Die Rennsaison im Cross-Country- und Marathon-Bereich nimmt Fahrt auf! Einen Monat vor dem ersten Weltcup-Rennen in Albstadt wagen sich allmählich die größten Stars der Szene wie Nino Schurter und Co. aus der Deckung und bereiten sich im Wettkampfeinsatz auf die Highlights der anstehenden Olympia-Saison vor. Alle Fahrerinnen und Fahrer scheinen unglaublich heiß auf die Rennen zu sein: Ob bei Etappenrennen in Spanien oder verschiedenen Cross-Country-Rennen in Italien, die Starterfelder mutieren regelmäßig zu Mini-World Cups. Wer sich besonders in Szene setzen konnte, erfahrt ihr in der großen Fotostory zu den XC-Highlights der vergangenen Wochen.
Internazionali d’Italia Capoliveri – Avancini bezwingt Schurter im Gigantenduell
Die toskanische Insel Elba war der spektakuläre Schauplatz des zweiten Rennens der ranghöchsten italienischen Cross-Country-Rennszene. Neben der atemberaubenden Kulisse mit einer Rennstrecke direkt am Mittelmeer konnte das Rennen in Capoliveri durch ein wohl noch nie da gewesenes Starterfeld glänzen. Keine Geringeren als die Amerikanerin Kate Courtney, der Schweizer Nino Schurter und der Brasilianer Henrique Avancini starteten ihre Rennsaison 2021 beim Rennen auf Elba. Insbesondere der Start von Avancini war lange Zeit ungewiss, da viele europäische Staaten Einreisende aus Avancinis Heimatland Brasilien nicht in ihr Land lassen und Avancini bereits einige Starts bei anderen Wettkämpfen deswegen absagen musste.
So versammelte sich einmal mehr ein international hochkarätiges Starterfeld an der Startlinie der Internazionali d’Italia-Rennserie: Bei den Damen konnte sich schließlich Kate Courtney in ihrem ersten Saisonrennen direkt den Sieg sichern. Dabei musste sich die Gesamtweltcupsiegerin aus dem Jahr 2019 aber mächtig strecken und hatte mit der Italienerin Chiara Teocchi eine hartnäckige Gegnerin. Bereits in der Startrunde konnte sich das Duo vom Rest des Feldes absetzen und einen erheblichen Vorsprung herausfahren. Einzig die Dänin Caroline Bohé blieb noch in Schlagdistanz, griff aber letztlich nie wirklich in den Kampf um den Sieg ein.
An der Spitze gelang es Kate Courtney immer wieder, einen kleinen Vorsprung vor Teocchi herauszufahren, doch die Italienerin kämpfte sich bis zur vorletzten Runde stets wieder heran. Erst eine Tempoverschärfung an einer längeren Bergaufpassage in der vorletzten Runde brachte die Entscheidung: Courtney setzte sich mit rund 20 Sekunden Vorsprung ab und gab diesen bis ins Ziel nicht mehr her. Mit 24 Sekunden Vorsprung sicherte sie sich vor Teocchi schließlich den ersten Saisonsieg 2021, Caroline Bohé überquerte als Drittplatzierte 46 Sekunden nach Courtney den Zielstrich. Vierte wurde die Italienerin Eva Lechner, gefolgt von der jungen Dänin Sofie Pedersen.
Es war der perfekte Start in die Saison: der erste Sieg, dazu noch an einem wunderschönen Ort. Ich bin auch mit meinem Verhalten im Rennen zufrieden: Ich hatte große Lust, wieder ins Renngeschehen einzugreifen, aber es ist immer schwierig vorherzusagen, wie der Saisonstart läuft. Ich bin auf der anspruchsvollen Strecke gut zurechtgekommen, ich hatte immer die Kontrolle und darüber bin ich sehr glücklich.
Kate Courtney
Mit Spannung wurde im Feld der Herren das erste Aufeinandertreffen der beiden Giganten der vergangenen Jahre, Nino Schurter und Henrique Avancini, erwartet. Beide Top-Favoriten gaben sich bei ihrem ersten Saisonrennen keine Blöße und lieferten sich ein packendes Duell, das wie so häufig in der Vergangenheit erst auf den letzten Metern entschieden wurde. Schurter drückte von Beginn an dem Rennen seinen Stempel auf und initiierte zunächst eine sechs Mann starke Spitzengruppe, die neben Schurter und Avancini noch die beiden Italiener Mirko Tabacchi und Luca Braidot, Maxime Marotte aus Frankreich und Ex-U23-Weltmeister Vlad Dascalu aus Rumänien umfasste.
