Neues Specialized Epic 8 2024 im Test: Lange wurde darauf gewartet – jetzt ist es endlich da! Das neue Specialized Epic soll den XC-Sport revolutionieren und wird mit einem ganz besonderen Fahrwerk ausgeliefert. Wir konnten das neue Epic bereits testen
Video: Das neue Specialized Epic im Test
Steckbrief: Specialized Epic 8
Einsatzbereich | Cross-Country |
---|---|
Federweg | 120-130 mm/120-120 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 10,6 kg |
Rahmengrößen | XS, S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | www.specialized.com |
Preisspanne | 4.000 € bis 14.500 € |
Kürzlich geisterten bereits Spyshots durchs Internet, jetzt wird der Vorhang endlich gelüftet: Die achte Evolutionsstufe des Specialized Epic ist da! Das XC-Bike wurde grundlegend überarbeitet, kommt ab sofort ohne das ikonische Brain-System aus und soll vor allem bergab deutlich besser geworden sein. Neben Anpassungen an Geometrie und Rahmen wurde auch der Federweg ordentlich aufgebohrt: Das neue Epic verfügt sowohl vorn als auch hinten über üppige 120 mm. Besonders interessant: Bei der S-Works-Varinate wird dieser von dem ebenfalls brandneuen RockShox Flight Attendant-Fahrwerk kontrolliert.
Neben dem Epic wurde auch der abfahrtslastige Bruder, das Specialized Epic Evo, neu aufgelegt. Dieses basiert auf der gleichen Rahmenplattform, orientiert sich dank einer angepassten Ausstattung und 130 mm Federweg an der Front allerdings deutlich mehr in Richtung Trail. Preislich geht’s für beide Bikes bei 5.200 € los. Das Ende der Fahnenstange markiert die 14.500 € teure S-Works-Ausstattung des Epics. In dieser Konfiguration brachte unser Testbike inklusive SWAT-Multitool 10,62 kg auf die Waage.
Wir konnten sowohl das neue Epic Evo als auch das Epic S-Works bereits kurz für euch antesten. Hier erfahrt ihr, wie sich die beiden Bikes auf den schnellen Trails in Chile geschlagen haben.
Die wichtigsten Neuerungen
- Mehr Federweg Specialized hat der Epic-Familie mehr Federweg verpasst. Während das Epic mit 120 mm Federweg an Front und Heck auftrumpfen kann, wird beim Epic Evo sogar eine 130 mm-Federgabel verbaut.
- Abkehr vom Brain-System Lange gehörten Epic und Brain untrennbar zusammen. Damit ist ab sofort Schluss. Mit Markteinführung des neuen Epics trennt sich Specialized vom Brain-Federungssystem.
- Flight Attendant füs Epic S-Works Das Specialized Epic S-Works setzt fortan auf RockShox‘ brandneues automatisches Flight Attendant-Fahrwerk.
- Abfahrtslastigere Geometrie Sowohl das normale Epic als auch das Epic Evo sind deutlich abfahrtslastiger geworden. Dafür sorgen neben der Federwegserhöhung auch Änderungen an der Geometrie wie mehr Reach und ein flacherer Lenkwinkel.
- Staufach im Unterrohr Ab sofort gibt’s Specialized SWAT-Staufach auch am XC-Bike. Hier kommt sogar die nächste Evolutionsstufe zum Einsatz, die sich deutlich leichter und geschmeidiger öffnen und schließen lässt.
Im Detail
Die Silhouette des neuen Specialized Epics sich gegenüber dem Vorgänger eher in Feinheiten verändert. Allerdings ist bereits auf den ersten Blick ersichtlich, dass das neue Epic wuchtiger daherkommt. Rohrquerschnitte und Dämpfer fallen voluminöser aus und lassen das Specialized Epic 8 etwas potenter wirken.
