Bremsen Downgrade sinnvoll?

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Hallo zusammen,

der Titel lässt mit dem Kopf schütteln und wirkt widersinnig, but hear me out.

Meine Freundin ist seit rund einem Jahr auf dem Mountainbike unterwegs. Zunächst mit dem preiswerten CC Hardtail, doch vor 2 Monaten hat sie sich ein deutlich performanteres Rad zugelegt. Ein Propain Tyee mit Enduro Spec, ehrlicherweise etwas überdimensioniert.
Jedoch bei dem Gebrauchtfahrradmarkt zu der Zeit ein super Angebot und das Rad hat sich soweit bewährt, auch wenn es wohl vorerst nicht an sein technisches Limit getrieben wird. Das Rad ansich ist echt top und vermittelt viel Sicherheit auf unseren Aachener Hometrails.

Wir waren jetzt zuletzt auch mal in etwas höheren Gefielden unterwegs, wo es schonmal relativ steil auf trockenem, losen Untergrund in Kurven hineinging. Dabei zeigte sich folgendes Problem: Die Vierkolben Shimano Zee Stopper in Kombination mit 180er Scheibe am Hinterrad und einem ziemlich verschlissenen Magic Mary am Hinterrad sorgten für ein unkontrolliert ausbrechendes Heck und vermittelten mehr Schrecken als Sicherheit... Ihrer Aussage nach brauchte sie den Bremshebel nur minimal belasten und das Heck war ausgebrochen.

Die eigentlich Frage lautet daher: Hat schonmal jemand das Gefühl gehabt, seine/ihre Hinterradbremse wäre zu stark bzw. kaum dosierbar bei wenig Grip? Welche Maßnahmen haben da effektiv geholfen? Ist es Übungssache oder kann man hier gezielt irgendwas up- oder downgraden?

Hier kommen natürlich viele Faktoren zusammen:
  • steiler und ungriffiger Untergrund
  • nervöser Bremsfinger bei Kombination aus steil + kurvig
  • starke Stopper (Vierkolben, 180 mm)
  • Geringes Fahrergewicht (~50 kg)
  • Verschlissener Reifen

Der frische Reifen wird natürlich früher oder später auf der Tagesordnung stehen, aber ich bin mal gespannt auf eure Erfahrungen.
 
Ich würde beim Reifen anfangen und mal nen neuen montieren. Muss ja eh...
Bremse wenn dann nicht downgraden im Sinne von schlechter/kleiner sondern ein besser dosierbares Modell wählen
 
Was vielleicht auch noch interessant ist, der Vorbesitzer hatte eine Kombination aus Shimano Zee Hebel/Satten mit Magura Scheibe verbaut, außerdem sind mindestens hinten metallische Beläge drauf.

Es gibt einen Vergleichstest aus dem Jahr 2018 (Quelle: enduro-mtb.com), wo folgendes geschrieben wurde:
Der lange Hub der Kolben macht eine schleiffreie Einstellung einfach und dank Servo Wave-Technologie liegen die Beläge schnell an der Scheibe an und werden dann langsamer dagegen gedrückt, um eine gute Dosierbarkeit sicherzustellen. Die vier Kolben (16/18 mm groß) mit den längeren Bremsbelägen sorgen auf dem Trail im Vergleich zur XT oder DEORE für bessere Dosierbarkeit, aber auch für mehr Power, wenn man sie braucht.

Das entspricht so gar nicht der Erfahrung die wir damit gemacht haben:
Schleiffreies Einstellen ist nahezu unmöglich und die Dosierbarkeit scheint insbesondere hinten nicht so toll zu sein.
 
Die eigentlich Frage lautet daher: Hat schonmal jemand das Gefühl gehabt, seine/ihre Hinterradbremse wäre zu stark bzw. kaum dosierbar bei wenig Grip?
ja ich. MT7 am Hardtail hinten mit 203er Disk und zweiteilige Magura Beläge. Das war kaum zu dosieren ;)
Jetzt mit 180er Scheibe und den normalen Trickstuff Belägen gehts viel besser.

