Welches Trail-Bike ist die Nummer 1? Um diese Frage zu beantworten, sind wir nach Südfrankreich gereist, um 8 aktuelle Allrounder gegeneinander zu testen. Vorhang auf für unseren Trail-Bike-Vergleichstest 2024!
Cross Country-Boliden mögen effizienter sein, Enduro-Bikes sind endgültig im Mountainbike World Cup angekommen und wer auf möglichst harten Strecken möglichst schnell sein will, greift nach wie vor zum Downhiller – aber keine Fahrrad-Kategorie ist so vielseitig wie die Klasse der Trail-Bikes. Nach wie vor erfreuen sich die Allrounder größter Beliebtheit, was nicht weiter verwunderlich ist. Schließlich beherrschen Trail-Bikes vom technischen Anstieg bis hin zum verblockten Downhill die gesamte Klaviatur des modernen Geländeradsports. Nicht ohne Grund wurden Trail-Bikes lange Zeit ganz simpel als Mountainbikes bezeichnet.
Aber welches Trail-Bike ist 2024 die beste Wahl? Um diese Frage zu beantworten, sind wir mit acht Bikes im Gepäck nach Südfrankreich gereist, um im Rahmen unseres alljährlichen Testcamps den besten Allrounder zu finden. Und um an dieser Stelle bereits ein Ergebnis zu spoilern: So eng wie in diesem Jahr war es in unseren Vergleichstests noch nie, denn gleich mehrere der Kandidaten in unserem illustren Testfeld sind nicht nur sehr gute, sondern wirklich herausragend funktionierende Trail-Bikes. Oder um den legendären Berti Vogts zu zitieren: Die Breite an der Spitze ist dichter geworden. Herzlich willkommen beim MTB-News Trail-Bike-Vergleichstest 2024!
Video: Willkommen zum Trail-Bike-Test 2024!
8 Trail-Bikes im Vergleichstest
Was gibt es Schöneres, als acht topaktuelle Allrounder auf den uns vertrauten Trails im deutschen Mittelgebirge bei feucht-fröhlichen Frühlingsbedingungen zu testen? Die Antwort: Acht topaktuelle Allrounder bei 25° und Sonnenschein auf anspruchsvollen Trails in Südfrankreich testen, während unten das Shuttle-Auto wartet und man bei jeder Abfahrt beste Sicht aufs Meer hat! Mit vollgepacktem Transporter und einer gleichermaßen motivierten wie attraktiven Testcrew sind wir Richtung Nizza aufgebrochen – und gut zwei Wochen später nicht nur mit sehr, sehr vielen Erkenntnissen, sondern auch mit Schwielen an den Händen, einem neuen Lieblingsessen und vor allem verdammt vielen positiven Eindrücken und Erinnerungen im Gepäck Richtung Heimat gefahren.
So ähnlich die acht Bikes auf dem Papier aussehen, so schnell haben sich in der Praxis auch Unterschiede gezeigt.
Eine dieser Erkenntnisse lautet: Moderne Trail-Bikes funktionieren verdammt gut und haben richtig viel auf dem Kasten. Das haben wir bereits vor zwei Jahren im Rahmen unseres letzten großen Trail-Bike-Vergleichstests festgestellt. Und seitdem sind die Vertreter der Königsdisziplin tendenziell noch besser geworden. Strecken, die man vor einigen Jahren definitiv nur mit dem Enduro oder noch lieber mit dem Downhiller in Angriff genommen hätte, sind heutzutage dank passender Geometrien, hervorragend funktionierender Kinematiken und starken Ausstattungen kein Ding der Unmöglichkeit mehr.
Gleichzeitig muss ein Trail-Bike nicht nur auf harten Abfahrten gut funktionieren, sondern echte Alleskönner-Qualitäten bieten. Entsprechend vielseitig sind die Anforderungen an einen möglichen Testsieger. Kurz zusammengefasst lauten die ungefähr so: Bergauf super, bergab super, zwischendrin super, Ausstattung super, dazu bitte einigermaßen bezahlbar. Dazu haben wir natürlich wieder unseren bewährten Vergleichstest-Ansatz gewählt und die Räder unter identischen Bedingungen auf derselben, uns vertrauten Strecke gegeneinander getestet. So ähnlich die acht Bikes auf dem Papier aussehen, so schnell haben sich in der Praxis auch Unterschiede gezeigt. Wie genau diese aussehen, bleibt zunächst noch ein Geheimnis – werfen wir erst mal einen Blick auf das Testfeld!