Hinterbau & Kinematik
Die wohl auffälligste Neuerung ist aber die Abkehr vom Brain-Federungssystem und das Ende des proprietären Dämpfers mit der flüssig ineinander übergehenden Dämpfer-Verlängerung. Keine Änderung erfahren hat hingegen die grundsätzliche Kinematik. Hier kommt nach wie vor eine Variante von Specializeds FSR-Hinterbau zum Einsatz. Dieser verzichtet allerdings auf das Horstlink-Lager in der Kettenstrebe, um Gewicht zu sparen. Stattdessen übernimmt eine flexende Druckstrebe diesen Job.
Allerdings Specialized dem neuen Epic 20 mm mehr Federweg verpasst. Am Heck stehen jetzt satte 120 mm zur Verfügung. Wie bei Specialized üblich werden diese durch Dämpfer mit spezifisch angepassten Tunes kontrolliert. Das Innenleben der Dämpfer wurde also in enger Zusammenarbeit mit SRAM perfekt auf den Epic-Hinterbau abgestimmt. Auch die drei zur Verfügung stehenden Lockout-Modi Offen, Lockout und „Magic Middle“ wurden eigens an das Epic angepasst. Die drei Positionen fallen übrigens über die ganze Range hinweg gleich aus – egal, ob ihr das S-Works mit Flight Attendant oder ein preiswerteres Modell mit herkömmlichem Dämpfer fahrt. Beim Epic Evo hat man allerdings auf die mittlere Position verzichtet. Hier stehen lediglich die Modi Offen und Lockout zur Verfügung.
Ein Rahmen, zwei Gesichter
Künftig heißt es beim Specialized Epic ein Rahmen, zwei Gesichter. Epic und Epic Evo teilen sich nämlich die gleiche Rahmenplattform. Die Unterschiede werden lediglich durch die Ausstattung wie zum Beispiel eine Federgabel mit 130 mm Federweg und die Flipchip-Position realisiert. Auch der Federweg am Heck fällt bei beiden Varianten gleich aus.
Weniger Erschütterungen und mehr Effizienz
Natürlich wurde auch das Layup der Carbon-Fasern und die Steifigkeit des Rahmens gründlich überarbeitet. Dies resultiert laut Specialized unter anderem in einem deutlich komfortableren Fahrverhalten. Das neue Epic soll 12 % weniger Erschütterungen an den Fahrer weitergeben als die Vorgänger. Gleichzeitig soll das Epic aber auch effizienter geworden sein. Dank Anpassungen an Kinematik und Geometrie soll das XC-Bike rund 20 % weniger wippen als das alte Epic Evo – das Bike, das von vielen Specialized-Profis im XC Wold Cup gefahren wurde. Laut Specialized ist das Epic das effizienteste Bike, das jemals von Specialized getestet wurde.
Natürlich wird die Steifigkeit bei allen Epic-Modellen größenspezifisch optimiert. Damit soll das Fahrgefühl über alle Größen hinweg identisch ausfallen.
Gewicht
Am Gewicht des neuen Specialized Epic wurde ordentlich geschraubt. Der S-Works-Rahmen bringt jetzt 76 g weniger auf die Waage als sein Vorgänger. Allein an der vorderen Dämpferaufnahme konnten 24 g eingespart werden. Beim S-Works-Rahmen drehen zudem auch eine Dämpfer-Verlängerung aus Carbon und Titan-Hardware an der Gewichtsschraube. Inklusive RockShox SIDluxe Ultimate bringt dieser 1,78 kg auf die Waage.
S-Works vs. reguläres Epic
Titanschrauben und eine Dämpfer-Verlängerung aus Carbon sind allerdings nicht die einzigen Unterschiede zwischen S-Works und normalem Epic-Rahmen. Einerseits werden wie bei Specialized üblich leichtere Carbonfasern verwendet. Andererseits setzt das Epic S-Works auf die Kabelführung durch den Steuersatz, während das normale Epic mit normaler Kabelführung auskommt.
