel bei besonders harten Schlägen etwas zu tief in den Federweg rauschte, wenngleich sie kein einziges Mal durchschlug.

Kurzerhand wurde die Gabel angepasst: Dank der mitgelieferten Volumenspacer ließ sich die Kennlinie sehr gut auf die individuellen Vorlieben und Wünsche des Fahrers anpassen. Nach dem Einbau der Volumenspacer präsentierte sich die Pike so, wie ich sie haben wollte – abgesehen von der kleinen, jedoch nur geringfügig spürbaren Problematik mit der Traktion und der damit etwas unsaubereren Linienwahl. Nichtsdestotrotz konnte die Pike auf voller Linie überzeugen.


# Die Pike weiß ihren Federweg effizient zu nutzen, ohne darin zu versacken. Wird es jedoch richtig heftig, hat die Gabel teilweise leichte Probleme die Traktion aufrecht zu erhalten.

Rock Shox Pike RCT3 Solo Air: Gesamteindruck aller Tester

Die Pike ist eine der komfortabelsten Gabeln im Test und das obwohl sie keineswegs weich („plush“) ist. Zwar spricht die Pike feinfühlig an, doch ist sie straff und steht hoch im Federweg, wodurch sie ihre 160 mm Hub effizient zu nutzen weiß. Die Gabel beherzigt die Philosophie: so wenig Federweg freigeben wie möglich, aber so viel wie nötig. An dieser Stelle sollte jedoch erwähnt sein, dass die Kennlinie der Pike im Auslieferungszustand recht flach ausfällt, weshalb sich schwere Fahrer oder jene, die sich gern schnell durch hartes Gelände bewegen, früh mit den Anpassungsmöglichkeiten des Luftkammervolumens beschäftigen sollten.

In Sachen Traktion ist die Pike ihren Mitbewerbern von BOS und Manitou etwas unterlegen, und das, obwohl die Gabel durch eine schnelle Federwegsrückgewinnung überzeugt. Dennoch waren die beiden genannten Modelle etwas satter (klebten förmlich am Boden) auf der Strecke. Die Pike hingegen kann durch Spritzigkeit begeistern, was abseits der Rennstrecke viel Spaß bedeutet. Mit der Pike lässt sich bedenkenlos jede noch so große Sprung-Linie in Angriff nehmen. Ein echter Alleskönner eben.

Ein kleines, jedoch durchaus erwähnenswertes Manko an der Pike ist die schlechte, oder besser gesagt sehr dünne Beschichtung. Keine andere Gabel hatte so schnell Kratzer die bis auf das Casting-Material reichten wie die Pike. Evtl. auch ein Grund dafür, wie Rock Shox das geringe Gewicht der Gabel zustande bringt.

Schwarze Standrohre - muss eine Pike sein :)
# Schwarze Standrohre – das muss eine Pike sein (grins)
Foto Jens Staudt Finale Ligure Impressionen Federgabeltest-6114
# Beim SAG-Einstellen in Finale Ligure. 

 

Wen spricht die Rock Shox Pike an?

Keine Gabel im Test ließ die Tester mit so einheitlichen Fahreindrücken zurück wie die Pike. Auch wenn es hier und da kleine Meinungsdifferenzen gab, so sind sich dennoch alle einig, dass die Pike nahezu jeden geländeliebenden Enduro-Biker ansprechen dürfte. Besonders die Möglichkeit, die Gabel unkompliziert und für jeden Fahrstil anzupassen, macht die Pike zu einer echten Jedermann-Gabel. Selbst Profis finden ihre Freude an der Pike – da stört es auch nicht, dass Rock Shox keine externen Einstellmöglichkeiten der High-Speed-Druckstufe bereit stellt.

Test Rock Shox Pike RCT3 Solo Air – Fazit

Leicht, unkompliziert und mit einer sehr guten Performance - die Pike kann wirklich jeden begeistern. Zwar ist die Pike in Sachen Traktion den Mitbewerbern von BOS und Manitou unterlegen, doch kann sie das durch ihre anderen Attribute wieder wettmachen. Nicht nur, dass die Gabel hoch im Federweg steht und diesen sehr effektiv zu nutzen weiß, auch lässt sich die Gabel leicht und für jeden verständlich individuell auf alle Vorlieben anpassen. Rock Shox ist es mit der Pike gelungen eine Gabel auf den Markt zu bringen, die sowohl Einsteiger als auch Spezialisten begeistern kann.

