Kleiner Rahmen, große Räder: Unter diesen Prämissen hat Specialized in der Woche vor dem Sea Otter Classic Festival 2013 das neue Specialized Rumor Lady Bike vorgestellt, das mit 29″ Laufrädern, 110mm Federweg und sportlicher Geometrie einen breiten Einsatzbereich von XC bis Trail für Mountainbikerinnen erschließen soll. Mit diesem neuen Bike will Specialized seiner Auswahl an Frauenmodellen ein neues Top-Modell aufsetzen, das mit niedrigem Gewicht und besonders niedrigem Rahmen Frauen mehr Spaß auf dem Trail bereiten soll. Für uns sind Steffie Teltscher und Leoni Dickerhoff vor Ort gewesen und haben dem neuen Specialized Rumor die erste Packung Dreck verpasst.
# Specialized Rumor Comp
Specialized Rumor
Motivation & Anspruch
In den letzten Wochen und Monaten sind wir regelmäßig über das Thema gestolpert, inwiefern sich Mountainbikes für Damen und Herren überhaupt voneinander unterscheiden. Ob fehlende Testräder am Demoday, die speziellen Angebote für Mädels auf der Eurobike, das neuste Lady-Bike von Propain oder im Interview mit „Roxy“ von Roxybike Mallorca – wann immer das Thema Mountainbikes für Frauen angestoßen wird, stellen wir alle uns die Frage, was ein Damenrad von einem Herrenrad unterscheidet. Während an einem Stadtrad dieser Unterschied schon am Rahmen leicht zu erkennen ist, hüllen sich viele Mountainbikes für Frauen lediglich in spezielle Decal-Kits und Farbgebungen; bleiben hinter dem Anspruch ein in sich spezielles Frauenrad zu sein weit zurück.
# Specialized Women: Mittlerweile bieten die Amerikaner eine breite Auswahl an frauenspezifischen Komponenten und Bikes an.
# Rumor has it… Specialized präsentiert ein neues Damenrad
Mit dem neuen Specialized Rumor Ladybike will man bei den Amerikanern nun das erste damenspezifische 29″ Trailbike auf die Räder gestellt haben. Die wichtigste Nachricht direkt vorneweg: Specialized spart sich besonders „weibliche“ Farben wie lila, pink und anderen Klamauk und bringt das Rumor in den Farben silber, weiß und schwarz – klassische Farben wie sie auch an jedem Herrenrad zu finden wären und die auch Frauen fahren können, die nicht bei Pimkie einkaufen. Die ersten Frauenräder hat Specialized im Jahr 2002 mit dem Rockhopper Women’s und dem Stumpjumper M4 Women’s im Programm gehabt. Seit 2007 gibt es erstmals eine breite Auswahl an Frauenmodellen bis hinauf in die S-Works Serie, doch erst 2010 werden mit dem Mayka HT 29 und dem Safire zwei an die weibliche Anatomie angepasste Räder vorgestellt.
# Specialized Rumor Expert – neu für 2013
# Fox Federelemente verrichten im Top-Modell Rumor Expert ihren Dienst
# Präsentation: Die Fahrerinnen begutachten das Specialized Rumor
Diese Reihe setzt das neue Specialized Rumor fort, das mit 29″ Laufrädern und straffen 110mm Federweg für starken Vortrieb sorgen soll. Bei Specialized heißt es vollmundig, dass das neue Rumor nicht nur Selbstvertrauen in das eigene Fahrvermögen stiften soll, sondern dank seiner Women’s XC Trail 29 Geometrie das am besten auf Frauen angepasste Rad auf dem Markt sein soll.
# Die 29″ Laufräder sorgen für ein gutes Überrollverhalten
Geometrie
Wenn man Frauen und Männer statistisch im Hinblick auf ihre Biometrie betrachtet, sind Frauen kleiner als Männer. Diesem einfachen Fakt (z.B. SizeGERMANY, SOEP) trägt die Specialized beim neuen Rumor Rechnung und verkleinert die Überstandshöhe über dem Oberrohr auf einen sehr niedrigen Wert, der es Fahrerinnen mit kurzen Beinen ermöglicht über dem Rad zu stehen ohne mit dem Oberrohr in Kontakt zu kommen. Diese Anpassung schafft Sicherheit im Umgang mit dem Bike. In Größe S beträgt die Standover Height 706mm, in M sind es 709mm und in L 710mm. Trotz diesem besonders flachen Rahmendesign kann eine vollwertige Trinkflasche mit auf Tour genommen werden.
Genaue Geometriedaten werden wir nachliefern, sobald Specialized sie auf der eigenen Website veröffentlicht hat.