SWAT-Fach 2.0 & Details
Wie bei vielen anderen Bikes aus dem Hause Specialized findet sich neuerdings auch am Epic ein Swat-Fach im Unterrohr. Hierbei handelt es sich um eine neue, schlankere Evolutionsstufe, die ganz bequem per Hebel geschlossen oder geöffnet werden kann. Dadurch hat man jetzt auch am Epic die Möglichkeit, Flickzeug und Ersatzteile bequem im Rahmen mitzuführen. Und auch sonst muss das Epic seine Details nicht verstecken. Natürlich gibt es zwei Flaschenhalteraufnahmen im Hauptrahmen, den SRAM UDH-Standard und einen großflächigen Kettenstreben- sowie Unterrohrschutz.
Geometrie
Die Geometrie des Epics wurde gegenüber dem Vorgänger modernisiert und deutlich abfahrtslastiger gestaltet. Damit reagiert Specialized auf die immer anspruchsvoller werdenden XC-Kurse. Der Lenkwinkel ist um circa ein Grad flacher geworden und fällt für ein XC-Bike nun ziemlich flach aus. Auch Reach und Stack sind angewachsen. Außerdem haben die Kettenstreben gegenüber dem alten Epic minimal zugelegt.
Damit Epic und Epic Evo sich die gleiche Rahmenplattform teilen können, kommt ein Flipchip in der unteren Dämpfer-Aufnahme zum Einsatz. Dieser befindet sich beim Epic standardmäßig in der High-Einstellung, während das Epic Evo im Low-Setting ausgeliefert wird. Der Flipchip flacht den Lenkwinkel um ein halbes Grad ab, was in Kombination mit der 130 mm-Federgabel des Evos in einem 65,4° flachem Lenkwinkel resultiert. Natürlich fällt analog auch der Sitzwinkel flacher aus als beim Epic.
Specialized Epic
Rahmengröße |
XS
|
S
|
M
|
L
|
XL
|
---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 390 mm | 420 mm | 450 mm | 475 mm | 500 mm |
Stack | 603 mm | 597 mm | 598 mm | 610 mm | 628 mm |
STR | 1,55 | 1,42 | 1,33 | 1,28 | 1,26 |
Lenkwinkel | 65,9°66,4° | 65,9°66,4° | 65,9°66,4° | 65,9°66,4° | 65,9°66,4° |
Sitzwinkel, effektiv | 76,5° | 76° | 75,5° | 75,5° | 75,5° |
Oberrohr (horiz.) | 535 mm | 569 mm | 605 mm | 633 mm | 662 mm |
Steuerrohr | 92 mm | 92 mm | 95 mm | 110 mm | 130 mm |
Sitzrohr | 370 mm | 390 mm | 410 mm | 450 mm | 500 mm |
Kettenstreben | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Radstand | 1.117 mm | 1.147 mm | 1.179 mm | 1.210 mm | 1.243 mm |
Tretlagerabsenkung | 52 mm47 mm | 46 mm41 mm | 44 mm39 mm | 42 mm37 mm | 42 mm37 mm |
Tretlagerhöhe | 318 mm323 mm | 324 mm329 mm | 326 mm331 mm | 328 mm333 mm | 328 mm333 mm |
Einbauhöhe Gabel | 530 mm | 530 mm | 530 mm | 530 mm | 530 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Federweg (vorn) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Specialized Epic Evo
Rahmengröße |
XS
|
S
|
M
|
L
|
XL
|
---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 385 mm | 415 mm | 445 mm | 470 mm | 495 mm |
Stack | 606 mm | 601 mm | 601 mm | 613 mm | 632 mm |
STR | 1,57 | 1,45 | 1,35 | 1,30 | 1,28 |
Lenkwinkel | 65,4°65,9° | 65,4°65,9° | 65,4°65,9° | 65,4°65,9° | 65,4°65,9° |
