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Nun sind wir im schönen St. Moritz und haben vor wenigen Stunden die erste Etappe absolviert. Wir – das sind nun Luca und Alex. Luca ist sehr spontan als Ersatz für Chris eingesprungen. Wir beide sind uns vor ca. 2 Jahren beim Biken auf den heimischen Trails zwischen Stuttgart und Heilbronn begegnet. Zusammen bilden wir vermutlich kein vollkommen homogenes Team, doch wenn Alex bewusst sein Tempo fährt und streng auf seine Herzfrequenz hört, dann sollten wir das Event am Samstag finishen können. So der Plan!

Der gestrige Tag stand voll im Zeichen des Ankommens. Während die meisten Teams – es starten Teams aus insgesamt 35 Nationen – eine sehr lange Anreise hatten, konnten wir uns am Morgen gemütlich ins Auto setzen, um nach St. Moritz zu fahren. Die einzige Challenge war, am Nachmittag das Auto zum Zielort nach Davos zu fahren, um von dort dann mit dem Shuttle wieder zurückzukommen. Die Registrierung des Rennens lief problemfrei und auch der Riders Change konnte problemlos bereits ein paar Tage vorher vollzogen werden.

Die Nacht war bei uns um 6 Uhr vorbei. Luca war es wichtig, dass das Frühstück ca. 2h vor Start eingenommen wurde. Der Frühstücksraum des Hotels Reine Victoria war schon fast komplett besetzt und es war eine echte Nervosität der anderen Teilnehmer zu spüren. Diese Nervosität führte sich durch wildes Rumgehüpfe, ständige Kleidungswechsel und Toilettengänge im Startbereich bei sehr vielen Teilnehmern konsequent fort … deshalb war es sehr hilfreich, dass die Organisatoren das Starterfeld in 15 Gruppen einteilten (insgesamt starteten ca. 300 Teams) und auf dem ersten Kilometer normalisiert starten ließen. Sicherlich war das eigentlich einer COVID-19 Schutzmaßnahme geschuldet, doch wir fanden das richtig gut!

An dieser Stelle möchten wir direkt auf eine der Leitfragen aus unserem Artikel von Mai antworten: Wie verändert sich ein Mehrtagesevent in Zeiten von Covid-19 und was sind die getroffenen Vorkehrungen seitens Veranstalter? Ganz richtig, dass der Veranstalter sehr auf die Einhaltung der Hygieneregeln achtet. Eine Teilnahme war beispielsweise nur möglich, sofern ein Teilnehmer vollkommen geimpft ist und diesen Nachweis auf einer von der EU zugelassenen App erbringen kann oder der Teilnehmer einen negativen PCR-Test (72 h), beziehungsweise Antigen-Schnelltest vorlegen kann, welcher vom Kanton Graubünden berechtigt wurde.

Bei letzterer Option heißt das in der Praxis, dass während des Events an jedem 2. Tag getestet werden muss, um zum Start zugelassen zu werden. Auf dem Race-Gelände und bis 1 Minute vor Start muss zwingend eine Maske getragen werden, ebenso in den Hotels. Masken und Desinfektionsmittel stehen selbstverständlich überall bereit. Bei den Verpflegungsstationen tragen Helfer Handschuhe und Maske und die Riegel liegen beispielsweise nur noch verpackt bereit. Wir zwei fühlen uns sicher und sind beruhigt, dass der Veranstalter so positiv agiert.

Nun aber noch zum Rennen: Wir beide haben etwas gebraucht, bis wir unser passendes Tempo gefunden hatten. Die erste Viertelstunde nach Kilometer 1 war ein Geballer. Auch wenn das Starterfeld bewusst etwas auseinandergezogen war, versuchte sich jedes Team vor dem ersten Trail entsprechend zu platzieren. Irgendwann meinte Luca „Wir waren die letzten 10 Minuten mit durchschnittlich 350 Watt unterwegs“. Hier war Alex klar, dass wir das sicher nicht durchstehen würden. Wir nahmen Tempo raus und waren uns beide einig, dass das Höhenprofil und die Trails auf den ersten 20 Kilometern eher dem unserer Hometrails im Stromberg-Heuchelberg, beziehungsweise im Schwäbisch-Fränkischen Wald entsprach.

Schon an Tag 1 gab es ein wunderschönes Panorama.
# Schon an Tag 1 gab es ein wunderschönes Panorama.

