Santa Cruz Bullit '07 Review
Da ich mein neues Bullit inzwischen etwas länger habe (seit mitte November '07), dachte ich mir, die Zeit ist reif für ein Review und einen kleinen Vergleich zwischen altem ('03-'05) und neuem (ab '07) Bullit. Ich bin auch das vorherige Modell ca. 5 Jahre gefahren. Beide in Größe M.
Was sich beim neuen Modell geändert hat:
1.5 Steuerohr (1 1/8 Adapter mitgeliefert), austauschbare Ausfallenden, Schnellspanner oder 150mm Steckachse, massives Hinterbaulager bestehend aus X-Type-ähnlichen Tretlagern mit 20mm Achse und ISCG 05 Aufnahme. Am ganzen Rahmen finden sich keine CNC-Frästeile mehr. Alles, was beim alten Modell gefräst ist, ist beim neuen geschmiedet. Der Rahmen ist leichter geworden. Ohne Dämpfer wiegt er ca. 3,3 kg (Gr. M). Federweg und Dämpferlänge, also das Übersetzungsverhältnis, sind gleich geblieben. Auch die Zugführung ist so wie früher, nur dass man am Unterrohr wählen kann, ob man offen oder geschlossen verlegt. Der Lenkwinkel lässt sich
nicht mehr verstellen. Damit komm ich zur Geometrie: Die deutlichsten Änderungen gegenüber dem alten Bullit sind ein längerer Radstand, tieferes Tretlager und ein etwas flacherer Lenkwinkel. Ach, richtig ******* sind die Dämpferschrauben. Meine sind brüniert und haben schon nach wenigen Wochen angefangen zu rosten. Ka, was die sich dabei gedacht haben. Zum Glück ist sowas schnell gewechselt.
Bergauf:
Die Sitzposition ist immernoch eher hecklastig, was an megasteilen Anstiegen natürlich ein Nachteil ist. Hinzu kommt das kurz gebliebene Oberrohr. Insgesamt sitzt man ziemlich aufrecht. Schön ist wie gewohnt das durchgängige Sattelrohr, mit steilem Sitzwinkel. Man kann den
Sattel weit rausziehen, ohne dass die Sitzposition unerträglich weit nach hinten wandert. Richtig eingestellt (ProPedal) wippt der Hinterbau nicht spürbar. Er sackt beim Antritt auch nicht weg (Stichwort Kettenzug), so dass man auch gut im Wiegetritt fahren kann. Pedalrückschlag ist zB beim fahren über Wurzeln zu spüren. Ich spür den aber nur, wenn ich mich darauf konzentriere. Es kickt einem nicht den Fuß von den Pedalen. Positiv ist natürlich das für einen Rahmen dieser Kategorie sehr geringe Gewicht. Im Vergleich zum vorherigen Modell macht sich der etwas längere Radstand nicht bemerkbar. Ich habe nicht das Gefühl, dass das Vorderrad später steigt.
Bergab:
Hier kommen die besten Seiten vom Bullit zur Geltung! Durch den
beim Antritt straffen Hinterbau lässt sich das Bike sehr spritzig beschleunigen. Wurzeln, Bodenwellen und andere Schläge nimmt das Fahrwerk aber sehr gut auf. Der gesamte Federweg wird sehr gut ausgenutzt. Ich würde die Kennlinie als guten Ausgleich zwischen progressiv und degressiv, jedoch mit leichter Tendenz zu degressiv bezeichnen. Ein Dämpfer mit einstellbarer Progression kann nicht schaden, wenn man großes vor hat. In meiner all-day Einstellung kann ich schon mal mit einer verpatzten einen Durchschlag provozieren.