Die Kandidaten im Trail-Bike-Vergleichstest
- Cannondale Habit LT LTD – 8.499 € | 14,5 kg
- Canyon Spectral CF9 – 4.999 € | 15,7 kg
- Last Glen – 7.300 € | 14,4 kg
- Norco Optic – 4.199 € (Rahmenset) | 15,0 kg
- Orbea Occam LT – 7.700 € | 14,6 kg
- Propain Hugene CF – 5.559 € | 14,5 kg
- Santa Cruz Hightower X0 AXS RSV – 9.999 € | 14,7 kg
- YT Industries Jeffsy Core 5 – 5.999 € | 15,5 kg
Bei der Zusammenstellung des Testfelds haben wir uns primär an der Popularität des Bikes, an Erkenntnissen aus vergangenen Vergleichstests, an der Aktualität und nicht zuletzt auch an der Verfügbarkeit der einzelnen Modelle orientiert. Die Größe des Testfelds haben wir aus Gründen der Logistik von vornherein auf 8 Bikes begrenzt. Konzentriert haben wir uns in erster Linie auf klassische Trail-Bikes – also weder Modelle, die eigentlich verkappte Enduros sind, noch sehr kurzhubige Boliden, die eigentlich auch im Down-Country-Segment zu Hause sein könnten. Gleichzeitig wollten wir gerne die Vielfalt des Trail-Segments abbilden und haben uns deshalb auch bemüht, etwa exotische Hinterbau-Konzepte wie am Norco Optic oder mit dem Last Glen auch einen Vertreter aus Aluminium ins Rennen zu schicken.
Orientiert man sich beispielsweise an den Ergebnissen unseres MTB-News User Awards in der Kategorie Trail-Bike des Jahres, wird schnell klar: das Propain Hugene muss Teil dieses Vergleichstests sein, auch wenn es der älteste Kandidat im Testfeld ist. Guten Gewissens als Klassiker im Trail-Segment bezeichnen kann man das Canyon Spectral. Der Allrounder aus Koblenz wurde Anfang 2024 neu aufgelegt und kommt nun serienmäßig mit 150 / 140 mm Federweg und dem KIS-System zur Lenkungs-Zentrierung. Ein weiterer Dauerbrenner – und ebenfalls ziemlich frisch überarbeitet – ist das YT Jeffsy. Klar, dass das preislich attraktive Trail-Bike des Direktversenders aus Forchheim in diesem Testfeld nicht fehlen darf.
Ebenfalls 2023 grundlegend überarbeitet worden, ist das Orbea Occam, das es nun wahlweise als auf Effizienz getrimmte SL-Variante oder als LT-Version gibt. Wir haben uns für die Long Travel-Variante mit 150 mm am Heck und sogar 160 mm Federweg vorne entschieden – das macht das Rad der Spanier zum langhubigsten Bike in unserem Vergleichstest. Das genaue Gegenteil ist das Norco Optic, das gerade einmal knackige 125 mm am Heck bietet. Allerdings bietet das Trail-Bike aus Kanada eine gewohnt abfahrtslastige Geometrie und einen High Pivot-Hinterbau mitsamt Kettenumlenkung. Ob das der Schlüssel zum Erfolg ist?
Das einzige Bike mit Aluminium-Rahmen in unserem Vergleichstest ist das Last Glen, das sich vielfältig auf der Website von Last konfigurieren lässt. Dass ein leichtes Trail-Bike nicht zwangsläufig aus Carbon bestehen muss, beweist die Firma aus dem Ruhrpott eindrucksvoll – denn das Glen ist das leichteste Rad in unserem Testfeld. In ähnlichen Gewichtsregionen tanzt das Cannondale Habit LT, das zu den teuersten Modellen im Testfeld zählt. Das Ende der Fahnenstange ist mit dem 9.999 € teuren Santa Cruz Hightower erreicht, bei dem aber unter anderem die edlen und stabilen Reserve Carbon-Laufräder für das nicht ganz unerhebliche Loch im Portemonnaie verantwortlich sind.
