Santa Cruz Blur CC 2018: Das wurde auch Zeit! Seit 3 Jahren gab es im Sortiment der Kalifornier kein Blur – dabei war das XC-Bike einmal eines der wichtigsten Santa Cruz-Modelle, das es zudem in unterschiedlichen Ausführungen als XC, LT, TRc und 4X gab. Wir waren beim Relaunch in Santa Cruz und haben für euch getestet, ob das Comeback gelungen ist.
Steckbrief: Santa Cruz Blur CC
Einsatzbereich | Cross Country |
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Federweg | 100 mm/100 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 9,9 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL |
Website | santacruzbicycles.com |
Das Santa Cruz Blur CC ordnet sich unterhalb des Tallboy in die Santa Cruz-Produktpalette ein. Mit 100 mm Federweg und 29″ ist der Einsatzzweck schnell klar: Cross-Country! Verglichen mit dem Tallboy ist es leichter, die Geometrie minimal steiler, und die Ausstattung für den Renneinsatz ausgewählt. Es tritt an, um mit Bikes wie Spark und Epic um die Wette zu fahren. Zur gleichen Zeit soll es aber einen „Santa Cruz way of life“ verkörpern, im Vergleich zum Wettbewerb mehr Spaß machen und insgesamt stark das Herz und nicht nur den Kopf ansprechen. Wie gut das in der Praxis funktioniert, erfahrt ihr auch in unserem detaillierten Test des Santa Cruz Blur CC.
Geometrie
Mit modernen XC-Bikes ist immer mehr möglich, aktuelle Weltcup-Strecken werden immer technischer. Entsprechend müssen moderne XC-Bikes einen ganz schönen Spagat schaffen: Schnell und effizient bergauf, aber auch sicher und kontrolliert bergab. Santa Cruz macht beim neuen Blur keine Experimente, sondern wählt eine moderne, aber keinesfalls progressive Geometrie. Kern des Konzepts ist ein 432 mm kurzes Heck, moderat lange Reach-Werte und ein 69° Lenkwinkel – alles in allem recht ähnlich zu den aktuellen Klassenprimus-Bikes von Scott oder Specialized.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
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Reach | 420 mm | 440 mm | 460 mm | 490 mm |
Stack | 579 mm | 588 mm | 598 mm | 612 mm |
Oberrohrlänge | 575 mm | 597 mm | 621 mm | 656 mm |
Sitzrohrlänge | 405 mm | 430 mm | 470 mm | 520 mm |
Sitzwinkel | 74° | 74° | 74° | 74° |
Kettenstrebenlänge | 432 mm | 432 mm | 432 mm | 432 mm |
Radstand | 1113 mm | 1136 mm | 1160 mm | 1195 mm |
Tretlagerabsenkung | 42 mm | 42 mm | 42 mm | 42 mm |
Lenkwinkel | 69° | 69° | 69° | 69° |
Steuerrohrlänge | 90 mm | 100 mm | 110 mm | 125 mm |
Tretlagerhöhe | 328 mm | 328 mm | 328 mm | 328 mm |
Standover | 722 mm | 722 mm | 723 mm | 730 mm |
Ausstattung
Beim Blur verfolgt Santa Cruz eine ähnliche Strategie wie bei den meisten anderen Bikes: zwei verschiedene Carbon-Varianten werden mit unterschiedlich teuren (und leichten) Komponenten zu insgesamt sechs Paketen geschnürt.
