Die Situation in den Alpen

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29. Juli 2005
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Innsbruck
Nach den Diskussionen in den letzten Tagen denke ich ist es Zeit auch mal etwas Positives zu berichten. Ich habe heute etwas mit Freunden herumtelefoniert und bin selbst im Zillertal eine längere Tour gefahren.

Obwohl es bestürzend ist, was im Westen Tirols und Vorarlberg und der Schweiz in diesen Tagen abgeht, möchte ich doch all jene beruhigen die in dieser Woche noch auf Alpencross gehen oder in die Berge zum Biken fahren. Die meisten Schäden die östlich von Imst angerichtet wurden waren ja Produkt der Niederschläge im Westen Tirols (der Inn schwappte über). Auch sonst sind oft sehr punktuell Schäden und man sollte in jedem Fall davon ausgehen, dass sich die Lage Großteils auch rund um die Hochwassergebiete wieder normalisiert hat. Kritisch ist insbesondere eben das Lechtal, das Paznauntal, der Arlbergtunnel und die Strasse am Reschen bzw ins Engadin bei Pfunds.

Ansonsten ist fast alles wieder offen.
Von Deutschland ist die Anreise mit dem Auto erst mal kein Problem mehr. Fernpass, Scharnitz, Achenpass und Inntalautbahn sind wieder normal offen. Baustellen gibt es da ja immer :rolleyes:

Auch die Übergänge Timmelsjoch, Brenner, Geiseljoch, Tuxerjoch, Pfitscherjoch etc sollten ganz normal befahrbar sein. Wer sich nicht sicher ist sollte einfach bei der Hütte seiner Wahl anrufen. Der Boden ist zwar auch nach den letzten beiden Sonnentagen etwas weich (und im Wald zum Teil Schlamm!), aber das ist nicht gefährlich und ich hasse die Staubpisten eh wie die Pest. Wer auf Schotter fährt wird von den Regentagen des Wochenendes nichts mehr merken, denn die breiten Wege sind schon abgetrocknet. Ausserdem wird sich ab Samstag das langersehnte Azorenhoch mit 30 Grad über den Alpenraum stülpen.

Also nochmal: insbesondere östlich von Innsbruck könnt ihr eure (Alternativ-)Routen ganz normal angehen. Es wird sogar das beste Wetter seit Wochen erwartet! So schnell kann´s gehen in den Bergen.

Ich wünsch den Bikern die jetzt endlich loslegen können viel Kraft und den Hochwasseropfern noch viel mehr...... :(
 
Nach einem Telefonat mit der Alpinen Beratungsstelle der Kurverwaltung Oberstdorf, das zum Ergebnis hatte, morgen wieder anzurufen, habe ich mich entschlossen eine E-Mail an Radsport Heckmair zu senden:

Weil es vielleicht von allgemeinem Interesse ist, möchte ich den Schriftverkehr hier im Wortlaut reinstellen.

Hallo Herr Heckmair,

ich wende mich an Sie, weil Sie - als in Oberstdorf Ansässiger - vielleicht verlässlichere Informationen haben, als die momentan in den Medien und dem Internet verfügbaren.

Vielleicht können Sie uns (drei Radlern aus Mannheim) einen Rat zu unserer für kommenden Samstag geplanten
Alpenüberquerung Startetappe geben? Wir wollten durchs Rappenalptal und über den Schrofenpass.

Wissen Sie ob das momentan oder am kommenden Samstag (27.08.2005) möglich ist?

(Momentan gibt es im Internet in den entsprechenden Foren viel Diskussion aber nichts Verlässliches.)

Es wäre uns eine große Hilfe, vom Pionier der Alpenüberquerung dazu eine Einschätzung zu erhalten, wenn es Ihre Zeit erlaubt?

Mit freundlichen Grüßen aus Mannheim
Jürgen L. (b-r-m )



Hallo Jürgen,

Leider muss ich euch sagen dass das Rappenalptal nicht mehr erreichbar ist und sich so schnell daran auch nichts ändern wird. (nicht in den nächsten 2 Wochen)

Also momentan ist nichts mit dem Schrofenpass. Die Lage in Lech und im Montafon ist aber auch nicht besser.

Unser Rat „ Dieses Jahr nicht mehr“

So Leid mir es tut aber daran ist Vorerst nicht daran zu denken.

Grüsse Michl Heckmair
 
Oberstdorf ist sicherlich nicht vernünftig derzeit, das Nämliche gilt für Garmisch. Alel anderen "klassischen" Startpunkte sind aber problemlos erreichbar (Mittenwald über den Walchensee anfahren, Ehrwald über Füssen um jeweils Garmisch und Eschenlohe zu umgehen, wo es noch zu Verkehrsproblemen kommt).
 
trautbrg schrieb:
Wir sind gestern mit dem Auto von MUC über GAP und
den Fernpass gefahren.
Eschenlohe und Garmisch sind kein Problem mehr.
Auch Fernpass null Problemo.

