Willkommen im Paradies der Pyrenäen! Die Überschrift klingt in der Tat ein wenig spießig, aber Andorra ist ein wundervolles, kleines Fleckchen Erde hoch ob in den Pyrenäen. Alleine unser Start und somit auch das komplette Rennen der Cross Country-Fahrer liegt auf 2200 Höhenmetern. Das ist enorm, auch für die körperliche Verfassung.
Für uns war es nicht der erste Besuch in Andorra, das Streckenprofil war uns bekannt und wir freuten uns riesig auf die Reise. Unser Filmer Dirk und unser Mechaniker Luca hatten Bock, die Strecke mit dem Teamtransporter zu meistern. Auch die beiden staunten nicht schlecht, als das Navi für die letzten 200 km mehr als 4 Std. anzeigte. Wie kann das sein? Naja, es sind von der Küste einige Pässe zu bewältigen und die kosten unheimlich viel Zeit. Nach einem fetten Stau nahe Lyon kamen die beiden nach ca. 14 Std. Reise in Andorra an. Für die Beiden im Übrigen ihr erster Besuch in Andorra und auch sie verliebten sich schnell in den kleinen Staat.
Alle anderen kamen mit dem Flieger in Barcelona an und von dort ging es 2.5 Std mit dem Mietfahrzeug weiter. Das Wetter sollte uns an den gesamten Tagen nicht enttäuschen und so ging es am Mittwoch an die Strecke. Trackwalk war angesagt und der sollte sich in Andorra über mehrere Stunden ziehen. Die Strecke ist lang, steil und bietet viele unterschiedliche Sektionen die bestens studiert werden müssen. 3.5 Std. Training für solch eine Strecke ist nix. Da sollte vieles schon bei der ersten Abfahrt sitzen und das Tempo auch schnellstmöglich erhöht werden.
Die Strecke bietet wirklich alles, was man sich nur vorstellen kann. Im oberen Teil etwas flacher, aber unheimlich schnell, die Athleten fliegen locker mit 50 km/h durch den Wald. Nach dem ersten Einstieg ins Steile verändert sich die Strecke, es geht raus aufs Offene mit einigen Anliegern und dem fetten Double, der euch so langsam Richtung „richtig steil“ bringt. Richtig steil? Nun ja, im ersten Jahr konnte man dort abseits der Strecke kaum runtergehen.
Das Steile scheint kaum ein Ende zu nehmen, erst gegen Ende der Strecke gehts auf die Zielwiese und der Körper brennt und ist völligst von diesen Strapazen erschöpft. Es kommen also einige Faktoren auf den Athleten zu. Hohe Geschwindigkeit, extreme Hänge und unfassbar hohe körperliche Strapazen. Ihr müsst euch vorstellen, dass selbst bei einem Brook McDonald die Arme im Ziel „zu“ waren.
In diesem Jahr kam auch noch die Dürre hinzu. Die Strecke war noch nie so anspruchsvoll wie in diesem Jahr. Gemeinsames Training war kaum möglich, der Boden war ausgetrocknet und unfassbar staubig. Im Finale dachten die Starter, dass der Vordermann gestürzt sei, weil teilweise Staub in der Luft stand, Bremswellen waren wie Beton, es gab tiefste Rillen. Es war für mich ein der spannendsten Rennen, die ich je gesehen habe.
Für uns lief es eigentlich gar nicht so schlecht, alle fühlten sich wohl, hatten Spaß und unsere Bikes liefen wie Sahne. Und dann kam wieder unser Tag, der Tag der Quali, wo sich mal wieder alles entscheiden würde. Bei Benni waren meine Erwartungen gar nicht so hoch, er kannte die Strecke nicht und musste bei seiner Premiere auch noch mit diesen harten Bedingungen klar kommen. Aber er zeigte einen richtig guten Lauf und verpasste die Quali nur knapp. Respekt lieber Benni, das war richtig gut!
Er kam unten im Ziel völligst erschöpft an, wusste zeitweise nicht mal mehr wie der Streckenverlauf war, ging weit über die Grenzen hinaus und verlor die Top 20 im unteren Teil. Er konnte der Strecke physisch nicht standhalten, aber dennoch war ich nicht unzufrieden.
Anna und auch Paula fuhren eine solide Quali und durften sich auf den Finaltag freuen. Till machte leider zu viele kleine Fehler und obwohl er sich gut fühlte und sicher war, er würde die Top 60 schaffen, hatte er doch keine Chance, das Finale zu erreichen. Till war bitter enttäuscht, enttäuscht über sich selbst. Ein Platz 76, damit hatte er nicht gerechnet!
So blieb die Enttäuschung bei uns allen für eine ganze Weile in unseren Gesichtern. Aber es nützt nichts, wir mussten uns auf das Finale mit Anna und Paula vorbereiten. Anna lag nach der Quali lediglich 4 Sekunden hinter Vali, sie war motiviert! Und Paula konnte ihre erste Qualifikation aus Leogang bestätigen, ein großer, wichtiger Mentaler Schritt für Paula. Sie war richtig motiviert!
Anna sollte den Renn-Samstag am frühen Morgen eröffnen. Sie wollte perfekt vorbereitet in ihren Rennlauf gehen und war bis in die Haarspitzen motiviert. Sie träumte von einer weiteren Möglichkeit, Vali eventuell nochmals schlagen zu können. Bei der ganzen sportlichen Rivalität verstehen sich Vali und Anna extremst gut und haben abseits der Strecke und der Rennen gemeinsam ein Menge Spaß. So sollte Sport aussehen!
Aber es kam leider anders, Anna war so tief in ihrer Konzentration, dass sie tatsächlich ihren Start um einige Sekunden verpasste. Anna war im Ziel sauer, ja wütend, so habe ich Anna noch nie gesehen. Ich wusste gar nicht was passiert war, bis ich oben am Teampit die Geschichte erfuhr. Nun war mir alles klar! Anna brauchte noch einige Momente, aber ihr Fazit war eindeutig.
Am Mittag war nun Paula am Start. Ich wartet wie vereinbart unten im Ziel und beobachtete die Leinwand. Keine Paula? Die Zeit lief und lief und außer der ersten Zwischenzeit kam nichts mehr? Was war passiert? Paula hatte bereits vor der ersten Zwischenzeit einen technischen Defekt und konnte das Rennen nicht weiter fortsetzen. Paula war im Ziel so enttäuscht und traurig, sie hatte so Bock auf das Rennen. Aber that´s racing! Da kann man wirklich nichts machen!
So endeten unsere wundervollen Tage in Andorra nicht unerfolgreich, aber ganz zufrieden waren wir aber auch nicht. Wir kämpfen bei fast jedem WC um die Quali in der Elite. Eigentlich sollte es auch nicht um eine Qualifikation gehen, aber das Feld ist in diesem Jahr so brutal wie noch nie. Schaut man sich die ersten 80 Starter an, kennt man sie doch fast alle. Aber Ausreden zählen nicht und so ging für uns weiter zur nächsten Runde nach Les Gets …
Eure Young Guns
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