Kleinere Scheibe und schrottige Beläge sollten helfen ;)
 
Standardantwort in jedem 3. Bremsenthread :lol: (...)
Korrektur
Shimanos sind allgemein ziemlich digital. Ist so.
Hmm, meine nicht, was mache ich falsch 😄
🆗 die Metallbelaege kenne ich nicht, ich fahr immer die organischen ... Scheibe 160mm oder vll sogar nur 140 (ist zwar im Aftermarket etwas exotisch, aber vll hat einer eine uebrig aus einem neu-CX oder Gravel der direkt auf 160 umgeruestet hat ... )
 
War Fahrtechnikkurs und richtig bremsen schon?
07XWjt.gif
 
Der frische Reifen wird natürlich früher oder später auf der Tagesordnung stehen...
Nein, sofort! Und dann nochmals sehen, wie es ist. Anschliessend höchstens an der Dosierbarkeit arbeiten (Beläge). Das ist schon ein wichtiger Punkt, der Vertrauen schafft und mit überschaubaren Kosten verbunden ist.

Aber gezielt schwächer machen - nein, nie im Leben!
 
Die eigentlich Frage lautet daher: Hat schonmal jemand das Gefühl gehabt, seine/ihre Hinterradbremse wäre zu stark bzw. kaum dosierbar bei wenig Grip? Welche Maßnahmen haben da effektiv geholfen? Ist es Übungssache oder kann man hier gezielt irgendwas up- oder downgraden?

Es gibt keine zu starken Bremsen, es gibt höchstens Bremsen mit einer zu geringen Modulation bzw. Fahrer die mehr Modulation möchten oder auch brauchen als die Bremse bietet. Ich bin großer Fan von SRAM und Hope weil die Bremsen sehr gut dosierbar sind. Gezieltes Upgrade sind wie immer Reifen. Das ist der Kontaktpunkt zum Boden und damit wichtiger als viele andere Komponenten an so nem Rad.

Loser Untergrund und ausbrechendes Hinterrad kann natürlich auch einfach ausbaufähige Bremstechnik sein.
 
Auch wenn es der Punkt ist, der mit dem höchsten Aufwand zu verbessern ist - sage ich.
Es liegt vor allem an der Bremstechnik.
Üben, üben, üben und nicht nur dem Freund hinterherhetzen müssen helfen da.
Es gibt Leute, die fahren mit Semislick im Regen und kommen - wenn die Fahrtechnik passt - vernünftig runter.

Das wird schon 8-)
 
Ist es Übungssache oder kann man hier gezielt irgendwas up- oder downgraden?

In erster Linie ist es Übungssache und auch beim Bedarf an einem neuen Reifen schließe ich mich an.
Umbauen würde ich sonst nix - denn eigentlich gilt: Bremsleistung kann man nie genug haben.

Edit: Es sei denn, Ihr tauscht Eure Zee gegen meine MT2 Next! B)
Die lässt sich auch super dosieren und ist auch schön leicht! :winken:
 
Resinbeläge drauf und neue Reifen, Bremsgriffe fast waagerecht und den Druckpunkt direkt am Lenker - neulich hatte ein Pro seine Bremse extra so eingestellt am VR, damit er nicht überbremst.

Klar, eine Guide R v + h hätte einen ähnlichen Effekt, aber dann darf sie das Bike nicht mehr in die Sonne legen.
 
Metallbeläge und Shimano Bremsen finde ich nicht ideal zu dosieren, vielleicht erstmal Organische?
Nein, sofort! Und dann nochmals sehen, wie es ist. Anschliessend höchstens an der Dosierbarkeit arbeiten (Beläge).
nach dem reifen mal irgendeinen Belag mit wenig bremskraft ausprobieren. also zum beispiel den ganz billigen von Shimano.
Resinbeläge drauf und neue Reifen

Das mit den Resinbelägen kann ich bestätigen, die sind um einiges besser zu dosieren als die gesinterten.
Zumal die billigen von Shimano wirklich nicht die Welt kosten.
Dazu noch neue Reifen und deine Freundin sollte happy sein.
 
@zoltaaaan :
Bei 50 kg wird hinten auch eine 160er Scheibe genügen, das reduziert die Bremskraft um ca. 10%. Die gibts sehr oft unbenutzt/ wie neu im Bikemarkt.
Dazu kann ich folgende Beläge empfehlen, die eine sehr harte organische Mischung haben und deshalb extrem gutmütig ansprechen, bei sehr guter Haltbarkeit:

https://www.swissstop.ch/de/brakepads/discbrakes/disc27/disce/
Darüber hinaus vermindert sich die Bremskraft an Servowave Bremsen, wenn der Bremshebel näher zum Lenker gestellt wird. Das bewirkt eine veränderte Anlenkung des Geberkolbens, die Bremse wird gutmütiger.
 
ich würde mich einigen Vorrednern anschließen. Zu allererst einen neuen Reifen drauf (denke da sollte wohl ein Hans Dampf, Dissector, o.Ä. dicke reichen) und dann an der Bremstechnik feilen.

