Finaltag in Quebec! Im Traditionsort Mont-Sainte-Anne geht der XC-Weltcup in die achte Runde 2022. Wer meistert die vielleicht technisch anspruchsvollste Strecke des World Cup-Zirkus am besten? Hier gibt es alle Ergebnisse der Cross Country-Rennen.

Herren: Carod deklassiert die Konkurrenz – Schelb stark

Titouan Carod hat das Herrenrennen in Mont-Sainte-Anne regelrecht dominiert und seinen Kontrahenten eine Lehrstunde erteilt. Der Franzose siegte am Ende hochverdient vor Filippo Colombo und David Valero Serrano. Bester Deutscher war schließlich Julian Schelb, der nach einem bärenstarken Rennen Elfter wurde.

Titouan Carod hat den ersten Weltcup in seiner Karriere für sich entschieden und die Konkurrenz dabei derart in die Schranken gewiesen, wie es zuletzt nur Nino Schurter vor einigen Jahren gelang. Der Franzose setzte sich in der ersten Runde vom Rest des Feldes ab und fuhr in Folge dessen unaufhaltsam zum Sieg. Wer zu Beginn des forschen Auftretens noch Zweifel hatte, ob der 28-Jährige das Tempo durchhalten wird, der wurde spätestens in der Rennmitte eines besseren belehrt: Obwohl sich im Kampf um Platz zwei eine größere Verfolgergruppe formierte und in der es aufgrund verschiedenster Duelle auch immer wieder Tempoverschärfungen kam, baute der BMC-Fahrer an der Spitze seinen Vorsprung immer weiter aus. Eingangs der letzten Runde betrug das Polster von Carod sage und schreibe 2:13 Minuten auf Platz zwei, sodass er im finalen Umlauf etwas das Tempo rausnehmen konnte und schließlich souverän zum Sieg fuhr.

Spannend wurde es im Grunde genommen nur im Kampf um Rang zwei. Filippo Colombo zeigte sich in der Verfolgergruppe sehr aktiv, ebenso wie Luca Braidot und Pierre de Froidmont. Nino Schurter kämpfte sich nach einem verhaltenen Start wieder nach vorne, wie auch David Valero, der bekannterweise nicht der allerschnellste Starter ist. Diese fünf Fahrer gingen somit auch gemeinsam in die letzte Runde und duellierten sich um die verbliebenen vier Podiumsplätze. Schurter hinterließ zunächst einen starken Eindruck, musste in der Mitte des letzten Umlaufs jedoch Valero und Colombo etwas ziehen lassen. Zu allem Überfluss ging der Weltmeister auch noch zu Boden und war damit raus aus dem Kampf um Platz zwei. Doch auch Braidot und de Froidmont konnten dem spanisch-schweizerischen Zug nicht folgen, weshalb es zum Zielsprint zwischen den verbliebenen Dreien kam, den Braidot vor de Froidmont gewinnen konnte. Schurter musste somit mit Rang sechs Vorlieb nehmen, festigte jedoch seine Weltcupgesamtführung. Diese ist ihm beim Finale im Val di Sole nur noch schwer zu entreißen.

Aus deutscher Sicht überzeugte Julian Schelb auf ganzer Linie. Der Münstertäler, dessen Rad beim Flugtransfer von Snowshoe nach Mont-Sainte-Anne verloren ging und er deshalb auf dem Bike von Thomas Frischknecht an den Start ging, wurde am Ende Elfter und verbuchte damit sein bestes Karriereresultat. Der Stop&Go-Fahrer hielt sich dauerhaft in den Top 20 auf und drehte vor allem in den letzten beiden Runden nochmals mächtig auf, sodass er letztlich die Top 10 nur um acht Sekunden verpasste.

Für Luca Schwarzbauer ging es währenddessen genau in die entgegengesetzte Richtung wie von Schelb. Der Canyon-Fahrer war in den ersten beiden Runden noch in den Top 10 zu finden, fiel dann allerdings bis auf Rang 27 zurück – einen Platz hinter seinen Landsmann Niklas Schehl. David List verbuchte zwar einen guten Start, konnte das Tempo allerdings nicht halten und verpasste sein selbsterklärtes Ziel der Top 20. Am Ende wurde der Lexware-Fahrer 32.

