Testen mit Lesern sechs Bikes, drei Leser und ein Test-Team

Der Andrang war groß, als wir Ende Oktober in der Internet Bike Community nach Testfahrern suchten, die uns für einen Tag nach Südtirol begleiten sollten. Anfang November war es dann soweit, die glücklichen Auserwählten komplettierten unser Test-Team beim Enduro- und All Mountain-Bike Test in Latsch. Die Glücklichen, das war IBC-User Jan alias „jan84“, Marcel oder besser gesagt „Marcel291“ sowie Bernd, auch bekannt als „trailinger“. Wie der Test von statten ging erfahrt ihr hier.

# Der frühe Vogel fängt den Wurm! - Blöd nur, wenn der frühe Vogel vom Faultier am Losfliegen gehindert wird. Abfahrt um 07 Uhr in Oberau - das war dann wohl doch etwas zu entspannt kalkuliert, vor allem in Anbetracht der fast schon unbrauchbar kurzen Wintertage.

Sechs Test-Bikes waren im Gepäck, als wir zu unserem eintägigen Leser-Test ins sonnige Latsch aufbrachen. Vom All Mountain-Bike wie dem Ghost Riot über die Allzweckwaffen wie dem Nicolai Helius bis zum Enduro-Hobel wie dem YT Capra war das Testfeld breit gesteckt. Ziel des Ganzen war nicht etwa ein Vergleich aller Modelle, viel mehr interessierte uns wieder einmal die Frage zu beantworten, wie gut sich die Testerkenntnisse der Testredaktion mit den Testinteressen des Endkunden decken. Um das herauszufinden gibt es wohl keine bessere Vorgehensweise, als den Leser selbst zum Tester werden zu lassen. Die Zusammenarbeit mit Bernd, Jan und Marcel machte nicht nur mächtig Spaß, sondern erwies sich wie erhofft im Nachgang auch als überaus aufschlussreich. Wie die drei User diesen ersten MTB-News Leser-Testversuch bewerten, schildern sie euch selbst.

Die Erfahrungen der IBC-User vom Test in Latsch

Zunächst einmal fand ich es gut mit der Test-Session einfach noch einmal einen Vorwand zu haben, nochmals in die Berge zu kommen (grins). In der Ecke um Latsch war ich schon oft unterwegs, entsprechend groß die Vorfreude. Die Idee, die Bikes zunächst gründlich auf uns Leser-Tester anzupassen (Lenker, Vorbau, Fahrwerks-Setup, Luftdruck etc.) fand ich generell zwar gut, bei der vorhandenen Zeit aber zu aufwendig. Zumindest bei Fahrern mit entsprechender Erfahrung hätte die pragmatische Lösung, „stimmt das Fahrwerk ab, wie Ihr es braucht“, Zeit gespart und wahrscheinlich noch eine Abfahrt mehr gebracht.

Den für die Tests gewählten Trail fand ich passend, hier war eigentlich fast alles drin, um einen guten Eindruck von den Bikes zu bekommen. Etwas schade fand ich es letztendlich nur drei Abfahrten über den Tag geschafft zu haben – aber ein Test mit Lesern schien für Maxi & Co auch Neuland zu sein.

Ich fand es interessant verschiedene Bikes im direkten Vergleich zu fahren, und bewusst auf das Fahrverhalten zu achten. Ist doch etwas anderes, als wenn man mit dem eigenen Bike unterwegs ist, dessen Verhalten man sehr genau kennt. Schwieriger als erwartet fand ich es, eine „faire“ Beschreibung der Eindrücke nach den Testfahrten zu finden. Gerade das Focus hatte, so wie ich es gefahren war, deutliche Schwächen. Hier eine sinnvolle Balance zwischen passender Kritik und der Tatsache, dass es oft nur ärgerliche Kleinigkeiten waren, die mit dem Austausch von Komponenten erledigt sind und somit das Bike in einem ganz anderen Licht dastehen lassen, ist nicht unbedingt einfach.

Was der eine Fahrer an einem Bike sucht, ist für den anderen unangenehm zu fahren.

Mir wurde auch nochmals bewusst, wie unterschiedlich die Anforderungen an ein Bike sein können. Was der eine Fahrer an einem Bike sucht – beispielsweise ein komfortables Fahrwerk – ist für den anderen Fahrer eher unangenehm zu fahren, weil es bei höheren Geschwindigkeiten irgendwann doch einfach Nachteile mit sich bringt.

Alles in allem hat der Ausflug viel Spaß gemacht – schöner Trail, nette Menschen, gutes Essen! Auch wenn das Verhältnis zwischen Zeit auf dem Bike zur Zeit im Auto eher besche**** war (grins). – IBC-User „jan84“

# Wer hätte gedacht, dass ein 140-mm-Bike so viel Potenzial haben kann?

Unser kurzer Testausflug hat mir, trotz der überschaubaren Zeit auf den Bikes, wirklich sehr gut gefallen! Es war sehr interessant mal einen kurzen Einblick in so einen Biketest zu bekommen! Des Weiteren war es eine coole Konstellation an Leuten und eine spaßige, lockere und angenehme Atmosphäre!

