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Trailtrophy Breitenbrunn 2017
Rennbericht – Nagelprobe im Erzgebirge

Eigentlich ist alles wie immer. Wir erreichen Freitag Nachmittag bei allerbestem Wetter den handynetzfreien Sportpark Rabenberg in Breitenbrunn, begrüßen die anderen MTB-News-Mitstreiter und treffen viele bekannte Gesichter: Schnelle Kollegen wie Tobi Leonhardt, unseren Ex-Kollegen und superschnellen Ghost-Fahrer Kai Christian und viele, viele andere. Die Räder werden ausgepackt, wir rollen auf einer kurzen Tour bei staubigen Bedingungen ein paar Trails des Parks und freuen uns auf ein trockenes Wochenende mit schicken Trails…

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# Abholen der Startunterlagen... - Foto: Kamil Katzmarzyk/Bike-Components

…denkste! Bis zum Einrollen bei staubigen Bedingungen ist es wirklich wie in den vergangenen zwei Jahren. Aber wir haben nicht mit den Konsequenzen der schwül-warmen Luft gerechnet, die, ungeachtet jeglicher Wetterberichte, auf einmal für dunkelgraue Wolken zwischen den Bäumen sorgt. Beim letzten Uphill Richtung Sportpark erwischt es uns dann: Der Himmel öffnet die Schleusen und es schifft aus Eimern. Was auf unserem letzten Trail „Final Flow“ noch lustig ist, macht uns für den morgigen Renntag eher etwas nachdenklich, denn die Trails sind ein gutes Stück ausgefahrener und wurzeliger als in den vergangenen Jahren. Als es dann um 21 Uhr ein weiteres Mal maximal gießt, schwinden unsere Hoffnungen auf eine abtrocknende Rennstrecke.

# Am Freitag abend wurde es dann nochmal schön nass

Renntag 1, Samstag: Und der Reifen war doch niegelnagelneu…

# Am Samstagmittag - es geht los - Trail Trophy/Paul Masukowitz

Wobei: Jetzt, wo wir so rausgucken, ist wieder alles trocken. Wetterbericht sieht auch super aus, also ab in die feschen Klamotten und los geht’s. Wir rollen uns kurz ein und bereits auf dem Parkplatz höre ich ein kurzes pfft pfft pfft pfft … habe ich mir da irgendwas in den Reifen gedrückt? Wir halten an, ich finde das Loch, die Dichtmilch tut ihre Arbeit und es ist erstmal alles wieder ok. Nach dem Briefing gegen Mittag geht es an den Start – und es fängt an zu tröpfeln. Nach dem ersten kurzen Uphill stehen wir an der Stage 1: es gießt mittlerweile in Strömen. Hilft alles nix! Also geht es von der Straße direkt in den „Rollercoaster“, der zusammen mit dem „Glibber Trail“ und einigen rutschigen, neugesteckten Überraschungen den Beginn des Rennens markiert. Erst im unteren Teil des Trails ist es wieder halbwegs trocken. Ganz bin ich noch nicht drin, mehr als „OK“ war die Bewältigung von Stage 1 für mich nicht.

# Attacke auf Stage 1 bei der Trail Trophy in Breitenbrunn - Foto: Kamil Katzmarzyk/Bike-Components
# Der spätere Sieger Andre Wagenkecht in Stage 1 - Trail Trophy/Paul Masukowitz
# Für das Rennen gab es die eine oder andere neue Linie, die gar nicht mal so unrutschig war - Foto: Kamil Katzmarzyk/Bike-Components
# Im Renntempo: Unser Trans-Provence-Kämpfer Seb - Foto: Kamil Katzmarzyk/Bike-Components
# Noch ganz schön viel Nässe auf Stage 1 - Trail Trophy/Paul Masukowitz

Stage 2 startet mitten im Wald, „Hog Mountain Carousel“. Den Trail mag ich und ich bin motiviert, meinen mittelmäßigen Start auf Stage 1 wieder wettzumachen. Start! Ich klicke ein, hacke los! Erste Kurve rum und Vollgas. Pfft, pfft, pffffffffft, pffffffft … und der Hinterreifen ist leer. Das darf doch nicht wahr sein! An der nächsten kurzen Welle berghoch trete ich an, um zu beschleunigen, aber der Reifen rutscht durch. „Das wird jetzt unschön – für meine Gesamt-Rennzeit wie auch für die Hinterradfelge“ denke ich mir, klicke aus und renne das Stück berghoch. Im Anschluss geht bei den rutschigen Bedingungen und ohne Beschleunigung grotesk wenig voran und ich versuche, eine gute Kombination aus halbwegs schnellem Rollen und Felgenschonung hinzubekommen.

