Das Perskindol Swiss Epic 2018 steht an – fünf Tage voller Herausforderung, aber auch Belohnungen durch das Mountainbiken rund um die Bettmeralp. Die diesjährige Ausgabe führt die Fahrer durch knapp 50 Gemeinden im märchenhaften Wallis, umgeben von den Alpen. Die Fahrer legen zwischen 50 und 80km am Tag mit 1800 – 2800 Höhenmeter zurück, bevor sie am Samstag in Zermatt am Fuße des Matterhorns ankommen. 334 Athleten standen am Dienstagmorgen am Start der fünften Ausgabe des Mehrtagesrennens.
1. Etappe – Außenseitersieg bei den Herren, Keller/Stirnemann bei den Damen vorne
Das Überraschungs-Team BMC Fischer Price hat auf dem ersten Teilstück des diesjährigen Swiss Epics zugeschlagen und sich den Sieg vor dem Team Scott-SRAM gesichert. Die Schweizer Martin Fanger und Noah Blöchlinger überquerten die Ziellinie 55 Sekunden vor Matthias Stirnemann und Andri Frischknecht.
Die entscheidende Attacke erfolgte schon frühzeitig im Rennen am ersten Anstieg: Scott-SRAM, BMC Fischer Price und jb Brunex Felt Factory Team um Thomas Litscher und Max Foidl hatten sich zu diesem Zeitpunkt von der ersten Verfolgergruppe abgesetzt. Auf der schnellen Abfahrt von Fiescheralp nach Fiesch schlitzte sich Litscher allerdings derart den Reifen auf, dass dieser nicht so einfach repariert werden konnte und das Team somit aus dem Kampf um den Tagessieg ausschied. Das bedeutete, dass ein Zweikampf zwischen BMC Fischer Price und Scott-SRAM auf der weiterführenden Strecke zu erwarten war. Andri Frischknecht versuchte es mit einer explosiven Attacke bei der zweitletzten Steigung vor der Ziel, die auch prompt Fanger in Schwierigkeiten brachte. „Ich habe am Wochenende ein Marathon-Rennen bestritten, weshalb meine Beine nicht gerade gut für kurze, harte Anstrengungen sind, daher konnte ich nicht mithalten.“
Damit ging Scott-SRAM erstmals in Führung, während BMC Fischer Price alleine um den Anschluss kämpfen musste. Scott-SRAM erhöhte die Pace am Ende des Anstieges nochmals zusätzlich, mit dem Ziel den Vorsprung weiter auszubauen – was sich im Nachhinein aber als eine zu scharfe Tempoerhöhung herausstellte. Fanger und Blöchlinger setzten auf eine andere Taktik: „Mit gutem Teamspirit hat Noah mir sehr viel geholfen. Wir hatten eine super konstante Pace und waren am Ende ein wenig schneller und konnten so die Lücke schließen.“
Bei der 53-Kilometermarke hatte BMC Fischer Price den Anschluss an Scott-SRAM wieder gefunden. Da war Stirnemann schon am kämpfen: „Nach der Verpflegungsstation habe ich schon gelitten, ich denke ich habe nicht genug gegessen und hatte am Ende müde Beine. Wir haben es nicht übertrieben. Es ist noch ein langer Weg bis zum Ziel in Zermatt.“ BMC Fischer Price konnte sich damit den Tagessieg sichern. Scott-SRAM kam als Zweiter ins Ziel vor dem Team BiXS, um die Marathon-Spezialisten Konny Looser und Hansueli Stauffer.
Im Feld der Frauen sah es den ganzen Morgen so aus als könne sich das Team Canada um Catharine Pendrel und Haley Smith das erste Leaderjersey überstreifen. An allen Checkpoints lag das kanadische Duo mit einem kleinen Vorsprung auf das Team Thömus um Alessandra Keller und Katrin Stirnemann. Aber auch sie kamen nicht ohne einen Vorfall durch die Etappe. „Es gab diesen einen Moment, indem ich nicht aufgepasst habe und einen Stein getroffen habe. Ich bin vom Kurs abgekommen und in einen Kuh-Zaun gefahren,“ berichtete die zweifache Weltmeisterin Pendrel im Ziel.
Doch der kleine Strauchler konnte Pendrel nicht entmutigen, erst am finalen Anstieg verlor das kanadische Duo die Spitzenposition. Die Einheimischen Keller und Stirnemann fuhren mit einer konstanten Geschwindigkeit und blieben stets in Sichtkontakt zu Pendrel und Smith. Team Thömus fuhr an die Kanadier heran und setzten zum finalen Überholmanöver im letzten technischen Abschnitt an. Die Schweizer Mountainbikerinnen konnten ihren Vorsprung auf 36 Sekunden ausbauen und kamen damit als Erste ins Ziel. Dementsprecehnd freute sich auch eine Alessandra Keller: „Ich habe noch nie ein Leaderjersey getragen. Ich will es auf jeden Fall bis zum Ende behalten. Wir geben unser Bestes, wollen aber das Rennen auch genießen!“ sagte die neu-gekrönte U23-Weltmeisterin.
