Nachdem wir hier bei der Planung viel Input erhalten haben mal ein kleiner Bericht von unserer Transalp Kombi Albrecht-Route mit Tremalzo Abschluss.
Tag 1: St.Anton-Heilbronner Hütte-Fimbertal-Heidelberger Hütte (ca. 55km und 2000hm)
Die Vorhersage sagt Regen/Gewitter ab dem späten Vormittag an, wir wollen also bissl Gas geben und erwischen aus St.Anton raus direkt mal den falschen Weg und schieben am Wanderweg einige hm bis wir auf den Fahrweg ins Verwalltal treffen, das sollte aber das einzige Problem des Tages sein, schöne bekannte Etappe durch Verwalltal und Fimbertal, technisch ohne Schwierigkeiten. Übernachtung auf der Heidelberger Hütte im 6-Mann-Zimmer, lustiger Wirt, für ne DAV Hütte Top Essen, speziell für unsere Etappenplanung die bessere Wahl im Vergleich zur Bodenalpe
Tag 2: Heidelberger Hütte-Fimberpass-Sur En-Val D´Uina-Sesvennahütte-Mals im Vinschgau (ca. 50km und 1650hm)
In weniger als einer Stunde schieben wir bei toller Morgenstimmung zum Fimberpass rauf, hin und wieder kann man auch fahren. Wir haben den Pass allein für uns, die vielen Wanderer streben andere Ziele an. Von dieser Seite aus sieht das Fluchthorn noch halbwegs ok aus, nichts zu erkennen vom grossen Felssturz. Die tolle Abfahrt S1/2 begeistert immer wieder aufs Neue, nach endlosem Tiefflug ins Engadin heisst es Kräfte sammeln, der Anstieg zur Uina Schlucht ist schon ein Brett, mein GPS misst maximal 22% Steigung, das erscheint mir ein wenig viel, aber ist schon ein zähes Ding. Eine Einkehr im Uina Dadaint macht auf jeden Fall Sinn. Wir gehen an einem Sonntag durch die Uina Schlucht und das ist schon heftig, es geht zu wie am Stachus. Der Grossteil ist in anderer Richtung unterwegs, neben jeder Menge Wanderer auch Unmengen an E-Bikern, die sich selbst beim Schieben teils derartig anstellen, das einem Angst und Bange werden kann. Ein paar Helden müssen für Social Media natürlich auch kurz mal ein paar Meter fahren. Die Schlucht ist vielleicht auch deswegen zum Abgrund hin inzwischen durchgehend mit neuem Stahlseilen/pfosten gesichert.
Die Querung der Hochebene zur Sesvennahütte ist schnell gemacht, ebenso nach kurzer Einkehr auf der Sesvennahütte die anfangs sehr steile Abfahrt ins Münstertal. Wir entscheiden uns gegen die teuere Schweiz und für das schöne Vinschgau und übernachten in Mals im Finka Hostel, nichts zu meckern.
Tag 3: Stilfser Joch-Bormio-La Baita (48km und 1050hm)
Der Plan sieht vor, zum Stilfser Joch zu shuttlen, über Dreisprachenspitze, Umbrailpass zur Bocchetta di Forcola zu queren und ins Valle Forcola und zum Lago di Cancano abzufahren. Doch der Himmel verheisst nichts Gutes, als wir im Shuttle hoch zum Stilfser Joch sitzen, bald zucken die ersten Blitze und oben am Pass erwartet uns ein strammer Wind und Platzregen. Wir flüchten in ein Cafe, nutzen eine kurze Regenpause, um zur Dreisprachenhütte raufzuschieben und warten erstmal ab. Doch das Radarbild zeigt keine Besserung in Sicht, so macht die Bocchetta keinen Sinn. Wir fahren den Trail zum Umbrailpass ab und bei einsetzendem Regen weiter auf Strasse runter nach Bormio und auf dem Talradweg bis Le Prese. Von hier noch 900hm auf Strasse und später steilem Plattenweg ins Val Rezzalo zur La Baita. Tolle Hütte mit nettem Wirt, absolute Empfehlung. (Mit Bocchetta sollte der Tag ca 60km und 1600hm haben)
Tag 4: La Baita-Passo dell Alpe-Passo Gavia-Pezzo-Alta Via Camuna-Passo Tonale (ca. 50km und 2000hm)
Am Abend und in der Nacht k*tzt sich der Himmel nochmal richtig aus, der Morgen bringt blauen Himmel und tolles Licht. Die steilen 600hm zum Passo dell Alpe sind nicht geschenkt, aber am Morgen schnell gemacht, ebenso die Höhenmeter auf Strasse zum Gaviapass. Abfahrt auf Strasse bis Pezzo, ab hier auf Strasse rauf bis Case di Viso, dann steiler Schotter in Richtung Montozzoscharte. Noch vor der Passhöhe zweigt unser Weg rechts ab und wir queren auf der Höhe am Hang entlang mit tollem Panorama erst hinunter nach Ponte di Legno später zur Adamellogruppe. Dieser Weg ist eine echte Überraschung im positiven Sinne, technisch unschwierig cruisen wir auf dem Weg in Richtung Tonale, es kommt hier fast ein wenig Bindelweg-Feeling auf, ein echtes Highlight! Schon in Sichtweite vom Tonale tauchen wir zum Finale in den Bikepark ein und geniessen zum Abschluss noch eine Flowline bis zu unserem Hotel La Roccia. Unterkunft ist ok, aber auch kein nix Besonderes.