Artikelbild

Pro / Contra

Pro

  • gutes Ansprechverhalten
  • effektive Federwegsnutzung
  • gute Preis-Leistung (noch besser, wenn man den Straßenpreis betrachtet)
  • unkompliziert

Contra

  • Beschichtungsstärke (Lackqualität) eher mittelmäßig

Fakten zur Rock Shox Pike RCT3 Solo Air

Ermittelte Werte:

  • Maximaler Federweg: 160 mm
  • Maximal genutzter Federweg: 159 mm
  • Einbauhöhe: 552 mm
  • Gewicht: 1.881 Gramm

Erhältlich in/mit:

  • Federweg (mm): 140 (29″), 150, 160 (getestet)
  • Laufradgröße: 26″, 27,5″ (getestet), 29″
  • Gabelschaft: Alu tapered
  • Achse: 15 mm, werkzeuglos gesteckt und verspannt
  • Farben: Schwarz

Informationen:

  • Material: Aluminium, Magnesium
  • Federung: Luft
  • Einstellbarkeit: Low-Speed-Druckstufe, 3-stufige Druckstufe (Open, Pedal & Lock), Zugstufe, Luftdruck
  • Dämpfung: Motion Control DNA, Charger Dämpfer (geschlossene Kartusche)
  • Standrohre: 35 mm
  • Bremsenaufnahme: Disc, Postmount 6“ (160 bis 200mm Bremsscheibe)
  • Preis UVP: 907 €

Preisvergleich RockShox Pike RCT3 Solo Air

 

  1. benutzerbild

    botti

    dabei seit 10/2008

    Hi RS Gabel Gemeinde,
    ich fahre seit 2011 eine 150mm Fox Talas tapered 32mm mit Kashima Beschichtung. Wenn man nicht jährlich eine Wartung bei Toxoholic macht verliert man die Garantie. Die Gabel ist unsensibel bei Unebenheiten wie steinige Wege, oder angetrocknete Reifenspuren. Hier wird nichts glatt gebügelt. Nach 2 Jahren gebrauch knackste die Kabel an den Holmen in der Krone. Habe die Gabel eingeschickt und eine neue erhalten. Musste aber 150€ für den Service bezahlen. Nun 2 Jahre später, ergo heute, knackst die Gabel wieder an derselben Stelle. Das geht einem ganz schön auf die Nerven. Und das Knacksen wird immer lauter. Ergo werde ich die Gabel wieder einsenden, aber den Service nicht bezahlen. Das ägert mich jetzt so, dass ich eine RS Pike solo air mit 150mm gekauft habe. Ich freue mich, weil ich sie diese Woche noch erhalte. Mal sehen wie sie ist. Ich haben ja den Vergleich mit meiner FOX.

  2. benutzerbild

    Sven87

    dabei seit 08/2014

    Hallo zusammen....
    ich bin z.Zt dabei mir aus meinem Scott Genius 720 ein Enduro aufzubauen....jetzt würde ich mir gerne die aktuelle Pike zulegen bin mir aber durch das Qualitäsproblem der Lackierung der Tauchrohre extrem unsicher!
    Hat denn RS das Problem am 2016er Modell in den Griff bekommen?

  3. benutzerbild

    knappo

    dabei seit 05/2013

    hi, Lackierung der pike ist ok.
    meiner Meinung nach aber auch nicht schlimm, wenn ein Enduro oder dessen Gabel ein paar Kratzer hat, solange diese nicht an den Standrohren sind.
    Was soll das "Qualitätsproblem" sein? Läufer, Orangenhaut, raue Oberfläche, blasen, abplatzen, Standfestigkeit?

  4. benutzerbild

    Sven87

    dabei seit 08/2014

    waren denn die bisherigen Lackprobleme "nur" bei den Tauchrohren oder auch Standrohren?
    Und was ist mit der Dichtigkeit habe gehört das die Gabel einen nach so einem Tag Bikepark mit nem Service bestraft weil sich Dichtungen verabschieden o.Ä

  5. benutzerbild

    knappo

    dabei seit 05/2013

    die Standrohre sind nicht lackiert, sondern beschichtet. wahrscheinlich mit Nitrid. Wir sind mit 3 Jungs fast jedes WE im bikepark (alle pike). Keiner von uns hat jemals einen Gabelservice gemacht oder Probleme mit den Dichtungen gehabt. In den parks ist momentan an fast jedem Enduro ne pike verbaut.

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