In der drittletzten Runde war es schließlich erneut Nino Schurter, der mit einer Tempoverschärfung die Kontrahenten unter Druck setzte. Einzig Avancini und Marotte waren in der Lage dem hohen Tempo zu folgen, sodass es in der letzten Runde zu einem Dreikampf um den Sieg kam. Avancini setzte sich eingangs der finalen technischen Passage vor Schurter und Marotte an die Spitze und ließ sich nicht mehr von der Spitze verdrängen, ein spannender Zielsprint des Top-Trios kam aufgrund der kurzen Zielgerade nicht wirklich zustande. Schurter landete unmittelbar hinter Avancini auf Rang zwei, nur knapp dahinter folgte Marotte auf Platz drei. Luca Braidot und Vlad Dascalu folgten auf den Positionen vier und fünf. Als einziger deutscher Starter in Capoliveri belegte Alex Bregenzer den 25. Rang.
Es war ein toller, aber auch sehr harter Tag heute. Mit Nino zu kämpfen ist immer eine zusätzliche Motivation und wenn es eine Chance zu gewinnen gibt, muss man sie nutzen. Ich brauchte etwas, um wieder in den Rennrythmus zu kommen. Direkt beim ersten Rennen zu gewinnen war für mich sehr wichtig.
Henrique Avancini
Internazionali d’Italia Sunshine Race Nals – Flückiger & Lecomte düpieren Weltelite
Traditionell markiert das Sunshine Race in Nals in Südtirol eines der ersten Highlights im internationalen XC-Rennkalender, bei dem sich seit Jahren alle internationalen Top-Athletinnen und Top-Athleten zum ersten Frühjahrscheck treffen. Die Corona-Pandemie und die daraus resultiertenden Reisebeschränkungen und Rennverschiebungen und -absagen scheinen diesen Effekt sogar noch zu befeuern, sodass beim dritten Rennen der ranghöchsten italienischen Rennserie alle männlichen Fahrer der Top 10 aus der Weltrangliste und die drei Weltmeisterinnen der Eliteklasse, U23- und Junioren-Kategorie am Start standen.
Jene U23-Weltmeisterin war es schließlich auch, die eindrucksvoll Stärke demonstrierte und sich einen Monat vor dem Weltcupauftakt in Albstadt in eine Favoritenrolle für die Saisonhighighlights manövrierte: Die Französin Loana Lecomte startete famos und schüttelte bereits in der ersten Runde alle Kontrahentinnen weitestgehend ab. Einzig die Schweizerin Sina Frei blieb zunächst noch in Schlagdistanz, doch letztlich war auch sie keineswegs der Stärke von Lecomte gewachsen. Vielmehr büßte Frei für ihr hohes Tempo zu Rennbeginn, verlor konstant an Boden und belegte schließlich den undankbaren vierten Platz.
Lecomte baute gegenüber allen anderen Kontrahentinnen ihren Vorsprung unterdessen weiter aus und lag bereits nach drei von fünf zu fahrenden Runden mehr als eine Minute vor ihrer ärgsten Verfolgerin, Pauline Ferrand-Prevot. Die amtierende Elite-Weltmeisterin etablierte sich recht früh im Rennen auf den Podiumsplätzen und landete letztlich 1:44 Minuten hinter der Siegerin Lecomte auf dem zweiten Rang. Dahinter startete die junge Österreicherin Mona Mitterwallner aus den hinteren Startreihen eine Aufholjagd, die sie bis auf den dritten Rang führte. Damit komplettierte die Juniorenweltmeisterin aus dem vergangenen Jahr das Podest mit drei amtierenden Weltmeisterinnen.
Es war großartig, hier zu gewinnen, aber ich habe nicht erwartet, dass ich es so schaffen würde. Ich habe mich gut gefühlt heute, aber Gegner auf diesem Niveau zu distanzieren ist ein wirklich gutes Zeichen im Hinblick auf den Weltcup. Letztes Jahr konnte ich mit meinem ersten Weltcupsieg bereits zeigen was ich drauf habe, aber jedes Jahr ist anders: Dieser Erfolg ist sehr wichtig für mich.
