Scor 2030 im Test: Das neue Scor 2030 rollt auf 29″-Laufrädern und verfügt über 140 mm Federweg an der Front sowie 120 mm am Heck. Dank dieser Eckdaten soll das Short Travel Trailbike für jede Menge Fahrspaß sorgen. Wir konnten das neue Scor 2030 bereits für euch ausprobieren. Hier gibt’s den Testbericht.
Steckbrief: Scor 2030
Einsatzbereich | Trail |
---|---|
Federweg | 140 mm/120 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 13,6 kg |
Rahmengrößen | S, M, M/L, L, XL (im Test: M/L) |
Website | www.scor-mtb.com |
Preisspanne | 3.299 € bis 8.999 € |
Vor etwas mehr als einem Jahr erblickte in der Schweiz die neue Bike-Marke Scor das Licht der Welt. Die in der BMC Group verortete und vorrangig auf Fahrspaß abzielende Brand präsentierte damals mit dem Scor 4060 (Hier geht’s zum Scor 4060 Test) ihr vorerst einziges Mountainbike. Jetzt bekommt das variable 4060 endlich ein Geschwisterchen an die Hand: Das neue Scor 2030.
Das Short Travel Trail Bike kombiniert 120 mm Federweg am Heck mit einer 140 mm Federgabel und 29″-Laufrädern. Trotz dieser Eckdaten ordnet Scor das 2030 explizit nicht in die Down Country-Kategorie ein. Vielmehr soll der neue Carbon-Bolide als abgespecktes Mini-Enduro bergauf und bergab richtig abliefern. Wir konnten die 6.999 € teure und 13,6 kg schwere GX-Ausstattungsvariante des Scor 2030 bereits kurz für euch ausprobieren.
Im Detail
Obwohl Scor standardmäßig auf auffällige Brandings und fette Schriftzüge verzichtet, ist das neue 2030 schon auf den ersten Blick als Scor-Bike erkennbar. Das neuste Ross im Stall teilt sich das grundlegende Rahmen-Design mit dem Scor 4060 und setzt ebenfalls auf den Lower Link Virtual-Pivot-Hinterbau rund um den tief im Rahmen positionierten Dämpfer. Allerdings teilen sich beide Bikes nicht nur die optischen Merkmale, sondern auch viele weitere Details. So werden beim kurzhubigen 2030 die groß dimensionierten Lager des 4060 verbaut – hier sogar mit zusätzlichen Dichtungen an den Lagerabdeckungen. Außerdem ist der 2,94 kg leichte Carbon-Rahmen nach der Enduro-Norm ASTM 4 getestet und soll auch dank verbauter Stahl-Achsen sehr widerstandsfähig sein.
Neu gegenüber dem 4060 sind die Position und das Volumen des integrierten Kofferraums. Dieser ist von der Unterseite des Unterrohrs auf die Oberseite gewandert. Hier steht beim 2030 also deutlich mehr Stauraum zur Verfügung. Eine komplett wasserdichte Tasche sorgt dafür, dass die eingelagerten Werkzeuge stets trocken bleiben. Wem diese Verstaumöglichkeit noch nicht ausreicht, der kann dank der zusätzlichen Flaschenhalter-Aufnahme am Oberrohr noch mehr Equipment am Rahmen befestigen.
Sehr erfreulich ist zudem, dass Scor nicht auf den aktuell sehr populären Trend, die Leitungen durch den Steuersatz zu verlegen, aufgesprungen ist. Stattdessen treten die Züge ganz klassisch seitlich in den Rahmen ein und werden durch einlaminierte Röhrchen direkt bis zu ihren Bestimmungsorten geführt. Auch bei den übrigen Details lässt sich Scor nicht lumpen. Während ein angeschraubter Fender den Dämpfer vor Dreckbeschuss schützt, sorgt ein umfangreicher Kettenstrebenschutz für eine ruhige, klapperfreie Fahrt. Auch das Carbon-Unterrohr wird natürlich durch einen Protektor vor Steinbeschuss geschützt. Darüber hinaus ist auch eine integrierte Kettenführung mit von der Partie. Ein geschraubtes Tretlager gibt es allerdings nicht.
Nach wie vor verzichtet Scor auf auffällige Brandings. Stattdessen können sich Käufer*innen ihren Rahmen ganz nach den eigenen Vorlieben designen. Dafür lassen sich die perfekt an den Rahmen angepassten Slicy-Schutzfolien großzügig individualisieren. Wer keine kreative Ader hat, muss allerdings nicht in die Röhre schauen. Die Bikes werden ab Werk trotzdem mit einem dezenten Schutzfolien-Set ausgeliefert.