Diese Gemeinsamkeiten und Unterschiede haben die Bikes
Federweg: 140 mm sind der Sweet Spot
Beim Vergleich der Kandidaten fällt auf den ersten Blick auf: Die Kombination aus 150 mm vorne und etwa 140 mm am Heck ist derzeit im Trail-Segment sehr populär. Zwei Bikes – das Last Glen und das Orbea Occam LT – liegen einen Zentimeter darüber und gehen damit etwas mehr in Richtung Enduro, spielen gewichtstechnisch aber klar in der Liga der Trail-Bikes. Das Norco Optic tanzt mit der Kombination aus kurzem Hub und High Pivot-Ansatz hingegen relativ deutlich aus der Reihe, ist hinsichtlich der Geometrie aber kaum von der Konkurrenz zu unterscheiden.
29″ und moderne Geometrien
Bei der Laufradgröße ist die Sache klar: Alle Modelle in unserem Testfeld rollen vorne und hinten auf 29″-Laufrädern. Einige der Bikes sind dank Flip Chip oder austauschbarer Dämpfer-Aufnahme aber auch mit einem Mullet-Setup kompatibel. Alleine schon aus Gründen der Logistik haben wir aber alle acht Modelle in unserem Vergleichstest in einem 29″-Setup getestet. Gut vergleichbar sind auch die Geometrien: Mit moderat langen Reach-Werten im Bereich von etwa 475 bis 480 mm, eher flachen Lenkwinkeln von ±64° und eher steilen Sitzwinkeln verfolgen alle Trail-Bikes im Testfeld einen modernen Ansatz, wenngleich es hier natürlich Unterschiede gibt, die sich definitiv bemerkbar machen.
Das günstigste Bike im Test kostet die Hälfte vom teuersten Modell
Hinsichtlich der Preise gibt es eine relativ ordentliche Spanne in unserem Testfeld: Das teuerste Modell im Vergleich ist doppelt so teuer wie der günstigste Kandidat. Dass das teure Bike nicht doppelt so gut sein wird, ist klar – zur Wahrheit gehört aber auch, dass man bei Bikes von Direktversendern deutlich limitierter in der Auswahl der Komponenten ist und man beim Kauf über einen Fachhändler zudem auch deutlich unter der unverbindlichen Preisempfehlung liegt. Ebenfalls erwähnenswert ist, dass gleich die Hälfte der acht Bikes im Test dank Online-Konfigurator nach den eigenen Wünschen zusammengestellt werden kann – beziehungsweise muss, denn das Norco gibt es in Deutschland nur als Rahmenset.
Gewicht: Es geht in Richtung Enduro
Auch beim Gewicht unterscheiden sich die Bikes im Testfeld recht ordentlich voneinander: Das Last Glen ist mit einem Gewicht von 14,4 kg der leichteste Kandidat im Testfeld – und damit 1,3 kg oder rund 10 % leichter als das schwerste Modell, das Canyon Spectral CF9. Wohlgemerkt: Alle Gewichte haben wir mit einheitlichen (und stabilen, dafür aber auch schweren) Reifen ermittelt, sodass dieser Einflussfaktor wegfällt. Andererseits bietet das Canyon Features wie ein integriertes Staufach im Unterrohr oder das KIS-System. Festzuhalten bleibt außerdem, dass sich die Trail-Bikes in unserem Vergleichstest gewichtstechnisch nicht gravierend von den Modellen in unserem Enduro Race-Test 2023 unterscheiden: Es gab definitiv Zeiten, in denen Trail-Allrounder leichter waren.
Last but not least sei erwähnt: Durch die Begrenzung des Testfelds auf 8 Bikes war es uns schlichtweg nicht möglich, jedes aktuelle Trail-Bike in den Vergleich mit aufzunehmen. Die Frage, die zwangsläufig in den Kommentaren auftauchen wird – nämlich wieso ein bestimmtes Bike nicht Teil des Tests war –, ist damit auch eigentlich schon beantwortet.
