Magura MT7 mit HC3-Bremshebel im Test: Magura ist zurück mit einem Upgrade für die Vierkolben-Bremse MT7. Schon in der Danny MacAskill-Sonderedition wurde der neue HC3-Hebel verbaut. Jetzt ist der geschmiedete, in Reichweite und Modulation einstellbare 1-Finger-Hebel für alle MT7-Nutzer zum Nachrüsten verfügbar. Beide Hebeloptionen wurden von unseren Gravity-Testern unter die Lupe genommen und auf den Trails gegeneinander verglichen – hier ist der Test.
Magura MT7 – Kurz & knapp
Große Fußstapfen musste die Magura MT7 ausfüllen: Als Nachfolger des berühmten Gustav M bewerben die Schwaben die kraftvolle Scheibenbremse als ideale Wahl für Gravity- und High-Speed-Piloten. Der neue HC3-Hebel ist als Erweiterung gedacht und soll vor allem als einfache Tuningmöglichkeit für Rennfahrer oder Piloten mit speziellen Vorlieben hinsichtlich Hebelweg und -position dienen.
Magura MT7
- Vierkolben-Bremssattel
- Carbotecture SL-Bremsgriff
- Leichtbau Zwei-Finger-Aluminiumhebel
- verstellbare Hebelweite via Reach Adjust
- verfügbar in Schwarz und Grau, als limitierte Version in Race Line Gelb
Magura HC3 Bremshebel
- Ein-Finger Aluminium-Bremshebel
- verstellbare Hebelweite via Reach Adjust
- mechanischer Ratio Adjust zur Feineinstellung der Modulation
Preis Danny MacAskill Sonderedition: 699,90 € (UVP) | Bikemarkt: Magura MT7 Danny MacAskill kaufen
Preis Magura MT7: 219,90 € pro Stück (UVP) | Bikemarkt: Magura MT7 kaufen
Preis HC3 Hebel: 67,90 € (UVP) | Bikemarkt: Magura HC3 Hebel kaufen
Magura MT7 – Technische Daten
- Bremssattel und Bremshebel aus Aluminium
- Carbotecture SL Spritzguss-Bremsgeber
- Royal Blood-Bremsflüssigkeit
- Post Mount-Aufnahme
- drehbare Flip-Flop-Hebel
- Zwei-Finger-Bremshebel
- nachrüstbarer HC Ein-Finger-Hebel, sowie HC3 Ein-Finger-Hebel mit Modulationsverstellung
- Gewicht: 375 g (Herstellerangabe)
Magura MT7 – In der Hand
Frisch aus der Kiste macht die Magura MT7 einen positiven Eindruck, die Bremse ist gut verarbeitet. Und auch wenn sich manche nach wie vor am faserverstärkten Kunststoff stören mögen: Unedel wirkt die Gebereinheit nicht. Die farbliche Gestaltung ist nicht jedermanns Sache, andere Blenden und Aufkleber-Kits können hier aber Abhilfe schaffen. Einzig die Druckpunktverstellung wirkt etwas deplatziert: Diese ist durch den sogenannten BAT-Bajonettverschluss gesichert – beide Teile bestehen aus Kunststoff und sind nichts für grobe oder ungeschickte Hände. Wenn dieses Teil aus den Fingern springt, sollte man auf jeden Fall eine gut aufgeräumte Werkstatt haben, um es wieder zu finden. Gemessen am Preis könnten Fans von Frästeilen bei der Magura MT7 etwas enttäuscht werden.
Aufbau
Der Aufbau der MT7 unterscheidet sich nicht allzu stark von den Vorgängern aus dem Hause Magura. Wie zuvor setzt Magura bei der MT7 auf die sogenannte Royal Blood Bremsflüssigkeit. Der Bremsgeber steht senkrecht zum Lenker, dadurch wird der Geberzylinder ohne aufwändige Übersetzungen oder Hebelage direkt angelenkt. Am Bremssattel findet man allerdings einen entscheidenden Unterschied gegenüber anderen Vierkolben-Bremsen: Hier werden anstatt der üblichen zwei Bremsbeläge vier einzelne verbaut. Diese werden von oben eingeschoben. Als Alternative bietet Magura große Bremsbeläge an – hier reichen dann zwei Stück. Nachteil der großen Variante: Die Beläge müssen von unten eingebaut werden.
Der neue HC3-Bremshebel besteht nicht wie der Standard-Zweifinger-Hebel aus einem Teil, sondern setzt sich aus mehreren verstellbaren Bauteilen zusammen. An der Verbindung zwischen Gebereinheit und Hebel sitzt dabei ein Schraube für die Modulation. Eine weitere Schraube, über die man die Entfernung zum Lenker anpasse kann, befindet sich in der Mitte des Hebels. Außerdem bleibt natürlich die BAT-Verstellung zur Anpassung des Druckpunkts. So lässt sich für jeden Fahrer nach Belieben ein Setup finden. Hebel nah am Lenker und volle Bremskraft? Langer oder kurzer Hebelweg? Das alles soll kein Problem mit den neuen HC3-Hebeln sein.