Sitzwinkel, effektiv | 76° | 75,6° | 75,1° | 75,1° | 75,1° |
Oberrohr (horiz.) | 535 mm | 569 mm | 605 mm | 633 mm | 662 mm |
Steuerrohr | 92 mm | 92 mm | 95 mm | 110 mm | 130 mm |
Sitzrohr | 370 mm | 390 mm | 410 mm | 450 mm | 500 mm |
Kettenstreben | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Radstand | 1.121 mm | 1.151 mm | 1.183 mm | 1.214 mm | 1.247 mm |
Tretlagerabsenkung | 48 mm43 mm | 43 mm38 mm | 41 mm37 mm | 39 mm34 mm | 39 mm34 mm |
Tretlagerhöhe | 322 mm327 mm | 327 mm332 mm | 329 mm335 mm | 331 mm336 mm | 331 mm336 mm |
Einbauhöhe Gabel | 540 mm | 540 mm | 540 mm | 540 mm | 540 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Federweg (vorn) | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm |
Ausstattung Specialized Epic
Das Specialized Epic ist in vier Ausstattungsvarianten für Preise zwischen 5.200 € und 14.500 € erhältlich. Darüber hinaus bietet Specialized auch ein S-Works-Rahmenset für 6.500 € zum Kauf an.
Specialized Epic Comp
Den Einstieg in die Welt des neuen Epics bildet das Comp-Model für 5.200 €. Für diesen Preis bekommt man eine robuste, allerdings in Anbetracht des Preises nicht herausragende Ausstattung. Die Kernkomponenten bilden ein RockShox Select und Select+ Fahrwerk, ein SRAM GX Eagle-Antrieb und hauseigene Aluminium-Laufräder sowie Cockpit.
Specialized Epic Expert
Beim Expert-Modell darf sich der Käufer auf einen SRAM GX Eagle Transmission-Antrieb, Roval Contral-Carbonfelgen mit DT-Swiss-Naben und ein RockShox Select+ Fahrwerk freuen. Hier bekommt man für einen Preis von 7.500 € womöglich preis-leistungsmäßig das beste Paket im Specialized Epic-Lineup.
Specialized Epic Pro
Wer noch mal 2.000 € mehr investiert, bekommt mit dem Pro-Modell ein RockShox SIDluxe Ultimate-Fahrwerk, den hochwertigeren SRAM X0-Transmission-Antrieb und SRAM Level Silver-Bremsen. Auch hier kommen Roval Contral-Carbonfelgen mit DT-Swiss-Naben zum Einsatz.
Specialized S-Works Epic Rahmenset
Wer nur den Rahmen des neuen Epics kaufen will, muss zum S-Works Rahmenset greifen. Dies beinhaltet neben dem Rahmen auch eine Roval-Sattelstütze sowie ein Fahrwerk bestehend aus RockShox SIDLuxe Ultimate-Dämpfer und SID Ultimate-Federgabel. Der Kostenpunkt liegt hier bei 6.500 €.
Specialized S-Works Epic
Das Specialized S-Works Epic markiert das Ende der Fahnenstange und schlägt mit satten 14.500 € zu Buche. Dafür bekommt man allerdings auch eine ganze Menge Bling Bling. Neben dem brandneuen RockShox Flight Attendant-Fahrwerk sind auch eine AXS-Reverb, ein SRAM XX-Antrieb mit Powermeter, Roval Control SL-Laufräder und durchweg hochwertigste Komponenten verbaut.
Ausstattung Specialized Epic Evo
Das abfahrtslastige Epic Evo bietet Specialized in zwei Ausstattungsvarianten zum Kauf an. Diese schlagen mit Preisen von 5.200 € beziehungsweise 9.000 € zu Buche. Das ebenfalls erhältliche Frameset bekommt man für 4.000 €.