# Tiefes Oberrohr für maximale Schrittfreiheit
Technik
Der Rahmen des Specialized Rumor 2013 besteht aus M5 Aluminium, bietet 110mm Federweg und baut auf dem bekannten FSR-Hinterbau mit vier Gelenken auf. Die Dämpfer kommen von Fox und RockShox, mit der von Specialized erdachten Autosag-Funktion, die den Druck automatisch auf den korrekten Sag einstellen soll. So soll es möglich sein, dass jeder Fahrerin mit möglichst geringem Aufwand das perfekte Setup für den Hinterbau finden kann. Darüber hinaus verfügt der Dämpfer über ein spezielles Frauen-Setup, das durch angepasste Kennlinien insbesondere auch bei leichteren Fahrerinnen eine effektive Federwegsnutzung und passende Dämpfung gerantieren soll.
Ein interessantes Detail ist ein Anschlagschutz für die Federgabel, der unter dem Unterrohr sitzt und einen Kontakt zwischen Rahmen und Gabelkrone verhindert. Notwendig wird diese Anpassung durch das sehr tief geführte Oberrohr, kann jedoch im Falle eines Falles ein unkontrolliertes Umschlagen des Lenkers verhindern.
# Auch bei Rahmengröße S findet eine vollwertige Trinkflasche Platz
Ausstattungen
Specialized bietet das Rumor vom Start weg in drei Ausstattungslinien an: Rumor Expert, Rumor Comp und Rumor. Bei allen drei Ausstattungslinien folgt Specialized dem Gedanken der Women’s Body Geometry, bei der etwas breitere Sättel, andere Griffe und größen-spezifisch angepasste Anbauteile (Lenker / Vorbau / Kurbellänge) den anatomischen Voraussetzungen der Damenwelt entgegen kommen sollen.
Specialized Rumor Expert
- Dämpfer: Fox Float CTD Evolution mit AUTOSAG, custom tune
- Gabel: Fox Float CTD Performance Series 29″, CTD Dämpfung. Einstellbar in Zug- und Druckstufe.
- Sattelstütze: Specialized Command Post BlackLite (mit Fernbedienung)
Specialized Rumor Comp
- Dämpfer: Rock Shox Monarch RL mit AUTOSAG, custom tune
- Gabel: Rock Shox Reba RL 29, 110mm Federweg, Solo Air Luftfeder, Einstellbar in Zug- und Druckstufe
- Kurbel: Sram S-1250 XC mit PF30 Achse, Aluminium-Bashguard
Specialized Rumor
- Dämpfer: X-Fusion RL Luftdämpfer mit AUTOSAG
- Gabel: SR Suntour XCR 29 Stahlfeder, 110mm Federweg, Zugstufe und Lockout einstellbar.
- Tektro Draco 2 hydraulische Scheibenbremsen mit kurzer Hebelweite für kleinere Hände
# In der Seitenansicht wird deutlich, wie flach und kurz das Specialized Rumor ist.
# Bekannter 4-Gelenk FSR-Hinterbau mit spezieller Dämpferaufnahme
# Klare, gerade Linien entsprechend dem üblichen Specialized Style
# Am Rumor Expert verbaut Specialized eine vom Lenker verstellbare Sattelstütze – praktisch
# Im Oberrohr intergrierte Dämpferaufnahme und konisches Steuerrohr am Specialized Rumor
# Das Rumor Comp federt mit Gabel und Dämper aus dem Hause Rock Shox
# Optisch sind die Räder sehr schlicht gehalten – nur kleine Farbakzente deuten an, dass es sich hier um Lady-Bikes handelt
# I am Specialized
Praxiseindruck: Specialized Rumor
von Leoni Dickerhoff und Steffie Teltscher
Um herauszufinden, wie sich das neue Specialized Rumor in der Praxis schlägt, haben wir am Specialized Pressecamp zum neuen Rad teilgenommen. Doch damit nicht genug: Ein Damenrad sollte von einer Frau probegefahren werden, um hier verlässliche Informationen für Bikerinnen anbieten zu können. Aus diesem Grund haben wie Leonie Dickerhoff und Steffie Teltscher gefragt, ob sie für und mit uns an dem Camp teilnehmen würde. Leoni ist als ehemalige World Cup Fahrerin im Downhill und gut trainierte Mountainbikerin im Allgemeinen eine perfekte Partnerin gewesen, um dem neuen Rad gehörig auf den Zahn zu fühlen. Steffie ist als Teamfahrerin im Carver Enduro Team an der Seite von Max Schumann eine der ersten Testerinnen für das Carver ICB gewesen. Gemeinsam berichten sie hier über ihre Eindrücke von den ersten Ausfahrten auf dem Specialized Rumor.