Loana Lecomte
Hinter Mitterwallner landete Sina Frei auf dem vierten Rang, gefolgt von der Schweizer Meisterin Jolanda Neff. Bestplatzierte deutsche Fahrerin war Nadine Rieder vom Team Ghost auf dem 22. Rang. Mit knapp acht Minuten Vorsprung lag sie wenige Sekunden vor der ehemaligen U23-Weltcupgesamtsiegerin, Ronja Eibl, die auf dem 24. Platz landete. Nina Benz folgte ebenfalls nur knapp dahinter auf dem 26. Rang.
Das Starterfeld im „Weltcupformat“ bescherte der Konkurrenz der Herren ein unglaublich spannendes Rennen mit vielen packenden Positionskämpfen. Wie bereits eine Woche zuvor auf der Insel Elba, waren Nino Schurter und Henrique Avancini zwei der wesentlichen Protagonisten des Rennens. Bereits damals musste sich Europameister Schurter mit Rang zwei arrangieren, so auch erneut in Nals. Dabei grinste jedoch nun eine gänzlich andere Figur vom obersten Podest in Südtirol: Mathias Flückiger überraschte viele Beobachter mit seinem Auftritt bei seinem ersten Renneinsatz im Jahr 2021 und sicherte sich dank einer taktisch und physisch starken Leistung wie bereits im Jahr 2019 den Sieg in Nals.
Vom Start weg zeigte sich, wie dicht das Feld der Herren in der Weltspitze beisammen liegt und wie viele Fahrer in der Lage sind um wichtige Siege mitfahren zu können: Eine zwölf Mann starke Spitzengruppe mit allen Favoriten konnte sich zunächst absetzen. Runde um Runde reduzierte sich diese Gruppe, sodass eingangs der vorletzten Runde noch Henrique Avancini, Nino Schurter, Maxime Marotte, Jordan Sarrou, Mathias Flūckiger, Titouan Carod, Filippo Colombo und Ondrej Cink an der Spitze verblieben.
Während Avancini, Sarrou und Carod nacheinander den Kontakt zur Spitze verloren, kam es schließlich in der letzten Runde zum Showdown der verbliebenen fünf Fahrer an der Spitze. Mathias Flückiger erwies sich als kletterstärkster Fahrer und konnte eine Lücke herausfahren, die keiner der Kontrahenten schließen konnte. Mit einem knappen Vorsprung rettete Flückiger den Sieg ins Ziel, dahinter sicherte sich Nino Schurter den zweiten Platz vor Maxime Marotte und Ondrej Cink.
Es ist schön, hier wieder zu gewinnen. Ich mag Nals, es ist ein sehr natürlicher Kurs, mit diesem langen Anstieg, der mir liegt. Es war mein Saisondebüt, und ich habe in den ersten Rennen immer ein bisschen zu kämpfen: Das war diesmal nicht so. Das war der perfekte Start in die Weltcup-Vorbereitung.
Mathias Flückiger
Deutsche Fahrer konnten im Kampf um die vorderen Plätze nicht eingreifen: Georg Egger landete mit 4:40 Minuten Rückstand auf den Sieger Flückiger auf Position 35, Altmeister Manuel Fumic folgte eine weitere Minute später auf dem 46. Rang.
Bereits am frühen Morgen ging es für die jüngsten Fahrer des Wettkampftages, die Junioren, im Rahmen der UCI Junior Series auf die Rennstrecke in Südtirol: Beim Sieg des Franzosen Adrien Boichis, belegte Fabian Eder vom German Technology Racing Team als bester deutscher Fahrer den 10. Rang. Bei den Juniorinnen, die im gleichen Rennen wie die Elitefahrerinnen der Damen unterwegs waren, landeten mit Andrea Kravanja und Sina van Thiel zwei deutsche Fahrerinnen als Zweit- und Drittplatzierte sogar auf dem Podest.
