Seit über einem Jahrzehnt hat uns die TrailTrophy begleitet – jetzt ist die Enduro Serie für Jedermann zu Ende. 2022 wird es keine TrailTrophy mehr geben. Dafür sind vor allem Dinge im Hintergrund verantwortlich, die für Außenstehende kaum einsehbar sind – die Planung und Umsetzung der Veranstaltung ist für die Macher von Bike Projects zu umfangreich geworden. In Zukunft möchte man sich auf andere Projekte konzentrieren. Dabei steht neben neuen Veranstaltungen auch ein Trailpark-Projekt in Nordhessen auf der Agenda. Außerdem haben wir mit Thomas Schlecking, dem Kopf hinter der TrailTrophy, ein Interview geführt.
Das war die Trail Trophy
2010 war es so weit – in Latsch im Vinschgau wurde das erste Enduro Rennen der TrailTrophy aus der Taufe gehoben. Dabei hätte es laut Thomas Schlecking, dem Gründer und Organisator der TrailTrophy, sogar schon 2009 soweit sein können. Damals fehlte aber letztendlich die Zeit, um das Projekt rechtzeitig umsetzen zu können. Dass die erste TrailTrophy stattfinden konnte, war auch drei Hoteliers aus Latsch, Werner Kiem, Marting Pirhofer und Roman Schwienbacher, zu verdanken, die die Umsetzung unterstützten.
Schon ein Jahr später feierte die TrailTrophy auch in der Lenzerheide ihre Premiere. 2013 dann kam das Rennen im Trailcenter Rabenberg im Erzgebirge dazu und machte die TrailTrophy zu dem, was wir heute kennen. Denn mit drei Läufen wurde sie zu einer Serie mit entsprechender Wertung. Zwei Jahre später dann, 2015, waren es schon fünf Stationen. Der Harz mit den zusammengefassten Austragungsorten St. Andreasberg und Braunlage kam dazu sowie die Trails am Kronplatz.
Abwechslung gab es dann 2016 – in diesem Jahr ging es nicht mehr nach Lenzerheide, stattdessen wurde ein Rennen in Flims-Laax abgehalten, das bis 2019 dort stattfand. 2020 kam auch der Geißkopf in Bischofsmais als Austragungsort hinzu. In der Saison 2021 feierte dann auch das Brandertal/Voralberg Premiere und wurde zu einer der schwersten TrailTrophys, die laut Aussage von Thomas Schlecking und Streckenchef Henry Heitmüller je stattfanden.
Ein Klassiker während all der Zeit blieb aber vor allem der erste Austragungsort der TrailTrophy – das Rennen in Latsch war, auch wenn es nicht die schwierigsten und längsten Stages bieten konnte, immer ein Favorit vieler Teilnehmer. Dabei gelang es den Machern, auch unter schwierigen Umständen die Serie am Leben zu halten. Etwa während der Coronapandemie, welche das Rennen 2020 auf drei Stages reduzierte, aber auch 2021, als alle geplanten vier Stages trotz Corona stattfinden konnten.
Ein besonderer Dank der Macher geht an etliche Hersteller und Firmen, welche die TrailTrophy maßgeblich unterstützen. Formula, DT Swiss, Liteville, Schwalbe und Vaude waren die ersten Unterstützer im Premieren-Jahr, Suntour, Transalpes (CH) und Maxx, Qloom und Uvex bis zu Fox, Ergon, Bike-Components, Continental und Michelin sowie Crankbrothers und SixSixOne folgten. Zuletzt waren es vor allem Santa Cruz, Maxxis, e*thirteen, Komoot, Evoc, Poc und Vollgas-Riegel, die sich in der TrailTrophy engagierten. Thomas Schlecking rechnet die Unterstützung hoch an und sagt selbst, dass ohne die Hersteller die TrailTrophy nicht durchführbar gewesen wäre.
Trailtrophy-Macher Thomas Schlecking zum Aus der Serie
Thomas, die TrailTrophy an sich schien von außen betrachtet eigentlich ein ziemlich erfolgreiches Projekt zu sein. Warum führt ihr die TrailTrophy nicht weiter?
Da gibt es viele verschiedene Faktoren. Zum einen war natürlich die Pandemie ausschlaggebend, durch Corona wussten wir 2020 und 2021 teils erst 3 Wochen im Voraus, dass eine Veranstaltung tatsächlich stattfinden konnte. Dabei wollten wir auch flexibel bleiben, aber organisatorisch war es eben doch eine ziemliche Herausforderung. Trotzdem haben wir es geschafft, 2020 fünf von sieben Veranstaltungen abzuhalten, 2021 waren es dann alle vier, die wir uns vorgenommen hatten.
Dann gab es aber auch weniger Engagement von den Tourismusregionen, was uns natürlich auch belastet hat. Teilweise war es auch so, dass Helfer vor Ort zugesagt waren, die auch bezahlt worden wären, letztlich dann aber nicht auftauchten. Damit blieb das Organisieren vor Ort dann eben in einem viel größeren Umfang an uns hängen.
