Wer sehnsüchtig auf News der Kultmarke Ibis gewartet hat, kam in den letzten Wochen vermutlich kaum von deren Website los: Ein Countdown zählte langsam aber sicher bis zum heutigen Tag runter. Kennern war natürlich gleich klar, was da heute vorgestellt werden würde: Das Ibis Ripley hatten wir auf der Eurobike 2011 (!) schon zu Gesicht bekommen, damals war es für Sommer 2012 angekündigt. Einige Verzögerung später kommt es nun also endlich, passend zur Saison 2013, auf die Trails.
# Dezent schawarz und dennoch aggressiv grün- die zweite Version des Ripley
Über das Bike
Ziel bei der Entwicklung des Ripley Twentyniners soll ein leichtes, handliches und spaßiges Trailbike gewesen sein. Während Zyniker fragen mögen, warum man dann ausgerechnet 29″ Laufräder verbaut, steht natürlich fest, dass man die Vorteile der großen Laufräder nutzen will, und das mit möglichst wenigen der bekannten Nachteilen. Für Ibis steht fest, dass 120mm an einem solchen Rad genau genug sind, um Komfort und Spritzigkeit zu vereinen, für variantenreiche Aufbauten sorgt die Geometrie, die auf Gabeln mit 120-140mm Federweg ausgelegt ist. Der Hinterbau soll von Dave Weagle, dem Erfinder des DW-Link Federungssystems, auf effizientes Pedalieren, „XC-mäßige Beschleunigung“ und 29er-typische Kettenblätter optimiert worden sein. Außerdem will man kein Schaukeln und keine Durchschläge realisiert haben – wir sind auf Fahrerfahrungen gespannt.
# Das ist neu – statt Umlenkhebeln sitzen kleine Exzenter im Hauptrahmen
Die Geschichte des Ripley
Die Arbeit an einem Exzenter-Basierten DW-Link begann 2007. Zu dieser Zeit war das Ibis Mojo bereits auf dem Markt, von den Modellen Tranny und Mojo HD fuhren Prototypen durch die Gegend und Twentyniner begannen in den USA interessant zu werden. Man beauftragte Dave Weagle damit, bei der Entwicklung eines Fahrrades zu helfen, welches „super schnell und leicht, effizient für Rennen, gleichzeitig aber nicht so sehr darauf fixiert, dass es zu nichts anderem mehr taugen würde. Das ganze mit 100mm Federweg und das leichteste und steifste seiner Klasse.“ Dave Weagle präsentierte daraufhin die Idee, das ganze DW-System durch zwei kleine Exzenter zu ersetzen.
# Links die bisherigen Links, welche durch zwei Exzenter (hier die vorläufige Version) ersetzt werden.
Während anfangs die kleinen Rahmen noch nicht mit den großen Laufrädern harmonieren wollten, weil die Lenker unheimlich hoch rutschten, da die konischen Schäfte der Gabeln keine kurzen Steuerrohre erlaubten, bemerkte man während der ersten Testfahrten schnell, dass 100mm Federweg nicht genug sein würden. Trotz der großen Laufräder waren die 100mm-Prototypen dem 140mm Mojo mit seinen kleineren Laufrädern unterlegen. 100mm Gabeln fühlten sich nach einer Zeitreise an – keiner Angenehmen. Man war sich sicher, dass sich mit 100mm Forstweg-Racer glücklich machen ließen, aber es würde nicht für normale Biker funktionieren. Also stockte man den Federweg auf 120mm auf.
# „Mule“ – Funktionsprototyp für das Ripley
Bevor man Formen für das Carbon-Mold machen ließ, wurde ein Funktionsprototyp gebaut. Ein Ibis Tranny Hardtail, gepaart mit jeder Menge proviorischer Aluteile ergab ein sonderbar aussehendes Rad, welches jedoch in Sachen Federung und Geometrie gut geeignet war, dem neuen Hinterbau auf den Zahn zu fühlen.
So weit so gut – leider ließen die zunächst angepeilten, angestellten Lager innerhalb der Exzenter bei ersten Prototypen keine übermäßig lange Lebensdauer zu – es war schlicht nicht genug Platz für Lager und Dichtung, der eindringende Schmutz ließ die Lager verschleißen. So brauchte es einige Wiederholungen bis man mit klassischen, gedichteten Rillenkugellagern zu einem System kam, welches sehr einfach zu warten ist und darüber hinaus noch angenehm leicht. Besonders praktisch für den Endnutzer: Die Lager im Hauptrahmen sind die selben, wie sie in BB30 Innenlagern verwendet werden, was den Bezug einfach macht. Die kleineren Lager in der Schwinge sind exakt solche, wie sie in Skateboards oder Inline-Skatern verwendet werden. Im Falle eines Falles braucht man also gar nicht weit gehen, um Ersatz zu finden, außerdem lässt sich – wenn man das will – mit Keramiklagern und ähnlichem experimentieren.
