Auf der italienischen Insel Elba wurden an diesem Wochenende die Regenbogentrikots auf der Langstrecke vergeben. Auf einem knüppelharten Rundkurs mussten die Damen 80 Kilometer und 3100 Höhenmeter zurücklegen, die Herren waren sogar über 115 Kilometer und 4500 Höhenmeter gefordert. Wir haben für euch die Ergebnisse des Saisonhighlights auf der Langstrecke.
Herren: Andreas Seewald stürmt ins Regenbogentrikot
Andreas Seewald heißt der erste deutsche Weltmeister in der Marathon-Disziplin: Nach einem souveränen Auftritt bei hochkarätiger Konkurrenz setzte sich der Deutsche, der bereits vor wenigen Monaten zum Europameistertitel stürmte, auch bei den Weltmeisterschaften durch. Auf den letzten Metern der 115 Kilometer langen Strecke bewies Seewald in einem packenden Zweikampf mit dem Kolumbianer Alfonso Arias das größere Stehvermögen und fuhr mit 2:24 Minuten Vorsprung zum Sieg. Hinter Seewald und Arias sicherte sich der Portugiese José Dias mit mehr als fünf Minuten Rückstand die Bronzemedaille.
Stolze drei Runden à 35 Kilometer plus 10 weitere Kilometer rund um den Start- und Zielort in Capoliveri und damit insgesamt 4500 Höhenmeter erwartete die schnellsten Langstreckenspezialisten der Welt. Die Strecke auf Elba wurde von den Fahrer*innen vor Ort als besonders anspruchsvoll eingestuft, da neben sehr steilen Bergaufpassagen vor allem auch die Downhills ein hohes Maß an fahrtechnisches Können erforderten.
Neben den etablierten Größen der Langstrecke wie den späteren Sieger Andreas Seewald waren in Capoliveri auch einige hochkarätige Cross-Country-Spezialisten am Start, die jedoch letztlich allesamt am Versuch scheiterten, den Marathon-Stars die Show zu stehlen. Allen voran der Cross-Country-Weltmeister Nino Schurter, der über weite Strecken des Rennens in der Spitzengruppe vertreten war, aber im letzten Renndrittel aufgrund von Magenproblemen klein bei geben musste.
Das Rennen der Herren wurde weitestgehend von einer bis zu zehn Fahrer umfassenden Spitzengruppe geprägt, die alle späteren Medaillengewinner, einige Cross-Country-Stars wie Schurter, seine beiden Landsmänner Andri Frischknecht und Lars Forster oder den Olympia-Dritten David Valero und viele der internationalen Topfahrer der Marathon-Szene umfasste. Verschiedene Tempoverschärfungen, die unter anderem auch schon frühzeitig von Andreas Seewald durchgeführt wurden, konnten stets neutralisiert werden, sodass eingangs der dritten 35-Kilometer-Runde noch ein großes Favoritenfeld beisammen lag.
Dann schlug jedoch die Stunde der erfahrenen Langstreckenasse inklusive Andreas Seewald: Die Experten der Marathon-Disziplin konnten sich schließlich absetzen und den Sieg unter sich ausmachen konnten. Zunächst zu dritt mit dem Kolumbianer Arias und dem Portugiesen Diaz, anschließend noch zu zweit, fuhr Seewald die Kontrahenten mit seinem dauerhaft hohen Tempodiktat mürbe und setzte sich rund 10 Kilometer vor dem Ziel entscheidend an der Spitze ab. Der Rest glich einer Triumphfahrt, die der Deutsche auf den letzten Metern sichtlich genoss.
Wie schwer die Herausforderung für die schnellsten Marathon-Piloten auf der Welt auf Elba wirklich waren, zeigt ein Blick auf die Abstände zwischen den platzierten Fahrern: Alfonso Arias verlor auf den letzten zehn Kilometern noch ganze 2:32 Minuten und auch der Rückstand von José Diaz ist durchaus beträchtlich. Auf den Positionen vier und fünf landeten ebenfalls etatmäßige Marathon-Spezialisten mit dem Belgier Wout Alleman und dem Schweizer Marc Stutzmann.
