Moorpackung im Kellerwald 2016
Nachdem wir heute den
SKS Marathon in Sundern gekniffen haben, nutze mal die gesparten Körner für einen Bericht aus dem Kellerwald von letzter Woche:
2012 hatte ich zu ersten mal die Idee, ein Langestreckenrennen zu fahren. Im Kalender fand sich ein Marathn in Nordhessen am Bielstein. Ich bin mit einem auf dem Weg gebraucht gekauften Hardtail dort angereist stand im Dauerregen am Abend im Anmeldezelt und hatte gerade die Anmeldung und die letzten Nudeln verpasst. Auf meine Frage nach dem Zeltplatz erntete ich viel Mitleid und wurde dann mit Bier, einer Mahlzeit und einem Schlafplatz direkt auf dem Gelände im DRK Zelt versorgt. Das Rennen war dann eine familiäre Schlammschlacht mit überschaubaren 24 Startern, von denen auch einige im Schlamm stecken blieben. Irgendwie schafte ich es aber bis ins Ziel, was mir für den diesjähringen Kellerwald Marathonm auf jeden Fall Zuversicht gab. Die Gastfreundschaft von damals verbindet natürlich, so dass ich seit dem immer wieder gerne zu den Marathonrennen (Damals noch im Nord Hessen Cup) in Hessen fahre. Dieses Jahr hat mich Steffi auch noch zusätzlich motiviert, also wurde nun zum 3. Mal ein Besuch im Kellerwald geplant.
Die Anreise aus dem Ruhgebiet hatten wir schon am Samstagmittag gestartet, um morgens ohne Stress am Start zu stehen. Die dunklen Wolken auf dem Weg waren schon die Vorzeichen auf das Wetter in Gilserberg … Als wir noch (etwas naiv) die Zeit nutzten wollten, um einen Spaziergang auf der Strecke zu unternehmen, wurden wir, nach wenigen hundert Metern völlig durchweichten Wiesen, auch schon von einem ordentlichen Gewitter eingeholt und konnten uns mit nassen und matschigen Füßen (Steffi hatte schlauerweise einen Regenschirm dabei) noch zurück in die Halle retten, bevor es richtig los ging.
Dort gingen wir erst mal die Anmeldung klären. Mit den nassen Füßen und mit Blick aus dem Fenster kamen Zweifel und Erinnerungen, so dass ich mich von der Langstrecke auf die „kurze“ 80er Runde ummeldete. Danach gab es erst mal warme Gedanken und leckere Nudeln, während wir diverse Wetterdienste im Smartphone verglichen. Die Tendenz war aber deutlich: Sonntag wenig bis kein Regen und 2-9 Grad, über Nacht durfte aber noch ordentlich was runterkommen. Marco, Steffan und Marie tauchten dann auch noch auf, so dass wir uns gegenseitig noch Mut und Zuversicht einreden konnten. Alle drei wollten aber die 40 km Runde fahren, am Start sollten wir uns also nicht sehen. Insgesammt werden sogar 9 Fahrer vom DIMB Racing Team im Rennen sein.
Mit dem Bauch voller Kohlenhydrate & Bolognese sind wir dann zu unserem gebuchten Zimmer in das Hotel „Schöne Aussichten“ gefahren, begleitet von heftigem Regen und Blitzen, am anderen Ende des Himmels aber Sonne und sogar einem famosen Regenbogen, der die Gedanken an den tiefen Matsch wieder etwas egalisierte. Nach einem fundierten Fachgespräch über die Kleiderwahl für den nächsten Tag (Ich entschied mich für die lange Hose, dünne Jacke und warme Handschuhe) gab es noch eine entspannten Film & Chips Abend. Auf dem Hotelflur hörte man ab und an einen Freilauf Rasseln, anscheinend hatten noch ein paar andere Biker diese schöne Aussicht gebucht…
Am Sonntagmorgen ging der Wecker unerwartet früh, ausschlafen gibt es wohl nicht. Das Frühstück war lecker und ausreichend. Ich hatte nur mittelmäßig Hunger, irgendwie ist da doch immer wieder diese Aufregung vor dem Start. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich überhaupt hier bin. Dann läuft alles wie geplant, keine Klamottendiskussion mehr, packen, ab ins Auto nach Gilserberg, diesmal OHNE Regen, das war schon mal sehr positiv. Wir haben im Ort einen super Parkplatz gefunden, alles klargemacht & warmgefahren, Steffi hat doch noch zwei Mal die Jacken und Schuhe gewechselt, aber wir hatten genug Zeit und standen super pünktlich und zuversichtlich am Start. Von oben war es trocken und die Straße war auch nicht matschig. Countdown, losrollen, dumme Sprüche aufsagen, dann ist die Konzentration auch schon da, wo sie sein soll. Bei der Langstrecke bin ich am Anfang immer etwas zurückhaltend, bin aber diesmal etwas zügiger gestartet und wollte mal sehen, wie das so läuft.
Das Training war dieses Jahr, wie immer, wenig optimal und eher dem Zufall des Alltags geschuldet, es gab keine Strategie, also treten und sehen was passiert. Nach der Einführungsrunde, ich positioniere mich im Mittelfeld, legt sich auch die Aufregung und langsam komme ich in den Tritt. Die erste lange schöne Steigung macht mir schon deutlich, auf was ich mich hier eingelassen habe, aber bis dahin ist es noch einigermaßen fahrbar. Dem Schotterweg hatte der Regen wenig geschadet. Alles änderte sich, als die ersten Trails unter den
Reifen kommen. Da war alles feinster Matsch, der Boden schön aufgeweicht, die Fahrer vor mir hatten schon ganze Arbeit geleistet und gut umgerührt. Nach ca. 20 Minuten rächte sich schon der erste Griff zur Trinkflasche mit einem schlammverschmierten Handschuh. Ich schwöre mir: nächstes Mal nehme ich wieder die Trinkblase und dazu ein Schutzblech. Ach ja, auch Überschuhe.