Hallo IBC-Mädels,
wir freuen uns, dass wir euch einmal aus erster Hand Informationen zu einem neuen Lady-Bike, dem Specialized Rumor zukommen lassen dürfen. Von unserem Hintergrund her sind wir beide eher auf Abfahrten und Sprüngen zu Hause, doch wer da schnell sein will muss auch fit sein und deshalb verbringen wir effektiv sehr viel Zeit auf Touren-Bikes wie es das neue Rumor eines ist. Mit 110mm Federweg am Heck und den großen 29″ Laufrädern sollte es aber auch in ruppigerem Gelände für viel Spaß sorgen und gleichzeitig noch uns Frauen durch kleine praktische Details glücklich machen. Ob es das kann? Lest selbst!
# Empfang im Specialized Hauptquartier
# Beim Pressecamp werden Details an den Testrädern erklärt.
# Feuerrutsche bei der Werksführung bei Specialized
Abstimmung und Ausstattung
Bevor es endlich auf den Trail geht hören wir Präsentationen zum Bike, sehen Videos und sprechen mit Teamfahrerinnen und Mitarbeiterinnen (Lea Davison, Katie Sue, Olivia Bleitz und Amy Shreve) sowie Pro-Snowboarderin Kimmy Fasani, die das Gesicht der Kommunikation des neuen Bikes sein soll. Anschließend machen wir uns an das Setup unserer Bikes, um mit einem passend abgestimmten Fahrwerk und Fahrrad eine gute Grundlage für den ersten Eindruck zu schaffen.
2013 Rumor – Kimmi Fasani von rik – mehr Mountainbike-Videos
Frauen und Technik?! Klar, insbesondere dann, wenn das Rad über den praktischen AUTOSAG verfügt. Nein im Ernst: Wir verstehen einiges vom Setup eines Bikes und doch haben wir nicht schlecht gestaunt, wie gut die „Autosag“ Funktion am Dämpfer des Specialized Rumor funktioniert hat. Aufpumpen (ca. 300 Psi), draufsetzen, Knopf am Dämpfer drücken, ein paar Mal einfedern und schon ist das Setup bereit für die erste Ausfahrt. Das ist definitiv die richtige Richtung; ganz egal ob man gern schraubt oder nicht.
# Specialized Rumor auf der Rolle
Besondere Details wie Autosag und tiefes Oberrohr machen das Leben mit dem Rad einfacher.
Anschließend bringen wir noch Sattel und Lenker in die richtige Position, montieren unsere Pedale und los geht’s zum Shuttle, der uns ins Hinterland fährt. Das Rad ist speziell für Frauen entwickelt worden und hat daher einen sehr tiefen Einstieg, so dass auch kleine Fahrerinnen ein großes Maß an Bequemlichkeit und Sicherheit beim Auf- und Abstieg zu bieten. Der tiefe Einstieg ist vor allem dann von Vorteil, wenn man kurz stehen bleibt und über dem Rad stehend den Boden erreichen kann ohne nur auf den Zehenspitzen zu stehen. Damit bietet das Rad einen konstruktiven Vorteil, der uns schon im Stand gefallen hat. Sehr gut ist auch, dass Specialized sich seltsame Girly-Experimente spart und mit feinen Details die ansonsten cleanen Rahmen verfeinert – schön!
# Setup und Abstimmung der Testräder
Von dem Rahmengrößen her haben sowohl Steffie, als auch ich jeweils ein Rad in Größe M gefahren. Steffie hat das Rad mit 165cm Körpergröße sehr gut gepasst, während es mir mit 174cm ein wenig zu klein gewesen ist – aber es gibt ja auch noch Größe L. Insgesamt ist das Rad damit (an der sonst üblichen Männerwelt gemessen) eher kurz und klein, was jedoch für die bei Frauen üblichen Größen sehr gut passt. Schließlich gehöre ich mit über 1,70m auch schon zu den L(ängeren) Frauen ;). Umgekehrt sollte das Rad in Größe S bereits ab ca. 1,50m Körpergröße gut passen, was bei vielen Männerrädern nicht der Fall ist. Hier hat Specialized die Hausaufgaben gemacht und sich gut angeschaut, welche Größe Frauen brauchen.
Ausfahrt
# Das Specialized Pressecamp – Lady-Team für Lady-Bikes
# Die Räder sind bereit für die Ausfahrt
Jetzt aber los auf den Trail. Die Trails beim Pressecamp sind sehr offen und flowig gewesen, doch auf der ein oder anderen Waldpassage mit kleinen Absätzen und vielen Wurzeln haben wir dem Rad doch noch einiges an Anforderung entlocken können. Hinzu kommen kurze aber steile Anstiege, auf denen wir die Steigfähigkeit ausprobieren konnten.