Tag 5: Passo Tonale-Ponte di Legno-Brena-Albergo Belvedere (75km und 1600hm)
Der Tag war im Vorfeld ein wenig das Sorgenkind, stellt sich aber als ganz passable Überführungsetappe heraus. Zum Start fahren wir noch einige Meter im Bikepark um schlussendlich in Ponte di Legno zu landen. Von hier führt ein schöner Radweg abseits der Strasse talwärts bis Breno, jetzt nichts spektakuläres, aber allemal besser als die Strasse. In einer der schnellen Kurven kommt es dank schleichendem Platten im Vorderrad zum einzigen Sturz der Tour, glücklicherweise ohne grössere Schäden an Mensch und Material. Zum Finale warten 1100hm auf Teer bis zum Albergo Belvedere, der Verkehr hält sich in Grenzen, die Steigung ist halbwegs angenehm, kein Problem. Der Internetauftritt des Albergo verhiess eher Jugendherbergscharme, aber wir werden positiv überrascht, das Essen ist gut, das Frühstück für italienische Verhältnisse passabel.
Tag 6: Albergo Belvedere-Passo Croce Domini-Passo Dosso Alto-Idrosee-Bondone (59km und 1500hm)
Wir fahren den Rest des Anstieges zum Croce Domini und weiter auf einer Schotterstrasse mit etwas Auf und Ab. Immer abwechselnd auf Teer oder Schotter geht es hoch und runter auf kleinen Strassen bis es schlussendlich in die Abfahrt runter zum Idrosee geht. Sicherlich kein Highlight in Sachen Mountainbiking, aber landschaftlich wirklich schön mit toll angelegte Strassen. Weiter geht es einige Kilometer entlang des Idrosees, bis wir die letzten 400hm auf Strasse bis zum Etappenziel Bondone in Angriff nehmen. Übernachtung im B&B Idroblu, sehr liebevoll angelegtes kleines B&B, problematisch kann hier das Abendessen sein, es gibt nur ein Restaurant, wir hatten Glück und wurden von unserer Gastgeberin nach Storo in eine Pizzeria kutschiert.
Tag 7: Bondone-Bocca di Caplone-Tremalzo-Riva del Garda (55km und 2000hm)
Der Tag schien für uns im Vorfeld etwas heftig für einen letzten Tag, schlussendlich lief es aber ganz gut rein. Direkt zum Frühstück gibt es schon mehr als die Hälfte der hm, erst steil auf guter Strasse, später auf teils ausgewaschener Schotterpiste mit etwas Schieben. Die Abfahrt von der Bocca di Caplone hat schon Tremalzo Flair, gewürzt mit dem typischen Lago Schotter. Weiter Richtung Tremalzo geht es auf tollen Wegen und am Rifugio Garda unterhalb des Tremalzos kommt man schlussendlich auf die bekannte Auffahrt, macht die letzten Meter zum Tunnel und dann gehts mit 2-3 Gegenanstiegen zum Tiefflug Richtung Lago.
Rückfahrt mit bikeshuttle.it grundsätzlich ok im modernen Reisebus mit Anhänger, unschön fanden wir, das ein gebuchtes Shuttle Riva/Torbole-St.Anton u.a. noch einen Zwischenstopp in Ischgl macht, was bei Start 8 Uhr am Lago zur Ankunft um 17 Uhr in St.Anton führte, fairerweise auch dank etwas Stau im Vinschgau. Liegt wahrscheinlich auch daran, das Alpencrossen inzwischen ein Massenphänomen zu sein scheint.
Fazit: Stimmige Tour als Alternative zur „normalen Albrecht“, trailtechnisch gibt es sicher Touren mit mehr Potential, aber landschaftlich traumhaft, besonders am Schluss ist man auch mal abseits der ausgetretenen Pfade im Hinterland der Seen unterwegs. Generell haben wir auf unserer Runde kaum andere Transalpler getroffen, trotz Start am Samstag, vielleicht waren wir mit dem Startort St.Anton auch einen Tag vor der Meute unterwegs. Unsere Etappen-Aufteilung fand ich recht optimal, so haben wir einige der langen Anstiege aufgeteilt und auf der Höhe geschlafen (La Baita, Albergo Belvedere und Bondone)
Highlights neben vielen anderen für uns die Fimberpassabfahrt, die La Baita Übernachtung, die Querung zum Tonale und der letzte Tag mit finaler Abfahrt vom Tremalzo nach Riva
Verluste gab es 4 Platten, 1 Speiche und 1-2 Tropfen Schweiss sind auch geflossen...
Danke für die Tipps hier auch und besonders an
@transalbi für die Tracks zum finalen Feinschliff!