# Ibis Ripley Exlposionszeichnung – in dieser Ansicht sieht man die Standard-Kugellager.
Als nächstes brauchte es den Hersteller für komplizierte Kohlefaser-Formen. Der Prototyp, den man auf der Eurobike 2011 zeigte, kam von einem ersten Zulieferer, der mit 2800 Angestellten auf nur 10 leitende Mitarbeiter außer Ibis einige große Kunden beliefert und sich nicht sicher war, ob er sich die schwierigen Formen der Kalifornier antun wollte. Also wechselte man den Zulieferer, für den Ibis ein wichtigerer Kunde ist, und half sich über die verschwendeten, bereits hergestellten Formen hinweg, in dem man die Rohrform und Geometrie nochmals überarbeitete. Der filigrane Hinterbau stellte beispielsweise eine Herausforderung dar, der man mit neuartigen, aus Glasschaumkugeln bestehenden Kernen begegnete – überall dort, wo man den Kern, um welchen das CFK-Gelege platziert wird, nach dem Backen nicht mehr aus dem Rahmen entfernen kann. Die neuen Kerne sollen nur die Hälfte von den bisher verwendeten Hartschaum-Kernen wiegen.
Geometrie
Als Ibis mit Testfahrten untersuchte, was Mountainbiker an 29er-Geometrien mochten, fand man heraus: Je mehr sich das Rad wie ein 26″ Bike lenkte, desto besser gefiel es. Die Fahrer wollten einfach wie mit ihrem alten Rad unterwegs sein, nur mit den Vorteilen von größeren Rädern. Dafür machte man alles kleiner: Kettenstrebenlänge, Steuerrohr, ein niedriges Innenlager, ein angepasster Sitzwinkel – die einzige Ausnahme bildet der Hauptrahmen, bei dem das Oberrohr länger und der Lenkwinkel flacher wurde.
# Ibis Ripley Geometrie
Testfahrer fuhren identische Räder mit unterschiedlichen Lenkwinkel- und Gabeloffset-Kombinationen. Das Ergebnis war: Der Nachlauf (Abstand Kontaktpunkt Reifen-Boden zu Durchstoßpunkt Lenkachse-Boden) des Vorderrades spielt eine entscheidende Rolle. Er hängt nicht nur vom Lenkwinkel, sondern eben auch der verbauten Gabel ab. In den letzten Jahren haben die Federgabel-Hersteller hier neue Optionen mit mehr Offset angeboten, für bestes Fahrgefühl empfiehlt Ibis 51mm. Kombiniert wird dies mit 70° Lenkwinkel, welcher bei Verwendung einer 140mm / 34er Gabel auf 68,5° abflacht.
# Blaues Trailgeschoss
Wie sich der Nachlauf des Ripley mit den anderen Ibis Bikes vergleicht, sieht man hier: Das Ripley weist mit 80mm den identischen Nachlauf wie das Mojo SL und SLR auf, mit einer 140er Gabel wächst er auf 90mm, beim 160er Mojo HD liegt er bei 100mm. Ein längerer Nachlauf sorgt allgemein für eine höhere Laufruhe und mindert Überschlagsgefühle bergab, sorgt aber natürlich auch für ein quirligeres Fahrgefühl.
Gelegen kam bei der Entwicklung auch die Etablierung des Direct Mount Umwerferstandards, welcher Platz am Tretlager spart und eine steifere Verbindung von Drehpunkt zu Kettenstrebe erlaubt.
# Ibis Ripley
Eckdaten des Ripley 29
- 120mm Federweg
- 2,27kg Rahmengewicht ohne Dämpfer
- Tapered Steuerrohr für IS ZS44/28.6 oder EC49/40 Steuersatz
- Interne Zugführung mit einlaminierten Zuganschlägen am Oberrohr
- 184 x 44mm Dämpfer
- BB92 Integriertes Innenlager
- 142mm Maxle Hinterrad-Achse
- 160mm PostMount Aufnahme, direkt einlaminiert
- High Direct Mount Umwerferaufnahme
- Innenlagerhöhe mit 2.1″ Reifen: 325mm
- (Geometrieangaben mit 521mm Gabel)
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Preis: Das Ripley gibt es als Rahmenkit zum Preis von 2.898.- Euro in den Farben Blau/Schwarz und Schwarz/Grün. Komplette Bikes sind in verschiedenen Ausstattungsvarianten ab 4.948,- Euro erhältich.
Vertrieb: Über Tri-Cycles aus Wiesbaden
Quelle: Ibis-Homepage
Hersteller-Forum: Ibis im IBC
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