- Federgabel Fox 32 StepCast Factory 100 mm Remote
- Antrieb SRAM XX1 Eagle 1×12
- Bremsen SRAM Level Ultimate
- Laufräder Santa Cruz Reserve Carbon 25 Felgen mit DT 350 Naben und Competition Race Speichen
- Reifen Maxxis Aspen TR
- Cockpit Santa Cruz XC Flatbar (750 mm) / Syntace LiteForce
Modell | Blur C R 29 | Blur C S 29 | Blur C XE 29 | Blur CC XO1 29 | Blur CC XO1 Reserve 29 | Blur CC XX1 Reserve 29 |
Federbein | Fox Float Performance DPS | Fox Float Performance Elite DPS Remote | Fox Float Performance Elite DPS Remote | Fox Float Performance Elite DPS Remote | Fox Float Performance Elite DPS Remote | Fox Float Factory DPS Kashima Remote |
Federgabel | Fox Rythm 32 100 | Fox Step-Cast 32 Performance 100 Remote | Fox Step-Cast 32 Performance 100 Remote | Fox Step-Cast 32 Performance Elite 100 Remote | Fox Step-Cast 32 Performance Elite 100 Remote | Fox Step-Cast 32 Factory 100 Remote |
Steuersatz | Cane Creek 10 IS Integrated Headset | Cane Creek 40 IS Integrated Headset | Cane Creek 40 IS Integrated Headset | Cane Creek 40 IS Integrated Headset | Cane Creek 40 IS Integrated Headset | Cane Creek AER Integrated Headset |
Vorbau | Race Face Ride | Race Face Ride | Race Face Turbine Basic | Syntace LiteForce | Syntace LiteForce | Syntace LiteForce |
Lenker | Race Face Evolve Flat Bar 31,8 x 720 mm | Race Face Evolve Flat Bar 31,8 x 720 mm | SCB XC Carbon Flatbar 31,8 x 750 mm | SCB XC Carbon Flatbar 31,8 x 750 mm | SCB XC Carbon Flatbar 31,8 x 750 mm | SCB XC Carbon Flatbar 31,8 x 750 mm |
Griffe | ESI Chunky Grips | ESI Chunky Grips | ESI Chunky Grips | ESI Chunky Grips | ESI Chunky Grips | ESI Chunky Grips |
Sattelklemme | Santa Cruz | Santa Cruz | Santa Cruz | Santa Cruz | Santa Cruz | Santa Cruz |
Sattelstütze | Race Face Ride 31,6 mm | Syntace P6, 31,6x400 mm | Syntace P6, 31,6x400 mm | Syntace P6 Carbon HiFlex 31,6 mm | Syntace P6 Carbon HiFlex 31,6 | Syntace P6 Carbon HiFlex 31,6 |
Sattel | WTB Volt Race | WTB Silverado NiCro | WTB Silverado NiCro | WTB Silverado NiCro | WTB Silverado NiCro | WTB Silverado Carbon |
Schalthebel | SRAM NX 11spd | SRAM GX Eagle 12spd | Shimano XT M8000 11spd | SRAM X01 Eagle 12spd | SRAM X01 Eagle 12spd | SRAM XX1 Eagle 12spd |
Schaltwerk | SRAM NX Long Cage 11 spd | SRAM GX Eagle 12spd | Shimano XT M8000 | SRAM X01 Eagle 12spd | SRAM X01 Eagle 12spd | SRAM XX1 Eagle 12spd |
Kurbelsatz | Race Face Aeffect 32t 170/175(M-XL) | SRAM Stylo 7k DUB 34t 170/175(M-XL) | Shimano XT M8000 32t 170/175(M-XL) | SRAM X01 Eagle Carbon DUB 34t 170/175(M-XL) | SRAM X01 Eagle Carbon DUB 34t 170/175(M-XL) | SRAM XX1 Eagle Carbon DUB 34t 170/175(M-XL) |
Innenlager | Race Face | SRAM DUB | Shimano XT | SRAM DUB | SRAM DUB | SRAM DUB |
Kette | SRAM PC1110 11spd | SRAM GX Eagle 12spd | Shimano SLX M7000 | SRAM X01 Eagle 12spd | SRAM X01 Eagle 12spd | SRAM X01 Eagle 12spd |
Kassette | SRAM XG115 - 11spd, 10-42t | SRAM XG1275 Eagle - 12spd 10-50t | e13 TRS Race - 11spd, 9-46 | SRAM XG1295 Eagle - 12spd 10-50t | SRAM XG1295 Eagle - 12spd 10-50t | SRAM XG1295 Eagle - 12spd 10-50t |
Bremsen | Sram Level T, 160 mm | Sram Level TL, 160 mm | Shimano XT M8000 | Sram Level TLM, 160 mm | Sram Level TLM, 160 mm | Sram Level Ultimate, 160 mm |
Laufräder | WTB i19 32h auf SRAM MTH 716/746 | Race Face AR 32h auf DT 370 | Race Face AR 32h auf DT 370 | DT XR 361 28h auf DT 350 | Santa Cruz Reserve 25 Carbon 28h auf DT 350 | Santa Cruz Reserve 25 Carbon 28h auf DT 240 |
Bereifung | Maxxis Aspen TR 29x2,25 | Maxxis Aspen TR 29x2,25 | Maxxis Aspen TR 29x2,25 | Maxxis Aspen TR 29x2,25 | Maxxis Aspen TR 29x2,25 | Maxxis Aspen TR 29x2,25 |
Preis | 4299 € | 4999 € | 5499 € | 6799 € | 7999 € | 9399 € |
Im Detail
Was braucht ein gutes XC-Mountainbike? Neben der passenden Geometrie und Ausstattung sind es im Wesentlichen drei Dinge: Gewicht, Steifigkeit und Traktion. Fangen wir vorne an: Der Rahmen des Blur ist aus Carbon gefertigt und die Kalifornier wenden in ihrer eigenen Carbon-Fabrik in China alle Tricks an, die sie in den vergangenen Jahren gelernt haben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mit 2.060 g inklusive Fox Float-Dämpfer in Größe M liegt der Rahmen zwar nicht ganz auf dem Level der leichtesten Wettbewerber; für einen VPP-Rahmen mit einigen interessanten Features ist das Gewicht aber absolut top. Denn: Anders als am Viergelenker lassen sich am VPP keine Gelenke einsparen, es werden zwei Aluminium-Umlenkhebel nötig und Santa Cruz legt Wert auf durch Kanäle und Fettpresse abschmierbare Kugellager und durchgängige Schaltzüge.