So haben wir getestet
Unsere Vergleichstests auf MTB-News unterscheiden sich wie gewohnt maßgeblich von typischen Einzeltests und ersten Tests, die wir ebenfalls durchführen. Generell legen wir viel Wert darauf, relevante Bikes miteinander zu vergleichen und im Idealfall auch im selben Zeitraum gegeneinander zu fahren. Bei unseren Vergleichstests gehen wir aber nicht nur einen, sondern gleich mehrere Schritte weiter und testen die Bikes unter praktisch identischen Bedingungen im Back-to-back-Ansatz auf derselben Strecke gegeneinander. Fast zwei Wochen lang von morgens bis abends nur eine einzige Strecke zu fahren, klingt auf Dauer ziemlich monoton – und ist es auch!
Trotzdem (oder gerade deshalb) bietet dieser Ansatz aber zahlreiche Vorteile, um die Stärken, Schwächen, Gemeinsamkeiten und vor allem Unterschiede der Bikes zu erfahren. Außerdem blickt unsere Test-Crew auf viele, viele Jahrzehnte Trail-Erfahrung zurück. Jeder unserer Tester hat aber auch ganz unterschiedliche persönliche Präferenzen, was das optimale Bike angeht – denn das eine perfekte Bike gibt es ohnehin nicht.
Bei unserem Trail-Bike-Vergleichstest 2024 haben wir viel Wert auf mehrere Aspekte gelegt, auf die wir im Folgenden kurz eingehen möchten:
- direkter Vergleich durch Back-to-Back-Ansatz
- lose Vorgaben zu Ausstattung oder Preis-Limit
- Fokus auf Performance von Rahmen und Fahrwerk
- Vereinheitlichung bestimmter Parameter zur optimalen Vergleichbarkeit
- Auslotung der Extreme, aber Fokus auf Allround-Fähigkeit
Direkter Vergleich durch Back-to-Back-Ansatz
Knapp zwei Wochen lang haben wir die acht Bikes in unserem Vergleichstest auf den knackigen Abfahrten rund um Mandelieu in Südfrankreich ausgiebig getestet. Dabei waren wir etwa 95 % der Zeit auf demselben Test-Trail mit rund 400 Tiefenmetern unterwegs und konnten uns fast ausschließlich auf das Sammeln von Tiefenmetern konzentrieren. Indem wir die Bikes bei weitgehend identischen Bedingungen auf derselben Strecke im unmittelbaren Vergleich gefahren sind, ist es für unsere Test-Crew möglich, sich voll und ganz auf die Performance des jeweiligen Bikes zu konzentrieren, um möglichst zielgerichtet die Stärken und Schwächen sowie den Charakter des Bikes herauszuarbeiten.
Selbstverständlich haben wir auch drauf geachtet, dass trotz Shuttle-Service jedes Bike auch ausreichend aus eigener Kraft Richtung Gipfel kurbeln konnte – und zwar sowohl auf ganz klassischen Schotter-Anstiegen (dem französischen Äquivalent zur deutschen Forst-Autobahn) als auch auf technischen Uphill-Sektionen. Insgesamt bietet der direkte Vergleich im Back-to-Back-Ansatz zahlreiche Vorteile für unsere Vergleichstests, stellt dabei aber auch enorme Anforderungen an die Logistik. Diesen Aufwand nehmen wir für unsere großen Vergleichsprojekte aber gerne in Kauf.
Lose Vorgaben zu Ausstattung oder Preis-Limit
Wir haben ganz bewusst keine Preis-Untergrenze oder -Obergrenze festgelegt und auch keine starren Vorgaben zur Ausstattung gemacht. Eine Preis-Obergrenze festzulegen und anhand dieser Bikes von Direktversendern mit Rädern, die über Händler verkauft werden, zu vergleichen, ist aus unserer Sicht nicht zielführend – zumal unverbindliche Preisempfehlungen und die tatsächlichen Preise oft nicht übereinstimmen.