Ergebnis Herren

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Weltcupgesamtstand Herren

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Damen: Jolanda Neff fahrtechnisch in eigener Liga

Jolanda Neff hat in Mont-Sainte-Anne ein perfektes Wochenende gefeiert und nach dem Sieg im Short Track am Freitag nun auch das XC-Rennen gewonnen. Die Olympiasiegerin war bei schweren äußeren Bedingungen eine Klasse für sich und distanzierte Mona Mitterwallner und Haley Batten um fast eine Minute. Deutsche Damen waren in Kanada nicht am Start.

Die äußeren Bedingungen waren wie gemalt für Jolanda Neff: Während beim Start des XC-Rennens noch die Sonne über Quebec stand, begann es in der zweiten Rennrunde plötzlich heftig zu regnen. Die vielleicht technisch schwerste Strecke im World Cup-Zirkus verwandelte sich daraufhin in eine große Rutschbahn und die Fahrerinnen bekamen bergauf sowie bergab sichtlich Probleme mit dem Kurs. Nur eine Dame rauschte über die rutschigen Steine als wäre es ein Kinderspiel: Jolanda Neff.

Doch der Reihe nach: Zu Beginn des Rennens gab es direkt zwei heftige Stürze zu beobachten. Leidtragende war unter anderem die Lokalmatadorin Emily Batty, die aktuell in einer guten Verfassung zu sein scheint und an einem guten Tag wieder einmal das Podium heute in Angriff hätte nehmen können. Es blieb beim Konjunktiv – durch den Crash am Start waren alle Hoffnungen der Canyon-Fahrerin dahin.

An der Spitze formierte sich zunächst eine größere Spitzengruppe, in der sich zeitweise Rebecca McConnell und auch Alessandra Keller in Szene setzten. Jolanda Neff streckte auch hin und wieder ihre Nase in den Wind, brachte auf den technisch schweren Uphillpassagen immer wieder ein paar Meter zwischen sich und die Konkurrenz, doch so richtig entscheidend absetzen konnte sich die Olympiasiegerin erst als der Regen einsetzte. Neff manövrierte sich mit einer atemberaubenden Klasse über die rutschigen Steine und baute rasch ihren Vorsprung auf über eine Minute aus.

Dahinter biss sich allmählich Haley Batten auf Platz zwei fest, die zeitweise gemeinsam mit Anne Terpstra unterwegs war. Die Niederländerin fiel jedoch zurück und Batten richtete es sich indes auf dem ersten Verfolgerplatz ein. Es schien so als könnte die US-Amerikanerin den zweiten Rang nach Hause fahren, doch die abermals von hinten heran rauschende Mona Mitterwallner machte ihr das Leben schwer.

Im Ziel feierte Jolanda Neff nach knapp vier Jahren ihren ersten Weltcupsieg in einem Cross Country-Rennen und hatte schlussendlich jede Menge Zeit sich auf der Zielgeraden feiern zu lassen. Dahinter entwickelte sich ein packender Kampf um Rang zwei, den Mitterwallner im Zielsprint für sich entscheiden konnte. Dritte wurde Haley Batten vor Martina Berta und Alessandra Keller.

Ergebnis Damen

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Weltcupgesamtstand Damen

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U23-Herren: Vidaurre wieder eine Klasse für sich

Martin Vidaurre Kossmann macht da weiter, wo er in Snowshoe aufgehört hat: Der Chilene sicherte sich den siebten Weltcupsieg im achten Saison-Rennen. Der Lexware-Fahrer fuhr 55 Sekunden vor David Comos Motos und Carter Woods ins Ziel. Leon Kaiser wurde sehr guter Siebter.

Martin Vidaurre ist in dieser Saison praktisch nicht zu stoppen. Lediglich beim Weltcup in Andorra, als Vidaurre mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, konnte die Konkurrenz dem Chilenen das Wasser reichen. Ansonsten war das im Jahr 2022 eine One-Man-Show, daran änderte sich auch in Mont-Sainte-Anne nichts. Der 22-Jährige beobachtete die Situation an der Spitze eine Runde lang, drehte dann allerdings auf und brachte schon im zweiten Umlauf fast 40 Sekunden zwischen sich und die Konkurrenz. Danach produzierte der Chilene zweimal in Folge die schnellste Rundenzeit und ließ dementsprechend seinen Verfolgern auch nicht annähernd die Chance, die Lücke schließen zu können. Am Ende sicherte er sich souverän den Sieg vor dem Überraschungszweiten David Campos Motos.

