Theresia Schwenk berichtet von ihren Erlebnissen beim XC World Cup im schönen Val di Sole. Die Heidelbergerin geht motiviert an den Start, doch hat nach dem schnellen Umstieg vom Enduro – am Wochenende vor dem World Cup war sie noch bei der EWS in Petzen am Start – auf das XC-Bike mit massiven Rückenschmerzen zu kämpfen. Doch lest selbst, was Theresia zu berichten hat.

World Cup Val di Sole. Der italienische Doppel-World Cup im wunderschönen Trentino bietet in diesem Jahr neue XCO-Strecken-Highlights. Neugierig fahre ich nach Mezzana und sammle wieder einmal wertvolle Erfahrungen im Rennen der weltweit schnellsten Cross-Country Fahrerinnen.

Ein schattiges Plätzchen zum Warmfahren
# Ein schattiges Plätzchen zum Warmfahren - Foto: Andreas Dobslaff

Die Streckenbauer haben gute Arbeit geleistet, es sind einige technisch anspruchsvolle Passagen dazugekommen, bei denen es beispielsweise auch bergauf über Wurzelfelder geht. Die Strecke macht so deutlich mehr Spaß, denn letztes Jahr fühlte sie sich doch sehr old-school an. Ich entschied mich bereits im Vorfeld, mit meinem Santa Cruz Highball zu fahren und nahm auch nur das eine Bike mit zum Rennen. Am ersten Trainingstag auf der Strecke fühle ich mich ziemlich unsicher – vielleicht ist es ein zu extremer Wechsel von meinem 160 mm Hightower LT auf das Hardtail. Naja, die technischen Passagen konnte ich dennoch ohne große Probleme mit meinem Hardtail meistern und nach ein paar Runden fühle ich mich auch wirklich sicher. Wären da bloß nicht diese komischen Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich. Es schmerzt im Training schon so sehr, dass ich kurzzeitig über eine Startabsage nachdenke. „Come on, Theresia! Das ist ein World Cup, da darf ruhig auch mal was wehtun“, spreche ich abends im Bett mit mir selbst.

Der Renntag. Es ist mal wieder nichts so wie sonst an einem Sonn(Tag). Das Frühstück wird zur Qual und der Kaffee ist für die Verdauung eigentlich gar nicht nötig. Die Beine sind bei einfachen Belastungen schon völlig überfordert. Mein gesamter Körper läuft vor wichtigen Rennen morgens in eine Art Ruhezustand und bündelt die ganze Energie für das Rennen. Meine Schmerzen im unteren Rücken haben sich über Nacht leider nicht verabschiedet. Beim ersten Schritt an die frische Luft trifft mich fast der Schlag. Schon morgens um 09:00 Uhr hat es gefühlt 40°C. Es blüht uns allen eine Hitzeschlacht vom Feinsten.

Santa Cruz Hightower
# Santa Cruz Hightower - Foto: Theresia Schwenk
Nummer 77 bedeutet erneut die letzte Startreihe
# Nummer 77 bedeutet erneut die letzte Startreihe

Am Start des World Cups bin ich dieses Mal relativ relaxed. Mental bin ich so entspannt wie bei keinem World Cup zuvor. „Ich habe ja eh nichts zu verlieren“, sind meine letzten Gedanken vorm Startschuss. Dann wird losgesprintet was das Zeug hält. Zumindest 300 Meter, denn dann gibt es einen saftigen Massensturz im Damenfeld. Ich sehe nur Anne Tauber und Anika Langvad auf dem Boden links vor mir liegen, da fährt auch schon die erste Konkurrentin in mein Vorderrad. Bäääähm, das war eine andere, die voll mein Schaltwerk getroffen hat. Direkt ist alles sehr hektisch und das Feld zieht sich ungewollt auseinander. Stau bildet sich, der im ersten Uphill seinen Höhepunkt erreicht. Der Uphill wird zur Schiebepartie. In diesen Momenten wünsche ich mir nur eines: Laufschuhe. Denn mit den XC Schuhen habe ich auf dem wurzligen Waldboden ungefähr so viel Grip wie mit einem Rennradreifen auf Eis. Am höchsten Punkt der Rennstrecke angekommen stelle ich fest, dass nur eine Fahrerin hinter mir ist und ich mich somit im hinteren Teil des Felds befinde. Schlechte Ausgangssituation für die technische Abfahrt! Ich kann dennoch ein paar Fahrerinnen überholen. Bergauf werde ich nicht nur genau von den Fahrerinnen wieder über-, sondern auch von meinen Rückenschmerzen der Vortage eingeholt.