Die erste Runde ist aber im Ganzen noch gut fahrbar. Ich bin motiviert und trete auch im Schlamm bergauf was geht. Bergab ist zu Beginn ziemlich Stau, da rollt es erst mal wenig, ich nutzte die Zeit zum regenerieren, überholen scheint unsinnig, der fahrbare Bereich reduziert sich auf einen sehr schmalen Streifen, ein Biker reiht sich an den anderen, einige steigen auch mehr oder weniger kontrolliert ab.
Das Feld zieht sich aber nach dem ersten Downhill schon deutlich auseinander, so dass es dann ganz gut geht. Ich suche mir bergauf immer wieder einen Fahrer, an den ich mich dranhängen kann und quäle mich die Berge hoch. Bergab ist es jetzt auch nicht mehr so voll, die Fahrtechnik lässt grüßen und ich kann in jedem Downhill ein bisschen aufholen, was ich bergauf reißen lassen muss. Der Nachteil ist, dass die Geschwindigkeit bergab auch gleichzeitig Schlamm und Schlamm und Schlamm bedeutet. Die Trails sind teilweise kleine Bäche, und je schneller, je dreckiger werde ich. Als Brillenträger ist das besonders spaßig. Also Gewicht nach hinten, Vorderrad laufen lassen,
Bremsen vermeiden wo es geht. In einigen Abfahren kann ich auch gut überholen, das macht doch sogar Spaß…
Auf den Wiesenstücken mischt sich der Schlamm noch mit Gras, so dass sich im Hinterbau meines Epic ein großer Schlammpfropfen bildet, der Umwerfer und Kettenblätter umschließt. Die Gelegenheit nutze ich, um im Stillen die Vor- und Nachteile der 1x11 Schaltung mit mir selbst zu diskutieren. Komischerweise schaltet der Umwerfer auch noch, wenn man Ihn nicht mehr sieht. Die Kette zieht sich oben in den Schlamm rein, unten kommt Sie wieder raus und ist damit auch immer gut geschmiert ;-). So trete ich mich also durch die erste Runde und stoppe im Zielbereich direkt am Bikewash, um den schlimmsten Schlamm zu entfernen.
Das erweist sich bald als Zeitverschwendung, denn nach kurzer Zeit sieht das Rad wieder genauso aus, langsam gibt auch der Umwerfer auf und muss immer wieder zum runter schalten mit einem Fußtritt überredet werden. Die Strecke hat inzwischen auch durch die Fahrer der Kurzstrecke deutlich gelitten, es hat aber zwischendurch nur noch kurz geregnet und ab und an kam sogar die Sonne raus. Das fahren im Schlamm erweist sich aber als zermürbend, und zwei Steigungen, die in der ersten Runde noch eben fahrbar waren, wurden dann teilweise zu Fuß bewältigt. Zudem hatte ich in der Hektik des Bikewash vergessen, meine Flasche aufzufüllen. Es folgten also 25 trockene Kilometer mit einem klebrigen Powergel bis zur ersten Verpflegungsstelle.
Den Rest konnte ich dann richtig genießen, da ich ja gleich fertig war und mir dieses Jahr die 3. Runde erspart blieb, und versuche zumindest die Gruppe vor mir nicht zu verlieren.. Ich traf immer wieder auf die gleichen Mitstreiter, das Spiel der ersten Runde wiederholte sich. Bergab konnte ich immer wieder aufschließen und am Ende sogar noch ein paar Plätze gut machen. Ich kam nach 4 Stunden 55 Minuten sogar noch vor den Siegern der Langstrecke ins Ziel (Die waren auch schon mal schneller), so dass ich dort neben meiner Wurst auch noch eine Siegerehrung bestaunen konnte. Auch das macht die „kürzere“ Runde attraktiv: im Ziel ist noch was los… Steffi kam auch bald darauf, so dass wir noch zusammen die kulinarischen Köstlichkeiten genießen konnten.
Also alles in allem war das mal wieder eine super feine Veranstaltung, top organisiert und mit vielen netten Leuten! Ich komme sicher nächstes Jahr wieder. Denn Schlamm habe ich ohne Sturz und Kettenklemmer überstanden, das war auch schon mal anders. Und irgendwie ist es auch schön, so dreckig zu sein. Der Schlamm ist die Medaille des Mountainbikers. Als Belohnung kaufte ich mir also direkt noch eine zweite Wurst und war sehr zufrieden.
Hier noch die Ergebnisse der DIMB Racer, dabei sogar 2x Podium!
40 KM
Horst Köhne Sen III-m AK 2.
Stefan Grosse Sen I-m AK28.
Marco Truschel Sen I-m AK 30.
Tobias Frettlöhr Sen II-m AK 75.
80 KM
Lars Woyna Sen I-m AK 9.
Martin Kaster Sen III-m AK 9.
Jens Lückhof Sen II-m AK 17.
Irene Woyna Sen I-w AK 1.
Sebastian Schlecht Sen II-m AK 30.
120 KM
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