Ring frei für Runde sieben! Das lange Weltcupwochenende in den Bergen von West Virginia neigt sich dem Ende zu – den Abschluss machen einmal mehr die Cross-Country-Rennen der U23- und Eliteklassen, die den siebten Weltcuplauf in der Saison 2022 ausfahren. Wer kann sich auf dem schnellen Kurs in Snowshoe bei nassen und matschigen Bedingungen durchsetzen? Im Artikel gibt’s die Ergebnisse aller Rennklassen!

Herren

Matschspektakel bei den Herren: David Valero hat erstmals in seiner Karriere einen Weltcup gewonnen. Der Spanier triumphierte in einem äußerst packenden Rennen knapp vor Titouan Carod und Luca Braidot, während sich der Überflieger des Tages, Christopher Blevins, mit Platz vier begnügen musste. Luca Schwarzbauer verpasste als Sechster das Podium nur hauchdünn.

Dass der Weltcup in Snowshoe Jahr für Jahr ein großes Spektakel bietet, ist inzwischen allseits bekannt. In diesem Jahr kam jedoch noch eine besondere Note hinzu, denn es schüttete während des Herrenrennens wie aus Kübeln. Wer jedoch dachte, dass die Strecke in West Virginia dadurch ihre Charakteristik verliert und die Zeitabstände zwischen den XC-Fahrern größer werden würden, der täuschte sich gewaltig – Spektakel gab es einmal mehr bis auf die letzten Metern!

Früh im Rennen bildete sich eine große Spitzengruppe die Ende der ersten Runde von Alan Hatherly angeführt wurde und in der circa zehn Fahrer vertreten waren. Mit dabei: Der Short Track-Sieger vom Freitag, Christopher Blevins, und auch der deutsche Canyon-Pilot Luca Schwarzbauer. Insbesondere der US-Amerikaner Blevins zeigte sich an der Spitze in starker Verfassung. In den Downhills war der Specialized-Pilot sichtbar der Schnellste, in den Anstiegen schien er mühelos mit den Spitzenfahren mithalten zu können. Die Frage wer den Amerikaner heute stoppen soll, war durchaus eine berechtigte!

Die Frage ließ sich schließlich in Runde vier beantworten: Ein Reifendefekt zwang den 24-Jährigen zu einem Zwischenstopp in der Techzone und warf ihn zunächst zurück auf Rang sechs. Doch Blevins drehte bei extremen äußeren Bedingungen sofort wieder am Gashahn und schaffte binnen anderthalb Runden den Anschluss an die Spitze, die zu der Zeit aus Luca Braidot und Titouan Carod bestand. Auf Rang vier kämpfte indes Luca Schwarzbauer tapfer um den Anschluss, konnte die Lücke nach ganz vorne aber nie richtig bzw. immer nur für eine ganz kurze Zeit schließen.

Während sich vorne Carod, Braidot und Blevins beharkten, rauschte von hinter der spanische Schnellzug David Valero heran. Der BH-Fahrer lag Mitte des Rennens noch auf Rang zehn mit fast einer Minute Rückstand zur Spitze, doch in der zweiten Rennhälfte, in der der Spanier bekannterweise einer der besten Fahrer im Feld ist, drehte Valero so richtig auf. Im vorletzten Umlauf war die Lücke zur Spitze geschlossen, in der letzten Runde spielte Valero seine taktische Raffinesse aus: In der Abfahrt zog zunächst einmal mehr Blevins davon, doch dem US-Amerikaner fehlten nach seiner famosen Aufholjagd etwas die Kräfte um die kleine Lücke weiter auszubauen. Valero schaffte mit Titouan Carod im Schlepptaus rasch wieder den Anschluss, während Luca Braidot die Segel streichen musste. Am letzten Anstieg der Runde sorgte der Spanier dann für eine weitere Tempoverschärfung, der nur noch Carod gewachsen war – Blevins fiel zurück und wurde schließlich auch noch von Luca Braidot geschluckt.