2. Etappe – Doppelter Führungswechsel
Die zweite Etappe führte die Teilnehmer des Swiss Epics von Bettmeralp nach Grächen. Die Strecke führte über etliche die Höhenwege über dem Rhônetal, auf denen atemberaubende Blicke auf das Matterhorn zu erhaschen waren. Für das Feld wird die Abfahrt nach Mörel – vorbei an der Safran-Plantage – ein Highlight der heutigen Etappe gewesen sein, bevor sie den finalen Anstieg zum Race Village in Angriff nahmen und das Ziel der zweiten Etappe in Grächen erreichten.
Die 2. Etappe in der Herrenkonkurrenz wurde geprägt von den Marathonspezialisten im Männerfeld: Hansueli Stauffer und Konny Looser vom BiXS Pro Team dominierten den 77km langen Abschnitt. Am letzten Anstieg konnten sie sich vom Team Buff Scott und Scott-SRAM absetzen und holten sich den Sieg.
Zu Beginn der Etappe sah es allerdings noch ganz nach einem Zweikampf zwischen Scott-SRAM um Matthias Stirnemann und Andri Frischknecht und Christopher Blevins und Keegan Swenson vom Team USA Red aus. „Nach der Abfahrt nach Mörel haben wir unseren Rhythmus hochgehalten und plötzlich waren es nur noch Scott-SRAM und wir, die vorne waren,“ erzählte Swenson im Ziel. Blevins erlitt bei der zweiten Abfahrt dann allerdings einen Plattfuß, weshalb das Duo viel Zeit verlor und nicht mehr in den Kampf um den Tagessieg eingreifen konnte.
Stirnemann und Frischknecht lagen damit unfreiwillig allein in Führung und hatten zunächst freie Fahrt. Bei Matthias Stirnemann schwanden zum Ende der Etappe jedoch die Kräfte, sodass die Verfolgerteams BiXS und Buff Scott zu den Siegfavoriten aufschliessen konnten. „Hansueli attackierte – ich habe abgewartet bis er etwa 100m vonuns entfernt war und bin dann an ihnen vorbei,“ schilderte Looser die finale Attacke aus seiner Sicht am letzten Berg hinauf nach Grächen. Im Ziel konnte das Duo sich mit 48 Sekunden Vorsprung vor den Spaniern Guerra und Morcillo (Buff Scott) feiern lassen. Frischknecht und Stirnemann kamen als Dritte ins Ziel.
Die nach der ersten Etappe in Führung liegenden BMC Fischer Price kamen, vom Pech verfolgt, mit vier platten Reifen mit 46 Minuten Rückstand auf die Ersten ins Ziel und mussten damit ihre Führung an Scott-SRAM abgeben.
Bei den Frauen zeichnete sich schon zu Beginn ein Kopf an Kopf Rennen zwischen Team Canada’s Haley Smith und Catherine Pendrel sowie Kathrin Stirnemann und Alessandra Keller vom Team Thömus RN ab. Die beiden Duos präsentierten sich in Bestform und untermauern damit ihren Status als Top-Favoriten auf den Gesamtsieg. Nachdem sie die richtigen Schlüsse aus der gestrigen knappen Niederlage gezogen haben, wartete Team Canada heute auf den richtigen Moment um ihren entscheidenden Angriff zu wagen. „Heute war es ein extrem knappes Rennen, wir waren bei allen Servicestationen gleich auf und konnten uns erst am letzten Anstieg an die Spitze setzen.“ Oben angekommen hatten Smith und Pendrel über eine Minute Vorsprung. Damit konnten sie im Gesamtklassement wertvolle Zeit auf das Team Thömus RN gut machen. Sie pulverisierten die Zeiten förmlich und bauten ihren Vorsprung auf 2:55 Minuten aus und holten sich die begehrten orangefarbenen Leadertrikots.
Obwohl die Vorbereitung auf das Perskindol Swiss Epic 2018 für das Team Ghost Factory Racing aufgrund von Anne Terpstras Knöchelverletzung und einer Krankheit bei Barbara Benko nicht ideal verlief, zeigten sie heute eine hervorragende Leistung und wurden Tages-Dritte.
Morgen folgt rund um Grächen die Königsetappe des Perskindol Swiss Epics 2018. Als kommender Austragungsort der Marathon World Championship 2019 hat die Region alles was ein Mountainbiker-Herz begehrt. Dieser Rundkurs um Grächen beinhaltet die meisten Höhenmeter aller fünf Etappen, doch die Fahrer werden dabei mit dem Panaromablick auf der Moosalp ausreichend entschädigt. Die richtige Pace wird morgen besonders wichtig sein – der letzte Anstieg von Kalpetran nach Grächen wird den Athleten nochmals alles abfordern.
Alle Fotos der Etappen findet ihr im Slider!
Alle Artikel zum Perskindol Swiss Epic 2018:
- Perskindol Swiss Epic 2018: 1. & 2. Etappe: Spannende Duelle nach der WM
- Perskindol Swiss Epic 2018: 3. Etappe: Team USA mit den meisten Körnern
- Perskindol Swiss Epic 2018: 4. Etappe: Scott-SRAM und Canada-Ladies erfolgreich
- Perskindol Swiss Epic 2018: 5. Etappe: Scott-SRAM und Team Canada eine Klasse für sich