Specialized Epic Evo Frameset
Beim Epic Evo geht es preislich bei 4.000 € für das Rahmenset los. Hier ist neben dem Rahmen auch ein Fox Float-Factory-Dämpfer im Lieferumfang enthalten. Außerdem ist das Epic Evo-Frameset aktuell die einzige Option, einen Nicht-S-Works-Epic-Rahmen zu erstehen.
Specialized Epic Evo Comp
Das preiswerteste Komplettbike der Evo-Riege wandert für einen Preis von 5.200 € über die Ladentheke. Die Comp-Variante setzt auf einen herkömmlichen SRAM GX-Antrieb, ein Fox Performance-Fahrwerk und einige hauseigene Aluminium-Komponenten.
Specialized Epic Evo Pro
Dann gibt es einen großen Sprung vom Comp- zum Pro-Modell. Dieses kostet 9.000 €. Dafür bekommt man ein Fox Factory-Fahrwerk, Roval Control-Carbonflegen und Industry Nine-Naben. Für den Antrieb ist SRAMs X0 Transmission-Gruppe zuständig.
Auf dem Trail
Specialized hat uns für drei Tage nach Chile eingeladen, um uns vor Ort die beiden neuen Epics vorzustellen. Um perfekte Testbedingungen zu ermöglichen, wurde zusammen mit dem örtlichen Trailcenter eigens für das Pressevent ein cooler XC-Testloop angelegt. Hier konnten wir uns für knapp zweieinhalb Tage mit den beiden Bikes austoben. Das reicht natürlich bei so komplexen Themen wie dem Flight Attendant-Fahrwerk und gleich zwei neuen Bikes bei Weitem nicht aus, um einen tiefgründigen Testeindruck abliefern zu können. Einen interessanten ersten Eindruck von Specializeds neuer Epic-Range können wir euch aber dennoch natürlich vermitteln.
Testeindruck Specialized Epic
Als Erstes habe ich zum Epic S-Works mit dem neuen RockShox Flight Attendant-Fahrwerk gegriffen. Bereits bei den ersten Metern auf dem Parkplatz fällt direkt auf, wie schnell dieses Fahrrad ist. Das geringe Gewicht, die gelungene Steifigkeit, die leichten Laufräder und das automatische Fahrwerk sorgen für richtig viel Spritzigkeit. Hier hat man wirklich das Gefühl, dass die gesamte eingebrachte Energie komplett in Vortrieb umgesetzt wird. Bei einer Körpergröße von 184 cm passt mir Größe L ziemlich perfekt. Man sitzt angenehm sportlich, sodass man die Power richtig gut in die Pedale bringen kann. Diese Sitzposition sollte auch an langen, anstrengenden Tagen im Sattel keinerlei Grund zur Beanstandung liefern. Zudem hat man jederzeit ordentlich Druck auf der Front. Das agile und direkte Handling sorgt nicht nur für einen hohen Fahrspaß, sondern erlaubt es auch, das Race-Bike flink und präzise durch enge Uphill-Kurven zu zirkeln.
Vorherrschend ist aber natürlich die Performance des brandneuen RockShox Flight Attendant-Fahrwerks. Ich persönlich war nie der größte Fan der Trail- und Enduro-Variante. Am XC-Bike macht das automatische Fahrwerk meiner Meinung nach aber absolut Sinn. Am Epic funktioniert die elektrifizierte Flugbegleitung wirklich ausgezeichnet. Anstatt manuell mit dem Remote-Hebel zwischen den drei Modi, Lockout, Offen und Magic Middle hin- und herzuschalten, wird dies alles automatisch und im Bruchteil einer Sekunde vom Fahrwerk selbst entschieden. Dämpfer und Federgabel beurteilen die aktuelle Fahrsituation und wechseln auf dieser Basis blitzschnell in das für die jeweilige Situation optimale Setting. Besonders überrascht war ich, wie oft das Fahrwerk auch auf trailigen Anstiegen in den Lockout-Modus geschaltet hat – und zwar völlig zurecht. Dadurch spart man bergauf und auch bergab bei Zwischensprints einige Körner. Negative Erlebnisse, in denen das Fahrwerk gelockt war, aber besser offen gewesen wäre und mir so den ein oder anderen unangenehmen Schlag eingebaut hat, hatte ich im Testzeitraum keine. Auch meine anfänglichen Bedenken, dass der automatische Eingriff teilweise zulasten des Grips geht, blieben unbegründet. Alle technischen Hintergründe, Neuerungen und unseren ausführlichen RockShox Flight Attendant Test gibts hier.