Der Neue ist durch Radstand und Lenkwinkel etwas laufruhiger geworden. Die Lenkung ist aber nicht kippelig. Es liegt einfach satter auf der Strecke, ohne groß etwas von der Bullit-typischen verspieltheit eingebüßt zu haben. Das tiefere Tretlager macht sich meiner Meinung am positivsten bemerkbar. Kurven lassen sich jetzt schneller nehmen. In der Kurve treten geht logischerweise nicht mehr so gut wie vorher. Ich bin schon ein paar mal mit dem Pedal hängen geblieben. Insgesamt ist das neue Modell auf höhere Geschwindigkeiten ausgelegt. Ach, der Hinterbau ist spürbar steifer geworden, auch mit Schnellspann-Ausfallenden. An dieser Stelle muss ich auch nochmal hervorheben, wie einfach das Bullit aufs Hinterrad zu bekommen ist. Das war bisher bei all meinen Eingelenker SCs so. Auf verschiedenen Specialized's und Norco's, die ich mal fahren konnte ging das deutlich schwieriger. Ich vermute, dass es mit dem FSR Hinterbau zu tun hat, kann es mir aber nicht genau erklären. Mit beiden Bullits lassen sich vergleichsweise sehr einfach Wheelis und Manuals machen.
Ist man schnell unterwegs und zieht an der Hinterradbremse, wird das Heck schon spürbar unruhiger. Bremsstempeln, also ein verhärten der Federung, ist in solchen Momenten vorhanden. Inwiefern das ein Nachteil ist, muss wohl jeder selbst entscheiden. Leute die mehr
Bremsen wird es wohl auch mehr stören.
Eine Bremsmomentabstützung wird von SC inzwischen angeboten. Schön an dem Teil ist die Zugstange aus Carbon, die verchromte Bremsaufnahme, dass man das HR ausbauen kann, ohne die BMA anzufassen und dass im Set die passenden Ausfallenden + Achse enthalten sind. Trotz BMA wird eine
150mm Nabe gebraucht. Was mich an ihr stört ist, dass sie so am Sitzrohr befestigt wird, dass man keinen Umwerfer montieren kann. Außerdem kostet sie 299, was in relation zum Rahmenpreis ganz schön gesalzen ist.
In der Luft:
Da gibts nicht viel zu sagen. Das Bike ist gut ausbalanciert und lässt sich schön dirigieren. Einfach wendig, verspielt und sprungwillig. Sowieso nutzt man jede Welle als Absprung. Und obwohl es nicht den längsten Federweg hat, überlegt man nicht ob ein Sprung zu Groß für den Rahmen ist. Ich werde ihn diesbezüglich wohl nicht an seine Grenzen bringen
Fazit:
Zum Preis von ~1500 bekommt man einen sehr gut funktionierenden gut ausgestatteten Rahmen. Die Geometrie ist hervorragend und wurde im vergleich zum Vorgänger nochmals verbessert (ich fand die alte Geo schon klasse). Die Verarbeitung ist (bis auf die Schrauben) ganz okay. Die Schweinähte sind schön gleichmäßig, vllt muss man aber ein paar Späne aus dem Tretlagergehäuse holen. Es sind Sinnvolle Details (Ausfallenden, Steuerrohr, Hauptlager) verändert worden, leider ist der einstellbare Lenkwinkel auf der Strecke geblieben. Ich erwarte mir durch das größere Hauptlager eine noch bessere Haltbarkeit. Bei einem Schüler-/Studentenbudget kann es durchaus ein Kaufargument sein, ob ein Satz Lager 100 kostet oder so wie beim Bullit weniger und ob man jede Saison wechseln muss oder nicht.
Ich habe lange überlegt ob ich mir wieder ein Bullit kaufen soll (man will ja auch mal was anderes), bereue es aber überhaupt nicht! Ich kann den Rahmen weiter empfehlen.
Ursprünglich wollte ich einen eigenen Thread für den Bericht aufmachen, aber es passt wohl gut hier rein. Ich bin der Meinung solche Reviews sollte es zumindest auch von den Bestsellern wie z.B. SX Trail oder Torque geben. Das würde vllt diese Welle von ''suche gutes FR Bike für x''-Threads eindämmen. Macht natürlich nur Sinn, wenn man seinem eigenen Bike auch Mängel eingestehen kann.