Der heutige Samstag steht ganz im Zeichen des Nachwuchses. Am Vormittag gehen die Juniorinnen und Junioren auf die Strecke im Bullentäle, während am Nachmittag die U23-Klassen am Start stehen. Hier gibt es alle Rennberichte sowie die Ergebnisse.
U23-Damen: Mitterwallner wird Favoritenrolle gerecht
Mona Mitterwallner galt im Vorfeld des Weltcupauftakts in Albstadt als große Favoritin und die junge Österreicherin wurde dieser Rolle auch absolut gerecht. Mit 2:38 Minuten Vorsprung triumphierte sie vor der Dänin Caroline Bohé. Dritte wurde Blanka Vas vor der besten deutschen Fahrerin, Leonie Daubermann, die Vierte wurde.
Die Startposition von Mona Mitterwallner war indes alles andere als eine Steilvorlage für ihren ersten Weltcupsieg in der U23: Die Fahrerin des Teams Trek-Vaude ging mit Startnummer 53 ins Rennen und musste sich dementsprechend erstmal durchs Feld pflügen. Da die letztjährige Juniorenweltmeisterin erst in diesem Jahr in die U23-Klasse aufgestiegen ist, fehlen ihr im Vergleich zur älteren Konkurrenz einige Weltranglistenpunkte, weshalb sie mit einem Startplatz weit hinten Vorlieb nehmen musste.
Dass dies ein größeres Handicap sein könnte, galt jedoch auch im Vorfeld als fast komplett ausgeschlossen – zu stark waren die Ergebnisse der 19-Jährigen in der nahen Vergangenheit. Erst letzte Woche triumphierte sie beim Swiss Bike Cup in der Eliteklasse vor Kate Courtney und Pauline Ferrand-Prévot. Und so kam es, wie es kommen musste: Mitterwallner konnte noch in der Startrunde zur führenden Caroline Bohé aufschließen, ging direkt an der Dänin vorbei und fuhr von nun an ein einsames Rennen an der Spitze.
Meine Startposition war nicht die allerbeste, deswegen war es mein Ziel so schnell wie möglich nach vorne zu kommen. Ich habe gewusst, dass mir der Kurs ganz gut liegt und nach den letzten Rennen meine Form sehr gut ist. Danach habe ich meinen eigenen Rhythmus durchgezogen. Ich bin mega happy, dass das genauso aufgegangen ist wie ich es mir vorgestellt habe.
Mona Mitterwallner
Auf der zweiten Position drehte Bohé, genauso alleine wie Mitterwallner an der Spitze, ihre Runden, sodass ihr erstes Weltcuppodium zu keiner Zeit in Gefahr war. „Ich hatte einen wirklich guten Start aus der ersten Startreihe heraus und wollte dann mein eigenes Tempo fahren. Ich wusste, dass Mona superstark sein würde und eigentlich war mir klar, dass sie sehr schnell bei mir ist. Als sie mich eingeholt hatte, habe ich versucht zu folgen, aber ich habe recht schnell gemerkt, dass ich das hohe Tempo das gesamte Rennen nicht durchhalten kann. Dann habe ich meinen eigenen Rhythmus gefunden und habe probiert ein ‚smartes‘ Rennen zu fahren. Insgesamt bin ich sehr glücklich, das war mein erstes Podium in einem U23-Weltcuprennen.“
Dritte wurde Blanka Vas, die zwar dauerhaft den dritten Podestplatz innehatte, um diesen aber auch ganz schön kämpfen musste. Vor allem eingangs der letzten Runde schien die Ungarin schon von Leonie Daubermann eingeholt zu sein, doch Vas konterte und schüttelte die Deutsche im finalen Umlauf wieder ab. „Während des Rennens hatte ich zur Hälfte ein kleines Loch, sodass Leonie aufschließen konnte. Ich habe mich dann in ihren Windschatten gehängt und auf der Start-Zielgeraden einige Körner gespart. Diese konnte ich dann in der letzten Runde nutzen und davon fahren“, legte die 20-Jähige ihre Taktik offen.