Beim Scor 4060, das zwei Bikes in einer Rahmenplattform vereint, ist die Anpassbarkeit ein großes Thema. Dies sieht beim neuen Scor 2030 ein kleines bisschen anders aus. Hier bekommt man tatsächlich „nur“ ein Bike für sein Geld. Trotzdem lässt sich auch hier der Lenkwinkel über einen winkelverstellbaren Steuersatz von 64,5° auf 65,5° umstellen. Zudem kann man bei Bedarf den Federweg am Heck von 120 auf 130 mm aufbocken. Dafür wird lediglich mehr Dämpferhub (52,5 mm) benötigt. Im Auslieferungszustand verfügt das Scor 2030 allerdings über 120 mm Federweg und den 64,5° flachen Lenkwinkel.
Geometrie
Überfliegt man die Geometrie-Tabelle des neuen Scor 2030, so würde vermutlich niemand auf die Idee kommen, dass es sich hierbei um ein Mountainbike mit nur 120 mm Federweg am Heck handelt. Scor hat dem 2030 nämlich einen ziemlich flachen Lenkwinkel verpasst. Dieser wird mit einem geräumigen Reach, sehr kurzen Kettenstreben und einem eher flachen Stack kombiniert. Zugunsten der Balance wachsen die Kettenstreben bei den L- und XL-Rahmen mit, wenn auch nur geringfügig.
Besonders erfreulich ist, dass Scor eine fünfte Größe eingeführt hat. Diese reiht sich genau wie bei Trek als Zwischengröße zwischen M und L ein. Bei Scor hat man so auf das Feedback vieler Kunden reagiert, die sich genau zwischen den beiden Größen wiederfanden. Auch in der Redaktion trifft dieser Schritt auf viel Gegenliebe.
Rahmengröße |
S
|
M
|
M/L
|
L
|
XL
|
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 435 mm432 mm | 457 mm454 mm | 477 mm474 mm | 497 mm494 mm | 517 mm514 mm |
Stack | 600 mm603 mm | 610 mm613 mm | 617 mm620 mm | 626 mm629 mm | 637 mm640 mm |
STR | 1,381,40 | 1,331,35 | 1,291,31 | 1,261,27 | 1,231,25 |
Lenkwinkel | 64,5°65,5° | 64,5°65,5° | 64,5°65,5° | 64,5°65,5° | 64,5°65,5° |
Sitzwinkel, effektiv | 77,7°77,3° | 77,6°77,2° | 77,7°77,3° | 77,8°77,4° | 77,9°77,5° |
Sitzwinkel, real | 68,7°68,3° | 68,7°68,3° | 69°68,6° | 69,6°69,2° | 70,1°69,7° |
Oberrohr | 578 mm | 606 mm | 627 mm | 650 mm | 672 mm |
Steuerrohr | 89 mm | 100 mm | 108 mm | 118 mm | 130 mm |
Sitzrohr | 400 mm | 420 mm | 430 mm440 mm | 440 mm480 mm | 480 mm |
Kettenstreben | 429 mm | 429 mm | 429 mm | 432 mm | 434 mm |
Radstand | 1.187 mm1.164 mm | 1.207 mm1.190 mm | 1.227 mm1.214 mm | 1.247 mm1.238 mm | 1.267 mm1.263 mm |
Tretlagerabsenkung | 38 mm36 mm | 38 mm36 mm | 38 mm36 mm | 38 mm36 mm | 38 mm36 mm |
Tretlagerhöhe | 332 mm334 mm | 332 mm334 mm | 332 mm334 mm | 332 mm334 mm | 332 mm334 mm |
Einbauhöhe Gabel | 541 mm | 541 mm | 541 mm | 541 mm | 541 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Federweg (vorn) | 140 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm | 140 mm |
Ausstattung
Scor bietet das neue 2030 in drei Ausstattungsvarianten und als Rahmenset zum Kauf an. Die Preisspanne der Komplettbikes erstreckt sich dabei zwischen 4.999 € und 8.999 €, während das Rahmenset inklusive Fox Float Factory-Dämpfer für 3.299 € über die Ladentheke wandert. Wir haben das 6.999 € teure Scor 4060 GX für euch getestet. In dieser Konfiguration bringt das Trail Bike 13,6 kg auf die Waage.