Anstiege
12,7kg wiegt das Specialized Rumor Comp und ist damit relativ leicht, wenn auch kein Leichtbau-Wunder. Hier sehen wir nach wie vor viel Arbeit bei den Herstellern, denn Frauen sind nicht nur kleiner sondern auch leichter. Aus diesem Grund ist es nur fair, wenn wir Mädels auch leichtere Bikes bekommen, um mit den schweren Jungs mithalten zu können. Das günstigste Rumor wird in dieser Hinsicht mit Stahlfeder-Gabel und anderen schweren Anbauteilen sicher weniger Spaß machen als die teureren Modelle Rumor Comp und Rumor Expert.
# Leonie Dickerhoff im Wald
An der Steigfähigkeit des Bikes kann noch geschliffen werden – abgesehen davon ist die Geometrie sehr ausgewogen.
Auf den Trails nehmen die Bikes schnell Fahrt auf und wir kurbeln entspannt bergauf. Auffällig dabei ist, dass der Hinterbau trotz an sich gutem Autosag relativ stark am Wippen ist. Hier empfielt es sich, die Lockout-Option am Dämpfer zu aktivieren und Ruhe ins Fahrwerk zu bringen. Doch irgendwann kommt dieser Punkt, an dem es nicht weiter geht. Normaler Weise haben wir irgendwann immer das Problem, dass der Saft in den Beinen ausgeht oder die Lunge nicht mehr mehr Sauerstoff ins Blut lassen will. Beim Specialized Rumor haben wir jedoch beide festgestellt, dass die Front in steilen anstiegen relativ früh zu steigen anfängt und sich wie ein wildes Pferd aufbäumt. Klar bietet die höhere Front einen höheren Fahrkomfort in der Ebene, doch bergauf hätten wir uns beispielsweise eine flachere Front und dadurch mehr Druck auf dem Vorderrad gewünscht.
# Leo Dickerhoff auf Tour – in der Ebene lässt es sich sehr entspannt dahinrollen…
# … oder auch ordentlich Druck machen.
Wenn es flach daher geht, heißt es Tempo machen und schön am Gas bleiben. Genau das gelingt mit dem Rumor sehr gut, es beschleunigt gut und die Federelemente schaffen in Verbindung mit den großen Laufrädern viel Sicherheit, so dass es auch freihändig schnell über den Trail geht. Damit qualifiziert sich das Rad für moderatere Touren mit gemäßigten Anstiegen. Hier vermittelt das Rad eine gute Dynamik und fühlt sich nicht so träge an, wie manch anderes 29″-Rad. Doch wo es rauf geht, muss es auch bergab gehen.
# Steffie mit Schwung im Demo Forrest
Abfahrten
Wenn es ruppiger wird und abwärts geht, machen die Federelemente von Rock Shox am Rumor Comp einen sehr guten Job. Die Räder folgen gut gedämpft den Unebenheiten und bieten trotz nur 110mm Federweg gute Reserven für hohes Tempo. Hierbei wirkt sich auch die Sicherheit der großen 29″-Laufräder positiv aus, die dem Rad nochmals mehr Laufruhe verleiht. Negativ wirkt sich diese Laufruhe jedoch aus, wenn es zackig ums Eck gehen soll. Hier verhält sich das Rumor etwas sperrig und lässt sich nicht so willig flachlegen, wie wir es uns für schnelle Abfahrten wünschen würden. Daran können auch die Specialized-typisch kurzen Kettenstreben nichts ändern, doch für diesen Einsatzbereich ist das Rumor auch eher wenig ausgelegt, weshalb wir bergab den Sicherheitsaspekt unterstreichen wollen.
# Leo Dickerhoff pilotiert das Specialized Rumor Comp
# Steffie Teltscher konzentriert sich im Downhill auf den Trail
Fazit
Das Specialized Rumor ist ein gut durchdachtes Lady-Bike, dass mit tiefem Oberrohr und einfachem Setup bei uns Mädels punkten kann. Vom Fahrverhalten her ist es ein solides Trail-Bike, das keine Angst vor gröberem Gelände hat und so viel Spaß auf ausgedehnten Touren bietet. Bergauf gibt es schnellere Bikes, bergab auch – doch in der Kombination ist das Rumor ein gelungenes Gerücht.
# Specialized Rumor Expert
# Liebe zum Detail ;)
# Fachsimplen unter Testfahrerinnen
# Bestes Wetter in Kalifornien – Specialized liefert genügend Kühlmittel.
Weitere Informationen
- Specialized Homepage
- Fahrerinnen: Leonie Dickerhoff, Steffi Teltscher | MTB-News.de 2013
- Bilder: Manuel Sulzer | MTB-News.de 2013
- Text und Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2013
Bildergalerie
Fotos von Manuel Sulzer
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