Ciao
Wolfgang
http://www.m97.de


ist garmisch - imst offen? laut adac durchsagen war es gestern abend ncoh gesperrt!


coffee
 
Fernpaß war heute Früh offen, ich weiß aber nicht, ob das "nur" für die Verbindung Füssen-Fernpaß oder auch für Garmisch gilt. Wenn trautberg schreibt, daß er gestern da durch ist, dann wird wohl auch dieser Teil offen sein => www.ADAC.de !!!!
 
bin gestern zweimal über den absolut offenen Fernpass
und das ebensolche GAP. Wir fuhren zunächst bis Tössens
(kurz vor Kajetansbrücke am Reschen) und dann ins Ötztal.
Ab Tössens war Reschenpass gesperrt (nur für Local offen)

Ciao
Wolfgang
http://www.m97.de
 
kommt darauf an was du meinst: hangrutsche gibt es in den bergen eigentlich jeden sommer und überall zu sehen. sind einfach eine begleiterscheinung von starken regenfällen in steilen gebieten. diese muren gibt es eigentlich in kleinem ausmaß immer wieder. und du wirst im gebiet um imst bestimmt einige davon sehen.

wenn du fragst ob noch die gefahr von hangrutschen/ muren besteht, so kann ich dich beruhigen: muren/hangrutsche gehen immer nur bei sehr starken regengüssen ab (wenn eben soviel wasser in einem hang ist, dass es beim abfliessen das ganze erdmaterial mitnimmt oder es unterfließt und es deshalb abreißt). muren treten nicht tage später auf, wie das etwa bei schneelawinen der fall ist. wenn der hang den regenguss und das eintretende wasser aushält, dann ist nach relativ kurzer zeit das schlimmste abgeflossen. allerdings bleiben die böden feucht, was mit diesem nassen sommer wohl auch mitschuld an der katastrophe hatte. die böden waren eben schon gesättigt.....und dann 4 Tage dauerregen.....
 
Wir waren vom 15.8. ab Innsbruck unterwegs. Nach dem (beinah Schnee)regen beim Schlüsseljoch haben wir das Pfunderer Joch ausgelassen (mit wärmeren Klamotten, als wir sie hatten, ist man aber schon rübergekommen).

Am 18.8. haben wir beim Forcella Ambrizolla ein Mordsgewitter erlebt, nachdem wir schon Schwierigkeiten hatten, den Weg noch zu finden. Der Schlamm/Lehm war an einer Stelle so heftig, dass der Lehm und die Steine unsere Laufräder blockierten!

Am 20. blieben wir dann in San Martino di Castrozza (nach dem Passo Rolle) stecken, weil es goss. Am nächsten Tag sind wir im Regen zum nächsten Bahnhof gefahren. Es ging nach Trento. Immer noch Regen. Der Frau in der Touriinfo war es schon peinlich. Am 22.8. gings in einer Regenpause nach Riva.

Da hats auch geregnet, aber vom 23. bis 25. gabs so gut wie keinen Tropfen und die Wettervorhersagen waren auch optimistisch.

Derweil hatten wir keine Ahnung, dass so ein schlimmes Hochwasser herrscht!

Wir sind vom Brenner in Innsbruck reingefahren. Dort wurde uns gesagt, dass wir die Räder beim Schienenersatzverkehr nicht mitnehmen können. Also sind wir per Rad weiter bis Mittenwald und dann noch bis nach Garmisch Partenkirchen, weil uns gesagt wurde, dass in Mittenwald auch nix fährt. Dort durften wir dann freundlicherweise in den Bus (die armen Bikes...) und ab irgendwo fuhr dann auch wieder ein Zug (14,5 h um von Mittenwald nach Berlin mittels WE-Ticket zu kommen). Zu Hause haben wir erst erfahren, warum!
 
Aktuelle Lage Garmisch (Partnach / Reintal / Reintalangerhütte)

wir waren gestern in der Garmischer Gegend unterwegs. Start am Bahnhof
in GAP, Ziel war die Reintalangerhütte.
Der Radweg südlich der Bahn ist kurz vor der Partnachbrücke gesperrt.
Es gibt aber eine gute und sogar direktere Umleitung zum Skistadion.
Von dort hinter zum Abzweig Partnachalm problemlos. Die Partnachklamm ist
gesperrt. Der weitere Weg von der Partnachalm bis zur Bockhütte auch
absolut problemlos. Lediglich nach der kurzen Abfahrt bei den Holzstegen
ist der Trail nun etwas gröber.
Ab der Bockhütte bis zur ehemaligen blauen Gumpe hat die Partnach den Weg
in grossen Teilen weggefräst. Die Bergwacht und Charly Wehrle, der Hüttenwirt
der Reintalangerhütte, mit seinem Team haben aber hier schon wieder
perfekte Arbeit gemacht und den Weg soweit instand gesetzt, daß man bis
auf zwei ganz kurze Schiebestücke wieder alles durchfahren kann.
Die blaue Gumpe ist leider für immer verschwunden. Der natürliche
Steinwall, der sie aufstaute, wurde vom Hochwasser durchbrochen. In diesem
Bereich hat sich die Partnach ein neues Bett gegraben.
Ab der ehemaligen blauen Gumpe bis zur Reintalangerhütte ist der Weg quasi
unberührt und fahrbar wie immer.
Für den Hüttenwirt war das Unwetter natürlich eine Katastrophe:
die Gäste bleiben aus.


