Dass die MiCo, in allen Ausführungen, nicht immer ein Quell der Freude ist braucht hier ja nicht mehr diskutiert werden. Im Folgenden werde ich versuchen ein paar Maßnahmen zu erörtern die hier durchaus Abhilfe schaffen können (gab halt wieder einige Anfragen über PM). Anwendbar ist dies auf die Totem, die Lyrik und begrenzt auch für die Boxxer. Etwas handwerkliches Geschick vorausgesetzt lässt sich durch diese Veränderungen der Charakter der MiCo erheblich verbessern. Nach Demontage der MiCo (hier Lyrik) ergibt sich folgendes Bild:
Zuerst werden der Sprengring, die Feder und der Shim des Rücklaufventils entfernt
Wichtig ist das vor den weiteren Arbeiten die HS Druckstufe ganz rausgedreht wird, dies entspannt die Feder weitestgehend und die Fingernägel bleiben eher mal heile.
Der in meinen Augen schwierigste Schritt steht nun an, die Demontage des Basevalve. Der von RS verwendete Kleber ist schon hartnäckig, ohne Temperatur geht da i.d.R. nichts. Ich spanne die gesamte MiCo mit der Nase des Basevalve in die Drehbank, dann wird die Hülse so weit wie möglich zurückgezogen so das ein schlanker 13er Maulschlüssel auf die darunter liegende Schlüsselfläche passt. Nun das Basevalve mit einem Heißluftgebläse auf Temperatur bringen.
Nun sollte sich das Basevalve von der restlichen Baugruppe trennen lassen, der Teilehaufen hierzu ist unten abgebildet.
Hier offenbaren sich zwei wesentliche Baustellen der MiCo, die Verstellung der HSC und die Anordnung der Ports im Basevalve. Beide Bauteile spielen sich bei der Verschlechterung der Druckstufe die Bälle zu, werden hier aber erst mal getrennt betrachtet.
Da wäre als erstes die flächige Auflage des Shims auf den drei Ports. Diese Anordnung sorgt für ein mehr oder minder digitales Öffnungsverhalten, vor dem Öffnen der HSC Shims greift der Druck nur auf der Portfläche, unmittelbar danach jedoch auf der gesamten Shimfläche! Da sich zwischenzeitlich an der Federkonstante der Shims ja nicht so viel geändert hat bleibt dem Shim nichts anders übrig als sprunghaft weiter zu öffnen. Nicht das was man sich so wünscht. Abhilfe schafft hier eine umlaufende Nut (ca. 1mm tief), nun verteilt sich der Druck immer gleichmäßig auf den Shim, ohne Flächenänderung während des Öffnens. Das ist so nichts neues, bei der Boxxer 10-14 ist das so schon gemacht (rettet es aber auch nicht…)
Nun zu dieser Baugruppe
Diese beiden, leider nicht ganz massefreien, Teile sollen ja die HSC beeinflussen. Die Idee mag ja auf den ersten Blick brillant sein, leider hatte die Physik da wieder mal ein paar Tricks in der Hinterhand um uns doch noch ein Beinchen zu stellen. Zum einen ist diese Federbauform denkbar ungeeignet um die Dämpfungskennlinie in gewünschter Form zu beeinflussen, zum anderen haben wir es hier mit einem Feder-Masse-Schwinger zu tun. Die Wechselwirkung zwischen der Rückstellkraft der Feder und der Öffnungskraft der Shims ist nicht mehr gegeben wenn die Anregung die Eigenresonanz des Systems erreicht. Genau das passiert hier aber, bei der Lyrik was später, bei der Boxxer eher früher. Soweit das theoretische Gequatsche, real sieht das nun so aus: Der Hit auf das Vorderrad drückt das Öl gegen die Baseplate, die Shims sehen sich nun gezwungen dem nachzugeben und öffnen Ihre Pforten. Geschieht das nun schnell genug hebt die Aluhülse von den Shims ab. Pech ist dann nur wenn die Hülse genau dann wieder, nach dem ballistischem Ausflug, auf dem Shim dengelt wenn dieser gerade wieder öffnen möchte um die nächste Wurzel/Bremswelle/Brocken oder was auch immer abzufangen...