Mediterranean Epic – Wechselbad der Gefühle am Mittelmeer
Den Auftakt zweier vollgepackter Wochen an Renn-Action in Spanien machte das Mediterranean Epic an der spanischen Mittelmeerküste in der Provinz Castellón. Das inzwischen sehr renommierte Etappenrennen lockte nicht nur aufgrund seiner spektakulären und herausfordernden Strecke eine Schar an internationalen Top-Athletinnen und -Athleten an, sondern vielmehr aufgrund seines HC-Status, welches das Etappenrennen in Bezug auf die Vergabe von Weltranglistenpunkten mit anderen hochkarätigen Etappenrennen wie dem Cape Epic gleichsetzt.
Nachdem alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen negativen Corona-Test vorweisen konnten, startete das viertägige Etappenrennen mit einem 16 Kilometer langen Prolog: Die Italienerin Chiara Teocchi und ihr Landsmann Fabian Rabensteiner konnten sich das erste Führungstrikot des Mediterranean Epic 2021 überstreifen. Nur knapp scheiterte der ehemalige deutsche Marathon-Meister Sascha Weber am Sieg, mit 15 Sekunden Rückstand landete er hinter Sieger Rabensteiner und dem Zweitplatzierten Tschechen Martin Stosek auf dem dritten Rang.
Auch an Tag zwei des Mediterranean Epic jubelte die Squadra Azzura doppelt: Chiara Teocchi wiederholte ihren Triumph vom Vortag und baute ihre Gesamtführung zu diesem Zeitpunkt weiter aus. Bereits früh auf der 58 Kilometer langen Etappe setzte sich Teocchi gemeinsam mit den beiden Fahrerinnen des jb Brunex Felt Teams, Ramona Forchini und Nina Benz, vom Rest des Damenfeldes ab. Während Benz gegen Ende der Etappe etwas den Anschluss verlor, blieb die amtierende Marathon-Weltmeisterin Forchini bis kurz vor Schluss der Etappe am Hinterrad der Italienerin. Doch ein Sturz und ein folgender Defekt machten alle Hoffnungen Forchinis auf einen Etappensieg zunichte. Während Teocchi schließlich mit 42 Sekunden Vorsprung auf Nina Benz erneut trumphierte, verlor Forchini noch 1:13 Minuten und damit zusätzlichen Boden in der Gesamtwertung.
Bei den Herren übernahm der Österreicher Daniel Geismayr das Führungstrikot von Vortagessieger Rabensteiner, der am zweiten Tag nicht an seine Leistung des Prologs anknüpfen konnte. Auch Sascha Weber, Dritter des Prologs, fiel nach einem Sturz und mehreren Defekten weit zurück. Der Tagessieg ging jedoch erneut nach Italien: Daniele Braidot konnte sich aus einer größeren Spitzengruppe heraus in der letzten technischen Abfahrt lösen und einen knappen Vorsprung ins Ziel retten. Dahinter sprintete der Niederländer Hans Becking auf die zweite Position, dicht vor Daniele Braidots Bruder Luca, Daniel Geismayr und dem Italiener Nadir Colledani. Bestplatzierter deutscher Fahrer an diesem Tag: Andreas Seewald, der in der ersten Verfolgergruppe auf Position acht ins Ziel kam.
Mit rund 93 Kilometern und mehr als 1800 Höhenmetern erwartete die Fahrerinnen und Fahrer am dritten Tag die Königsetappe des Mediterranean Epic: Und diese wirbelte das Klassement sowohl bei den Damen als auch bei den Herren mächtig durcheinander. Bei den Damen schien die bis dato so dominante Chiara Teocchi der langen Distanz nicht ganz gewachsen und erlebte einen erheblichen Einbruch. Während die Marathon-Weltmeisterin Ramona Forchini im Laufe der Etappe richtig aufdrehte und einen beachtlichen Vorsprung auf alle Kontrahentinnen herausfuhr, verlor Teocchi als Tagessechste fast neun Minuten auf die Schweizerin und musste folglich das Führungstrikot abgeben.
Über weite Strecken an der Spitze des Feldes unterwegs, zerstörte ein Reifendefekt bei Nina Benz alle Hoffnungen auf einen Podiumsplatz in der Tageswertung. Mit 12:29 Minuten Rückstand überquerte sie als Siebtplatzierte den Zielstrich, unmittelbar vor ihrer deutschen Teamkollegin Kim Ames.