- Federgabel RockShox Pike Ultimate (140 mm)
- Dämpfer RockShox Deluxe Ultimate (120 mm)
- Antrieb SRAM GX Eagle
- Bremsen SRAM Code RSC
- Laufräder DT Swiss XM 1700 Spline
- Reifen Maxxis Dissector / Maxxis Rekon
- Cockpit Scor Carbon Bar (780 mm) / Burgtec Enduro MK3 (35 mm)
- Sattelstütze Bikeyoke Divine
Ausstattungsvariante | Scor 2030 NX | Scor 2030 GX | Scor 2030 X01 | Scor 2030 Frameset |
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Federgabel | RockShox Pike Select | RockShox Pike Ultimate | Fox 34 Factory | |
Dämpfer | RockShox Deluxe Select+ | RockShox Deluxe Ultimate | Fox Float Factory | Fox Float Factory |
Antrieb | SRAM NX Eagle | SRAM GX Eagle | SRAM X01 Eagle | |
Bremsen | SRAM Code R | SRAM Code RSC | SRAM G2 Ultimate | |
Laufradsatz | XDX-530 | DT Swiss XM 1700 Spline | DT Swiss XRC 1501 | |
Reifen | Maxxis Dissector / Rekon | Maxxis Dissector / Rekon | Maxxis Dissector / Rekon | |
Lenker | Scor Alloy Bar | Scor Carbon Bar | Scor Carbon Bar | |
Vorbau | Burgtec Alloy Stem | Burgtec Enduro MK3 Stem | Burgtec Enduro MK3 Stem | |
Variostütze | X-Fusion Manic | Bikeyoke Divine | Bikeyoke Divine | |
Sattel | WTB Silverado Medium Steel SL | WTB Silverado Medium Cromoly SL | WTB Silverado Medium Titan | |
Farbe | Not Yellow | Ice Baby | Sevruga Trip | Sevruga Trip |
Gewicht | 14,10 kg | 13,60 kg | 13,12 kg | 3.36 kg (inklusive Dämpfer) |
Preis (UVP) | 4.999 € | 6.999 € | 8.999 € | 3.299 € |
Auf dem Trail
Wir konnten das neue Scor 2030 für zwei Tage in den französischen Vogesen rund um die Gemeinde und den gleichnamigen Bikepark La Bresse testen. Dabei waren wir vorrangig auf natürlichen Trails unterwegs und sind nur für eine Abfahrt auf die gebauten Strecken des Bikeparks abgebogen. Die teils steilen und technischen Anstiege meisterte das 2030 erwartungsgemäß spielend einfach. Die Sitzposition fällt angenehm und ausgewogen aus. Hier sitzt man weder extrem aufrecht noch sehr gestreckt. Zusammen mit der sehr leicht rollenden Reifenkombination aus Maxxis Dissector und Rekon kommt man so ziemlich schnell, kraftsparend und spritzig voran.
Der Hinterbau steuert auch seinen Teil dazu bei und verhält sich bei rundem Tritt nahezu antriebsneutral. Der Climb-Hebel am RockShox Deluxe-Dämpfer bleibt dementsprechend größtenteils unangetastet. Auch bei unruhigem Untergrund setzt sich der gute Eindruck fort. Das Heck bleibt hier gut am Boden kleben und sorgt für ausreichend Traktion. Überraschenderweise stellen auch steile Anstiege kein großes Problem dar. Hier hätte ich aufgrund der ziemlich kurzen Kettenstreben und des verbauten 35 mm Vorbaus mit einem früheren Ansteigen der Front gerechnet. Allerdings scheint sich in diesen Situationen der verhältnismäßig gering gewählte Stack bezahlt zu machen.
Insgesamt kann man dem Scor 2030 hervorragende Uphill-Eigenschaften bescheinigen. Lässt man sich allerdings von den lediglich 120 mm Federweg am Heck täuschen und vergleicht das Trail-Bike mit aktuellen Down Country oder XC-Bikes, könnte man zu einem leicht abweichenden Ergebnis kommen. In diesem Vergleich muss das Scor 2030 seinem Gewicht von 13,6 kg ohne Pedale und dem flachen Lenkwinkel etwas Tribut zollen und ist nicht ganz so agil und spritzig unterwegs wie einige Vertreter dieser Kategorie.