Leonie Daubermann blieb am Ende nur der undankbare vierte Platz, über den die Stevens-Fahrerin aber gar nicht sonderlich traurig war. „Am Start gab es einige Stürze, das hat mich am Anfang richtig weit zurückgeworfen. Dann hatte ich ein super gutes Rennen und es ging eigentlich nur nach vorne. Deswegen ist es keine Schande, dass ich den dritten Platz in der letzten Runde nicht mehr einfahren konnte. Ich bin einfach sehr glücklich, dass alles so gut geklappt hat“, erklärte Daubermann, die sich im Herbst noch einer Schulter-OP unterziehen musste und rechtzeitig zum Weltcupauftakt in Top-Form am Start stand.
U23-Herren: Carter Woods mit taktischer Meisterleistung zum Sieg
Der Kanadier Carter Woods hat den ersten U23-Weltcup des Jahres für sich entschieden. In einem äußerst spannenden Rennen verwies er David List und Simone Avondetto auf die Plätze zwei und drei. Der deutsche Juniorenweltmeister des Vorjahres, Lennart-Jan Krayer, wurde 25.
Das U23-Rennen der Herren lieferte einen Vorgeschmack auf das was uns morgen in den Elite-Rennen im Bullentäle erwarten könnte. Etliche Top-Fahrer auf einem ähnlich starken Niveau sorgten für den spannendsten Rennverlauf des Tages. Gleich in der Startrunde bildetet sich eine circa zehn Mann-starke Spitzengruppe, die im Kern bis zum allerletzten Anstieg auch zusammen blieb. Zwar fiel hier und da der eine oder andere Fahrer aus der Führung heraus, dafür rückten andere schnell wieder nach.
Vor allem David List und Joel Roth zeigten sich immer wieder an der Spitze des Feldes und kontrollierten das Tempo. Der spätere Sieger Carter Woods hielt sich taktisch erst einmal zurück und streckte seine Nase nur äußerst selten in den Wind. „Ich glaube taktisch keine Fehler gemacht zu haben. Bereits in der zweiten Runde habe ich gemerkt, dass meine Beine heute nicht die besten sind. Deshalb wollte ich viel von vorne fahren und fuhr dann am Schluss einfach alles was ging“, berichtete Joel Roth in der Mixed Zone als er auf den hohen Anteil seiner Führungsarbeit angesprochen wurde.
In die letzten Runde gingen dann fünf Fahrer gemeinsam: Roth an der Spitze, List dahinter – Woods blieb auf der windanfälligen Start-Zielgeraden an vierter Position. Im ersten längeren Anstieg des finalen Umlaufs musste dann der junge US-Amerikaner Riley Amos als erstes die Segel streichen, sodass aus dem Fünfkampf nun ein Vierkampf wurde. Und der letzte Berg sollte dann die Entscheidung bringen. Roth ging als erstes in den Uphill und Woods setzte aus der dritten Position eine äußerst starke Attacke, die kein anderer Fahrer kontern konnte. Der Kanadier krönte die taktische Meisterleistung mit seinem ersten World Cup-Sieg.
In den letzten Wochen hatte ich ein paar richtig gute Finishes und mit diesem Selbstvertrauen habe ich dann im letzten Anstieg alles in die Waagschale geworfen. Während des Rennens wollte ich immer etwas Kraft sparen, habe auch in den engen Kehren am Anstieg immer kleine Lücken gelassen, damit ich nicht zu sehr ausgebremst wurde. Ich bin super happy, der Sieg bedeutet mir sehr viel.
Carter Woods
Auf Rang zwei landete der deutsche Meister David List, der nur um sechs Sekunden den zweiten deutschen Weltcupsieg im Bullentäle nach Markus Schulte-Lünzum im Jahr 2013 verpasste. Doch der Lexware-Fahrer war keineswegs enttäuscht über sein Resultat: „Ich bin super happy und super zufrieden. Es lief wirklich top für mich, genauso wie ich es mir vorgenommen habe. Ich wollte mich immer an der Spitze des Feldes platzieren, dass man zu jedem Zeitpunkt reagieren kann. Wenn ich an die Spitze gegangen bin, habe ich nie so richtig viel Energie verschwendet“, gab List seine Taktik preis. „Zum Schluss bin ich als Zweiter in den letzten Anstieg hineingefahren und als dann Woods attackiert hat, konnte ich zunächst auch dran bleiben. Ich habe dann aber oben raus ein paar Meter verloren und konnte so nicht mehr um den Sieg kämpfen“, schilderte der 21-Jährige die rennentscheidende Situation und fügte an: „Das war mein bisher bestes Ergebnis im Weltcup, der Rest der Saison kann kommen.“
Dritter wurde der Italiener Simone Avondetto, der Joel Roth auf den vierten Rang verwies.