Auch im Feld der Herren gab es auf der Königsetappe ein Wechselbad der Gefühle: Nachdem sich eine zunächst sehr große Favoritengruppe an der Spitze absetzen konnte, waren es der Deutsche Sascha Weber und der Italiener Daniele Mensi, die attackierten und einen Vorsprung herausfahren konnte. Doch die beiden hatten ihre Rechnung ohne den Neuseeländer Sam Gaze gemacht. Der Ex-Weltcup-Sieger musste zunächst einen Reifendefekt kompensieren, ehe er in einem Kraftakt dafür sorgte, dass die beiden Spitzenreiter wieder eingeholt wurden und er sich selbst absetzen konnte.
Mit an seinem Hinterrad: Die beiden Brüder Luca und Daniele Braidot, die schließlich im Sprint gegenüber Gaze das Nachsehen hatten. Mit etwas weniger als einer Minute Rückstand folgte eine erste Verfolgergruppe, angeführt vom Olympiasieger aus dem Jahr 2012, Jaroslav Kulhavy. Die beiden deutschen Fahrer Martin Frey und Sascha Weber folgten unmittelbar auf den Positionen fünf und sechs. Die Gesamtführung wanderte indes erneut weiter und lag nun vor der Schlussetappe auf den Schultern von Daniele Braidot, knappe zwei Sekunden vor seinem Bruder Luca.
Ich hatte einen Reifenschaden und musste das Rad wechseln, aber ich habe mich sehr gut gefühlt und konnte wieder an die Spitze aufschließen. Gestern hatte ich Rückenprobleme, durch die ich in der Gesamtwertung Zeit verloren habe, aber heute lief alles perfekt. Ich bin sehr glücklich, dass ich gewinnen konnte. Es ist ein sehr wichtiger Schritt in meiner Vorbereitung auf den Weltcup.
Sam Gaze
Die 48 Kilometer lange Schlussetappe brachte in puncto Renn-Action einiges an Spannung mit sich, auch wenn sich die Kräfteverhältnisse in der Gesamtwertung nicht mehr änderten. In der Damenkonkurrenz verwaltete Ramona Forchini nach ihrer famosen Leistung am Vortag ihren Vorsprung und konnte angesichts ihres großen Vorsprungs in der Gesamtwertung trotz eines Rückstandes in der Tagesabrechnung von etwas mehr als einer Minute recht entspannt ihren dritten Gesamtsieg in Serie beim Etappenrennen an der spanischen Mittelmeerküste einfahren.
An der Spitze des Feldes kämpfte ein italienisches Trio, bestehend aus Chiara Teocchi, Eva Lechner und Martina Berta, um den Tageserfolg. In einer knappen Sprintentscheidung konnte sich schließlich Berta vor Lechner und Teocchi durchsetzen. Nina Benz sicherte sich mit dem sechsten Tagesrang den fünften Platz in der Gesamtwertung und sammelte genauso wie Kim Ames als Gesamtneunte viele Punkte für die Weltrangliste.
Auch die beiden Gesamtführenden der Herren, Daniele und Luca Braidot, ließen auf dem letzten Tagesabschnitt nichts mehr anbrennen und sicherten sich mit den Tagesrängen drei und vier den brüderlichen Doppelsieg. Im Kampf um Gesamtrang drei konnte sich Daniel Geismayr mehreren Attacken des Niederländers Hans Becking erwehren und diesen verteidigen.
Der letzte Tageserfolg ging schließlich an niemand Geringeren als den Olympiasieger aus London, Jaroslav Kulhavy: Über weite Strecken des Tages rennbestimmend drückte er auf den letzten Metern aus einer enorm großen Spitzengruppe heraus derart aufs Tempo, dass es letztlich nur noch zu einem Sprint einer drei Mann starken Gruppe kam: Als Führender ging Kulhavy auf die Zielgerade, hatte aber den Vortagessieger Sam Gaze und seinen Landsmann Martin Stosek im Nacken. Gaze rutschte jedoch in einer der letzten Kurven weg, sodass der Weg frei war für den Erfolg der „tschechischen Dampflokomotive“. Stosek belegte schließlich Rang zwei, Gaze fiel bis auf den 16. Tagesrang zurück.
Mit einem erneut couragierten Auftritt als Teil der Spitzengruppe, die um den Sieg kämpfte, sicherte sich Martin Frey vom Team Bulls den sechsten Gesamtrang im Feld. Andreas Seewald vom Canyon Northwave MTB Team belegte in der Endabrechnung Rang elf, Simon Stiebjahn Position 18 und der defektgeplagte Sascha Weber Rang 23.