Und ich habe wieder sehr viel dazugelernt, was hier oben (NRW) aufgrund der fehlenden Streckenvielfalt und Streckenbeschaffenheit, aber auch der Fahrerkonstellation, leider immer nur minimal der Fall ist. Umso schöner mal live gesehen zu haben, was möglich ist und es hat mich zusätzlich angespornt mich weiter zu verbessern und noch mehr biken zu gehen! Überrascht war ich, zu Beginn vom losen Untergrund und was für einen riesigen Unterschied da die Reifenwahl machen kann!

Vielen, vielen lieben Dank nochmals, dass ich dabei sein durfte und auch für alles andere! Über eine Wiederholung, in welcher Art auch immer, würde ich mich sehr freuen! – IBC-User „Marcel291“

# Marcel hatte seinen Favoriten schnell gefunden. - Das Bionicon schien ihm gut zu gefallen.

Selten ist mir frühes Aufstehen so leicht gefallen wie am Lesertesttag. Zum einen dank der Aussicht auf einen Bike-Tag bei schönstem Wetter, wo ich doch die Saison innerlich schon fast abgehakt hatte (nicht dass der Winter fürs Biken nicht auch seine Reize bereithält, aber ich geh bei Schnee doch lieber zum Powdern), zum Anderen komm ich nicht gerade ständig dazu aktuelle Bikes zu testen – und schon gar nicht bei einer derart spektakulären Auswahl.

Schwierig fiel er mir meine Eindrücke zu strukturieren und zu objektivieren.

Mir hat der Tag gezeigt, wie schwierig es mir fiel meine Eindrücke zu strukturieren und zu objektivieren. Sollte das gelungen sein, dann lag das vor allem an Maxi, der eine bemerkenswerte Mischung aus Lockerheit, Professionalität und Geduld zeigte.

Bei den Bikes, die ich gefahren bin, (YT Capra und Ghost Riot) fiel mir auf, dass die Erwartungshaltung, die ich gegenüber dem jeweiligen Bike hatte, meine Eindrücke sehr stark prägte. Es braucht Zeit und einige Fahrten, damit sich herauskristallisiert, wo die Stärken und Schwächen der Bikes liegen.

Für mich persönlich war am Ende überraschend, wie spaßig sich ein Bike mit 130 – 140 mm Federweg fährt, wenn das Gelände nicht zu steil und verblockt ist. Ich habe jedenfalls für mich das Fazit gezogen, dass ich mir für meine Hometrails an der Isar südlich von München, auf denen ich zu 90% unterwegs bin, ein leichtes und agiles Bike mit weniger Federweg zulegen werde. – IBC-User „trailinger“

# Die Schwächen im oberen Teil, wandelten sich zu Stärken im unteren Teil. - Bemängelte Bernd zu Anfang noch fehlende Sicherheit in grobem Geläuf, so lobte er die Leichtfüßigkeit und Agilität des Riot im flowigen unteren Teil des Trails.

Impressionen: unser Lesertest in Latsch

# Alles eine Frage der Einstellung - Auch wenn die Zeit zum Testen eng bemessen war, ohne eine ausreichend individualisierte Anpassung des Bikes an Fahrer und dessen Vorlieben wäre ein Test hinfällig. Erst wenn die Kontaktpunkte (Lenker, Vorbau, Pedale und Sattelstellung) an den Fahrer angepasst sind und das richtige Fahrwerks-Setup gefunden ist, lässt sich wirklich ein aussagekräftiges Urteil über das Mertial und seine Fahreigenschaften treffen.

# Fullface oder Halbschale? - Obwohl wir All Mountain- und Enduro-Bikes testeten, entscheiden wir uns für Fullface-Helme. Zwar ist unsere Teststrecke, der Tschilli-Trail von St. Martin nach Latsch, nur vereinzelt mit garstigen Steinfeldern gepflastert, doch schon eine kleine Unachtsamkeit genügt, um schmerzvoll mit dem harten Untergrund Bekanntschaft zu machen.

# Unser Fahrwerks-Spezialist Mario nimmt sich Bionicons neuem Edison EVO an. - Das brandneue Edison EVO machte einen guten Eindruck: Mario lobte vor allem die Performance der Gabel, deren Kennlinie sich über zwei getrennte Luftkammern penibel einstellen lässt.

# Ein alter Bekannter, nicht nur im Forum. - IBC-User "jan84" dürfte dem einen oder anderen Leser auch schon auf so manchem Rennen begegnet sein. Seine Rennerfahrung spiegelte sich auch auf dem Bike wider: Unseren Testern stand er in Sachen Speed und Linienwahl in nichts nach.

# Von den Münchner Isar-Trails auf den garstigen Tschilli-Trail in Latsch. - Bernd alias "trailinger" war zuvor noch nie in Latsch: Das stört den "40+"iger jedoch keineswegs. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase auf seinem Testbike hatte Bernd sichtlich Spaß auf dem staubig rutschigen Trail in Südtirol.