Montage der Magura HC3-Bremshebel
Bei der Montage der Magura MT7 lief alles reibungslos. Die Bremse verfügt über eine geteilte Schelle und kann so ohne Demontage der Griffe am Lenker befestigt werden. Hierbei gilt es zu beachten, dass die obere Schelle komplett geschlossen wird, bevor man die untere mit entsprechendem Drehmoment anzieht. Für uns war natürlich die Montage des HC3-Bremshebels sehr viel spannender. Diese wird im Video von Magura erklärt wird. Für die, die es lieber in statischer Ansicht haben – hier die Umbauanleitung:
- BAT-Verschluss öffnen
- Druckpunkt-Verstellschraube entnehmen
- Klebeabdeckungen abziehen
- Bolzen austreiben
- Alten Hebel entnehmen
- Neuen Hebel einsetzen
- Bolzen vorsichtig einschlagen
- Abdeckungen anbringen
- Druckpunkt Verstellschraube einsetzen
- Druckpunkt Verstellschraube mit BAT-Verschluss sichern
Magura MT7 – Auf dem Trail mit den Standard-Hebeln
Nach der Montage der Bremse wurde bereits vor dem Losfahren gefachsimpelt – die Magura MT7 fühlt sich bereits im Stand sehr gut an. Durch die langen Bremshebel ist bei einigen Fahrern eine neue Anordnung der Fernbedienungen und Hebel am Lenker nötig: Personen mit kurzem Daumen oder Fahrer, die die Bremshebel weit nach innen schieben, mussten die Position von Schalt- und Dropperhebel und den Bremsen tauschen. Die Ergonomie der Standard-Hebels wirkt zu Beginn etwas ungewohnt. Im Dialog mit anderen Nutzern aus dem Testumfeld zeigte sich, dass auch ein Großteil der anderen Magura-Fahrer nicht ganz zufrieden mit dem Standard-Hebel waren. Hier spielt aber vor allem die persönliche Präferenz eine große Rolle. Insofern gilt: Ausprobieren!
Bremsleistung
Bei einer Vierkolben-Bremse ist die Erwartung an die Bremsleistung natürlich sehr groß. Kommt das Modell dazu noch aus dem gleichen Haus wie die legendären Gustav M, so sind diese Erwartungen noch etwas größer. Nach unserem ersten Test der Bremse war es aber keine große Überraschung mehr, dass die Magura MT7 mit sehr guter Bremsleistung aufwartet – auch bei schweren Fahrern. Auf harten Downhill-Strecken brachte uns die MT7 stets zuverlässig zum Stillstand, wenn es denn nötig war.
Dosierbarkeit
Auch bei der Dosierbarkeit konnte uns die MT7 mit den Standard-Bremshebeln wieder voll überzeugen: Manöver, bei denen eine sehr genaue Regulierung der Bremskraft gefragt waren, gelangen spielerisch. Kunststücke auf Hinter- oder Vorderrad waren dank der guten Berechenbarkeit und der sich über einen langen Weg aufbauenden Bremskraft sehr simpel umzusetzen.
Standfestigkeit
Mit 180 mm-Scheiben waren wir auf steilen und schnellen Strecken besonders gespannt, wie die MT7 hier reagieren würde. Das Ergebnis: Auffällig unauffällig. Nachdem die leichten Testfahrer keinerlei Beschwerden hinsichtlich der Standfestigkeit hatten, wurde die Magura MT7 noch mal von schwereren Testern ausprobiert. Auch hier zeigte der Magura-Wurfanker keinerlei Schwächen.
Magura MT7 – Auf dem Trail mit den HC3-Hebeln
Für extreme Gewichtsfetischisten ist der neue Ein-Finger-HC3-Bremshebel von Magura-Teamfahrer Danny MacAskill nichts. In der Summe holt man sich 26 Gramm mehr ans Rad, relevant dürfte dieser Unterschied zur Standard-Version aber für die meisten Nutzer eine Vierkolben-Bremse eher nicht sein. Spannend ist die Nachrüst-Option aus unserer Sicht für zwei Zielgruppen: Zum einen profitieren Personen mit kleinen Händen, bei denen der reguläre Magura-Bremshebel zu weit weg vom Lenker war, von den neuen HC3-Hebeln. Außerdem ist der HC3-Bremshebel sinnvoll für Fahrer, die einen kurzen Hebelweg wollen und gleichzeitig die Hebelposition nah am Lenker bevorzugen. In letzterem Fall läuft man bei manchen Bremsen Gefahr, bei einer Vollbremsung den Hebel bis in den Griff ziehen zu müssen.