# Stage 2: Race-Haltung und Motivation nicht mehr vorhanden. Man beachte den Hinterreifen... - Foto: Kamil Katzmarzyk/Bike-Components
# Dennis zieht an dem rollenden Elend vorbei - Foto: Kamil Katzmarzyk/Bike-Components

Dass es kaum etwas bringt, merke ich, als mich mein Mitstreiter Dennis schon nach wenigen Sekunden überholt. Kurve für Kurve dengel ich das Bike hinunter, bis auch Gregor vorbei rauscht und meine Motivation schneller sinkt als die Tiefenmeter vor mir. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich das Ziel, meine Motivation ist nun gänzlich im Keller. Maxalami hilft dem Cut im Reifen nicht, ein Schlauch muss rein. Bei der Montage entdecken wir den Auslöser des Reifenschadens: Ein verrosteter Nagel! Dieser war wohl auch schon für das kleine Loch auf dem Parkplatz verantwortlich – dort oder auf der Straße muss er sich irgendwo klammheimlich in den Reifen geschlichen (daher auch der erste Durchstich vor dem Rennen …) und sich unglücklicherweise auf Stage 2 genüsslich in die Reifenflanke gebohrt haben. Wir entfernen den Nagel, montieren den Schlauch und machen uns wieder auf den Weg.

# Böser Nagel, der du irgendwo auf der Straße lagst! Auf dem Trail habe ich mir den definitiv nicht aufgegabelt
# Glitschige Wurzeln in Stage 4

Schwamm drüber, weiter geht’s. Wir pedalieren aus dem Tal heraus, nun geht es in den „Stone Garden“. Dieser Trail markiert Stage 3 und ist nicht nur glitschig nass, sondern mittlerweile auch wirklich ausgefahren. Ich trete beherzt an, ziehe mit einem guten Speed um die ersten Kurven … und mein Hinterrad zieht es über eine Wurzel. Ich rutsche weg, falle hin und sehe mein Bike wie auch meine Stage-Zeit langsam davonfliegen. Schnell wieder auf’s Rad und irgendwie durch die Stage gerumpelt, gebessert hat sich meine Motivation nun wirklich nicht. Die restlichen Stages werden dafür besser: „Crossed Viper“ funktioniert störungsfrei und Stage 5 und 6, bestehend aus der „Electric Line“ und der tollen „Rattlesnake Alley“ laufen dann sogar gar nicht verkehrt. Die Sonne kommt schlussendlich heraus und Tag 1 ist geschafft! Ich habe glücklicherweise einen Ersatzreifen dabei und baue wieder auf mein gewohntes Tubeless-Setup um. Nach zwei Bierchen und Abendessen direkt im Sportpark Rabenberg geht es früh ins Bett – Tag 2 wartet!

# Auch MTB-News Chef Thomas und Chief Happiness Officer Sandy ließen es sich nicht nehmen, mitzufahren
# Entspannt nach dem Rennen - Foto: Kamil Katzmarzyk/Bike-Components

Renntag 2, Sonntag: Hätte, hätte, Fahrradkette

So ganz können wir es noch nicht glauben, aber tatsächlich ist in der Nacht kein weiterer Regen gefallen. Unsere Bikes sind bereit für Tag 2 und mit ein paar beherzten Sportplatz-Sprints versuchen wir uns für die Stages 7 und 8 warm zu fahren, denn diese beginnen ohne Aufwärmrunde direkt neben dem Sportpark. Und haben es in sich: Eine fast reine Sprint-Attacke namens „Flowing Ten“, erweitert durch ein vorangestelltes Uphill-Stück. Rein da! Vollstoff brettere ich durch die Stage, merke aber, dass ich schlichtweg noch nicht ganz warm bin.

# Fiese erste Stage mit viel Tretpassagen! "Flowing Ten" lässt grüßen - Foto: Kamil Katzmarzyk/Bike-Components

Am Ende von „Flowing Ten“ bin ich ganz schön am Pumpen, aber für viel Erholung haben wir keine Zeit, wenn wir uns nicht unnötig lang in der Startschlange von Stage 8 einreihen wollen – denn diese beginnt gerade mal 100 m weiter: Bestehend aus dem „Kyrill Trail“, einem anschließenden Schotter-Uphill und „Berms & Bumps“. Obgleich eigentlich nicht unfit, komme ich nur hakelig durch den offenen „Kyrill Trail“ und blase dann beim Uphill zur Attacke. „Berms & Bumps“ läuft gut und recht zufrieden sprinte ich Richtung Finish. Trans-Provence-Teilnehmer und Kollege Sebastian liegt bei meiner Ankunft leicht angeschlagen auf dem Boden hinter dem Ziel, ein Highsider im oberen Teil hat ihn im ersten Trailstück in die Steine katapultiert und sein Arm sieht ordentlich lädiert aus. Glücklicherweise kann er weiterfahren. Auch die anderen Jungs von MTB-News sind erstmal gut fertig nach diesen ersten beiden Stages des Tages. Ein positiver Effekt lässt sich jedoch feststellen: Ich fühle mich jetzt ganz gut und vor allem aufgewärmt. „Magic Moments“ als Stage 9 macht richtig viel Spaß, im Gegensatz zu Stage 10. Bei „The Rock“ vermassle ich den Eingang der Abfahrt vom namensgebenden Felsen und der Rest des Trails wirkt durch die nassen Steine und Wurzeln wie Schmierseife. Meine Maxime heißt also primär sturz- und verletzungsfrei durchkommen und das gelingt glücklicherweise auch. Zeit? Egal.