Meine Freundin hatte auch Probleme mit einer "On-Off" Bremse bis wir dann mal intensiv das Bremsen in abschüssigem Geläden geübt haben. Ganz gut geholfen hat hierbei die Bremse im Nebenhergehen so weit zu ziehen, bis das Rad blockiert hat. So hat sie ein super Gefühl für den Druckpunkt der Bremse bekommen.

Im Anschluss bei Gefälle das Tempo konstant langsam zu halten ohne ein Rad zu blockieren.

Die 180er Scheibe mit der Zee sollte da nicht das Hauptproblem sein.

Ansonsten: Fahrtechnikkurs :)
 
Danke für die vielen Antworten!

Also bestätigt ihr mir eigentlich, dass alle eingangs genannte Faktoren einen negativen Einfluss haben.
Eigentlich treffen alle Antworten irgendwie zu.

Fahrtechnik: Sie hat einen Anfängerkurs auf dem alten Hardtail gemacht und Grundlagen bzw. Theorie dahinter hat sie soweit verstanden und gebremst wird mit einem Finger. Das Problem ist natürlich, wenn man an einer steilen Stelle eine Linienwahl für Kurven bzw. Anlieger finden muss, da macht bei ihr der Kopf häufig zu. Überbremsen und Körperschwerpunkt hinten sind die Folge. Da hilft vermutlich üben, üben, üben. Vor allem Anlieger wollen wir demnächst mal mehr üben, denn da wird sie meist sehr unsicher.

Jetzt im Urlaub, wo wir an viele steile Stellen auf trockenem, rutschigen Untergrund waren, war das Thema Überbremsen eher schon die Ursache für weitere Unsicherheit und nicht allein die Folge von Unsicherheit bzw. falschem Handeln. Sie ist zum Teil mit guter Körperhaltung losgefahren, hatte eine Linie gewählt und wollte allein die Geschwindigkeit kontrollieren, da blockierte ungewollt das Hinterrad. Daraufhin hat sie dann die Bremse weiter gezogen und ist nach hinten gegangen.

Da werden wir in weniger steilem Gelände Stück für Stück dran arbeiten und die Fahrtechnik verbessern.
Aber das steht wohl außer Frage, dass man mit perfekter Fahrtechnik hier weniger Probleme hat!

Was mich da mehr interessiert hat, war eure Einschätzung auf der technischen Seite.
Da schon mehrere Interesse an der Zee bekundet haben, fühle ich mich darin bestärkt, die erstmal nicht abgeben zu wollen ;)
Entlüften werden wir bald auch mal machen, da der Hebel vor allem hinten mMn doch recht schwammig ist.
Interessant finde ich vor allem die Erfahrungen zu Resin Pads, ich denke das werde ich ihr mal vorschlagen. Ich würde generell auch gerne wieder auf Shimano Scheiben umbauen, weil ich das Gefühl habe, dass da extrem wenig Luft ist. Schleiffreies Einstellen ist fast unmöglich und hat mich echt viel Zeit gekostet. Sind Magura Scheiben dicker? Gibt es da Probleme mit der "hebelstellungsabhängigen Bremsübersetzung", so würde ich ServoWave mal verstehen? Wenn die Pads schon in dem Bereich, in dem sie viel Weg bei wenig Input machen, mit der Scheibe in Kontakt kommen, stelle ich mir das noch schlechter dosierbar vor.

Ich werd mich dann auch mal mit der Reifenfrage auseinandersetzen und mit ihr überlegen, was sie denn so haben möchte. Ich selbst fahre z.B. Maxxis Assegai/Minion DHR 2 (vorne/hinten) und bin damit zufrieden, habe aber auch wenig Erfahrungswerte. Mal schauen, ob wir ihr wieder die Marys aufziehen oder ich sie auch von Maxxis überzeugen kann.

Also:
1. Üben, üben, üben (Schleifpunkt, Kurve, Anlieger, Gefälle)
2. Frische Reifen
3. Scheibe/Beläge austauschen (Shimano Scheibe und dosierbare Resin Pads)
 
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