Besonders cool ist, dass man sich einfach gar keine Gedanken mehr über das Fahrwerk machen muss. Stattdessen kann man sich komplett auf den Trail, die Bremspunkte und gegebenenfalls auch das Renngeschehen konzentrieren. Der Griff zur Lenkerfernbedieung, die Grübeleien über das perfekte Setting oder mit gelocktem Fahrwerk in die Abfahrt zu starten, gehören mit Flight Attendant der Vergangenheit an. Dies ist zum einen für den Hobbyfahrer angenehm, kann andererseits aber auch im Rennen ein großer Vorteil sein. Ein echter Mehrwert dürfte auch sein, dass das System jetzt auch Powermeter einbezieht und den Fahrer und seinen Watt-Output kennenlernt. Dadurch kann berücksichtigt werden, wie stark man aktuell in die Pedale tritt. Bewegt man sich in dem Moment beispielsweise am Limit seiner Watt-Kapazität, wird Flight Attendant diesen Effort mit einem entsprechenden Modus unterstützen.
Auch abgesehen von der Automatisierung erledigt das Fahrwerk des Specialized Epics einen ausgezeichneten Job und punktet auch bergab mit einem guten Mix aus Komfort, Grip und Gegenhalt. Allgemein war ich überrascht, wie gut das Epic in der Abfahrt performt. Hier machen sich die Änderungen von Specialized durchaus bezahlt. Unser Testtrail war zwar nicht super anspruchsvoll, hatte aber doch ein knackiges Steinfeld, einige Sprünge und staubige, schnelle Kurven zu bieten. All dies stecke das Epic unbeeindruckt weg und vermittelt dabei ein höheres Maß an Sicherheit, als ich erwartet hätte. Auch fühlt sich das Epic bergab nicht so bocksteif an wie manch andere XC-Bikes. Hier kann man richtig Spaß haben und ist für aktuelle XC-Kurse bestens gewappnet. Je nach Fahrkönnen sind auch anspruchsvollere Trails problemlos zu bezwingen. Allerdings vermitteln das tiefe Cockpit und die dünnen Reifen natürlich nicht ganz so viel Sicherheit wie bei einem Trail oder Down Country-Bike. Diese Einschätzung ist allerdings natürlich auch im Lichte meines Trail- und Enduro-Hintergrunds zu sehen.
Auffällig ist zudem, dass das Epic seinen Job sehr leise erledigt. Weder klappernde Kabel noch eine rasselnde Kette gab es zu bemängeln. Einzig die Stellmotoren von Sattelstütze, Fahrwerk und Schaltwerk sind insgesamt etwas gewöhnungsbedürftig. Wenn man mit dem Epic S-Works unterwegs ist, liegt die ganze Zeit ein elektronisches Summen in der Luft.
Besonders gut gefallen hat mir auch die neuste Evolutionsstufe des SWAT-Fachs. Diese lässt sich sehr geschmeidig und viel leichter öffnen als die Vorgängerversion. Trotzdem macht es einen sehr soliden Eindruck und punktet darüber hinaus mit der schmaleren Silhouette. Ich hoffe, dass alle zukünftigen Specialized-Bikes in den Genuss dieses Fachs kommen.
