Der Winter(pokal) naht, und zur Freude der technikbegeisterten Jungs wird die Fahrradbeleuchtung wieder zum Gesprächsthema
Da ich auf Touren von ein paar Leuten auf meine Selbstbaulampe angesprochen wurde, stelle ich hier mal eine Teileliste und Kurzbeschreibung meines Werks ein.

(Zum Vergrößern auf die Bilder klicken)
Vorab
Die Ideen zur Lampe sind nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern stammen zum größten Teil aus den hervorragenden Beschreibungen und Beiträgen einiger Forumsmitglieder im
Elektronik-Unterforum.
Besonders hilfreich für die Entwicklung waren:
Joerkys Anhängerkupplungskappen-Lampe
Helwa-Schaltung für den Akku
Bauanleitung für die "Luxilux"
Bikelight-Wiki
Ausserdem die Threads
Die selbstbaulampen der IBC´ler und
Li-Ionen-Akku-II
Daher geht ein großer Dank an die Autoren der obigen Beiträge
Die Lampe
Da ich handwerklich nicht gerade ein Talent bin und ich wegen einer defekten Beleuchtung recht schnell (möglichst hellen

) Ersatz benötigte, suchte ich eine Lampe, die möglichst einfach in der Herstellung ist.
Herausgekommen ist dabei eine 20W Halogenlampe von Osram vom Typ "Decostar IRC", die mit Überspannung (14,4 V) mit 2 Canon-Camcorder-LiIon-Akkus vom Typ "BP 945" betrieben wird und in 2 Helligkeitsstufen schaltbar ist.
Durch die IRC-Beschichtung und die Überspannung dürfte sie von der Helligkeit annähernd mit einer herkömmlichen 50W-Halogenlampe vergleichbar sein.
In der Praxis hat sich gezeigt, dass sie in der Variante mit 24° Strahlwinkel fast an eine Lupine Edison heranreicht, jedoch mit etwas breiterem Lichtkegel und gelblicherem Licht.
Der Lumen-Wert der Lampe dürfte etwa bei 800 liegen.
Die Betriebsdauer mit voll geladenem Akku bei hoher Helligkeitsstufe beträgt gut 3 Stunden.
Die Lampe kann entweder mit Klickverschluß am Lenker oder mit der
Sigma-Helmhalterung als Helmlampe verwendet werden (Gewicht mit Halter ca. 95g).
Die Bauteile
Lampe:
- Birne: Osram Decostar 51 IRC 20W
Als Lenkerlampe hat sich die Variante mit 24° Abstrahlwinkel, als Helmlampe (Fernlicht) die 10° Variante bewährt.
Zu beziehen z.B. bei SEH-Lang: 24° bzw. 10° (Preis 3,98 EUR)
- Fassung für Halogenspot
(z.B. von OBI: Variolux Teil #03005, max. 12V~ G4, G5.3, G6.3S, Doppelpack, Preis je Stück ca. 1,50 EUR)
- Gummidichtung für Sanitärbereich, Größe 40/50
(z.B. OBI: Variolux "HT-Gumminippel 40-50 für Siphonwink+Stutzen", Teil-Nr. 25182 2, Aufschrift muss sein "NW 40/50", Preis 2,39 EUR)
- Cinchbuchse vergoldet
(z.B. Conrad Elektronik Artikel-Nr.: 734159 - 62, Preis 1,22 EUR)
- Halterung für Lenker oder Helm von Sigma Evo-Lampen: http://www.sigma-sport.de/de/service_center/zubehoer/beleuchtung/?flash=1 (Preis ca. 5 EUR (?))
Für Lenker: "Ersatzhalterung Ø 22-32 mm", Artikel-Nr. 00131
Für Helm: "Helmhalterung-Set", Artikel-Nr. 10669
- Kappe für Anhängerkupplung aus Plastik als Gehäuse.
Hier muss man etwas rumprobieren bzw. suchen. Darf nicht zu weich sein, wegen Hitzeentwicklung und nicht zu hart, damit die Birne mit Gummidichtung hineingedrückt werden kann. Der Innendurchmesser muss ca. 55mm betragen.
Ich habe meine von einem Autozubehör-Händler aus Schleswig-Holstein mitgebracht, daher hier keine Quellenangabe. Es sollte aber auch Passendes hier in der Gegegend geben. (Preis ca. 2 EUR)
