Rocky Mountain Altitude 790 im Test: Die kanadische Kultmarke Rocky Mountain präsentierte letztes Jahr auf der Eurobike ihr komplett neues Altitude, welches mit 27,5″-Laufrädern und einer interessanten Geometrieverstellung für Aufsehen sorgte. Wir hatten die Möglichkeit, dem Rad im Rahmen unserer Test-Reise am Gardasee einmal ordentlich auf den Zahn zu fühlen.

Die Kanadier haben das Rad gemeinsam mit ihrem Teamfahrer Wade Simmons entwickelt und auch für den Einsatz im groben Gelände auf 27,5″-Laufräder. Die größte Besonderheit des Rades ist allerdings das Ride9 genannte System, womit sich nicht nur die Geometrie, sondern auch die Kennlinie auf den Fahrer anpassen lässt. Die 150 mm Federweg am Heck des All Mountains sollen sich somit je nach Einsatzzweck und Fahrervorliebe entweder linear oder eben progressiv auslegen lassen. Ob das System in der Praxis überzeugen konnte, erfahrt ihr in diesem Kurzfahrbericht.

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# Markus Biehler hat sichtlich Spaß mit dem verspielten 27,5″-Bike

Der erste Eindruck

Als wir das Rocky Mountain Altitude das erste Mal in die Hände bekamen, waren wir von der Optik des Rades schnell angetan. Die Kanadier spendieren ihrem jüngsten Spross eine sehr aufgeräumte und ruhige Optik. Dies liegt zum einen an der Linienführung, welche die Sitzstreben nahezu parallel zum Oberrohr verlaufen lässt, aber auch an der edlen Lackierung sowie den innenverlegten Zügen. Neben den üblichen Kabeln verschwindet auch die Leitung der Rock Shox Reverb im Inneren des Carbon-Rahmens. Bei der Ausstattung ging man keine Experimente ein und setzte auf bewährte Parts von DT-Swiss, RaceFace sowie ein Fox-Fahrwerk. Unser Testmodell unterschied sich jedoch in einigen wenigen Ausstattungspunkten von der Serie, dazu aber später mehr.

Rocky Mountain Altitude 790 (4 von 16)
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 Schon im Stand wirkt das Rad sehr ausgewogen.

Den Berg hinauf

Bevor wir am Gardasee die Abfahrtsleistungen des Altitudes beurteilen konnten, mussten wir zuerst einmal den Berg hinauf. Das Ride9-System stellten wir in die neutrale Position und fühlten uns direkt sehr wohl auf dem Rad. Dank des steilen Sitzwinkels von 74,5° sitzt man sehr zentral über dem Rad, wodurch das Fehlen der Gabelabsenkung überhaupt keine Rolle spielt. Für ein All-Mountainbike marschierte das Altitude sehr ordentlich voran, dies lag zum Einen am geringen Gewicht von gerade einmal 12,4 kg, zum Anderen aber auch an dem sehr antriebsneutralen Hinterbau, der dazu führte, dass der CTD-Hebel am Lenker kaum Beachtung fand.

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# Die Ausstattung ist sehr gut, doch dem extrem hohen Preis nicht angemessen.

Die Abfahrt

Unser größtes Augenmerk galt natürlich der Abfahrts-Performance des Bikes aus Übersee. Mit seinen 150mm Federweg an Front und Heck sowie den 650B Laufrädern ist man mit dem Bike bestens gerüstet, um bergab das Gas ordentlich stehen zu lassen. Um nicht von den Reifen ausgebremst zu werden, tauschten wir die bei uns verbauten leichten Continental X-King direkt gegen Schwalbe Hans Dampf (das Serienrad wird mit Schwalbe Nobby Nic geliefert). Am Gardasee fanden wir perfekte Testbedingungen: neben steilen und verblockten Trails mit losem Untergrund fanden wir auch sehr flowige Wege mit offenen Kurven, über die wir das Altitude prügeln konnten.

