Es war alles angerichtet: Heim-WM in Leogang, überlegener Sieg in der Qualifikation mit über 2,5 Sekunden Vorsprung, Top-Favoritin auf den WM-Titel – und dann ein Trainingssturz auf dem großen Gap-Sprung. Vali Höll verletzte sich am Knöchel, musste operiert werden und wird nun über den Winter pausieren. YT Industries hat die Österreicherin in den vergangenen Wochen mit der Kamera begleitet und sie zur aktuellen Situation interviewt.
YT Industries: Vali, die erste Frage auf Anhieb muss lauten: Wie geht es dir nach der Operation? Ist es gut gelaufen?
Vali Höll: Die OP ist gut verlaufen, leider war doch mehr kaputt als erwartet. Für mich heißt es jetzt, erst mal chillen und für ungefähr 6 Wochen einen Gips tragen. In 10 Tagen entscheiden wir, ob man dann schon langsam mit der Physio im Athlete Performance Center beginnen kann. Zum Glück ist Red Bull mit den Ärzten schon seit Anfang an in Verbindung.
Der Sprung, bei dem du dich verletzt hast, war neu in diesem Jahr. Kannst du sagen, was da schiefging?
Ich bin den Sprung schon die ganze Woche lang gesprungen, es war jetzt nicht wirklich etwas Krasses. Am Sonntag hatte es ja ziemlich viel geregnet und da war die Anfahrt ein bisschen langsamer als sonst. Ich bin den Sprung dann gecased. Der Sturz selber war nicht wirklich crazy, also da hatte ich schon größere diesen Sommer (lacht). Ich bin noch weggegangen, damit andere weiterfahren können und als ich dann hinunter auf meinen Knöchel schaute, war dieser schon sehr angeschwollen. Aber zum Glück hatte ich keine zu großen Schmerzen.
Natürlich möchten viele Fans wissen, wie lange die Reha jetzt dauert, beziehungsweise wann wir dich wieder auf dem Bike sehen werden. Weißt du schon mehr?
Januar werde ich wieder Biken gehen, aber das passt eh gut, ich hatte bis jetzt immer eine Bike-Pause.
Wir wünschen dir in jedem Fall eine schnelle Erholung! Lass uns die Uhr etwas zurückdrehen. „One lesson at a time“ führt uns hinter die Kulissen der Weltmeisterschaft und die Vorbereitung. Wir sehen dich mit deiner Familie und Mat Gallean sprechen. Wie wichtig war ihr Support, um dorthin zu gelangen, wo du jetzt bist?
Klar, Familie ist alles – ohne sie wäre ich nicht auf dem Bike. Man muss schon extrem viel Glück haben, Eltern zu haben, die einen unterstützen, aber nie unter Druck setzen.
Als du mit dem Racing angefangen hast und bevor du mit 16 dem World Cup-Zirkus beigetreten bist – an welche Renn-Situation erinnerst du dich am liebsten zurück?
Crankworx waren immer die coolsten Rennen. Das erste Mal bin ich beim Kidsworx in Whistler 2014 mitgefahren.
Seitdem waren viel Leidenschaft und harte Arbeit nötig, um die Racerin zu werden, die du heute bist. Wenn du dir die Reise ansiehst, die du unternommen hast, um dich von einem der größten Talente des Sports zu einer ernsthaften Konkurrentin auf Elite-Level zu entwickeln, welche Schlüsselmomente sind dir in Erinnerung geblieben, die für diesen Verlauf essenziell waren?
Ich denke an die Wochen zurück, als ich vormittags in die Schule ging und nachmittags ins Gym. Ich ging aus dem Haus als es dunkel war und kam auch wieder heim als es dunkel wurde. Wenn ich so zurückschaue, war das schon krass. Normalerweise würde man mit seinen Freunden ins Kino oder Feiern gehen, aber mir war das Training einfach so wichtig. Ich wusste, dass das Training im Gym mir helfen würde, auch wenn ich jetzt nicht, wie viele andere, den ganzen Winter über biken gehen konnte.
2020 sollte das Jahr sein, in dem du die Schule beendest, deine erste Elite-World Cup-Saison fährst und an der WM zu Hause teilnimmst. Wie schwierig war es für dich als Athletin, zuzusehen, wie World Cups reihenweise abgesagt wurden, während du deinen Schulabschluss machen solltest?
Ich fand’s eigentlich ganz chillig, so konnte ich mich auf die Matura konzentrieren und dann aufs Biken.
Wie sahen die Wochen vor den Weltmeisterschaften aus? Wie bereitet man sich auf ein Event wie dieses vor, nachdem es fast ein Jahr lang kaum Rennen gegeben hat?
Ich bin die Woche davor das Crankworx in Innsbruck gefahren, welches ich auch gewonnen habe. Das war komplett unerwartet, so aber kam ich mit einem guten Gefühl nach Leogang.
Viele würden sagen, dass die WM in Leogang für dich eine Niederlage gewesen sein muss. Wie sah aber deine eigene Erwartungshaltung aus und welches Fazit ziehst du?
Bis auf den Sturz bin ich mega zufrieden. Ich kam gut mit den Verhältnissen zurecht und fühlte mich stark. Ich denke, dass auch andere gemerkt haben, dass ich gut drauf war. Ich kam nicht an mit dem Ziel, Erste zu werden, sondern mein Bestes zu geben – und das tat ich auch.
Jetzt bist du das erste Mal in deiner jungen Karriere damit konfrontiert, von einer Verletzung zurückzukommen. Hast du dich an andere gewandt, die eventuell Comeback-Erfahrung haben, oder haben sich Fahrerinnen bei dir gemeldet, um dir beim Umgang mit und auf dem Weg zur Genesung Support anzubieten?
Rachel Atherton gab mir einige Tipps sowie auch Tracy Moseley. Es haben mir mega viele geschrieben und ich bin ganz überwältigt davon. Ich schaffe es leider gar nicht, allen zurückzuschreiben.
Du bist sicherlich eine Inspiration für viele junge Rider da draußen. Welchen Rat würdest du anderen „Young Talents“ geben, die mit ihren ersten Rennen loslegen?
Genießen, Spaß haben und setzt euch realistische Ziele. Ich habe nie gesagt, dass ich World Champion werden will, sondern immer nur, dass ich mein Bestes geben will. Manchmal reicht dein Bestes aus, um bedeutsame Rennen zu gewinnen.
Danke und alles Gute, Vali!
Was denkt ihr: Wird Vali nächstes Jahr so richtig durchstarten?
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