- Schraube mit Mutter M 3 x 10 mm (für die Befestigung des Halters)
(z.B. von OBI)
- Unterlegscheibe 3,2 x 9 mm (für die Befestigung des Halters)
(z.B. von OBI)
- Optional: Wippschalter zum Ein-/Ausschalten der Lampe am Gehäuse.
Nicht unbedingt nötig, da der 2-stufige Schalter zum Ein-/Ausschalten und Dimmen am Akku angebracht ist.
(z.B. Conrad Elektronik Artikel-Nr.: 700215 - 62, Preis 1,43 EUR)
- Wird der Wippschalter eingebaut, wird zusätzlich ein Stück Klingeldraht benötigt.
Gesamtpreis ca. 17,52 EUR plus Versandkosten.
Akku:
- Werkzeugdose "groß" vom Rose Versand
http://www.roseversand.de/output/controller.aspx?cid=155&detail=10&detail2=1149 (Preis 2,10 EUR)
- 2 Akkus für Canon-Camcorder, Typ "BP 945". Die Kapazität je Akku sollte mindestens 6000 mAh betragen (für ca. 3 Stunden Betrieb).
Zu beziehen am besten über eBay:
Als sehr gut, aber etwas teurer haben sich die Akkus vom Händler "ebatt_de" erwiesen: Akku für Canon BP 945 6900 mAh (Preis 2 x 28,95 EUR)
Etwa zum halben Preis und mit etwas geringerer Kapazität gibt es Akkus von "tobishop123": Akku für Canon BP 945 ca. 6500 mAh (Preis 2 x 13,95 EUR)
Es hat sich jedoch gezeigt, dass diese Akkus nicht immer die hohen Einschaltströme der Halogenbirne verkraften, so dass man den Schalter mehrfach ein- und ausschalten muss, bis die Lampe angeht. Das kann auf Trails mitunter etwas lästig sein, ich rate daher eher zu den teureren Akkus von ebatt_de.
Ganz abzuraten ist übrigens von Anbietern, die 8000 mAh-Akkus anbieten. Akkus mit den dort beworbenen Kapazitäten werden noch gar nicht hergestellt!
- Wippschalter I-0-II 2-polig
(z.B. Conrad Elektronik Artikel-Nr.: 700258 - 62, Preis 4,28 EUR)
- Cinchbuchse vergoldet
(z.B. Conrad Elektronik Artikel-Nr.: 734159 - 62, Preis 1,22 EUR)
- Sicherungshalter 10A / 250 V/AC
(z.B. Conrad Elektronik Artikel-Nr.: 533788 - 62, Preis 1,22 EUR)
- Feinsicherung 5x20 4A flink
(z.B. Conrad Elektronik Artikel-Nr.: 535966 - 62, 10er Packung, Preis je Stück 0,15 EUR)
- Lüsterklemme (4 Segmente), max. 2,5 mm²
- Klingeldraht (2-adrig, ca. 1m, 0,8 mm²)
(z.B. Conrad Elektronik Artikel-Nr.: 644455 - 62, 10m, Preis 4,09 EUR)
- Optional: Schutzkappe für den Wippschalter. Schutz gegen Regen, Matsch und Staub.
(z.B. Conrad Elektronik Artikel-Nr.: 700894 - 62, Preis 0,65 EUR)
Gesamtpreis 67,87 EUR (mit den teuren Akkus) plus Versandkosten.
Ladegerät:
- Ladegerät für BP 945 Akku (plus 12V-Adapter für Zigarettenanzünder)
Am besten über eBay, z.B. bei "tobishop123": Ladegerät für Canon BP 945, (Preis 12,95 EUR)
- Cinchbuchse vergoldet
(z.B. Conrad Elektronik Artikel-Nr.: 734159 - 62, Preis 1,22 EUR)
- Klingeldraht (2-adrig, ca. 10cm, 0,8 mm²)
(z.B. Conrad Elektronik Artikel-Nr.: 644455 - 62, 10m, Preis 4,09 EUR)
Gesamtpreis 14,17 EUR plus Versandkosten.
Die gesamte Lampe zusammen mit Akku und Ladegerät also ca. 99,56 EUR Materialkosten.
Der Zusammenbau
Benötigtes
Werkzeug: Schraubenzieher, Teppichmesser, Lötkolben, Dorn, Dremel/Bohrer
Lampe:
- Auf die Rückseite des AHK-Gehäuses Löcher für die Cinch-Buchse und - falls gewünscht - den Schalter schneiden.