Als nächstes wäre die Steifigkeit an der Reihe – hierum kümmern wir uns weiter unten im ersten Fahreindruck. Stattdessen sei an dieser Stelle noch das eine oder andere Merkmal erwähnt: Die Bremsleitung läuft außen, wodurch die Bremse einfacher gewechselt werden kann. Alle anderen Leitungen – inklusive Dämpfer-Lockout und optionaler Teleskopstütze – lassen sich elegant durch den Rahmen führen. Das Innenlager wird geschraubt, wobei Aluminium-Einsätze Langlebigkeit gewährleisten sollen. Einzig im Steuerrohr werden die Lager direkt ins Carbon gelegt; die anderen Lager sitzen in den Aluminium-Umlenkhebeln. Auf den Rahmen gibt Santa Cruz eine lebenslange Garantie, die schon andeutet, wie sehr die Kalifornier ihrem neuen XC-Racer vertrauen.
Der Hinterbau ist, wie könnte es anders sein, ein VPP-System. Aus 35 mm Hub am Fox Federbein ergeben sich 100 mm Federweg am Heck. Die Ingenieure haben dabei den unteren Umlenkhebel weit nach vorn geschoben, um kurze Kettenstreben zu ermöglichen. Der Umlenkhebel sitzt elegant zwischen den Carbonflanken des Hauptrahmens, und die Orientierung der Hebel wurde so gewählt, dass die Übersetzung möglichst linear ausfällt. Gemeinsam mit der progressiven Luftfeder ergibt sich also ein leicht progressiver Hinterbau, der entsprechend weich gefahren werden kann, ohne Durchschläge zu produzieren.
Was gibt es sonst zum Blur zu sagen? Dass ein Flaschenhalter im Hauptrahmen Platz findet, sollte in dieser Kategorie als Standard zählen. Dass Unterrohr und Kettenstreben mit Schützern versehen sind, ist ebenfalls zu erwarten. Wie inzwischen recht häufig der Fall, lässt sich auch am Blur kein Umwerfer mehr anbringen. Zu guter letzt gibt es natürlich noch Farben zur Auswahl: „Matte Grau“ oder „Sunset Orange“ stehen zur Wahl, wenn das Blur im Frühjahr 2018 in die Läden rollt.
Auf dem Trail
Auch als wir das neue Blur Probe fahren wollen, scheint der kalifornische Himmel vor Freude zu weinen – und so testen wir das neue Santa Cruz Blur in leicht modifizierter Ausstattung mit Maxxis Forecaster-Reifen, Mudguard und Dropperpost. Das Setup der Bikes geht recht schnell vonstatten: Am Dämpfer stellen wir 9 mm (entspricht 26 %) Sag ein, an der Gabel etwa 20 %. Die Zugstufe und Sattelposition werden ebenso wie das Cockpit angepasst, und es kann zur ersten Setup-Runde auf den Trail gehen.
Schon auf den ersten Metern wird klar: Das Blur ist nicht nur richtig leicht, sondern auch richtig lebendig. Wo andere XC-Fullies ihre Hinterradfederung als Gelegenheitsjobber für die ganz harten Schläge verstehen, sitzt beim Blur ein Fleißarbeiter im Dreischichtbetrieb. Sobald die Federung über die Lenkerfernbedienung aktiviert ist und das Bike etwas Bewegung aufgenommen hat, werden auch kleine Schläge sanft absorbiert. Wird die Plattformdämpfung aktiviert, wird das Fahrwerk sportlich straff und macht erst dann auf, wenn es zur Sache geht.