Dass dieser Vergleich hinkt, merkt man allerdings schnell, wenn sich die Höhenmeter in Tiefenmeter verwandeln. Das Scor 2030 vermittelt für ein Bike dieser Federwegsklasse nämlich viel Sicherheit und Laufruhe. Hier kann man sich bedenkenlos auch in steile und technische Trails stürzen, ohne dass einem nach drei Kurven die Knie zu schlottern beginnen. Auch beim kurzen Ausflug in den Bikepark La Bresse hat uns das 2030 keineswegs zurückgehalten. Limitiert wurde ich ausschließlich von der gewählten Reifenkombination. Hier wäre in Anbetracht des Potenzials des Bikes eine Kombi aus Maxxis Minion DHF an der Front und Dissector am Heck in meinen Augen etwas stimmiger.
Dabei ist das 2030 Scor-typisch kein lebloses, nicht manövrierbares Bügelbrett. Stattdessen sorgen der poppige Hinterbau und die besonders kurzen Kettenstreben für viel Agilität, und ein spaßiges, verspieltes Fahrverhalten. Das Bike lässt sich mühelos über den Trail bewegen, perfekt durch enge Kurven zirkeln und geht mehr als willig in die Luft. Dabei steckt der Hinterbau Schläge überraschend gut weg und nimmt auch bei größeren Impakts effektiv die Spitzen raus. Dass man von den 120 mm Hub allerdings auch keine Wunderdinge erwarten kann, sollte dabei jedem klar sein. Gerade das macht aber natürlich auch den Charme von potenten Short Travel Bikes aus.
Auffällig ist außerdem, dass das Scor 2030 auf dem Trail richtig leise unterwegs ist. Weder das Klappern der Züge noch eine zu laute Kette stören hier die Trail-Idylle. Die Dysbalance aus langem Reach und sehr kurzen Kettenstreben ist durchaus spürbar, allerdings auch gewollt. Die leichte Unausgewogenheit trägt einen großen Teil zum spaßigen Fahrverhalten bei. Ich bin während des Tests sowohl die nominelle L-Größe mit 497 mm Reach als auch die Zwischengröße M/L mit 477 mm Reach gefahren. Dabei fühlte ich mich auf letzterer deutlich wohler, durch den etwas kompakteren Rahmen fiel es mir deutlich leichter, das Bike herauszumanövrieren, ohne dass mir dabei Nachteile aufgefallen wären. Allerdings würde ich meinen Vorlieben entsprechend einen 50 mm statt eines 35 mm langen Vorbaus verbauen.
Scor hat mit dem neuen 2030 ein extrem spaßiges, verhältnismäßig potentes und sehr Allround-taugliches Mountainbike auf die Räder gestellt. Hier kann man von ausgedehnten Touren bis hin zum gelegentlichen Bikepark-Besuch praktisch alles abdecken. Ich persönlich würde das Bike allerdings entweder mit etwas abfahrtslastigeren Reifen und 130 mm Federweg oder mit leichteren Laufrädern und der steileren Lenkwinkel-Option aufbauen. Beide Varianten sind meiner Meinung nach etwas stimmiger. Dies kann allerdings glücklicherweise jeder für sich selbst entscheiden.
Fazit – Scor 2030
Das neue Scor 2030 kann nicht nur mit ausgezeichneten Uphill-Eigenschaften, sondern auch mit einer in Anbetracht des geringen Federwegs überraschend guten Downhill-Performance aufwarten. Zudem überzeugen auch die zahlreichen gut durchdachten Details des kurzhubigen Trail Bikes. Besonders gut hat uns auch die angebotenen Zwischengröeß M/L gefallen. Allerdings darf man ob des knappen Federwegs nicht den Fehler machen, das Scor 2030 als Down Country-Bike einzuordnen.
Wie gefällt euch das neue Scor 2030?
Testablauf
Scor hat uns für ein zweitägiges Pressecamp ins französische La Bresse eingeladen. Hier durften wir das neue Scor 2030 auf abwechslungsreichen Naturtrails in der Region sowie auf einer Abfahrt im Bikepark La Bresse testen. Dabei wurden die Höhenmeter sowohl aus eigener Kraft als auch per Shuttle zurückgelegt. Die Kosten für das Pressecamp wurden komplett von Scor getragen.
Hier haben wir das Scor 2030 getestet
- La Bresse, Frankreich: Auch wenn La Bresse hauptsächlich für den populären Bikepark bekannt ist, hat die Region rund um das französische Örtchen auch viele ausgezeichnete Trails zu bieten.
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trail, Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- moderater Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
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