Richtig begeistert waren wir dann, als sich das traumhafte Schweizer Bergpanorama ab etwa Hälfte der Strecke vor uns öffnete. Die Lej-Alm war mit 2.550 m der höchste Punkt, bevor es den Corviglia-Flow Trail (550 m feinste Tiefenmeter) bergab ging. Der Shaper dieses Trails sollte einen Orden bekommen! Wir kamen aus dem Grinsen nicht mehr raus. Trotzdem glauben wir, dass hier ebenso Wahnsinnige am Werk waren. 550 Tiefenmeter lang die volle Konzentration zu behalten, ist echt herausfordernd. Das entsprechende Strava-Segment heißt zu Recht „Da wird’s einem Schecht Freeride“. Zeit zum Erholen blieb nicht. Der nächste Gegenanstieg kam direkt. Dieser mündete in den Trail Via Engiadina – nicht bergab, sondern bergauf.

Verblockt und nur unter maximalem Krafteinsatz irgendwie zu bewältigen. Nicht selten zeigte Lucas Wattmesser hier 400–500 Watt an. Die Spitze des Wahnsinns war dann aber der senkrechte Trail komplett nach unten. Fahrtechnisch waren wir am Rande unserer persönlichen Fähigkeiten und wünschten uns an diesem Stück 180 mm Federweg und 2,6er Schlappen. Ein Teilnehmer brachte es nach dem Race auf den Punkt: „Die wollen uns was bieten, wir haben schließlich auch einen Haftungsausschluss unterschrieben“. Bis zum letzten Kilometer blieb es fahrtechnisch spannend und wir beendeten nach 4 Stunden und 35 min auf Platz 72 die erste Etappe.

Zieleinlauf nach 62 km und 2.350 Höhenmetern
# Zieleinlauf nach 62 km und 2.350 Höhenmetern

Wir sind sehr zufrieden und sturzfrei durchgekommen und freuen uns auf den Regenerations-Nachmittag. Alex vermutlich noch mehr als Luca. 😊

Platt, aber glücklich nach der ersten Etappe
# Platt, aber glücklich nach der ersten Etappe
Wir freuen uns auf morgen!
# Wir freuen uns auf morgen!

Seid ihr schon einmal ein Etappenrennen mitgefahren?


Alle Berichte zum Swiss Epic 2021 gibt es hier:

  1. benutzerbild

    Gastautor

    dabei seit 05/2012

    Swiss Epic 2021 Live-Berichte – 1. Etappe: Mehr Trails kann man in eine 61 km-Runde mit 2.350 hm kaum packen!

    Gastautoren Luca und Alex sind beim Swiss Epic im schönen St. Moritz und haben die erste Etappe absolviert. Die erste Viertelstunde nach Kilometer 1 war ein einziges Geballer. Auch wenn das Starterfeld bewusst auseinandergezogen war, versuchte sich jedes Team vor dem ersten Trail zu platzieren. Dann allerdings wurde es erst richtig spannend!

    Den vollständigen Artikel ansehen:
    Swiss Epic 2021 Live-Berichte – 1. Etappe: Mehr Trails kann man in eine 61 km-Runde mit 2.350 hm kaum packen!

    Seid ihr schon einmal ein Etappenrennen mitgefahren?
  2. benutzerbild

    Gebirgsheger

    dabei seit 01/2011

    Sehr toller Artikel. Spannend mitzuerleben wie es euch ergeht, auch in dieser neuen Konstellation. Was sind denn die größten Herausforderungen? Weiter so und ich freue mich schon auf den nächsten Bericht.

  3. benutzerbild

    Philipp666

    dabei seit 01/2011

    Gutes durchkommen die Tage werde die Berichte verfolgen..... @Luca geiler Shit lass krachen

  4. benutzerbild

    RealNBK

    dabei seit 03/2003

    Bilder vom trail wären schön.

  5. benutzerbild

    raftaa

    dabei seit 09/2015

    Hey cool, was von dem Rennen zu lesen. Sind am ersten Tag gegen 10Uhr in Silvaplana an ein paar Grüppchen vorbeigefahren. Wirklich schön und Glück haben wir alle hier oben mit dem Wetter gehabt. Die Nacht davor ist der Campingplatz in Maloja im Hagel untergegangen. Aber wo soll Sankt Moritz bitte schön "schön" sein? Ich nehm das als ne Bettenburg neben der anderen am Fuße eines vergewaltigen Berges wahr...

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