Stattdessen war uns bei der Zusammenstellung des Testfelds wichtig, dass alle acht Bikes mit gut anpassbaren Fahrwerken ausgestattet sind. Außerdem sollte jedes Bike mit Komponenten bestückt sein, bei denen wir schon im Vorfeld wissen, dass diese sich definitiv oder zumindest sehr wahrscheinlich nicht negativ auf die Performance des Bikes auswirken. Ob exemplarisch die Gänge nun mit einer SRAM GX Transmission oder einer X0 Transmission geschaltet werden, ist für uns bei der Bewertung des einzelnen Modells zunächst zweitrangig – aus Erfahrung wissen wir, dass beide Schaltgruppen mehr als zuverlässig und gut funktionieren. Selbstverständlich gibt es bei den verbauten Komponenten Unterschiede, die sich auch auf die Bewertung auswirken. In erster Linie wollen wir uns bei den Vergleichstests aber auf die Performance von Rahmen und Fahrwerk konzentrieren. Unter anderem deshalb hat es für uns keinen Sinn gemacht, konkrete Preisgrenzen festzulegen. Auch das ist ein Grund dafür, weshalb das teuerste Rad im Test doppelt so teuer wie das günstigste Modell ist.
Fokus auf Performance von Rahmen und Fahrwerk
Dass die verbauten Schaltungen, Bremsen oder Sattelstützen gut funktionieren und für unseren Vergleichstest nur eine untergeordnete Rolle spielen, haben wir also gelernt. Viel entscheidender ist aus unserer Sicht ohnehin die Funktion von Rahmen, Dämpfer und Federgabel. Diese Bauteile stellen den Kern des Trail-Bikes dar, müssen hervorragend miteinander harmonieren und werden im Normalfall nicht nachträglich ausgetauscht. Aus diesem Grund haben wir uns bei der Bewertung der Bikes in erster Linie auf das Zusammenspiel aus Rahmen und Fahrwerk konzentriert – gleichzeitig spielt das gebotene Gesamtpaket zum aufgerufenen Preis natürlich auch eine gewichtige Rolle.
Vereinheitlichung bestimmter Parameter zur optimalen Vergleichbarkeit
Wie schon bei vergangenen Vergleichstests haben wir uns auch beim Trail-Bike-Vergleichstest 2024 dazu entschieden, bestimmte Parameter zu standardisieren und gewisse Komponenten zu vereinheitlichen. Dabei haben wir uns vor allem auf die Kontaktpunkte konzentriert. Konkret bedeutet das:
- Cockpit: Jeder Lenker ist auf eine Breite von 770 mm gekürzt und mit einheitlichen Ergon GA2-Griffen bestückt worden. Durch diese Maßnahme wollten wir sicherstellen, dass sich jedes der acht Bikes ähnlich anfühlt. Für den Fall, dass der serienmäßig am Testrad verbaute Lenker nicht den Vorlieben des jeweiligen Testers entsprochen hat, hatten wir außerdem 770 mm breite Aluminium-Lenker mit unterschiedlichen Rise-Werten als Ersatz im Gepäck.
- Sattel: Außerdem haben wir an jedem Räder im Test einen einheitlichen Ergon SM Enduro Pro Ti-Sattel im Team-Design verbaut, damit der Uphill-Eindruck nicht durch mal mehr, mal weniger komfortable Sättel beeinflusst wird.
- Reifen: Auch bei den Reifen haben wir uns für einheitliche Produkte entschieden. Ganz konkret haben wir an jedem Rad Goodyear Newton MTF- und MTR-Reifen verbaut. Bewusst haben wir uns dabei für die Ausführungen mit der schwereren, aber auch stabilen Enduro-Karkasse entschieden, denn basierend auf unseren Erfahrungen in Südfrankreich wussten wir bereits im Vorfeld, dass die Trails rund um Mandelieu ganz schön fies zu den Reifen sein können. Durch die Vereinheitlichung der Reifen haben wir den wichtigsten, weil einzigen Kontaktpunkt zwischen Bike und Trail vereinheitlicht – und damit einen Faktor, der sich stark auf die Performance des Bikes auswirken kann, standardisiert. Alle Reifen sind selbstverständlich tubeless aufgebaut worden und jeder Tester hat fortlaufend die Luftdrücke kontrolliert.