David Valero brachte wenige Meter zwischen sich und den französischen Meister, die er schließlich auch bis ins Ziel verteidigte. Carod fuhr auf zwei vor Braidot und dem heutigen Pechvogel Chris Blevins. Fünfter wurde Filippo Colombo, der zu Beginn des Rennen auch in der Spitzengruppe vertreten war, durch einen Defekt aber auch zurückgeworfen wurde. Durch eine ebenfalls beeindruckende Aufholjagd, konnte sich der Schweizer – zum Leidwesen von Luca Schwarzbauer – noch das Podium sichern. Der Deutsche war fast das ganze Rennen in den Top fünf unterwegs, konnte in der letzten Runde dem Tempo von Colombo aber nicht mehr folgen. Damit stellt Schwarzbauer sein bislang bestes Weltcupergebnis (ebenfalls Rang sechs in Snowshoe 2021) ein und kann somit trotzdem guten Mutes nach Mont-Sainte-Anne reisen.

Max Brandl zeigte nur drei Wochen nach seinem Schlüsselbeinbruch ebenfalls ein starkes Rennen und wurde 16., nachdem er sich dauerhaft in den Top 20 aufgehalten hatte. Sein Teamkollege David List wurde 27., Niklas Schehl 34. und Julian Schelb 51. Schelb lag, wie Brandl, annähernd die ganze Zeit unter den Top 20, fiel in der vorletzten Runde aus aktuell noch unbekannten Umständen jedoch weit zurück. Der Weltmeister Nino Schurter musste nach seinem schweren Sturz im Short Track auf einen Start verzichten.

Ergebnisse Herren

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Weltcupgesamtstand Herren

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Damen

Drama im Rennen der Damen des Cross-Country-Weltcups in Snowshoe: In der letzten Runde schnappt die Schweizerin Alessandra Keller den sicher geglaubten Sieg von Jenny Rissveds noch weg und fährt zum ersten Weltcup-Erfolg in der olympischen Disziplin in ihrer Karriere. Auf Position drei fuhr die Niederländerin Anne Terpstra ins Ziel, die über weite Strecken gemeinsam mit Keller und Rissveds ein Spitzentrio bildete. Deutsche Fahrerinnen waren in Snowshoe nicht am Start.

Bereits früh im Rennen kristallisierte sich die Rennkonstellation heraus, die im folgenden Verlauf die Konkurrenz prägen würde. Jenny Rissveds, Alessandra Keller, Anne Terpstra und zunächst auch noch die Schweizerin Jolanda Neff setzten sich gemeinsam an der Spitze ab. Während Neff bereits in der dritten von sieben zu fahrenden Runden die Segel streichen musste, blieben Terpstra, Keller und Rissveds im weiteren Verlauf größtenteils gemeinsam vorne.

Immer wieder konnte sich jedoch Jenny Rissveds von ihren Kontrahentinnen absetzen, Terpstra und Keller mussten die resultierende Lücke schließen. Während Terpstra diesen mehrfachen Kraftakten irgendwann Tribut zollen musste und den Anschluss an die Spitze verlor, gelang es Keller stets den Abstand gering zu halten und in Schlagdistanz zu Rissveds zu bleiben. In der vorletzten Runde konnte Rissveds jedoch abermals eine Lücke zu Keller reißen und lag mit acht Sekunden Vorsprung an der Front. Doch Keller biss sich wieder an ihre schwedische Kontrahentin heran und lag eingangs der letzten Runde drei Sekunden hinter Rissveds. Nun überschlugen sich die Ereignisse: Rissveds stürzte in einer nassen Wiesenkurve, sodass der Weg frei wurde für Kellers ersten Weltcupsieg in der Cross-Country-Disziplin. Mit ihrem Sturzmissgeschick im Nacken konnte Rissveds in der letzten Runde keine Kräfte mehr mobilisieren um den Sieg zu kämpfen, sodass Alessandra Keller ihren Erfolg ausgiebig feiern konnte.