Die Quälerei im Uphill
# Die Quälerei im Uphill - Foto: Andreas Dobslaff
Ein junges Mädchen im Italia-Einteiler feuert uns fleißig an
# Ein junges Mädchen im Italia-Einteiler feuert uns fleißig an - Foto: Andreas Dobslaff
Im Downhill lief es mit meinem Hardtail sehr gut
# Im Downhill lief es mit meinem Hardtail sehr gut - Foto: Andreas Dobslaff
Auf der Inside :ine unterwegs
# Auf der Inside :ine unterwegs - Foto: Andreas Dobslaff
Die Gedanken sind bei den Schmerzen im Rücken
# Die Gedanken sind bei den Schmerzen im Rücken - Foto: Andreas Dobslaff

Es sticht bergauf so dermaßen in meinen Rücken, dass ich in der Feed-/Tech-Zone etwas kaltes Wasser zur Kühlung drauf kippe. Naiv zu denken, dass der Schmerz dadurch verschwindet. Ich denke auch darüber nach, das Rennen vorzeitig zu beenden. „Hey, reiß dich zusammen! Das ist ein World Cup, da steigst Du nicht aus!“, fiepe ich im Uphill so vor mir her. Das habe ich mir wirklich geschworen: Nur weil ein Rennen nicht gut läuft und etwas weh tut, steige ich nicht aus. Ein umstrittenes Thema, denn in diesem Fall bedeutet das auch, dass ich den zweiten Platz von hinten belege. World Cup ist die Champions League des Mountainbike-Sports und ich darf daran teilnehmen! Eine Ehre für mich! Doch wenn Du beim World Cup einen schlechten Tag hast, dann bekommst Du knallhart die Quittung dafür. Ich schäme mich nicht für mein Ergebnis, ich würde mich nur dann schämen, wenn ich aussteigen würde und drei UCI-Weltranglistenpunkte liegen lassen würde, denn die bekommt man bei jeder Teilnahme des World Cups. Es ist zwar Eingeständnis meiner schlechten Leistung an diesem Tag, dennoch ist es kein mentaler Rückschlag für mich. Ich lerne von diesen Rennen sehr viel und versuche direkt zu analysieren, was ich besser machen kann. Der erste Schritt wird intensives Rückentraining sein.

Ich vermute, dass meine Schmerzen vom zu schnellen Umstieg von Enduro zu XCO kommen. Ich war am Wochenende vor dem World Cup in Val di Sole bei der EWS in Petzen/Jamnica am Start und fast eine komplette Woche auf 160 mm unterwegs. Nach der EWS benötigte ich sowieso zunächst einige Tage Ruhe und konnte kaum auf meinem Hardtail trainieren. Die Sitzposition und das Bike sind natürlich völlig unterschiedlich. Dann kommen viele Stunden im Auto hinzu. Es war einfach zu viel für meinen Körper. Auch nach dieser Niederlage bin ich ein weiteres Mal wieder aufgestanden, denn nur so kann ich besser werden. :)

Nach dem Rennen Schmerzt der Rücken so sehr, dass ich mich hinlegen muss und fast nicht mehr aufstehen kann
# Nach dem Rennen Schmerzt der Rücken so sehr, dass ich mich hinlegen muss und fast nicht mehr aufstehen kann - Foto: Robert Schwenk
Cappuccino-Pausen müssen in Italien streng eingehalten werden. Bis zum nächsten Rennen!
# Cappuccino-Pausen müssen in Italien streng eingehalten werden. Bis zum nächsten Rennen! - Foto: Robert Schwenk
Fotos: Andreas Dobslaff, Robert Schwenk
  1. benutzerbild

    TheresiaSchwenk

    dabei seit 10/2016

    Ganz doofe Frage... Warum PM am Rad aber kein Tacho zum Aufzeichnen?!? Das man im XC nicht nach Watt fahren kann ist klar, aber ich finde die Daten zur Analyse nach dem Rennen sehr Praktisch.

    Hallo @nopain-nogain

    das ist eine sehr berechtigte Frage. Ich entscheide immer am morgen des Rennens, ob ich mit oder ohne Trainingscomputer fahre. Oft lenkt mich der Trainingscomputer im Rennen zu sehr ab. Ich weiß, ich kann auch eine irrelevante Seite anzeigen lassen, wo mir gar keine Auskunft über meine Leistung anzeigt. Dennoch schaue ich immer wieder auf den Computer.
    An manchen Tagen habe ich einfach das Bedürfnis ein Rennen zu fahren und es zu genießen. Es geht mir dabei dann nicht um Watt, Herzfrequenz und co, sondern um Spaß und Leidenschaft. smilie

    Warum ich dann überhaupt ein PM dran habe? Natürlich für mein Training und manche Rennen.
    Ich hoffe, dass ich Dir mit meiner Antwort weiterhelfen konnte. smilie
  2. benutzerbild

    TheresiaSchwenk

    dabei seit 10/2016

    Vielen Dank dafür daß Du uns mitgenommen hast auf Deinem XC-Rennen, Theresia smilie
    Das im wahrsten Sinne des Wortes leidige Thema mit den Rückenschmerzen.. smilie
    Du sagtest ja auch daß Du lange im Auto zwischen den Rennen gesessen hast. Ich bin kein Mediziner, kann dafür aus Erfahrungen mit Rückenschmerzen berichten.