- An die Unterseite hinten einige Löcher zur besseren Kühlung bohren.

- Die Gummidichtung etwa unterhalb der 4. Rippe abschneiden und über die Birne ziehen.

- Cinch-Buchse und Schalter ins Gehäuse einschrauben bzw. -stecken.
- Die Lampenfassung mit der Cinch-Buchse und ggf. dem Schalter verlöten.

- An der Unterseite des Gehäuses ein kleines Loch für die Lenker- bzw. Helmhalterung bohren (ca. 3mm für die Schraube).
Die Position des Loches vorher durch Ausbalancieren mit eingesetzter Birne ermitteln, damit das Gewicht gleichmäßig auf dem Halter sitzt.
- Halter mit der Schraube und der Unterlegscheibe im Inneren des Gehäuses befestigen.
- Die Birne in die Fassung stecken und mit der Gummidichtung in das Gehäuse drücken.
Ggf. muss das Gehäuse vorher in heißem Wasser erhitzt werden, damit es sich beim Einsetzen der Birne etwas weiten kann. Dann mit Birne abkühlen lassen.
Lampe und Gummi ggf. nicht zu weit in das Gehäuse drücken, das sich sonst die Birne aus dem Gummi drücken kann.
Akku:
Beim Zusammenlöten/-schrauben immer auf die Polung achten! Kürzschlüsse an den Akkus vermeiden, da die Schutzschaltungen in den Akkus dadurch zerstört werden können!
- Mit Dremel oder Teppichmesser in den Deckel der Rose-Werkzeugdose Löcher für Wippschalter, Cinch-Buchse und Sicherungshalter schneiden.
- Der verbliebene Rose-Schriftzug auf dem Deckel kann durch geduldiges
festes Reiben mit warmen Fingern entfernt werden. Die Konsistenz ist ähnlich der von alten Klebstoffresten, nur etwas hartnäckiger.
- Schalter (ggf. mit Schutzkappe), Cinch-Buchse und Sicherungshalter in den Deckel einstecken bzw. schrauben.

- Schalter und Cinch-Buchse entsprechend des Helwa-Schaltplans verlöten. (Polungen beachten!)
- Den Sicherungshalter direkt an den Anschluss des Pluspols von Akku 1 hängen.
- Die 4 offenen Anschlüsse zu den Akkus an eine Seite der Lüsterklemme anschließen.

- An die Kontakte der beiden Akkublöcke Klingeldraht anlöten, so dass, wenn beide Akkus in der Dose übereinander stehen, die 4 Drähte etwa gleich lang ein paar Zentimeter über den Dosenrand hinausragen.

- Die Akkus übereinander in der Dose platzieren und mit Schaumstoff o.ä. wackelfrei fixieren.
Ggf. muss das Gewinde der Dose an 4 Stellen etwas abgefeilt werden, damit die Akkus problemlos in die Dose geschoben werden können.
- Die 4 Akku-Anschlüsse über die Lüsterklemme mit der Sicherung und Helwa-Schaltung verbinden (Polungen beachten!)
- Ggf. die Schaltung abkleben und Schaumstoff zwischen Schaltung und Akkus legen, Deckel vorsichtig zudrehen, Sicherung einsetzen, fertig.
In Schalterstellung "I" werden die Akkus parallel geschaltet, was zu einer Spannung von ca. 7,2 Volt führt -> die Lampe leuchtet schwach.
Durch Umschalten auf Schalterstellung "II" werden die Akkus in Reihe geschaltet, so dass sich eine Spannung von ca. 14,4 Volt ergibt -> die Lampe leuchtet hell.
Wegen der hohen Einschaltströme der Birne sollte immer zuerst Schalterstellung "I" geschaltet werden (vorwärmen), dann nach einigen Sekunden erst Stufe "II".
Ladegerät:
Hier muss nur an die Anschlüsse der Ladeschale die Cinch-Buchse gelötet werden.
- Durch Drücken des Knopfes auf der Unterseite des Ladegerätes die Ladeschale entfernen.
- Ladeschale an den 2 Kreuzschrauben öffnen.
- In das Gehäuse zwischen den beiden Status-LEDs ein Loch für die Cinch-Buchse bohren und Buchse einbauen.