Mit 37 Sekunden Vorsprung triumphierte Keller schließlich vor Rissveds und weiteren 13 Sekunden vor Anne Terpstra, die ihren dritten Rang mit einem konstanten Rennen verteidigten konnte. Von hinten drohte in den letzten Runden noch Ungemach in Person von der Österreicherin Mona Mitterwallner, die wie bereits in den vergangenen Rennen nach einer schwachen Startphase das Feld von hinten aufrollte und am Ende als Viertplatzierte über den Zielstrich rollte.

Ergebnisse Damen

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Weltcupgesamtstand Damen

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U23-Damen

Jubel im deutschen Fan-Lager: Luisa Daubermann schafft beim U23-Weltcup in Snowshoe den Sprung aufs Podium. In Abwesenheit vieler Top-Fahrerinnen der Nachwuchskategorie landete Daubermann hinter der Schweizerin Noelle Buri auf Rang zwei, Rang drei ging an Madigan Munro aus den USA.

Durch den Verzicht auf die Reise nach Übersee der absoluten Top-Fahrerinnen der Saison in der weiblichen U23-Klasse Line Burquier, Puck Pieterse und Sofie Pedersen, war die Tür auf für die zweite Reihe der U23-Weltspitze in Snowshoe. Am besten gelang dies den beiden erstplatzierten Fahrerinnen Buri und Daubermann, die sich bereits in der ersten von fünf zu fahrenden Runden an der Spitze absetzen konnten. Gemeinsam zog das deutsch-schweizerische Duo seine Kreise an der Spitze, ehe es auf der letzten Runde schließlich zum Showdown kam. Noelle Buri bewies im letzten Umlauf das größere Stehvermögen und setzte sich souverän von Daubermann ab: 43 Sekunden konnte die Schweizerin der Deutschen noch abknöpfen, die jedoch ungefährdet den zweiten Rang einfahren konnte.

Hinter dem Spitzenduo schob sich die Amerikanerin Madigan Munro Stück für Stück nach vorne und übernahm im vorletzten Umlauf die dritte Position von der Österreicherin Tamara Wiedmann. Munro verteidigte diesen im Folgenden souverän und fuhr mit 1:38 Minuten Rückstand zu ihrem ersten Weltcuppodium. Die zweite deutsche Starterin, Kira Böhm, wusste genauso wie Leonie Daubermann mit einem couragierten Rennen zu überzeugen. Böhm belegte am Ende den zehnten Rang.

Ergebnisse U23-Damen

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Weltcupgesamtstand U23-Damen

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U23-Herren

Nummer sechs aus sieben für Martin Vidaurre in der U23-Klasse der Herren: Der amtierende U23-Weltmeister meldet sich nach dem überraschenden achten Rang in Andorra zurück und triumphierte in der Nachwuchsklasse vor dem Amerikaner Björn Riley und dem Italiener Mathis Azzaro. Der deutsche Vizemeister Leon Kaiser konnte mit einem siebten Rang überraschen.

Ein dramatisches Rennen konnten die Fans an der Rennstrecke in der U23-Klasse verfolgen: Wie aus den Vorjahren bekannt, blieben auch in diesem Jahr die Abstände in Snowshoe an der Spitze sehr eng, etwaige Solofluchten kamen nicht zustande. Und so konnte sich keiner der Top-Fahrer der Weltspitze in der U23-Klasse im Rennverlauf ernsthaft absetzen. Insgesamt fünf Fahrer fuhren schließlich gemeinsam in die letzte Runde und lieferten sich bis zuletzt einen packenden Kampf um den Sieg: Der spätere Sieger Vidaurre, die beiden Zweit- und Drittplatzierten Riley und Azzaro, sowie der Franzose Luca Martin und der Andorra-Sieger Carter Woods.