Der Spanier setzte sich im Finale knapp gegen Lokalmatador Carter Woods durch. Das spanisch-kanadische Duo distanzierte in der letzten Runde Mathis Azzaro und machte somit Rang zwei und drei unter sich aus.

Bester Deutscher war nach fünf zu fahrenden Runden (plus Startrunde) Leon Kaiser, der sich praktisch das gesamte Rennen in den Top 10 aufhielt und somit völlig verdienter Siebter wurde.

Ergebnis U23-Herren

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Weltcupgesamtstand U23-Herren

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U23-Damen: Buri wieder oben auf

Noëlle Buri hat sich eine Woche nach ihrem ersten Weltcuptriumph nun auch in Mont-Sainte-Anne den Sieg geholt. Die Schweizerin setzte sich gegen Madigan Munro und Sara Cortinovis durch. Kira Böhm wurde Siebte.

Das Renngeschehen der U23-Damen kann mit wenigen Worten wiedergegeben werden: Nach der ersten vollen Runde war Noëlle Buri und Madigan Munro noch gemeinsam an der Spitze unterwegs, doch in der Folge löste sich die 21-Jährige sukzessive von ihrer US-amerikanischen Kontrahentin und fuhr schließlich ungefährdet zum Sieg. Auf Rang zwei landete schließlich relativ ungefährdet Madi Munro vor der Italienerin Sara Cortinovis.

Beste und einzige deutsche Fahrerin war am Ende Kira Böhm, die nach einem konstanten Rennen Siebte wurde.

Ergebnis U23-Damen

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Weltcupgesamtstand U23-Damen

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Hättet ihr mit diesen Ergebnissen gerechnet?


Alle Artikel zum XC World Cup Mont-Sainte-Anne 2022 | Alle Infos zum XC World Cup 2022

  1. benutzerbild

    stefanolo

    dabei seit 04/2006

    Eigentlich nein, die beiden Gewinner waren in einer eigenen Liga unterwegs - wie schon lange nicht mehr!
    Aber ja, ansonsten war es ein spannendes und abwechslungsreiches Rennen! 8-)
    Halt nach der jeweiligen #1. Bei Mona war der Abstand relativ klein, vor allem wenn man sich ansieht von wo sie startete und wie sie langsam aber sicher sich nach vorne arbeitete. Und das sehr konsistent, also bei ihr wird es bald soweit sein, fingers crossed
  2. benutzerbild

    ghostmuc

    dabei seit 10/2013

    Also wenn man auf Platz zwei liegend ausfällt weil man einen Platten hat oder die Kette / Schaltung hin ist, ok. Das könnte man vielleicht noch einsehen.
    Aber wenn ihm jemand prophezeit hätte das er rausfliegt weil er sein Pedal verliert, dem hätte er vermutlich den Vogel gezeigt

  3. benutzerbild

    Zambou

    dabei seit 12/2015

    Aber wenn ihm jemand prophezeit hätte das er rausfliegt weil er sein Pedal verliert, dem hätte er vermutlich den Vogel gezeigt

    Ich glaube die hat er aber nicht einfach so verloren. Eine Runde zuvor ist er bei dem einen technischen Uphill-Steingarten, mit ziemlich Zug auf der Kette, genau mit dem Pedal am Stein hängen geblieben / davor gefahren. Vielleicht ist das Inlay rausgebrochen?
  4. benutzerbild

    ghostmuc

    dabei seit 10/2013

    Ich glaube die hat er aber nicht einfach so verloren. Eine Runde zuvor ist er bei dem einen technischen Uphill-Steingarten, mit ziemlich Zug auf der Kette, genau mit dem Pedal am Stein hängen geblieben / davor gefahren. Vielleicht ist das Inlay rausgebrochen?
    Ja, sah schon nach nem ordentlichen Loch in der Kurbel aus. Aber trotzdem nicht der wahrscheinlichste defekt
  5. benutzerbild

    Zambou

    dabei seit 12/2015

    Ja das stimmt schon - bin auch schon einige Male mit dem Pedal hängen geblieben, das hat die Race Face Kurbel aber gut weggesteckt, die ja bekannt für ihren guten Inlay ist smilie

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