Lennart-Jan Krayer belegte in seinem ersten U23-Weltcup einen zufriedenstellenden 25. Rang. „Mein Ziel war es unter die ersten 30 zu fahren, dementsprechend bin ich schon zufrieden mit meinem Rennen. Die anderen Fahrer, die mit mir aus der Juniorenklasse in die U23-Kategorie aufgestiegen sind, konnten teilweise Top 20 fahren, da möchte ich bald auch hin. Das war heute eine gute Standortbestimmung und mit den weiteren Rennen geht es bestimmt noch einen Schritt nach vorne“, zeigte sich der Junioren-Weltmeister des Jahres 2020 zuversichtlich.
Juniorinnen: Sina van Thiel wird Dritte
Sina van Thiel schaffte zum Auftakt der Cross Country-Wettkämpfe im Albstädter Bullentäle als beste deutsche Fahrerin den Sprung aufs Podest. Die 18-Jährige fuhr ein couragiertes Rennen und musste sich nur Lina Burquier aus Frankreich und Monique Halter aus der Schweiz geschlagen geben.
Das Junior World Series-Rennen der Damen verlief aus deutscher Sicht äußerst erfolgreich. Sina van Thiel konnte ihre starken Leistungen aus den Vorwochen bestätigen und landete am Ende als Dritte auf dem Podium. Die Allgäuerin erwischte einen guten Start und biss sich zunächst in der Spitzengruppe fest. Doch schon in der ersten vollen Rennrunde musste sie ihre Konkurrentinnen Line Burquier und Monique Halter ziehen lassen. „Am Anfang war es mir ehrlich gesagt einen Ticken zu schnell, ich habe dennoch versucht mitzuhalten und habe das früh in den Beinen gemerkt“, so van Thiel im Ziel.
Die Geschichte des Rennens ist damit eigentlich schon größtenteils erzählt. In der Startrunde zeigte sich kurzzeitig noch Olivia Onesti in Führung, doch die Französin fiel im weiteren Rennverlauf bis auf Platz sieben zurück. An der Spitze enteilten Line Burquier und Monique Halter in beeindruckender Art und Weise und hatten zur Rennhälfte rund 30 Sekunden Vorsprung auf die einzige Verfolgerin Sina van Thiel.
Die Rennentscheidung fiel dann in der vorletzten Runde, als Halter in einer technisch anspruchsvollen Uphillsektion kurzzeitig ein Fuß vom Pedal nehmen musste. Burquier nahm die Situation der hinter ihr fahrenden Schweizerin direkt wahr, setzte eine Attacke und erarbeitete sich in Windeseile einen Vorsprung von über zehn Sekunden. Die Französin feierte schlussendlich souverän ihren ersten Sieg im Albstädter Bullentäle. „Ich hatte einen guten Start und bin sehr glücklich, dass ich gewonnen habe. Ich habe mich in der Spitzengruppe sehr wohlgefühlt und zum richtigen Zeitpunkt angegriffen, als Monique in der vorletzten Runde den Fuß vom Rad nehmen musste.“
Platz zwei ließ sich Monique Halter nicht mehr nehmen. Auf Rang drei folgte Sina van Thiel, die lange Zeit ein einsames Rennen fuhr. Gegen Ende habe ihr der anspruchsvolle Kurs zwar „etwas zugesetzt“, gefährdet war ihr Podiumsplatz aber zu keiner Zeit. „Ich habe mir ständig vorgestellt, dass meine Eltern direkt an der Strecke stehen und mich anfeuern, das hat mich zusätzlich motiviert. Es hat heute mega Spaß gemacht.“
Das äußerst gute Mannschaftergebnis aus deutscher Sicht rundeten Antonia Weeger als Sechste und Alexa Fuchs auf Rang acht ab. „Ich bin am Start nicht so super gut weggekommen, habe dann aber am ersten Anstieg versucht Boden gutzumachen. Ich hatte heute super Beine, deswegen hat das dann auch richtig gut geklappt. Es hat echt Spaß gemacht, ich mag die Strecke hier“, erklärte Weeger in der Mixed Zone. Auch Fuchs „freut sich richtig“ über ihr Rennen: „Top Ten – richtig cool! Mein Start war etwas bescheiden, ich konnte mich aber gemeinsam mit Kaja Pfau vorarbeiten. Kaja hatte dann leider einen Plattfuß, ich selbst konnte noch auf Platz acht vorfahren. Am Ende hatte ich noch etwas Sorge eine Position zu verlieren, konnte das aber am letzten Berg verhindern.“
Junioren: Finn Treudler triumphiert im Bullentäle
Der Schweizer Finn Treudler hat am Samstagmorgen das erste Cross Country-Rennen im Albstädter Bullentäle für sich entschieden. Der Fahrer des Teams jB Brunex Superior setzte sich in der letzten Runde von Oleksandr Hudyma ab und siegte mit 19 Sekunden vor dem Ukrainer. Bester Deutscher wurde Emil Herzog auf Rang 13.