Was sofort auffiel war die fantastische Balance des Rades: gerade in Kurven hatte man den Eindruck auf Schienen zu fahren und sehr viel Speed mitnehmen zu können. Der Hinterbau des Altitudes vermittelte ein sehr gutes Feedback vom Untergrund, war jedoch nicht so satt wie manch anderes Bike dieser Klasse. Dafür punktete das Rad dank seiner eher progressiven Kennlinie mit einem enorm spritzigen und verspielten Handling. Sämtliche vom Fahrer investierte Energie wurde beispielsweise beim Pushen in Vortrieb umgewandelt und so lud das Rad permanent zu verspielten Fahreinlagen ein. Jede Welle wurd als Absprung genutzt oder durchsurft.

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 Steine sind keine Hindernisse, sondern Absprünge!

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# Maxi gibt dem Rocky die Sporen.

Das Ride9-System

Die Entwicklungsabteilung von Rocky Mountain hat im vergangenen Jahr sicher einige Zeit über ihren Zeichenblöcken gegrübelt, bis sie das Ride9-System fertig entwickelt hatten. Es ermöglicht dem Fahrer, mithilfe zweier ineinander liegender Quader sowohl die Geometrie als auch die Kennlinie des Rades zu verändern. In der steilsten Einstellung verfügt das Bike über einen 68,34° Lenkwinkel und einen 75,34° Sitzwinkel, das Tretlager steigt um 10mm. In der flachsten Einstellung beläuft sich der Lenkwinkel auf 66,62°, der Sitzwinkel auf 73,62°, das Tretlager wandert 10,27mm in Richtung Boden.

Rocky Mountain unterscheidet in drei verschiedene Gewichtsklassen an Fahrern und stellt allen drei verschiedene Geometrie-Einstellungen zur Verfügung, da sich durch die veränderte Dämpferanlenkung auch die Kennlinie verändert. So erhält ein schwerer Fahrer ein etwas lineareres Bike, wenn er die Einstellung für den leichten Fahrer wählt.

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# Das System lässt sich leicht mit zwei Inbus-Schraubendrehern verstellen

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# Aktive Fahrer werden das Rocky Mountain lieben.

Test-Fazit zum Rocky Mountain Altitude

Das von Rocky Mountain offiziell als Trail-Bike eingestufte Altitude 790 stellte sich in unserem Test als echte Allzweckwaffe dar. Von der entspannten Feierabendrunde über alpine Bergtouren bis hin zum Einsatz bei Enduro-Rennen macht das Rocky Mountain nicht nur alles mit, sondern macht auch noch überall eine ausgesprochen gute Figur. Vor allem die ausgewogene Geometrie macht das Handling des Altitude so spielerisch leicht und lässt das Bike zu einem wahren Kurvenjäger werden.

Komfortorientierte Biker dürften das Altitude eventuell einen Tick zu sportlich finden, denn der straffe Hinterbau verlangt nach einem aktiven Fahrstil und verzeiht kaum Fehler. Während die Fahreigenschaften des Altitude 970 MSL keine Wünsche offen lassen, so wird die Ausstattung dem Preisniveau nicht gerecht.

Pro:

  • ausgewogener Schwerpunkt / super Balance
  • sehr schnell in Kurven
  • super Vortrieb
  • optisch sehr gelungen / sehr aufgeräumt
  • clevere Geometrie-/Fahrwerksverstellung durch „ride9“ [leider nicht intuitiv oder am Rahmen erklärt]
  • sehr leicht
  • Alleskönner

Contra:

  • mächtig teuer
  • unpassendes Verhältnis zwischen Preis und Ausstattung
  • wenig schluckfreudiges Heck / fühlt sich nach weniger Federweg an
  • Reifen unterdimensioniert


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 Jede Welle im Gelände wird bei der Fahrt mit dem Altitude als Absprung genutzt.