Bei den weiteren deutschen Fahrern lag Glück und Pech nah beisammen: Simon Schneller konnte mit einem sehr konstanten Rennen im Verfolgerfeld überzeugen und fuhr letztlich auf einen sehr respektablen 14. Rang. Im Gegensatz dazu erwischten sein Teamkollege vom Team Bulls, Simon Stiebjahn, und auch der ehemalige deutsche Marathon-Meister Sascha Weber einen gebrauchten Tag. Beide beendeten das Rennen vorzeitig.
Damen: Mitterwallner triumphiert im Generationen-Duell
Die Österreicherin Mona Mitterwallner ist mit etwas Überraschung zum Weltmeistertitel in der Marathon-Disziplin der Damen gestürmt. Nach zwei Runden auf einem 35 Kilometer langen Rundkurs und weiteren 10 Kilometern rund um den Start- und Zielort Capoliveri auf Elba lag die erst 19-Jährige 1:13 Minuten vor der Polin Maja Wloszczowska und mehr als sieben Minuten vor der Bronzemedaillengewinnerin Natalia Fischer Egusquiza aus Spanien. Bestplatzierte deutsche Fahrerin war Adelheid Morath auf dem achten Rang.
Es wäre wohl zu schön gewesen, wenn Maja Wloszczowska in ihrem allerletzten Rennen ihrer Karriere zu WM-Gold in der Marathon-Disziplin gestürmt wäre. Die Polin, die über viele Jahre hinweg den Mountainbikesport prägte wie kaum eine andere Fahrerin setzte sich nach dem undankbaren vierten Rang bei ihren letzten Cross-Country-Weltmeisterschaften in Val di Sole vor wenigen Wochen ein letztes großes Ziel: Mit dem Gewinn des Weltmeistertitels auf der Langstrecke wollte die Polin von der MTB-Bühne abtreten.
Doch dieser Traum wurde letztlich von einer furiosen Mona Mitterwallner zunichtegemacht, die mit ihrem Alter von 19 Jahren in die Geschichtsbücher des MTB-Sports eingehen dürfte. Die U23-Weltmeisterin in der Cross-Country-Disziplin wurde zunächst auf der ersten der zwei 35 Kilometer langen Runde durch einen Plattfuß zurückgeworfen, kämpfte sich dann aber in der zweiten Rennhälfte nach vorne.
Einzig Maja Wloszczowska war schließlich in der Lage Mitterwallner nach ihrem Aufschluss an die Spitzengruppe zu folgen, sodass sich ein packendes Generationenduell zuspitzte. Mitterwallner bewies trotz ihres jungen Alters ein enormes Stehvermögen und schaffte es, sich zum Ende der zweiten Runde und damit vor den abschließenden Kilometern vor dem Ziel abzusetzen. Ihren Vorsprung baute sie kurzerhand auf 1:30 Minuten aus, ehe sie auf den letzten Metern nochmals Zeit einbüßte. Nichtsdestotrotz reichte dieser jedoch locker, um souverän ins Regenbogentrikot in der Marathon-Disziplin zu stürmen.
Maja Wloszcowska blieb letztlich nichts anderes übrig, als die Stärke der Österreicherin anzuerkennen und sich über den Gewinn der Silbermedaille zu freuen. Auf Rang drei folgte die amtierende Marathon-Europameisterin Natalia Fischer Egusquiza, die sich im Zuge der Tempoverschärfungen von Mona Mitterwallner auf der zweiten 35-Kilometer-Runde auf dem dritten Rang festsetzen konnte.
Als beste deutsche Fahrerin fuhr Adelheid Morath ein sehr couragiertes Rennen: Nachdem sie sich in der ersten Rennhälfte um Rang 10 festsetzen konnte, arbeite sich die Freiburgerin im zweiten Abschnitt bis auf den achten Rang vor. Stephanie Dohrn landete als zweitbeste deutsche Fahrerin auf dem 28. Rang, dicht gefolgt von Veronike Weiss und Janine Schneider auf den Positionen 31 und 32.
Ergebnisse
Herren
Results_MenDamen
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