Ciao
Wolfgang
http://www.m97.de
 
Moin,

bei uns sah es auch nicht rosig aus! Am vorletzten Samstag sind wir in Oberstdorf gestartet: Regen. Abfahrt vom Schrofenpass zu 80% schieben, da alles verschlammt und glitschig nass war. Dann ab St. Anton am nächsten Tag wieder einen ganzen Tag im Regen. Auf der Heilbronner Hütte traf man sich mit Gleichgesinnten "feuchten" Bikern. In Ischgl haben wir den Tag beendet. Biker, die vom Fimberpass herunterkamen, berichteten uns von katastrophalen Schlammwegen.

Nachdem wir am 3. Tag keine trockenen Klamotten mehr hatten und die Aussichten für mind. 3 weitere Tage genauso aussahen, sind wir zum Gardasee runtergedüst. Zwar Abbruch des Alpencrosses, aber ab dem 2. Tag dort unten trocken und zum Teil viel Sonne.

Leider habe ich mir dann bei der Abfahrt von San Giovanni das Schlüsselbein gebrochen und Schädel - und Rippenprellungen zugezogen. Meine Bikesaison 2005 ist damit leider beendet. Wünsch Euch einen schöneren Ausklang! :cool:
 
Hallo,

am Freitag wollte ich noch nach einer Tour hier schreiben, dass es nicht so dramatisch sei, denn während in einem Tal absolut keine Schäden vorhanden waren, waren im anderen ein paar Bäche überm Weg, was aber nicht soo schlimm erschien.


Aber Sa und So wurde ich dann zunehmend grantiger :mad: , weil überhaupt nix normal lief. Zwar lags großenteils auch am Regen, der erst So mittag nachlies, von Sonne gar nicht zu reden, aber die Wegesituation ist greislig :-(

Bäche haben sich über Wege gelegt und schöne Weglein zu metertiefen Rinnen

ausgewaschen oder gleich ganze Muren mitgebracht, deren Überquerung 5-10min in Anspruch nimmt, wenn man nicht hüfttief im Schlamm versinken will.
Einmal kam mir ein ganzer Bergrutsch in die Quere (-> gut 1h Kampf):


Besonders viel Zeit in Anspruch nehmen Wege, die nur noch als Bachlauf existieren, wie z.B. größtenteils der Radweg von Garmisch nach Ehrwald.


Man kann durchaus fahren, aber man muss viel mehr Zeit einplanen, das dauernde tragen und klettern nervt auf Dauer ungemein, und Radlspaß schaut anders aus. Vor allem ehemals schönste Weglein und Pfade sind nur noch für ganz harte überhaupt befahrbar und wenn man gar auf eine Straße ausweichen muss, weils keine Schotteralternativen mehr gibt, dann :kotz:

Jedenfalls möchte ich jetzt genauere Infos über die Wegbeschaffenheit rauhes Joch-Kristberg-Schlappiner Joch-Durannapass. So möcht ich keine Transalp fahren!
 
Schlappiner Joch wird nicht gehen. Die Straße von Gargellen nach St. Gallenkirch ist auf 4km zerstört und 700 Leute waren dort oben eingeschlossen. Das werden sie in einer Woche kaum repariert haben.
 
Danke für diese Info.
Aber solche Straßen sind sehr schnell wieder befahrbar, erst recht mit dem Fahrrad (nur in D erlebe ich da echte Verbotssperrungen mit Polizei etc. :wut: , die anderen spinnen da selten so rum und man kann "auf eigene Gefahr" fast überall durch. In Ö waren alle "vorübergehend gesperrten" Wege benutzbar :) ).
Schließlich sind davon viele Leute direkt betroffen. In vielen Fällen genügt ja eine größere Schubraupe, die einmal die Straße langfährt.

Meine große Sorge gilt aber wenig benutzten Wirtschaftswegen und vor allem Pfaden. Diese sind oftmals nicht (mehr) von Bedeutung und teilweise ja auch gar nicht mit Maschinen anzufahren. Sowas wird vielleicht nie mehr repariert und ein schöner Trail ist somit verschwunden. Und genau deshalb liegen bzw. lagen die Radrouten ja dort, weils eben mehr oder weniger gut befahrbar war.
 
Letzter Stand laut Touri-Info:

Die Straße zwischen St. Gallenkirch und Gargellen wird am Samstag 3-mal am Tag geöffnet. Zusätzlich gibt es wohl einen Fußweg der offen ist.
 
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