Im Klartext: Das Zeug wird nicht wieder eingebaut. Anstelle dessen besorgt man sich ein paar Shims und passt das System so an, dass die Verstellung der Druckstufe nur über die LSC gemacht wird. Hier muss aber noch einiges an Shims drauf gestapelt werden.
Für Stolperbiker wäre dann noch eventuell die Modifikation der LSC (schließt ja im Serienzustand nicht komplett) sinnvoll aber dazu ist ja bereits einiges geschrieben worden.
Bis hierhin ist das ja alles noch kalter Kaffee, wurde ja schon mal vorgestellt worden. Auch brauchen Totem Nutzer, ab hier, nicht weiter zu lesen. Für Lyrik und Boxxer jedoch wird es nun noch mal spannend. Bisher wurde nur betrachtet wie das Öl in den oberen MiCo Raum kommt, um den Rückweg habe ich mir selber auch recht lange keine Sorgen gemacht. Es fiel jedoch auf, das eine modifizierte Totem um Längen besser geht als die Lyrik. Hydraulisch gesehen gibt es nur einen relevanten Unterschied: Der Bauraum um das Rücklaufventil in der 35er Gabel. Das Bild unten veranschaulicht die knappen Platzverhältnisse zwischen Shim und Standrohr und der ‘Nase‘ der MiCo (bei einer Lyrik)
Viel Platz ist da nicht mehr, die Lyrik hat einen Innendurchmesser von 31mm der Shim lässt mit seinen 29mm nicht mehr viel Platz
Hätte die Lyrik einen vorgespannten IFP würde das vielleicht noch funktionieren aber so gibt’s nun reichlich Unterdruck im Raum unterhalb der Baseplate. Wirklich böse wird das bei der Boxxer, die hat nur noch 30mm Innendurchmesser (Wandstärke Boxxer 2,5mm; Lyrik 2,0mm) aber den gleichen Rücklaufshim, bleiben also 0,5mm Ringspalt mit zwei fetten Umlenkungen. Dazu kommt das die Boxxer eigentlich hier eher größere Querschnitte bräuchte, die (unnötig) fette Kolbenstange beschert dem System einen fast x1,7 höheren Durchfluss (Vergleich zur Lyrik/Totem mit 14er Schaft).
Zusammengefasst: das Öl kommt zwar ohne Problem in die MiCo aber nicht schnell genug zurück. Es entsteht kurzfristig ein Unterdruck, Ausgasen des Dämpferöls ist die Folge, eine halbwegs reproduzierbare Dämpfung ist so kaum zu erreichen. Einen prima Milchaufschäumer könnte man jedoch daraus bauen.
Jetzt gilt es einen Weg zu finden das Öl ohne große Widerstände zurück unter das Basevalve zu bekommen, außen herum geht da mal nichts, da ist ja das Standrohr. Auf den Shim können wir auch nicht verzichten, bleibt nur noch die Flucht nach innen. Steht ja nirgendwo das die ‘Nase‘ der MiCo nicht angepackt werden darf. Umgearbeitet sieht das dann so aus.
Andere Ansicht
Das schafft nun reichlich Platz für’s Öl und ist beim Dreher/Fräser um die Ecke meist für kleines Geld zu realisieren. Ab nun kann die MiCo knall hart geshimt werden, liefert richtig Feedback, ist jedoch viel komfortabler.
Nur sollte ab jetzt der Einsatz von Loctite (für die Sicherung des Basevalve) mit Bedacht gewählt werden, der Trick mit der Drehbank, zum Lösen des Basevalve, kann man nun nicht mehr anwenden. Ich würde auch, abweichend vom Foto, die Schlitze in der Nase mittlerweile etwas kleiner wählen…
Um das mit dem Rücklauf mal auf die Spitze zu treiben habe mal einen neues Basevalve machen lassen, das werde ich alsbald dann auch mal vorstellen.