- Die Anschlüsse der Cinch-Buchse mit Klingeldraht mit den Kabeln der geöffneten Ladeschale verlöten. Polung beachten!
- Alles wieder zusammensetzen.
Zum Laden wird der Akku über ein Cinch-Kabel mit dem Ladegerät verbunden und auf Schalterstufe "I" geladen.
Einschränkungen
Aufgrund der einfachen Konstruktion der Lampe (und des Preises) kann man natürlich nicht den Komfort und die Qualtität einer (10 mal so teuren) Lupine erwarten.
Folgende Punkte sollten beachtet werden:
- Die Lampe sollte immer über die Schalterstufe "I" eingeschaltet werden (gedimmt), da die Akkus oft (je nach Modell) die hohen Einschaltströme für die volle Helligkeit nicht liefern können.
Dann nach einigen Sekunden "Aufwärmzeit" auf Stufe "II" umschalten.
- Da sich die Birne und das Plastikgehäuse stark erwärmen, die Lampe über längere Zeit nur mit kühlendem Fahrtwind betreiben.
- Maximal 20W-Birnen verwenden, da das Gehäuse die Temperatur größerer Lampen nicht verträgt und die Akkus deren höheren Einschaltströme nicht liefern können.
- Zum Laden den Akku auf Schalterstellung "I" stellen. Bei leeren Akkus kann die Ladedauer ca. 20 Stunden betragen!
- Vor starkem Regen schützen. Lampe und Akku sind nicht wasserdicht.
- Die Akkus sollten nicht leer gefahren werden, da sonst die Schutzschaltungen in den Akkus Schaden nehmen können (s. Thread Schutzschaltungsdefekte BP-941)
Und last not least:
- Lampe nicht im Straßenverkehr einsetzen! Durch den runden Reflektor und die Helligkeit können andere Verkehrsteilnehmer stark geblendet werden!
Ich fahre immer zusätzlich mit einer zweiten, StVZO-zugelassenen Lampe, die ich auf der Straße benutze. (Man hat dann auch gleichzeitig eine Redundanz, falls die andere Lampe mal ausfallen sollte)
Verbesserungen
Ausgehend von der obigen Karo-einfach-Lösung gibt es noch einige Erweiterungen und Verbesserungen, die z.T. von einigen Team III Mitgliedern auch schon umgesetzt wurden.

Z.B.
- Tachobeleuchtung
Unten am Gehäuse eine LED einbauen, die den Tacho beleuchtet. Siehe hier: Tachobeleuchtung
- Softstart-Schaltung
Mit dieser oder dieser Softstart-Schaltung kann die Lampe ohne Umweg über Stufe "I" direkt auf volle Helligkeit eingeschaltet werden. Die Schaltung begrenzt den Einschaltstrom.
Empfiehlt sich bei Verwendung der billigen Akkus.
- Akku-Wächter
Dieser Akku-Wächter von JürgenH zeigt über eine rot/grün-LED den Ladezustand der Akkus an.
- Aluminium-Gehäuse
Statt des Plastikgehäuses auf Basis einer Anhängerkupplungs-Kappe kann ein gedrehtes Aluminium-Lampengehäuse eingesetzt werden.
Fertig zu beziehen z.B. von SK-Lights (betrieben von Forumsmitglied Tauri): Halogengehäuse 50mm oder Halogengehäuse mit Kühlrippen.
- Größerer Akku mit Bratbeck-Platine
Statt die BP 945-Akkus als Block mit Gehäuse zu verwenden, kann man auch die Zellen aus dem Akkublöcken herausnehmen, einzeln verkabeln und in die Werkzeugdose bauen.
So bekommen man statt 2 x 6 Zellen (je Akkublock) bis zu 20 Zellen in die Dose.
Es wird dann jedoch eine Zusatzplatine und anderes Ladegerät benötigt.
Eine ausführliche Beschreibung gibts hier: Bauanleitung für die "Luxilux"
In Kombination mit dem Alugehäuse kann man an diesem Akku auch Birnen mit 35W oder höher betreiben.
Ja, dann viel Spaß beim Basteln!
Grüße
Ralf