Test-Session am Gardasee

Markus bestaunt das Rocky Mountain
# Markus bestaunt das neue Rocky Mountain Altitude 790 MSL

ein letztes Mal hoch
# Test-Session mit dem Rocky Mountain Altitude am Gardasee.

oberhalb von Arco
# Einfahrt ins ruppige Steinfeld. 

Felsplatten shredden
# Auch im groben Gelände konnte sich das Altitude dank seiner tollen Geometrie bestens behaupten. 

Rocky Mountain Altitude
# Sportlich straff: Der Hinterbau des Altitude glänzte nicht gerade durch Schluckfreudigkeit, dafür aber mit einem sehr direkten Feedback und einem super Vortrieb. 

Gardasee-57
# Ein Kurvenkünstler wie er besser nicht sein könnte: Die ausgewogene Geometrie macht das Altitude zu einem der schnellsten Bikes in Kurven, das wir je unter unseren Hintern hatten.

Gardasee-64
# Markus hatte eine Menge Spaß auf dem neuen Rocky Mountain Altitude

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Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

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Technische Informationen zum Rocky Mountain Altitude

Highlights

  • ride9: Geometrie- und Fahrwerkseinstellung via Flip-Chip
  • leichter Voll-Carbon-Rahmen mit ISCG05-Aufnahme
  • 150 mm Federweg
  • SmoothLink Suspension: soll Pedalrückschlag vorbeugen

Geometrie

geometrie

Aufbau/Ausstattung

  • Rahmen: Altitude C13 Carbon-Rahmen, ISCG05, Smooth-Link, 150 mm FW
  • Dämpfer: Fox Float CDT Kashima – Remote
  • Gabel: Fox 34 Float CDT Kashima – 150 mm FW
  • Steuersatz: Cane Creek 40 Series
  • Vorbau: Race Face Turbine 70mm 6°
  • Lenker: Race Face SixC Carbon 3/4 rise, 725 mm
  • Bremsen: Avid Elixir X0 180 mm mit Elixir X0 Trail Bremshebeln
  • Schalthebel: SRAM X0 2×10
  • Schaltwerk: SRAM Xo Type2 10-fach
  • Umwerfer: SRAM Xo direct mount 2-fach
  • Kurbeln: SRAM S2210 Carbon 36/24T
  • Laufräder: DT-Swiss M 1.4 Naben / DT-Swiss X 1.4 Felgen / DT-Swiss Competition Speichen
  • Preis: 7.599 Euro
  • Gewicht: 12,4 kg ohne Pedale

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Weitere Informationen

  • Redaktion: Christoph Bayer & Maxi Dickerhoff
  • Bilder: Christoph Bayer
  • Testfahrer: Christoph Bayer, Markus Bihler, Marco Bühler & Maxi Dickerhoff
  • MTB-News.de

//Rocky Mountain Bikes: Website – bikes.com

//Altitude Bike: Website – ride9.bikes.com

//Rocky Mountain Deutschland Vertrieb: Website – bikeaction.de

  1. benutzerbild

    san_andreas

    dabei seit 02/2007

    Na, bei 7700 könnte schon ein Carbon LRS dabei sein.

  2. benutzerbild

    geosnow

    dabei seit 08/2010

    dann must du ein canyon kaufen. smilie

  3. benutzerbild

    san_andreas

    dabei seit 02/2007

    Ich hab was anderes genommen. ;-)

  4. benutzerbild

    Michi-FR

    dabei seit 12/2012

    7599 euros is mächtig viel :-(
    könnt ich mir nicht leisten selbst wenn würd ich damit nicht auf die piste trauen.

  5. benutzerbild

    Joulez

    dabei seit 12/2011

    Wie würde es denn aussehen, wenn man einfach eine 160er Gabel + Monarchplus, dhx air o.ä. einbaut? Vollblut enduro und der straffe hinterbau wäre dann auch schnee von Gestern?

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