Der unangefochtene Dominator in der Nachwuchsklasse in dieser Saison, Martin Vidaurre, setzte sich schließlich rechtzeitig an die Spitze und triumphierte im Schlussspurt. Nur eine Sekunde Vorsprung rettete der Chilene ins Ziel vor Riley, der weitere vier Sekunden vor Azzaro über den Zielstrich rollte. Luca Martin wurde Vierter, der Spanier David Campos überholte in der letzten Runde noch Carter Woods und wurde Fünfter. Dahinter überraschte Leon Kaiser nach einigen Rennen in dieser Saison, die nicht nach Wunsch verliefen, mit einem couragierten Auftritt. Von Beginn setzte sich der deutsche Vize-Meister in den Top Ten fest, in der vorletzten Runde schob er sich von Rang neun auf Rang sieben. Diesen verteidigte er schließlich bis ins Ziel, das er mit 2:01 Minuten Rückstand auf den Sieger Vidaurre erreichte.

Ergebnisse U23-Herren

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Weltcupgesamtstand U23-Herren

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Überraschungen dabei? Was ist eure Meinung zu den Ergebnissen?


Alle Artikel zum XC World Cup in Snowshoe 2022:

  1. benutzerbild

    travelgerd

    dabei seit 08/2014

    Von Bert Trautmann über Dieter Hoeneß bis Christoph Kramer, Fußballer spielen auch weiter, wenn die Berufsgenossenschaft nicht mehr haftet.
    Um die gehts aber hier nicht. Andere Bühne.
  2. benutzerbild

    Zambou

    dabei seit 12/2015

    Back to topic, das Bild von der mtb-news Fotostory ist schon schön heftig

    Jup, da ist schon eine Menge Blut geflossen...
  3. benutzerbild

    anderson

    dabei seit 01/2002

    Um die gehts aber hier nicht. Andere Bühne.

    Es kommt halt hier bei den harten Mountainbikern immer relativ schnell der Impuls, sich über die sensiblen und weinerlichen Fußballer lustig zu machen, was durch eine aus dem Zusammenhang gerissene Grafik dann noch Futter bekommt. Aber die verlinkte Studie hat ja herausgefunden, dass es keinen signifikanten Unterschied zwischen Ausdauersportlern und Fußballern in ihrem Schmerzempfinden gibt.

    Einer meiner heftigsten Schmerzen beim Sport war der Abriss eines Muskels im Oberschenkel beim Fußball spielen. Ich habe das Spiel noch zu Ende gespielt. Dagegen hatte ich beim Biken auch schon eine offene Platzwunde im Oberschenk, die mit 16 Stichen genäht werden musste, die wenig geschmerzt hat.

    Ich würde sagen, Schmerztoleranz ist weniger sportartabhängig, als vielmehr sportlerabhängig.
  4. benutzerbild

    getFreaky

    dabei seit 07/2006

    Ich würde sagen, Schmerztoleranz ist weniger sportartabhängig, als vielmehr sportlerabhängig.

    Genau das meinte ich mit dem Unterschied Hobby- zu Leistungssport.
  5. benutzerbild

    travelgerd

    dabei seit 08/2014

    Es kommt halt hier bei den harten Mountainbikern immer relativ schnell der Impuls, sich über die sensiblen und weinerlichen Fußballer lustig zu machen, was durch eine aus dem Zusammenhang gerissene Grafik dann noch Futter bekommt. Aber die verlinkte Studie hat ja herausgefunden, dass es keinen signifikanten Unterschied zwischen Ausdauersportlern und Fußballern in ihrem Schmerzempfinden gibt.

    Einer meiner heftigsten Schmerzen beim Sport war der Abriss eines Muskels im Oberschenkel beim Fußball spielen. Ich habe das Spiel noch zu Ende gespielt. Dagegen hatte ich beim Biken auch schon eine offene Platzwunde im Oberschenk, die mit 16 Stichen genäht werden musste, die wenig geschmerzt hat.

    Ich würde sagen, Schmerztoleranz ist weniger sportartabhängig, als vielmehr sportlerabhängig.
    Werden jetzt hier alle persönlichen Blessuren präsentiert und aufgezählt?
    Was hat diese Präsentation mit dem Thread-Titel zu tun. Richtig - nix.

    "Ich würde sagen, Schmerztoleranz ist weniger sportartabhängig, als vielmehr sportlerabhängig."
    Ja, ist klarerweise subjektiv.

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