# Gregor in Breitenbrunn nicht so sehr in Gefahr: Unser EDC-Streckentester fuhr locker in die Top 20. - Foto: Kamil Katzmarzyk/Bike-Components
# Unser Entwickler Marcus aus Berlin ist nicht nur flott am Rechner, sondern auch auf dem Bike. - Foto: Kamil Katzmarzyk/Bike-Components
# Seb ging im Kyrill Trail über den Lenker und musste mal Pause machen

Die nun folgende Stage, der erste Teil von „Crossing Viper“, ist mir noch gut aus dem letzten Jahr bekannt und nun durch das offene Wiesenstück praktisch voll abgetrocknet. Ich mag die Stage mit den schnellen Anliegern, kraftvollem Pedalieren und der Kürze der Etappe – das Sprinten kommt mir aufgewärmt durchaus entgegen. Also vom Start weg reinhacken, um die ersten Kurven, Vollgaaaaaaaas!

Moment, was ist das? Die Kette ist blockiert. Bei voller Fahrt trete ich kurz rückwärts, aber keine Chance, die Kette ist unten. Scheinbar habe ich mir weiter oben das Schaltwerk verbogen und irgendwie ist die Kette daraufhin abgeflogen. „Dann halt wie Gwin“ denke ich mir und drücke „tucked“ den Großteil des Trails durch die Kurven und komme mir, in den Tretpassagen sanft rollernd, vor den diversen Zuschauern herrlich blöd vor. Egal. „Final Flow“ kennzeichnet bekanntermaßen auch die finale Stage 12, die ohne weitere Zwischenfälle abgefahren wird.

# Finale Stage – die letzten Meter auf "Final Flow" - Foto: Kamil Katzmarzyk/Bike-Components
# Thomas nach der letzten Stage - Ziel: Bier

Meine Zeit und Platzierung waren mir spätestens seit Stage 2 egal, da war dieses Jahr einfach nichts zu machen. Soviel Sturz- und Defektpech hatte ich noch nie, aber sowas passiert. Während ich mich durch die Zeitrückstände, bedingt durch Sturz und zwei Defekte, erstmals nur im dreistelligen Bereich platziere, fahren meine Teamkollegen Sebastian und Gregor in die Top 20 Overall – super, Jungs! Fast hätten wir unseren dritten Platz in der „Battle Of Brands“-Wertung wiederholen können, aber dafür hätte es vielleicht ein fehlerfreier Run mehr sein müssen … Wir hatten wie in den vergangenen Jahren auch in diesem Jahr trotz diverser Regenschauer eine tolle Zeit in Breitenbrunn. Die Organisation war gut, Schlafplätze direkt im Sportpark praktisch und einige Trails wurden spaßig verändert.

# Die Siegerehrung fiel erstmal ins Wasser und wurde dann ins Zelt verlegt

Wünschen würden wir uns aber dennoch, dass wie in den letzten Jahren auch am zweiten Tag vorab ein kleiner Trail ohne Wertung zum Warmmachen gefahren wird. Das erleichtert den Einstieg doch immens – insbesondere wenn zwei so kraftraubende Sprintdistanzen den Tag einläuten. Ebenfalls nicht ganz ideal ist es, dass man bei der Übernachtung direkt im Sportpark (was an sich ja sehr praktisch ist) am zweiten Renntag um 9 Uhr das Zimmer geräumt und ausgecheckt haben muss. Zwar gibt es nach dem Rennen kostenlose Duschmöglichkeiten im Keller des Areals, ein „Late Checkout“ am frühen Nachmittag wäre dennoch ziemlich praktisch.

Unabhängig davon wird die MTB-News Crew nach drei Jahren Breitenbrunn im kommenden Jahr ein anderes Rennen der Serie ins Auge fassen – schließlich gibt es da noch einige mehr, die wir noch nicht ausprobiert haben … seid gespannt!

Warst du auch bei der TrailTrophy in Breitenbrunn dabei und wenn ja – wie hat es dir gefallen?


Weitere Informationen

Website: www.trailtrophy.eu
Text & Redaktion: Johannes Herden | MTB-News.de
Bilder: Kamil Katzmarzyk/Bike-Components, TrailTrophy/Paul Masukowitz, Johannes Herden

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