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[VIDEO] Ausprobiert
Watchdog 15 Zeitmesssystem

„Wuhuhuuuu!“. „Alter, bist du krass schnell gewesen!“. „Bääähm, Bestzeit!“. „Nicht schlecht, aber das geht noch schneller, oder…“

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Jeder kennt die spontanen Ausrufe der Begeisterung, Verstörung oder einfach nur Unsicherheit, wenn es um Geschwindigkeit auf der Strecke geht. Während Dirtjumper, Slopestyle-Fahrer und Freerider maßgeblich an Tricks, Höhe und Weite interessiert sind gibt es in vielen anderen Disziplinen einen latenten Bedarf an Zeitverkürzung. Jeder will schneller sein als der Andere oder aber zumindest im Rennen gut dastehen – klarer Fall: Ob Downhiller oder CC-Racer, ob 4x-Fahrer oder Enduro-Pilot – jeder kommt in die Situation, in der er oder sie gerne wüsste, ob Variante A schneller ist als Variante B oder ob überhaupt die Trainingsform stimmt.

Watchdog nennt sich ein Produkt, das sich diesem Problem angenommen hat. In der aktuellen Freeride gibt es 10 Zeilen über das System bestehend aus einer Uhr und zwei Lichtschranken zu lesen aber was nutzt das schon? Ausprobieren wollten wir es und genau das haben wir getan. Dazu haben wir Patrick Junge, selbst ambitionierter Downhiller mit Heimatstrecke Bad Wildbad und Erfinder / Entwickler des Watchdog eingeladen, damit er uns auf dem lokalen Pumptrack zeigen konnte, wie bei ihm Zeitmessung funktioniert. Patrick selbst hat Elektrotechnik studiert und quasi das Beste aus zwei Welten kombiniert ;).

Woraus besteht das Set?
Kauft man sich einen Wachhund der Rasse Watchdog, bekommt man zwei Lichtschranken (mit Stativen) sowie eine Uhr. Uhr und Lichtschranken arbeiten auf 868 MHz. Selbstverständlich im Lieferumfang enthalten ist eine kompakte aber umfassende Bedienungsanleitung. Eine weitere Uhr kostet 95€, eine weitere Lichtschranke 90€.

Setpreis: 279€ UVP
Vertrieb ausschließlich direkt über www.solidbikes.de
Verfügbarkeit: Mai 2011

Technische Daten
Lichtschranke
– Batterielaufzeit: > 40 Stunden
– Sendereichweite zur Uhr: 5 bis 300m, je nach Sendeleistung (Einstellbar -20dB oder +10dB)
– Erfassungsbereich (des vorbeifahrenden Fahrradfahrers): 1,5m (Watchdog 15) oder 5,5m (Watchdog 55)
– Spannungsversorgung: 4x AA Batterien
– Material: Aluminium
– Besonderheiten: Die Lichtschranke ist mit einer Bohrung versehen, so dass sie angekettet werden kann. Es wird kein Reflektor benötigt, wodurch die Aufstellung spielend einfach wird.

Uhr
– Modell: Texas Instruments cZ430-Chronos
– Batterielaufzeit: ca. 1000 Trainingsläufe bei 5min pro Lauf
– Genauigkeit: 5/100 Sekunden
– Rundenspeicher: 20 Runden
– Zusatzfunktionen: Temperatursensor, Höhenmeter, Batteriespannung, Datum, Uhrzeit, Weckuhr, Pumptrackmodus

Wie funktioniert’s in der Theorie?
Grundsätzlich ist der Plan er Folgende: Fährt man an der ersten Lichtschranke vorbei, so beginnt die Uhr zu laufen. Erreicht man die zweite Lichtschranke, so stoppt die Uhr. Bis auf einen Mindestabstand von zwei Metern zwischen den Lichtschranken ist dabei nicht sonderlich viel zu beachten. Technisch basiert die Lichtschranke auf einem Triangular-Sensor, der anhand des reflektierten Lichtes den Abstand von z.B. Reifen und Sensor bestimmt. Erkennt der Sensor ein durchfahrendes Fahrrad (oder eine Hand ;) ), so wird ein Signal ausgelöst, das dann über Funk an die Uhr übermittelt wird. Die Vorteile dieser Technik liegen auf der Hand: Einerseits kommt die Lichtschranke ohne Reflektor aus und ist so leichter auszurichten und aufzustellen. Andererseits ist die Messung auch genauer, da eine Linie gemessen wird und kein Kreis. Der Vorteil davon ist, dass es egal ist, wie man sich auf die Lichtschranke zubewegt und wie weit entfernt man sich von ihr befindet. Ein direktes Konkurrenzprodukt wäre das System von Freelap. Dieses verwendet zur Feldmessung ein magnetisches Feld (kreisförmige Ausbreitung), welches genau die beschriebenen Nachteile aufweist. Ein weiterer Unterschied zwischen Watchdog und Freelap ist, dass im Watchdog-System die Lichtschranke aktiv ist, also den Fahrer registriert und das Startsignal sendet.