- Schutzblech: Zusätzlich wurde jedes Rad im Test mit einem Unleazhed M02-Schutzblech bestückt – denn so gut das Wetter in Südfrankreich war, so feucht waren unsere Teststrecken nach ergiebigen Regenfällen im März noch zu Beginn unserer Testwochen. Und außerdem: „There’s no hero dirt without rain” – dank der Schutzbleche ist der Hero Dirt nicht im Gesicht gelandet.
- Schutz und Bekleidung: Für den nötigen Style und Schutz haben außerdem Trikots, Hosen, Protektoren und Helme aus dem Hause iXS gesorgt. Das Auge fährt schließlich mit!
Durch die Standardisierung gewisser Aspekte und Komponenten haben wir sichergestellt, dass sich die Bikes möglichst identisch anfühlen. Die kleinen Änderungen, beispielsweise eine Vereinheitlichung der Griffe oder identische Lenkerbreiten, haben eine große Auswirkung auf das Fahrverhalten der Räder. Und den Reifen kommt ohnehin eine entscheidende Rolle zu, egal ob am Trail-Bike, im Enduro-Einsatz oder den anderen Mountainbike-Disziplinen.
Natürlich könnte man an dieser Stelle als Gegenargument anführen, dass in diesen Preis-Regionen die Testräder auch ohne Modifikationen oder Vereinheitlichungen optimal funktionieren und hinsichtlich der Ergonomie überzeugen. Durch die Standardisierung wollten wir aber verhindern, dass beispielsweise ein Bike im Test aufgrund einer zu dünnen Reifenkarkasse mehr Zeit am Montage-Ständer als auf den Trails verbringt. Abgesehen von den angepassten Komponenten konnte (und sollte!) jeder Tester jedes Bike natürlich optimal an die eigenen Bedürfnisse und Präferenzen anpassen.
Auslotung der Extreme, aber Fokus auf Allround-Fähigkeit
Die Strecken in Mandelieu haben es definitiv in sich – auch unser Test-Track hat einige Abschnitte, auf denen man gerne mit Full Face-Helm unterwegs ist und sich nicht über mehr Federweg beklagt hätte. Und prinzipiell sind Trail-Bikes weder darauf ausgelegt, mit maximaler Geschwindigkeit ins Tal bewegt zu werden, noch werden sie 24/7 auf knallharten Strecken, im Downhill-Einsatz oder im Bike Park bewegt.
Trotzdem ist für uns eine Auslotung der Extreme eine enorm wichtige Sache, denn gerade im Grenzbereich zeigen sich sehr deutlich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen. Dass ein Trail-Bike gut funktioniert, wenn man komplett entspannt durchs Gelände rollt, ist relativ klar – spannend wird es aber, wie sich das Zusammenspiel aus Kinematik, Geometrie, Fahrwerk und verbauten Komponenten in schnellen Kurven, in ruppigen Sektionen und auch auf größeren Sprüngen schlägt.
Auch mit hohen Geschwindigkeiten haben wir die Trail-Bikes bewegt – was vor allem daran liegt, dass es unserer Testcrew einfach sehr viel Spaß macht, möglichst schnell zu fahren und die besten Linien zu finden. Einen kausalen Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Qualität des Bikes herzustellen, ist gerade im Trail-Segment aus unserer Sicht aber falsch. Der Fahrspaß darf schließlich nicht zu kurz kommen, weshalb wir uns nicht nur aus Gründen der Logistik und Validität von vornherein gegen eine Zeitnahme entschieden haben. Außerdem sollen Trail-Bikes bitte Alleskönner und keine Pseudo-Enduros sein. Aus diesen Gründen sind wir die Bikes im Testfeld zwar auch am Limit gefahren, haben uns insgesamt aber stärker auf die Vielseitigkeit und Allround-Eigenschaften der Modelle konzentriert und diese bei der Bewertung auch entsprechend berücksichtigt.