# Vom Enduro aufs All Mountain - Nachdem Bernd den Vormittag auf YTs Capra verbrachte, entschied er sich am Nachmittag für 30 mm weniger Federweg und schnappte sich das Ghost Riot.

# Lästiges Elend - Neben der Kälte und dem viel zu frühen Sonnenuntergrund war das lästigste Übel des Tages unsere Plattfuß-Serie. Es gelang uns nicht eine einzige Abfahrt, ohne mindestens drei Platten zu haben. Nach weiteren Defekten stellte Jan zurecht die Frage, ob MTB heutzutage eigentlich noch darauf ausgelegt seinen, ernsthaft beansprucht zu werden?

# Nicolais Helius als Überraschung des Tages - "Nur 140 mm Federweg, nicht euer Ernst?" Diesen Spruch gab es im Laufe des Tages gleich mehrmals zu hören. Das Nicolai konnte mit einer gelungenen Geometrie und einem top abgestimmten Fahrwerk überzeugen.

# Harte Nuss bei diesen Bedingungen - Im oberen, von Steinfelder durchsetzten, Teil des Tschilli-Trails bereitete uns das Riot leichte Sorgenfalten. Sowohl die überforderte Fox 32 Evolution Gabel wie auch der Hinterbau mit Float CTD Evolution Dämpfer konnten dem Untergrund nur schwer folgen, was dem Fahrer viel Kompensationsarbeit abverlangte.

# Die Linienwahl eines Rennfahrers - Der direkte Weg ist nicht nur der kürzeste, sondern oft auch der einfachste - sofern man sich überwindet durchzuziehen.

# Unser Flachlandtiroler auf dem Bayern-Hobel - Marcel aka. "Marcel291" reiste eigens aus NRW an, um in Latsch die neusten Bikes zu testen. Was er auf dem Bioncion Edison EVO mit Rock Shox Fahrwerk zeigte, ließ keineswegs auf seine Herkunft schließen. Bock auf ballern trifft es wohl am besten.

# Auch Mario blieb nicht vom Plattenpech verschont - Bei einem spritzigen Fahrmanöver schlitzte sich Mario den Hans Dampf des Edison an der Lauffläche auf und musste den Tubeless-Aufbau mit einem Schlauch versehen.

# Sie hatte gut lachen - MTB-News Testfahrerin Tina blieb bis zum Ende als einzige vom Pannenpech verschont.

# Demontieren und verladen - Da die Bahn zwischen 09:00 und 16:00 Uhr keine Mountainbiker befördert, mussten wir uns selbst zum Start des Trails shutteln.

# Keine Zeit zu verlieren - Da die Zeit aufgrund der zeitintensiven Einstellungsmaßnahmen, der Defekte und des schwindenden Tageslichts ohnehin äußert knapp bemessen war, wählten wir die Variante des motorisierten Uphills.

# Bloß nichts vermischen - Um die Fahreindrücke der unterschiedlichen Bikes nicht verschwimmen zu lassen, wurden die Fahreindrücke vor jedem Wechsel genau notiert.

# Noch einmal alles Revue passieren lassen - Bernd zeigte sich zufrieden mit der Performance des YT, bemängelt im Vergleich zu seinem privaten Rotwild E1 jedoch die Hinterbau-Performance bei schnellen, scharfen Schlagabfolgen - wie in den beiden großen Steinfeldern des Tschilli-Trails zu finden.

# Jede Einstellung des Fahrwerks musste notiert werden

# Das Focus SAM beim Lesertest

# Bionicon Edison Evo - Wir hatten die Neuheit schon dabei.

# Zweite Anpassungsrunde - Basierend auf den Erfahrungen der ersten Runde, wurden die Bikes ein zweites Mal den Bedürfnissen der Tester angepasst.

# Marcel und Markus beim Fachsimpeln über Bionicons Edison EVO - Während es dem einen etwas zu unruhig war, begrüßte der andere die Spritzigkeit des Bikes.

# Runde 2 - Vollgas Richtung Tal

# Verfolgungsjagd

# Mario

# Jan

# Bernd

# Tina

# Was für Schlauch-Fahrer gut ist...

# ...wird dem Tubeless-Aufbau zum Verhängnis. - Diesen Durchschlag konnte die Felge nicht verkraften - und prompt war das Tubless-System undicht. Bei einem Schlauch-Aufbau hätte das Nachgeben der Felge evtl. einen Platten verhindert.

# Jan und Maxi im Gespräch über das Focus SAM

# Marcel beschrieb Maxi seine Fahreindrücke vom Bionicon ausführlich und sehr reflektiert.

# Kritische Blicke beim Resümieren der gesammelten Erkenntnisse.

# Viel zu früh verabschiedete sich die Sonne... - ...beim nächsten Mal werden wir wie für unseren Redaktionstest auch gleich mehrere Tage für den Lesertest einkalkulieren.