Bei der WM in Les Gets konnten wir bereits Bilder von sehr final aussehenden SRAM Direct-Mount-Schaltwerken machen. Der große Konkurrent Shimano scheint noch nicht ganz so weit zu sein, hat nun jedoch Patente eingereicht, die in eine ähnliche Richtung gehen. Eine juristische Auseinandersetzung der beiden Schaltungsriesen scheint wahrscheinlich.

Fangen wir von vorne an: Es wurde bereits lange vorher gemunkelt, seit der MTB-Weltmeisterschaft in Les Gets, Frankreich, ist es nahezu offiziell: SRAM wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein elektronisches Direct-Mount-Schaltwerk auf den Markt bringen. Dieses verzichtet auf ein Schaltauge und wird direkt koaxial an der Steckachse montiert. Hier gibt’s alle Infos zu den SRAM AXS-Direct-Mount-Prototypen.

Nun hat der Patent-Blog „Wheelbased“ ein vor einigen Monaten veröffentlichtes Shimano-Patent aus dem Dezember 2021 entdeckt, das den SRAM-Patenten zum Verwechseln ähnlich sieht. Einziger Unterschied scheint zu sein, dass Shimano weiterhin auf eine B-Screw – die Schraube zum Einstellen der Umschlingung – setzt, während SRAM die Lage des Schaltwerks künftig über integrierte, nicht verstellbare Anschläge regelt. Sogar die Skizzen der Schaltwerke sehen sich extrem ähnlich, was auch beim Patent-Experten von Wheelbased einige Fragen aufwirft.

Das Patent zum Shimano-Direct-Mount-Schaltwerk sieht dem von SRAM extrem ähnlich
# Das Patent zum Shimano-Direct-Mount-Schaltwerk sieht dem von SRAM extrem ähnlich - einziger Unterschied zu den Schaltwerken, die wir in Les Gets gesehen haben, scheint die B-Screw (54) zu sein.
Zum Vergleich eine Zeichnung aus dem etwas älteren SRAM-Patent zum Direct-Mount-Schaltwerk
# Zum Vergleich eine Zeichnung aus dem etwas älteren SRAM-Patent zum Direct-Mount-Schaltwerk - in diesem Fall übrigens nicht elektronisch.

Bei SRAM hat man offensichtlich mit einem solchen Schritt gerechnet und beim Patentantrag verschiedene Möglichkeiten eingebracht, wie man, sollte man das künftig wollen, doch eine B-Screw nutzen könnte. Beispielsweise, indem man diese an verschiedenen Stellen des Rahmens abstützt oder das Schaltwerk auf der Achse klemmt. Dazu kommt, dass die SRAM-Patente bereits im März 2019 eingereicht und drei Monate vor Einreichung der Shimano-Patente veröffentlicht wurden, sodass Shimano darüber im Bilde gewesen sein müsste.

Einem SRAM-Patent zufolge wird die Lage des Schaltwerks über die Anschläge 68b und 68a geregelt
# Einem SRAM-Patent zufolge wird die Lage des Schaltwerks über die Anschläge 68b und 68a geregelt - das erklärt, warum wir in Les Gets keine B-Screws an den Schaltwerken sehen konnten.

Dass hier ein Konflikt besteht, ist offensichtlich. SRAM war nach aktuellem Erkenntnisstand früher dran und hat sich gut abgesichert. Allerdings ist das Patentrecht komplex und mit guten Anwälten ist einiges möglich, sodass nicht klar scheint, wie die Sache ausgeht.

Patentanträge

Was sagst du zu den beiden Patenten – werden wir von Shimano bald ein eigenes Direct-Mount-Schaltwerk sehen?

Quelle: Wheelbased
  1. benutzerbild

    imkreisdreher

    dabei seit 07/2014

    [...]kaum jemand[...]
    bedeutet nicht der Großteil oder nur sehr wenige. Was ja mit dir als Einzelfall stimmt. Welchen Vorteil sollte Grip Shift außerhalb von XC Rennen haben? Ausser, dass ich meine Griffe nicht nach Komfort wählen kann?
    testet ja auch kaum jemand, da die Bikes ab Werk mit Trigger kommen. Ich kann damit schneller schalten, als mit Trigger, grad wenns rumpelt.

    Edit: Jerome Clemens ist auch viel Grip Shift gefahren
  2. benutzerbild

    LaserRatte

    dabei seit 12/2015

    Also ich vermisse sie nicht seit die wieder von der Bildfläche verschwunden sind. Und wenns wirklich rumpelt schalt ich normalerweise wenig bis garnicht.

  3. benutzerbild

    hirschjaeger

    dabei seit 03/2015

    Gabs alles schon vor über 10 Jahren. Z.b. das erste saint schaltwerk war mit direktmount. Damals gabs auch oversized Naben und Scheiben uvm.
    Das austauschbare Schaltauge ist das beste System für Kettenschaltungen, weil günstig, schnell gewartet/ austauschbar und leichter.
    Wer etwas stabileres zum shreddn braucht wählt einfach ein Getriebe, ist günstiger auf Dauer als abgerissene DM Schaltwerke. Zudem bietet ein Getriebe mehr Bodenfreiheit usw. bei verblockten Gelände. Also total unnütz und wirklich steifer machts die Werke auch nicht. Mal wieder nur neuer stuff und marketing Gedöns, wer es braucht kann gerne sein Geld an Konzerne verscheuern...

  4. benutzerbild

    Robeuten

    dabei seit 10/2020

    Welche Vorteile hat so ein System?

    Bricht ein Schaltauge weg, kostet das ca. 20-30€.
    Bricht so ein Directmount-Schaltwerk ab wohl eher 200-300€ aufwärts, je nach Schaltwerk.

    Man ist ja nicht umsonst von festen Schaltaugen weg zu den tauschbaren und das schon vor gefühlt 100 Jahren. Klar, da war sonst der ganze Rahmen Schrott. So jetzt "nur" das Schaltwerk.

    Aber einen echten Vorteil erkenne ich trotzdem (noch?) nicht.
    Danke, bereits im ersten Kommentar alles gesagt. Vorhang, Beifall, aus, Ende!
  5. benutzerbild

    Geplagter

    dabei seit 09/2008

    Also total unnütz und wirklich steifer machts die Werke auch nicht. Mal wieder nur neuer stuff und marketing Gedöns, wer es braucht kann gerne sein Geld an Konzerne verscheuern...
    Und wieder frage ich mich, auf welcher Basis eine solche Aussage im Brustton der Überzeugung getroffen werden kann. Hat der @hirschjaeger die neuen SRAM-Schaltwerke evtl. schon vorab ausgiebig testen können?

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