Das Testgelände
Für unseren Trail-Bike-Vergleichstest 2024 sind wir die lange Reise nach Südfrankreich angetreten. An der sonnigen Côte d’Azur haben wir in der Nähe von Nizza perfekte Testbedingungen vorgefunden. Kein Wunder, dass einige der besten Mountainbiker und Mountainbikerinnen der Welt aus dieser Gegend kommen – schließlich gibt es hier unzählige fordernde Trails und ganzjährig hervorragende Bedingungen.
Unser Testgelände war für uns kein Neuland, denn die Strecken rund um Mandelieu-la-Napoule haben wir bereits bei unserem Trail-Bike-Vergleichstest 2022 unter die Stollen genommen und für hervorragend befunden. Neben einigen Downhill-Strecken, die in der Off Season gerne von World Cup-Teams zum Trainieren genutzt werden, hat es uns in Mandelieu vor allem der Descente de la Bigreen als Teststrecke angetan. Dieser abwechslungsreiche Trail bietet auf einer Länge von 3,8 km rund 400 Tiefenmeter und alle Elemente, die das Trail-Bike-Herz höher schlagen lassen.
Im oberen Teil startet der Descent de la Bigreen mit einigen schnellen Kurven, gebauten Anliegern, Sprüngen und kleineren Steinfeldern. Das Gefälle hält sich zunächst in Grenzen, dafür ist die Geschwindigkeit vom Start weg eher hoch. Zeitweise wird der Untergrund im oberen Teil des Trails etwas loser und gerölliger – auch die Kurven bieten zum Ende des ersten Abschnitts immer weniger Support. Beendet wird der obere Teil des Trails mit einer schnellen, flowigen Geradeaus-Sektion mit diversen Sprüngen und Wellen.
Ab der Mitte wechselt der Descente de la Bigreen dann relativ schlagartig den Charakter. Nach einer naturbelassenen, technischen und verblockten Sektion, die durch saftiges Grün führt, wird der Trail immer steiler und tendenziell deutlich steiniger. Das lose Geröll weicht hier aber größeren Steinen, die sich erstaunlich flowig fahren – sofern man die Linien kennt und die Geschwindigkeit stimmt. Nach einem kurzen, aber knackigen Gegenanstieg geht es zum Abschluss richtig zur Sache, denn die steilste und technischste Sektion wartet in Form eines kniffligen Steinfelds ganz am Ende.
Für uns bietet diese Teststrecke ziemlich optimale Bedingungen, um die Abfahrtsqualitäten von Trail-Bikes auf Herz und Nieren zu prüfen. Einen Großteil der Anstiege haben wir dank Shuttle-Service im Auto verbracht, damit wir so viele Tiefenmeter wie möglich sammeln konnten. Allerdings sind wir alle Bikes im Test auch aus eigener Kraft nach oben gekurbelt – sowohl auf typischen Schotter- und Forstwegen als auch in technischem Gelände. Schließlich hat man als Trail-Biker vor der eigenen Haustüre normalerweise keinen Shuttle und der Uphill gehört einfach zum guten Ton. Dass wir bergauf wie bergab eine wunderbare Aussicht aufs Meer hatten und der deutschen Frühjahrs-Tristesse entfliehen konnten, hat uns das Testen natürlich enorm erleichtert.
Unsere Tester
Die Crew unseres Trail-Bike-Vergleichstests 2024 bestand aus insgesamt fünf bis in die (sofern vorhandenen) Haarspitzen motivierten Testfahrern, die allesamt über viel Erfahrung und Expertise auf dem Mountainbike verfügen. Anders als in den Vorjahren haben wir dabei nicht auf die Hilfe von externen Testfahrern zurückgegriffen, sondern einen Großteil der rasenden Belegschaft von MTB-News in den Süden gekarrt.