    Wenn man über Stunden eine verkrampfte Körperhaltung eingenommen hat, dann kann das den Rücken enorm belasten. Bei mir war es erstmals eine Autofahrt über 400km in einem älteren Auto mit durchgesessenen Sitzen, und anschließend eine Nacht in einem viel zu weichem und zu kleinem Bett, in welchem ich mich nicht so richtig ausstrecken konnte. Vielleicht habe ich damals zusätzlich auch noch Zug bekommen. Das Ergebnis war jedenfalls eine schmerzhafte Verspannung in den unteren Lendenwirbeln, die sich hartnäckig ne Woche oder so hielten und in den kommenden Jahren ab und an wiederkamen. Ich habe dann so einiges geändert in meinem Leben, um nicht mehr von diesen nervigen Rückenschmerzen geplagt zu werden Meine (zuvor ungesunde) Sitzhaltung im Büro, meine zu weiche Bettmatratze. Doch den durchschlagenden Erfolg hatte ich mit einer recht simplen Maßnahme. Ich hatte gelesen daß der Rücken sich über Nacht erholen muß, wozu er möglichst ausgestreckt sein sollte. Ich hab hingegen auch gerne mal eingerollt geschlafen. Seitdem schlafe ich nur noch ausgestreckt, und seitdem sind die Rückenschmerzen nicht zurück gekommen.

    Das sind natürlich nur meine und nicht Deine Erfahrungen. Aber nach Deinen Schilderungen vermute ich eine ähnliche Ursache. Dein Rücken konnte sich möglicherweise von der Autofahrt und der ungewohnten Belastung auf dem Hardtail nicht über Nacht erholen.


    Hallo @Hammer-Ali
    Danke für den ausführlichen Einblick in deine Rückenschmerzen-Leidensgeschichte. Schlafen und somit Erholung ist wirklich ein entscheidender Faktor, dein Tipp mit der ausgestreckten Liegeposition werde ich ausprobieren. smilie Danke!
  3. benutzerbild

    nopain-nogain

    dabei seit 09/2005

    Hallo @nopain-nogain

    das ist eine sehr berechtigte Frage. Ich entscheide immer am morgen des Rennens, ob ich mit oder ohne Trainingscomputer fahre. Oft lenkt mich der Trainingscomputer im Rennen zu sehr ab. Ich weiß, ich kann auch eine irrelevante Seite anzeigen lassen, wo mir gar keine Auskunft über meine Leistung anzeigt. Dennoch schaue ich immer wieder auf den Computer.
    An manchen Tagen habe ich einfach das Bedürfnis ein Rennen zu fahren und es zu genießen. Es geht mir dabei dann nicht um Watt, Herzfrequenz und co, sondern um Spaß und Leidenschaft. smilie

    Warum ich dann überhaupt ein PM dran habe? Natürlich für mein Training und manche Rennen.
    Ich hoffe, dass ich Dir mit meiner Antwort weiterhelfen konnte. smilie

    Also wenn ich keinen Bock auf Watt Werte habe, stecke ich meinen Garmin einfach ins Trikot smilie Aber normal bekomme ich es ganz gut hin ihn zu ignorieren, wenn es mich nicht interessiert. Strassenfahrer Kleben oft auch einfach die Stelle wo Watt angezeigt wird ab smilie
    Die Werte moechte ich naemlich trotzdem haben, alleine fuer das PMC.
  4. benutzerbild

    stuk

    dabei seit 10/2007

    Als häufig Rückengeplagter kann ich die Beschwerden und Schmerzen gut nachvollziehen. Ich wünsche gute Besserung!
    Was mir sehr gut geholfen hat ist neben regelmäßigem Rücken- und Bauchmuskeltraining die Sattelspitze etwas nach unten zu neigen und den Sattel minimal tiefer und nach vorne zu stellen.
    Das kippt das Becken etwas nach vorne, vermindert so den Zug auf den unteren Rücken und ermöglicht der Wirbelsäule ihre natürliche Position (Lordose) besser einzunehmen was wiederum die Bandscheiben entlastet.
    Hat mir ein Sportmediziner der auch Spitzenathleten betreut am Rennrad so eingestellt - probiers mal aus!

    Ich muss hier nochmals Danke sagen. Der Tipp zur Satteleinstellung hat mir sehr geholfen. Konnte dannach viel entspannter meine biketage genießen.
    Seit dem Winter noch Bauch- Rücken- und isg-Training dazu und nun ist alles für 2019 bereit.
    Danke
  5. benutzerbild

    bs99

    dabei seit 10/2007

    Super, freut mich sehr das es geholfen hat!

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