Problematisch ist auch die Anmeldesituation – hier gibt es immer weniger Verbindlichkeit. Wir hatten bis zu 500 Anmeldungen pro Rennen, dann aber auch etliche No-Shows, also Leute, die nicht zum Start erschienen sind. Und umgekehrt Interessenten, die gerne gestartet wären. Finanziell wirkt sich das zwar nicht gravierend aus, ist aber trotzdem nicht optimal für die Veranstaltung. Auf der anderen Seite hat der Aufwand im Streckenaufbau massiv zugenommen – und der Tourismus hat Vorgaben, die erfüllt werden müssen. Es gibt also nicht den einen Grund.
Wenn die TrailTrophy größer geworden wäre, hätte man dann vielleicht mehr Menschen in die Organisation holen können, um dir damit Arbeit abzunehmen?
Nein, das sehe ich nicht. Die Organisation ist ja schon auf mehrere Schultern verteilt, unter anderem mit Streckenchef Henry Heitmüller. Aber letzten Endes kann man mit den Einnahmen nicht mehrere Mitarbeiter das ganze Jahr über finanzieren. Denn die Arbeit fällt ja ganzjährig an – von der Sponsorenakquise über die Erstellung aller Rennunterlagen, Betreuung der Websites, Streckenplanung etc. Hinzu kommt aber auch, dass das Interesse und damit die Zahl der Sponsoren zurückgeht, was es auch nicht einfacher macht.
Und du hast ja auch noch andere Projekte in Planung, für die du Zeit benötigst?
Richtig. Nebenbei werde ich nächstes Jahr 55 und zähle damit selbst bei der TT schon zum fortgeschrittenen Alter in der „Super Masters“-Klasse … Aber es gibt seit Anfang 2020 ein großes Projekt im Landkreis Waldeck-Frankenberg (Großprojekt Grenztrail, Anm. d. Red.), bei dem sehr viel zu tun ist. Dazu unser neues Event, die „Schwalbe Gravel Games“. Plus weitere Trail- und Streckenprojekte hier in NRW.
Du sprichst Waldeck-Frankenberg an. Worum genau handelt es sich dabei?
Dort gab es die Idee, möglichst viele Kommunen des Landkreises in ein Trailnetz einzubinden. Willingen, Korbach und zwölf weitere Kommunen haben dazu eigens einen Zweckverband gegründet, der die Planung, Umsetzung und den späteren Betrieb begleitet. Fachlich arbeiten wir hier mit zwei anderen Büros im Rahmen einer Bietergemeinschaft zusammen – aktuell geht es im wesentlichen erst mal darum, die Lage und Verläufe der einzelnen Trailparks pro Kommune festzulegen. In Schritt zwei werden diese einzelnen Trailparks dann durch Verbindungen zu einem Gesamtnetz verknüpft. Mit Bike Projects verfolge ich das Ziel von Trailcentern nach schottischem Vorbild ja schon seit mehr als zehn Jahren – das TrailCenter Rabenberg und der TrailGround Brilon sollen da erst der Anfang gewesen sein.
Dann war es das mit der TrailTrophy also endgültig?
Ja. Zumindest mit der Serie. Aber die Organisation des 3-Länder Enduro Race könnten wir uns weiterhin vorstellen, wenn auch nur als Einzelveranstaltung. Natürlich werden die Gravel Games weitergehen. Und wir haben Ideen zum Thema E-MTB-Racing, wo es gerade intern sogar zwei konkurrierende Konzepte gibt, die wir mit Blick auf 2023 an den Start bringen wollen. Es wird uns also auch zukünftig mit Veranstaltungen nicht langweilig werden.
Wird dir die TrailTrophy nicht fehlen?
Natürlich! Damit geht eine Ära zu Ende. Etliche Leute haben sich hier kennengelernt, einige sogar geheiratet. Auf der anderen Seite hat die TrailTrophy vor allem in den letzten beiden Jahren ihren eigentlichen Charakter eingebüßt – es war gegen Ende nicht mehr das Jedermann Racing mit und gegen seine Buddies. Mit dem Ende von Paganella und Kronplatz bei der Alpine Series sind viele Racer in die TrailTrophy gewechselt. Und als dann Covid kam, hat sich der Charakter noch mehr verändert. Gemeinsames Grillen oder Abendessen waren leider nicht möglich, das reine Racen geriet immer mehr in dem Mittelpunkt. Natürlich könnte man uns jetzt sagen: Dann führt das doch einfach wieder ein. Aber jeder weiß doch: Man kann das Rad der Zeit nicht wieder zurückdrehen. Also: Es war eine gute Zeit, aber jetzt freue ich mich auch darauf, die zukünftigen Projekte in Angriff zu nehmen.
Du und die TrailTrophy
Mit der TrailTrophy geht eine Ära zu Ende – was ist eure schönste Erinnerung an die Veranstaltung?
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