Fast unabhängig vom gewählten Dämpfungsmodus schiebt das Rad hervorragend an. Durch unsere Modifikationen liegt das Gewicht des Bikes zwar knapp über 10 kg, aber was sind schon 10 kg in Kombination mit leichten Carbon-Felgen und einem antriebsneutralen Hinterbau? Es ist beeindruckend, wie ruhig das Heck auch im offenen Modus bleibt, sowohl im Wiegetritt als auch sitzend sorgt Druck auf dem Pedal dafür, dass das Heck ruhig bleibt. Die XX1 Eagle knallt die Gänge so schnell aneinander, dass die Beine kaum hinterher kommen, und der schön verwindungssteife Hinterbau sorgt dafür, dass jeder Tritt auch für Vortrieb sorgt. Bergauf braucht es einen wirklich steilen Anstieg und den leichtesten Gang, damit das Vorderrad irgendwann leicht wird – der Sattel ließe sich aber auch noch nach vorne schieben und Spacer unter dem Vorbau entfernen (ich als trail-orientierter Biker habe hier nicht das volle Race-Potential ausgereizt).
Die Santa Cruz Mountains und das Santa Cruz Blur scheinen wie für einander geschaffen, und vermutlich sind sie es: Auf vielen Trails lässt sich viel Strecke machen, ohne dass sehr lange Anstiege oder Abfahrten zu finden sind – stattdessen reihen sich kurze, knackige Anstiege und Flachstücke mit kleinen Abfahrten aneinander. Aufgrund des komfortablen Hecks können solche Passagen bei Bedarf vollständig im Sitzen gefahren werden. Dank der moderat gestreckten Sitzposition lässt sich sehr gut Druck machen, und auch der Sprint in steilen Rampen gelingt hervorragend. Geht es dann leicht bergab, kann weiter pedaliert werden – oder der Fahrer begibt sich aus dem Sattel und genießt die Abfahrt.
Während eine saubere Uphill-Performance ein Muss für jedes XC-Bike ist, trennen sich in der Abfahrt die Charaktere. Im Falle des Blur lässt sich sagen: Es ist beeindruckend, was mit 100 mm Federweg möglich ist, wenn diese auch genutzt werden! Werden Fox-Gabel und Dämpfer geöffnet, gibt es in moderatem Gelände kaum noch ein Halten. Die Räder tanzen dann dem Gelände folgend auf und ab, während der Fahrer souverän seine Linie aussucht. Auch wenn hinter einer Kurve überraschend Felsgelände wartet, kann der Fahrer entscheiden: Kontrolliert abbremsen oder motiviert draufhalten? Sogar Enduro-Piloten wie Max Schumann haben sich in die Kombination aus Speed und Fahrwerk des Blur verliebt, und nach den Abfahrten fragten wir uns, ob das Bike wirklich nur 100 mm Federweg bietet. Im nächsten Anstieg war die Frage dann aber schnell beantwortet, denn dieses Rad klettert definitiv wie das 100 mm-Fully, das es ist.
Das ist uns aufgefallen
- Wartung und Garantie Es ist schön zu sehen, dass Santa Cruz auch an diesem gewichtsorientierten Produkt keine Kompromisse macht: Lebenslange Garantie und Hinterbaulager, die sich per Fettpresse abschmieren lassen, sind seltene Features in dieser Kategorie.
- C & CC Das gefahrene Modell CC XX1 ist kein Schnäppchen. Umso schöner, dass Santa Cruz die Option bietet, einige Gramm mehr für einige Euro weniger zu erstehen – ohne dass man dabei auf die saubere Linienführung des Carbon-Rahmens verzichten müsste.
Fazit – Santa Cruz Blur CC
Das Blur ist eine Bereicherung für den XC-Sektor: Es zeigt, was mit 100 mm Federweg möglich ist, und präsentiert sich als eines der potentesten XC-Fullies im Wettbewerb. Mit seinem Fahrwerk lassen sich auch anspruchsvollere Trails schnell und kontrolliert fahren, gleichzeitig bietet es im Sprint alle Vorteile eines reinrassigen Race-Bikes. Abgerundet wird das Paket durch lebenslange Garantie und sauber ausgeführte Rahmendetails mit Seltenheitswert.
Pro / Contra
Pro
- Hinterbau-Performance
- Zeitgemäße Geometrie
- Robust und leicht
Contra
- Gefahrene Ausstattung teuer
Testablauf
Der Test des Santa Cruz Blur fand auf Trails in den Santa Cruz Mountains in Kalifornien statt. Dieses bis zu ca. 1100 m hohe Küstengebirge zwischen Santa Cruz und San Francisco bietet eine Mischung aus Mammutbaum- und Eichen-Wäldern, neben leicht sandigem Waldboden finden sich auch griffige Felspassagen. Die Trails sind teils für Mountainbiker, teils als historische Transportpfade angelegt; insgesamt dominiert flowiges Gelände, das ein paar überraschende Steinfelder, Kanten und Kurven bereit hält. Die Kosten für das Pressecamp wurden von Santa Cruz getragen.
- Fahrstil
- verspielt, sauber und mit vielen Drifts
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht's
- Vorlieben bei der Geometrie
- Relativ niedrig, relativ lang
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