Volcat BTT – Frey überrascht bei niederländischen Festtagen
Bereits eine Woche nach dem ersten Aufeinandertreffen eines Großteils der schnellsten Etappenjägerinnen und Etappenjäger im Mountainbikebereich versammelten sich erneut viele Fahrerinnen und Fahrer am Start eines weiteren viertägigen Etappenrennens in Katalonien. Rund um Igualada, etwas weniger als 70 Kilometer nordwestlich von Barcelona gelegen, ging es einmal mehr im Rahmen des S2-kategorisierten Etappenrennens Volcat um wertvolle Weltranglistenpunkte.
Mit von der Partie war unter anderem die amtierende U23-Weltmeisterin Loana Lecomte, die in der vergangenen Saison mit einem Weltcup-Sieg in Nove Mesto überraschen konnte. Dass die Erfolge aus dem Vorjahr keineswegs eine Eintagsfliege waren, untermauerte die junge Französin bei ihrem ersten Saisoneinsatz in diesem Jahr eindrucksvoll. Die erste Etappe über 38 Kilometer und mehr als 800 Höhenmeter dominierte Lecomte von Beginn an und ließ unter anderem der ehemaligen Cross-Country-Weltmeisterin Maja Wloszczowska keine Chance: Stolze sieben Minuten Vorsprung konnte Lecomte an diesem Tag herausfahren.
Die U23-Weltmeisterin verzichtete aber daraufhin, die weiteren Etappen des Etappenrennens im Rennmodus zu bestreiten, sodass sich der Spannungsbogen im Damenfeld erheblich reduzierte. Ab der folgenden Etappe nahm die Polin Wloszczowska das Zepter in die Hand und dominierte das Feld nach Belieben. Mit zehn Minuten Vorsprung am zweiten Tag, sieben Minuten auf der dritten Etappe und fünfeinhalb Minuten auf dem abschließenden Abschnitt fuhr sie einen ungefährdeten Gesamtsieg ein. Zweitplatzierte wurde die Litauerin Katazina Sosna, die an Tag eins noch mit Rang drei im Tagesklassement Vorlieb nehmen musste und anschließend stets auf Position zwei über den Zielstrich fuhr. Einzige deutsche Fahrerin im Feld: Die ehemalige deutsche Marathon-Meisterin Janine Schneider, die mit 1:17 Stunden Rückstand auf Wloszczowska den siebten Rang belegte.
Im Feld der Herren ging es im Gegensatz zur Damenkonkurrenz von Beginn an wesentlich enger zur Sache: Auf der ersten Etappe waren es insbesondere die Fahrer des DMT Racing Teams um Marathon-Europameister Tiago Ferreira aus Portugal, die frühzeitig aufs Gaspedal drückten und eine dreiköpfige Spitzengruppe um Ferreira, seinen Teamkollegen Wout Alleman und den Niederländer Hans Becking initiierten. Eine größere Verfolgergruppe blieb jedoch in Schlagdistanz und konnte die Lücke zur Spitze wenige Kilometer vor dem Ziel schließen.
Die Gunst der Stunde nutzte der Schweizer Nicola Rohrbach, der sich gemeinsam mit Hans Becking anschließend absetzen konnte und sich auf den letzten Metern vor Becking den ersten Tageserfolg sicherte. Dahinter konnte sich der Spanier José Dias noch aus der Verfolgergruppe lösen und mit etwas mehr als einer Minute Rückstand den dritten Tagesrang einfahren. Einen ersten Achtungserfolg verzeichnete bereits auf der ersten Etappe der Deutsche Martin Frey, der als schnellster Fahrer der Verfolgungsgruppe Rang vier belegte.
Auf der folgenden zweiten Etappe über 58 Kilometer musste sich der Vortagessieger Nicola Rohrbach vom Trikot des Gesamtführenden trennen und dieses an Hans Becking abgeben. Einmal mehr waren es die Fahrer des DMT Racing Teams, die im ersten Renndrittel ein hohes Tempo anschlugen: Nachdem tags zuvor die Tempoverschärfung zu Beginn des Rennens noch ohne Erfolg blieb, schien auf der zweiten Etappe der Plan von Wout Alleman und Tiago Ferreira aufzugehen: Eine Spitzengruppe aus fünf Fahrern setzte sich ab und bestimmte die Etappe an der Spitze, der Vortagessieger Rohrbach war da bereits nicht mehr dabei.