Von zahlreichen Tests auf MTB-News bekannt ist Arne Koop – das Tischtennis-Ass aus der Wetterau sitzt wie ein junger Gott auf dem Rad und verfügt über viele Jahre Erfahrung beim Testen von Trail-Bikes. Auf eine nicht minder beeindruckende Expertise blickt Gregor Sinn zurück. Wenn der Wahl-Österreicher nicht gerade von seinem Fiat Panda 4×4 schwärmt, verbringt er viel Zeit auf und neben den Downhill-Strecken dieses Planeten und ist in seiner neuen Heimat Graz wie gewohnt viel auf Trail-Bikes unterwegs.
Allein schon aufgrund seines imposanten Formats nicht zu übersehen ist Mitch Biernoth, der in seiner ruhmreichen Model-Karriere schon mehrfach zum größten Mann Offenbachs gewählt worden ist. Inzwischen bezeichnet Mitch die Strecken in Darmstadt als seine Home-Trails. Hätte er wallendes, blondes Haar, könnte er mit seinem Fahrstil auch glatt als Skandinavier durchgehen. Hinter der Kamera, vor der Kamera und als Tester auf den Trails in Mandelieu war außerdem Moritz Zimmermann dabei, dessen liebste Aufgabe es ist, in der dritten Person lobende Worte über den Testchef von MTB-News.de zu formulieren.
Als Küken unter den Testern darf David Sander bezeichnet werden, der seit 2023 Teil unseres Teams ist. Der junge Rheingau-Local kommt aus dem XC-Bereich, macht aber auch auf Trail-Bikes eine mehr als passable Figur – und hat unsere Test-Erkenntnisse unter anderem um zahlreiche Uphill-Eindrücke erweitern können. Außerdem hat er mit einem hochgeklappten Zehennagel am ersten Testtag für einen standesgemäßen Auftakt unseres Testcamps gesorgt.
Als Filmer hat Patrick Sturm, der seit letztem Herbst Teil unseres Teams ist, die Eindrücke unseres Testcamps auf Zelluloid – oder eher gesagt auf SD-Karte – gebannt und anschließend zu überaus sehenswerten Videos auf unserem Youtube-Kanal verarbeitet. Und zu guter Letzt wollen wir an dieser Stelle noch Hannes Paatz erwähnen, der uns als Support und Shuttle-Fahrer sehr spontan in den Süden begleitet und am Steuer des Firmen-Transporters mit einer Fahrtechnik geglänzt hat, dass er in Insider-Kreisen schon als der neue Max Verstappen gehandelt wird. An dieser Stelle noch mal ein Merci beaucoup für die tatkräftige Unterstützung!
Alle Infos zum bevorstehenden Trail-Bike-Test 2024
In den kommenden Tagen werden wir zunächst wie gewohnt jedes Bike in unserem Vergleichstest ausführlich als Einzeltest auf MTB-News und auch in Video-Form auf unserem Youtube-Kanal veröffentlichen. Anschließend geht’s ans Eingemachte: In unserem Fazit-Artikel und -Video fassen wir alle Ergebnisse zusammen und sprechen Empfehlungen aus – schließlich ist es das Ziel des Trail-Bike-Vergleichstests und unsere Aufgabe, das beste Trail-Bike 2024 zu benennen. Außerdem berichten wir von den Tops, Flops und besonderen Erkenntnissen aus unserem Testcamp in Südfrankreich und alle Tester benennen ihre persönlichen Favoriten!
Auf welches Rad im Test freust du dich am meisten?
Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Trail-Bike-Vergleichstest 2024:
- 8 Allrounder im großen Test: Das beste Trail-Bike 2024 – Unser Fazit!
- Trail-Bike-Test 2024 – Orbea Occam LT: Pink Panther
- Trail-Bike-Test 2024 – Canyon Spectral: Erstrahlt in allen Farben
- Trail-Bike-Test 2024 – Santa Cruz Hightower: Das höchste der Gefühle
- Trail-Bike-Test 2024 – Norco Optic: Mach kein Auge, Bruder
- Trail-Bike-Test 2024 – Last Glen: Glen-Z
- Trail-Bike-Test 2024 – Propain Hugene: Immer wieder gut!
- Trail-Bike-Test 2024 – Cannondale Habit LT: Allrounder aus Gewohnheit
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- 8 Trail-Bikes im Vergleichstest: Die Suche nach dem besten Allrounder 2024
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