Mittlerweile hatten wir ja schon einige Pedale im Fahrbericht, sodass ein neues Teil immer höheren Ansprüchen gerecht werden muss. Lässt sich da überhaupt noch etwas weiterentwickeln, sind die Teile denn nie ausgereift? Die zahlreichen Prototypen zeigen, dass da noch einiges geht, mit dem Spank Spike haben wir nun ein Flat Pedal der neuen Schule dem Test unterzogen – was es kann, außer gut auszusehen, lest Ihr hier.
Aus dem Karton
Schön orange, dazu mit stylischen Fräsungen und Laserlogos versehen, die Design-Abteilung hat ihre Arbeit gründlich gemacht. Was ebenfalls auf den ersten Blick auffällt: An der innenseite findet sich keine klassische Achse mit 15mm Aufnahme, stattdessen ist der Pedalkörper bis an die Kurbel herangezogen, eine deutliche Verdickung weist schon auf das darunter liegende Kugellager hin. Montiert wird das Pedal stattdessen per großem 8mm Inbus, ebenso funktionell und vielleicht zu weniger übertrieben fest angeknallten Pedalen führend.
Der gesamte Pedalkörper fällt sehr schlank aus, gerade einmal 12mm misst er an der dicksten Stelle, um genau zu sein. Er besteht aus kaltgeschmiedetem Aluminium, welches anschließend in gefälligen Farben eloxiert wird, von Orange über Grau, Schwarz Blau bis Rot ist alles erhältlich. Abgesehen davon, dass die Maße generell schlank sind, wurde auf weitere Ausfräsungen, die zu filigranen und zerbrechlichen Partien führen, verzichtet, ebenso etwas überraschend auf eine konkave Ausformung. Die polierten Anfräsungen auf beiden Seiten des Pedals sollen dafür sorgen, dass Bodenkontakt bei Aufsetzern und in Kurven nicht zu Unfällen führt, die Achsen sind hohl und selbstverständlich konisch aus Stahl gefertigt. Das erwähnte Kugellager auf der Innenseite ist ein gedichtetes Industrielager, auf der Außenseite sitzt ein gedichtetes IGUS Gleitlager. Auf jeder Seite finden sich 10 Pins, wobei die äußeren von unten ins Pedal geschraubt sind und dick genug aussehen, um nicht gleich wegzuknicken, die inneren sind durch das Pedal durchgeschraubte Madenschrauben, die Pins auf ober und Unterseite sind hier also tatsächlich die selben. Eine Reibungsdichtung soll nicht nur dafür sorgen, dass Schmutz draußen bleibt, sondern auch dafür, dass sich die Flatpedals nicht ungewollt drehen, etwa wenn es in die Luft geht oder der Fuß abgestellt wird.
Das Gewicht von 400g konnte unsere Waage leider nicht ganz bestätigen – 436g waren es dann doch, bei einer Stahlachse und robuster Bauweise durchaus ein guter, aber kein sehr guter Wert. (Zum Vergleich: Shimanos DX Klassiker liegt mit ca. 530g deutlich darüber, absolute Leichtgewichte aus Titan und Magnesium kommen aber auf gerade einmal 260g)
Auf Achse
Damit aber genug der Theorie und ab auf den Trail. Zu Testzwecken haben wir das Spike Pedal an Enduro- und DH-Bikes geschraubt und bei jedem Wetter über Sprünge und Wurzelteppiche gejagt. Was als erstes auffällt: Die Teile sind schön groß. Die Fläche liegt über 90 Quadratzentimeter, da passen auch große Schuhe drauf. Als zweites fällt die bis an die Kurbel grenzende Bauweise auf, dadurch lässt es sich einen Ticken enger stehen, auch wenn man natürlich nicht auf den Bereich des Lagers stehen kann, er sorgt vielmehr dafür, dass man nicht an der Kurbel schleift, effektiv dürfte der Q-Faktor also ein kleines bisschen schmaler werden. Als drittes bemerkten wir dann etwas unerwartetes: Der Schuh stand in der Mitte zuerst auf, ein sehr ungewohntes Gefühl. Bei der Ursachensuche stellten wir fest, dass die mittleren Pins nicht exakt bis zur Hälfte eingeschraubt waren, dadurch standen sie weiter heraus als die äußeren Pins, was zwar dazu führte, dass man den Schuh leichter umpositionieren konnte, aber absolut auch weniger Grip hatte. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass es sich bei unseren Pedalen um Vorserien-Modelle handelte, dieses Problem soll bis zum Endkunden durch kürzere Pins ausgemerzt worden sein, wodurch auch das Versprechen vom „konkaven Pin-Profil“ eingehalten werden soll. Wir haben die mittleren Pins testweise gekürzt und damit deutlich mehr Halt erreichen können, als es zuvor der Fall war.