Während der Italiener Daniele Mensi auf den letzten Kilometern den Anschluss an die Führungsgruppe verlor, kam es im Kampf um den Tageserfolg schließlich zum Sprint des nun verbliebenen Spitzenquartetts an der Spitze. Dort konnte sich der Tscheche Martin Stosek durchsetzen und vor Alleman, Ferreira und Becking triumphieren.
Der Tscheche war es schließlich, der auch die dritte und schwerste Etappe des viertägigen Rennens für sich entscheiden konnte. Das aus den beiden Vortagen gewohnte Bild wiederholte sich zunächst: Der Europameister Tiago Ferreira versuchte mit aller Macht die Lücke zum Gesamtführenden Hans Becking, die auf der ersten Etappe entstand, wettzumachen und attackierte frühzeitig. Ferreira gelang es eine Vielzahl seiner Konkurrenten abzuschütteln, doch insbesondere sein schärfster Rivale Becking und Vortagessieger Stosek blieben hartnäckig am Hinterrad.
Als dann Ferreira zusätzlich im Verlauf der Etappe einen Reifenschaden erlitt, war der Weg frei für das Duo Becking/Stosek, gemeinsam den Sieg unter sich auszumachen. Stosek hatte einmal mehr die besseren Beine auf seiner Seite und triumphierte im Zielsprint. Der Schweizer Marc Stutzmann konnte sich im Verfolgerfeld durchsetzen und für sein Team Texpa-Simplon den ersten Podestplatz im Jahr 2021 einfahren.
Der vierte und letzte Tag beim Volcat-Etappenrennen brachte schließlich keine wesentlichen Veränderungen in der Gesamtwertung mehr. Hans Becking verteidigte seine Gesamtführung als Tagessechster souverän und sicherte sich mit 2:53 Minuten Vorsprung den Gesamterfolg vor Martin Stosek und 5:49 Minuten vor dem Spanier José Dias. Die beiden Schweizer Nicola Rohrbach und Marc Stutzmann landeten in der Gesamtabrechnung auf dem fünften und sechsten Rang, dicht gefolgt von Martin Frey, der mit 7:23 Minuten Rückstand in der Endabrechnung auf Platz sieben rangierte.
Frey konnte sich indes auf der letzten Etappe nochmals sehr stark in Szene setzen. Nachdem er auf der ersten Etappe als Vierter noch knapp am Podest vorbeischrammte, sicherte er sich in einem packenden Kampf einer größeren Spitzengruppe den dritten Tagesrang. Schnellster auf dem letzten Abschnitt war der Belgier Wout Alleman, der von Beginn an der 60 Kilometer langen Etappe ein enorm hohes Tempo anschlug. Nachdem der Niederländer bereits eine kleine Lücke zu den Verfolgern herausfahren konnte, stürzte er und wurde von den Verfolgern eingeholt, was ihn letztlich auf dem Weg zum Tagessieg nur bedingt aufhielt. Erneut blies Alleman zur Attacke und stürmte mit 27 Sekunden Vorsprung vor dem Tageszweiten Martin Stosek und Martin Frey zum Sieg.
Mit Markus Kaufmann und Simon Stiebjahn konnten sich zwei weitere deutsche Marathon-Asse als Gesamt-17. und -18. unter den besten zwanzig Fahrern positionieren. Der österreichische Marathon-Meister Alban Lakata landete auf Gesamtrang 20.
MTB Verona International – Ronja Eibl auf der Formsuche
Parallel zum Volcat-Etappenrennen in Spanien fand im italienischen Verona ein Cross-Country-Rennen der C2-Kategorie statt. In der Stadt am Ende des Etschtals startete unter anderem Ronja Eibl, die U23-Gesamtweltcupsiegerin aus dem Jahr 2019, bei ihrem zweiten Rennen in dieser Saison. Nachdem sie im vergangenen Jahr durch Übertraining nicht an ihre gewohnte Leistungsfähigkeit anknüpfen konnte (Artikel: Ronja Eibl im Interview), erhoffte sich die Fahrerin des Alpecin Fenix-Teams nach einem ansprechenden Saisonstart im spanischen Banyoles eine weitere Steigerung der Formkurve. Beim Sieg der Ukrainerin Yana Belomoina belegte Eibl mit 3:09 Minuten Rückstand jedoch lediglich den sechsten Rang und blieb damit unter ihren eigenen Erwartungen.