Wie funktioniert’s in der Praxis?
Uhr ans Handgelenk und die beiden Lichtschranken an Start und Ende der Runde aufgestellt. Dann die Uhr ins „run“ Menü gebracht (Bedienung ist einfach in der Anleitung aufgezeichnet) und losgefahren. Wieder angekommen und Zeit abgelesen. Einfacher könnte die Zeitmessung nicht funktionieren, zumal auf diese Art und Weise beliebig viele Fahrer auf der Runde mitfahren können (deren Zeiten dann natürlich nicht gemessen werden). Jeder, der dann selbst auch eine Zeit gemessen haben möchte, ist dann darauf angewiesen, dass er selbst auch eine Uhr am Handgelenk trägt. Eine andere Betriebsweise funktioniert so, dass nur eine Uhr am Start ist und jeweils ein Fahrer auf die Runde geht. Aufgrund der großen Funkreichweite kann so eine Person die Zeiten von mehreren Starten (die nacheinander starten, also nicht gleichzeitig auf der Runde sind) messen. Das ist ideal für z.B. Pumptrack-Rennen oder Zeitmessung bei kurzen anderen Rennen. Die Einschränkung bleibt, dass sich nach wie vor nur ein Fahrer auf der Strecke befinden darf. Interessant ist auch der Pumptrack-Modus. Hier speichert die Uhr 20 Runden am Stück, die nachher am PC ausgewertet oder auf der Uhr durchgeschaut werden können. Ihr schafft mehr als 20 Runden mit gleich hoher Geschwindigkeit? Dann herzlichen Glückwunsch :). Beim Betrieb im Pumptrack-Modus wird nur eine Lichtschrauke benötigt, die bei jeder Durchfahrt die Runde speichert und die Uhr von Neuem startet.

Falls das alles zu abstrakt gewesen sein sollte, gibt es hier unser Video zum Praxischeck, in dem wir die verschiedenen Modi ausprobiert haben:

Was wird’s in Zukunft geben?
Mit dabei beim Test hatte Patrick einen Prototypen eines Watchdog 15XL, der die Besonderheit hat, dass die Sendereichweite zwischen Lichtschranke und Uhr auf bis zu 1500m ausgeweitet werden könnte. Vorteil davon wäre, dass man gemütlich in Bad Wildbad einen Kaffee trinken könnte, während ein Rennen stattfindet. Schließlich gibt es in deutschen Bikeparks keine Strecke, die eine Entfernung zwischen Start und Ziel von (Luftlinie) mehr als 1,5km hat.

Fazit
Der Watchdog ist ein überraschend einfaches System, mit dem man unkompliziert seine Zeiten messen kann. Dabei spielt es keine Rolle, welcher Facette des Mountainbikens man frönt – Zeitmessung kann immer sinnvoll sein, wenn einen das Wettkampffieber gepackt hat. Patrick Jung ist es gelungen, ein Produkt „handmade in Germany“ auf den Markt zu bringen, das beim ersten Einsatz voll zu überzeugen wusste und wirklich Spaß macht und aufgrund der geringen Abmessungen sehr bequem mit an die Strecke genommen werden kann. Das man es dort auch noch anketten kann ist ein weiteres Plus, kleine Lichtschranken könnten leicht Begehrlichkeiten wecken…

Informationen
Musik im Video

„DEV ft. The Cataracs – Bass Down Low (Artistic Raw Remix)“ (Artistic Raw) / CC BY-NC 3.0

Text, Bilder und Video von Tobias Stahl
Fahrer im Video: Stefanus Stahl, Max Schumann

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