Im Grunde genommen ist auch der Verlauf des Juniorenrennens in wenigen Sätzen wiedergegeben: Schon in der Startrunde drückte der Ukrainer Oleksandr Hudyma mächtig aufs Gaspedal und zog das Feld derart in die Länge, dass sich schon in der ersten großen Runde eine Spitzengruppe von drei Fahrern bildete. Neben Hudyma schafften die Schweizer Finn Treudler und Nils Aebersold den Sprung in die Spitzengruppe. „Ich hatte einen schlechten Start und musste mich zunächst vorarbeiten“, berichtet Treudler im Ziel. „Als ich dann vorne war, war es mein Ziel erstmal dabei zu bleiben und möglichst keine Attacke zu verpassen. So hat sich dann die Dreiergruppe an der Spitze gebildet.“
Das Trio blieb bis eingangs des letzten Umlaufs beisammen, ehe Hudyma noch einmal das Tempo verschärfte und Aebersold als Erstes den Anschluss verlor. Auch Treudler bekam kurzzeitig einige Meter Rückstand vom Ukrainer aufgebrummt, kam aber zurück und blies am letzten langen Anstieg der Runde selbst zur Attacke. „Ich habe in der letzten Runde auf einer Flachpassage kurzzeitig den Anschluss verloren, wusste aber, dass ich die Lücke am letzten Anstieg wieder schließen kann und habe direkt danach attackiert“, gab der sichtlich zufriedene Schweizer zu Protokoll. Auf Platz zwei landete schließlich Oleksandr Hudyma vor Nils Aebersold.
Aus deutscher Sicht verlief das Rennen der Junioren ebenfalls sehr zufriedenstellend. Die Vertreter des jüngeren Jahrgangs kompensierten den Ausfall des deutschen Top-Fahrers Ben Schweizer, der gestern beim Training schwer stürzte, mit Bravour. Alle Fahrer mussten aus hinteren Startreihen ins Rennen gehen, arbeiteten sich im Laufe der 4,5 Rennrunden aber kontinuierlich nach vorne. Emil Herzog wurde am Ende als bester Deutscher 13., war mit dem Ergebnis aber nur teilweise zufrieden: „Ich bin zufrieden und nicht zufrieden gleichermaßen. Ich war die gesamte Woche über krank. Aus dieser Perspektive gesehen kann ich also schon glücklich sein mit meinem 13. Platz. Wäre ich die Woche über fitter gewesen, hätte ich mir aber schon mehr erhofft.“
Als 15. folgte Paul Schehl, der mit seinem Rennen „mega zufrieden“ war. „Als Fahrer des jungen Jahrgangs unter die Top 20 zu kommen, das hatte ich mir erhofft. Dass es wirklich geklappt hat, freut mich umso mehr. Es gab einen Sturz am Start, sodass ich ungefähr auf Position 60 in den ersten Anstieg gefahren bin und mich nur langsam vorarbeiten konnte“, ließ der 17-Jährige sein Rennen Revue passieren.
Lars Gräter landete am Ende auf Platz 19 und war ebenfalls „sehr zufrieden“, auch wenn ihn in der letzten Runde etwas die Kräfte verließen und er noch zwei Plätze verlor. Benjamin Krüger war ebenfalls auf bestem Wege in den Top 20 zu landen, fiel mit einem Plattfuß in der letzten Runde jedoch auf Rang 31 zurück.
Ergebnisse
U23-Damen
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