Wie viel Halt genau? Diese schwer messbare Größe würde ich auf zwei Arten beschreiben: 1.) Vollkommen ausreichend, egal ob mit 5.10 Impact, 5.10 Freerider, Vans oder Teva Links oder 2.) Ziemlich genau so viel wie mit Shimano DX mit langen, neuen Pins oder Sixpack Icon Mag ti, spürbar mehr als auf Wellgo MG oder auch NC17 Sudpin III S-Pro. Die Spikes machten ihrem Namen wirklich alle Ehre und sorgten für sehr guten Halt, auch wenn es einmal matschig wurde, die großen Freiflächen lassen eine gute Selbstreinigung zu, außerdem sind die Pins wirklich die höchsten Punkte des Pedals, sodass sie schier nicht verklebt zu bekommen waren. Das Gripkriterium wäre also vollkommen erfüllt.
Macht sich die flache Bauweise positiv bemerkbar? Dieser Punkt hängt von der Vergleichsmarke ab. Kommt man von einem nur 2mm dickeren Pedal, so verfügen die wenigsten Fahrer über so viel Gefühl, den Unterschied auszumachen. Im direkten Duell mit 17mm dicken Sudpin III S-Pro oder gar 23mm DX-Pedalen steht man jedoch merklich direkter und angenehmer, der Fuß neigt weniger zu einem Rollen vor und zurück auf dem Pedal, da sein Hebelarm verkleinert wird, außerdem steht man tiefer und setzt damit den Schwerpunkt niedriger. Für mich steht fest: Flache Pedale sind nicht nur in der Theorie sinnvoll, man gewöhnt sich sehr schnell daran und will danach nicht zurück zu den dickeren, weniger gefühlvollen Konsorten. Die bewusst reibende Dichtung wäre für manchen Effizienzsteigerer ein Graus, doch ich muss sagen: Praktische Sache, das gehört sich für ein Gravity-Pedal.
Ob die angeschrägten Ecken vorne und seitlich ein sinnvolles, ja notwendiges Feature sind, hängt ganz vom Fahrer ab. Ich bleibe höchstens alle zwei Wochen mal mit dem Pedal hängen, und dann nur selten so, dass es böse rumpeln würde, prinzipiell ist es aber eine gute Sache: Aufsetzer gehen definitiv reibungsärmer von Statten, bei hohen Geschwindigkeiten kann das durchaus einmal einen Sturz vermeiden. Die Lagerung machte nach 2 Monaten noch Null Probleme, alles andere wäre bei einem hochwertigen Teil aber auch enttäuschend. Stattdessen lockerte sich nach einem Monat die Verschraubung des rechten Pedals – Loctite löste das zwar problemlos, doch einen Inbus zu finden, der kurz genug ist, um die Schraube zu erreichen, ist gar nicht so einfach. Thorben von Sports-Nut versicherte mir aber, dass die Schraube in der Serie gesichert sei und solch ein Inbus gar nicht mehr nötig würde – sein Wort in Bikers Ohr. Die Pins haben darüber hinaus gehalten, was ihre robuste Optik versprach: Sie sind hart im nehmen und gut austauschbar, im schlimmsten Fall muss man den Kopf absägen und den Rest ausschrauben, die inneren lassen sich geschickterweise auf beiden Seiten entfernen. Passt der Preis zur Leistung? 109,-€ sind kein Schnäppchen, aber das Produkt wirkt ausgereift und durchdacht, Ersatzpins sind auch dabei.
Aus der Retrospektive
Gavin Vos (Designer und Spank Cofunder) urteilte über sein Werk: „Eine wahre Revolution in Sachen Pedal-Design!“ – so weit würde ich sicher nicht gehen, aber fest steht: Das Spike ist ein sehr durchdachtes Pedal: Flach, groß, nicht zu schwer, gut gelagert und ziemlich stylisch.
+ Grip, Größe
+ Flach (12mm)
+ Lagergröße, nicht verdrehend
– Nur durch die Pins konkav
– Verschraubung schwer erreichbar (–> Wartung)
Vertrieb in Deutschland über Sports-Nut
Preisempfehlung: 109€, gesehen für 89€
Farben: Schwarz, Grau, Blau, Rot, Orange (im Test)
Gewicht: 436g
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