Ich war nicht zufrieden mit meiner Leistung, aktuell fehlt irgendwie alles. Die Leistung ist halt einfach nicht da.
Ronja Eibl, im Gespräch mit dem Zollern-Alb-Kurier
Bei den Männern sicherte sich der Italiener Nadir Colledani den Sieg, knapp vor seinem Landsmann Mirko Tabacchi und dem Franzosen Stephane Tempier. Der Österreicher Max Foidl belegte als schnellster Fahrer der Verfolger den vierten Rang. Einziger deutscher Fahrer am Start: Tobias Steinhart landete auf Rang 22.
Kamptal Trophy Langenlois – Juniorenweltmeisterin Mitterwallner düpiert Elitekonkurrenz
Bereits am Wochenende des Bundesliga-Auftakts hierzulande in Obergessertshausen fand im österreichischen Langenlois die KTM Kamptal Trophy statt: Das C1-dotierte Cross-Country-Rennen in Niederösterreich wurde wie auch die Wettkämpfe in Obergessertshausen zu einer sehr kalten und matschigen Angelegenheit. Souveräner Sieger bei den Herren wurde der Tscheche Ondrej Cink, der sich direkt vom Start weg absetzen und konnte und solo zum Sieg fuhr. Auf den Positionen zwei und drei landeten die beiden Polen Krzysztof Lukasik und Bartlomiej Wawak. Lange Zeit auf Position drei liegend verlor der Österreicher Mario Bair erst auf den letzten Metern den Platz auf dem Podium und belegte schließlich den vierten Rang.
Im Feld der Damen zeigte die österreichische Nachwuchshoffnung Mona Mitterwallner, welch großes Potenzial in ihr schlummert und sicherte sich den ersten Sieg im dritten Rennen in der Eliteklasse. Die Juniorenweltmeisterin aus dem vergangenen Jahr war bereits vor einigen Wochen bei den ersten Rennen der Saison in Italien überraschend stark aufgefahren und scheint direkt nach dem Wechsel in die Eliteklasse in der Lage zu sein, den Top-Fahrerinnen der Weltspitze Paroli bieten zu können.
Auch sie feierte in Langenlois einen souveränen Start-Ziel-Sieg und ließ dabei die Bronzemedaillengewinnerin der vergangenen Weltmeisterschaften, Yana Belomoina und die Tschechin Jitka Cabelicka hinter sich. Mitterwallners Landsfrau Laura Stigger, ebenfalls noch in der U23-Klasse startberechtigt, belegte hinter dem Führungstrio den vierten Rang.
Eliminator-Weltmeisterschaften Graz – Verschiebung in den Spetember
Obwohl einige Mountainbike-Veranstaltungen trotz der globalen Pandemiesituation durchgeführt werden, bedeutet dies keineswegs, dass die Wettkämpfe im Profibereich allesamt wie geplant stattfinden können. Jüngstes Opfer der Covid-Pandemie: Die Eliminator-Weltmeisterschaften, die am Wochenende des 2. Mai ausgetragen werden sollten. Die Welttitelkämpfe in der Sprint-Disziplin sollen nun am 5. September in Graz nachgeholt werden.
Die fünf aktuellsten Beiträge aus unserer Reihe XC-News findest du hier:
- Top-Stars auf dem Weg zur Top-Form: Die wichtigsten Ergebnisse des XC-Frühjahrs im Überblick
- MTB-Bundesliga – Krumbach/Obergessertshausen: Schrievers/Benz und Schehl/Schwarzbauer oben auf
- XC-Saisonauftakt in Banyoles: Ferrand-Prévot & Koretzky triumphieren – Schwarzbauer auf Fünf
- XC World Cup 2024: Alle 35 Rennteams & die wichtigsten Wechsel im Überblick
- MTB Bundesliga 2024: Mit sieben Rennen geht’s in die neue Saison
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