Testeindruck Specialized Epic Evo
Am zweiten Tag stand dann das Epic Evo auf dem Speiseplan. Obwohl sich beide Bikes den gleichen Carbon-Rahmen teilen, unterscheiden sie sich recht deutlich voneinander. Durch die unterschiedliche Ausstattung und das andere Flipchip-Setting fühlt sich das Epic Evo deutlich trailiger an. Hier spielen natürlich primär die dickeren Reifen, der Lenker mit Rise und auch der zusätzliche Federweg sowie die damit verbundene Lenkwinkel-Verstellung eine große Rolle. Dies macht sich natürlich auch im Uphill bemerkbar. Hier sitzt man etwas aufrechter und nicht ganz so sportlich – mehr wie auf einem Trail-Bike eben. Allerdings hätte der Sitzwinkel beim Evo für meinen Geschmack einen Hauch steiler ausfallen können.
Es ist natürlich nicht verwunderlich, dass das Epic Evo bergauf vom S-Works Epic abgehängt wird. In diesem ungleichen Duell ist man spürbar behäbiger unterwegs und nicht ganz so spritzig. Allerdings ist das Evo trotzdem zweifelsohne ein schnelles, leichtfüßiges Bike, das willig Höhenmeter einsammelt. Auch das Gewicht von 12,12 kg liegt auf einem hervorragenden Niveau. Im XC World Cup wird es in dieser Konfiguration – anders als sein Vorgänger – aber mit an hundertprozentige Wahrscheinlichkeit grenzend niemals auftauchen.
Statt automatisiertem Fahrwerk gibt es hier wieder die gute, alte Remote am Lenker. Hier stehen allerdings nur der offene und der geschlossene Modus zur Verfügung. Über ein mittleres Setting hätte ich mich in manchen Situationen allerdings durchaus gefreut. Allerdings wippt das Evo auch mit offenem Dämpfer praktisch nicht.
Was man mit dem Evo bergauf gegenüber dem Epic einbüßt, bekommt man in der Abfahrt zurück. Hier vermittelt das Down Country-Bike spürbar mehr Sicherheit und es kommen echte Trail-Bike-Vibes auf. Das Evo fährt sich sehr berechenbar und gutmütig. Eingewöhnungszeit? Fehlanzeige! Trotz der erhöhten Laufruhe und des stärkeren Sicherheits-Empfindens geht der direkte, agile und flinke Charakter in der Abfahrt nicht verloren. Auch der poppige Hinterbau geht hier mit und überzeugt mit einem angenehm feinfühligen Ansprechverhalten. Dadurch wird das Epic Evo im Downhill zu einer echten Spaßmaschine.
Wer auf der Suche nach einem leichten und schnellen Short Travel Trail- oder Down Country-Bike ist, macht mit dem neuen Specialized Epic Evo definitiv nichts falsch.
Erster Eindruck – Specialized Epic 2024
Specialized hat mit der überarbeiteten Epic-Range genau ins Schwarze getroffen hat. Vor allem das S-Works Epic mit dem neuen RockShox Flight Attendant Fahrwerk hat mich richtig beeindruckt. Allerdings ist auch der Preis des XC-Bikes ziemlich beeindruckend. Auch das Specialized Epic Evo macht richtig viel Spaß und ist eine ausgezeichnete Option, wenn man auf der Suche nach einem leichten und schnellen Down Country-Bike ist.
Testablauf
Specialized hat uns für den Launch des neuen Specialized Epic und Epic Evo nach Matanzas in Chile eingeladen. Hier konnten wir die beiden Bikes zweieinhalb Tage lang testen. Die Kosten für das Pressecamp wurden komplett von Specialized getragen.
Hier haben wir das Specialized Epic getestet
- Matanzas, Chile staubige, flowige nicht allzu technische aber abwechslungsreiche und spaßige Trails berauf und beragb
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trail, Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- moderater Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
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