Bremsleistung
Verändert sich die Bremskraft der Magura MT7, wenn man nicht den regulären Zwei-Finger-Bremshebel, sondern den neuen Ein-Finger-HC3-Bremshebel verbaut? Nicht wirklich. Auch mit dem neuen HC3-Hebel bleibt die Magura MT7 ein absoluter Wurfanker. Allerdings wird die Leistung mit dem HC3-Hebeln (auf Wunsch) bissiger. Das dürfte vor allem Rennfahrern entgegenkommen.
Dosierbarkeit
Bedeutet mehr Bissigkeit im Umkehrschluss, dass die Dosierbarkeit schlechter ist? Auch hier lautet glücklicherweise die Antwort: Nicht wirklich! Hier lassen sich erneut Parallelen zur legendären Gustav M ziehen: Diese kam einem auf den ersten Fahrten viel zu stark vor. Mit der Zeit kam dann aber die Gewöhnung und das notwendige Feingefühl im Finger. Auch mit dem neuen HC3-Bremshebel hat man trotz optional sehr giftiger Übersetzung keinerlei Probleme, den Anker butterweich zu werfen. Absolut beeindruckend!
Standfestigkeit
Trotz kleiner 180 mm-Bremsscheiben konnten wir auch mit dem neuen Bremshebel bis zum aktuellen Zeitpunkt keinerlei Schwächen hinsichtlich der Standfestigkeit im Fahrbetrieb aufdecken – selbst auf Downhill-Strecken nicht. Hier beeindruckt die Magura MT7 einmal mehr.
Haltbarkeit
Im relativ kurzen Testzeitraum konnten wir bis dato keinerlei Mängel feststellen. Im gut einmonatigen Testzeitraum musste die Magura MT7 kein einziges Mal entlüftet werden. Auch die Bremsbeläge zeigen bislang keinen nennenswerten Verschleiß.
Fazit – Magura MT7
Wir können die enorme Bremskraft der Magura MT7 erneut bestätigen: Den Schwaben mit der Vierkolben-Bremse ist ein guter Wurf(Anker) mit großer Standfestigkeit gelungen. Der neue HC3-Bremshebel ermöglicht Fahrern, die bislang mit der Ergonomie des regulären Zwei-Finger-Hebels nicht ganz zufrieden waren, eine sehr gute Option, die Bremse an die persönlichen Vorlieben anzupassen. Nach kurzer Eingewöhnungsphase ergibt sich dieselbe exzellente Dosierbarkeit. Leider ist die Tuning-Option nicht ganz günstig.
Stärken
- Dosierbarkeit
- Bremskraft
- Standfestigkeit
Schwächen
- Preis
Testablauf
Wir haben Maguras MT7 an unserem 29″-Testmule mit auf verschiedensten Strecken gehabt. Im Verlauf des Tests sind diverse Testfahrer die Bremse zunächst mit den Standard-Hebeln gefahren. Nachdem jeder Tester einen guten Eindruck der Serien-MT7 gewinnen konnte, wurden die Hebel gegen die neuen HC3-Bremshebel getauscht.
Hier haben wir die Magura MT7 getestet
- Mittelgebirge: Schnelle Trails über Stock und Stein
- Heidelberg: Steil, steinig, schnell
Testerprofile
- Testername: Jens Staudt
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 91 cm
- Armlänge: 61 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
- Testername: Jonathan Kopetzky
- Körpergröße: 175 cm
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 79 cm
- Armlänge: 51 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Aggressiv und verspielt
- Ich fahre hauptsächlich: DH sprunglastig, auch Dirt, eigentlich alles – Hauptsache Rad dabei
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff und schnell
- Vorlieben bei der Geometrie: Langes Oberrohr, Hinterbau je nach Einsatzgebiet
- Testername: Christoph Spath
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht: 65 kg
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 94 cm
- Armlänge: 60 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
- Ich fahre hauptsächlich: Von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
- Vorlieben beim Fahrwerk: Viel Low Speed-Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als das Heck, hinten gerne progressiv
- Vorlieben bei der Geometrie: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach
Um euch den bestmöglichen und breitesten Testeindruck zu bieten, fahren immer mehrere Tester ein Bike. Neben den aufgeführten Testern mit detaillierten Profil arbeiten wir immer mit weiteren Fahrern unterschiedlicher Könnerstufen, Gewichte, Körpergrößen sowie Vorlieben zusammen. Im direkten Dialog stellen wir das richtigen Setup sicher und dokumentieren in gemeinsamen Ausfahrten die Eindrücke. Dies stellt sicher, dass wir alle Eigenheiten eines Bikes in allen Bereichen beurteilen können.
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Weitere Informationen
Webseite: www.magura.com
Text & Redaktion: Christoph Spath | MTB-News.de 2017
Bilder: Jens Staudt
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