Unterwegs in Georgien, von Tiflis nach Batumi und Zurück

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Hallo MTB-Forum,

Ich bin gerade mit meinem Sohn in Georgien unterwegs. Die daheimgebliebenen können uns gerne auf unseren Blog www.phils-blog.com verfolgen. Da wir selten über einen Internetzugang verfügen können wir nicht überall die gesamten Beiträge und Bilder veröffentlichen, ich werde hier lediglich benachrichtigen wenn wieder ein neuer Beitrag online ist.
Als Apetizer unser erster Beitrag aus Tbilisi:

Die Zeit in Tiflis endet, morgen steigen wir auf die Räder
Gestern war es ein langer Tag oder eine kurze Nacht, das kommt ganz auf die Betrachtungsweise an. Die Ruhe reduzierte sich auf ein wenig Dösen im Flieger und eine Tüte Schlaf im Hotel zwischen 06:00 und 09:00 Hr. Daher passt unser Plan zum Start unserer Reise 2 Tage in Tiflis zu aklimatisieren. Bereits aus Deutschland habe ich hierfür per E-Mail ein Zimmer im Guesthouse Hotel Kartli (www.hotel-kartli.com) gebucht, unsere letzte Nacht werden wir auch hier verbringen. Das Guesthouse und die dazugehörende Pizeria ist ein Anlaufplatz für Fernreisende und in Georgien lebende Ausländer. Vom Inhaber, Rainer Kaufmann, der auch geführte Wandertouren und andere Reisen in Georgien und Armenien organisiert, haben wir einen 14 Punkte Plan “must See” erhalten. Solche Tipps von Aboriginees, Rainer lebt schließlich seit über 25 Jahre in Georgien, sind der Erfahrung nach immer besser als die überlaufenen Spots aus den Touristenführern. Ja einen Reiseführer haben wir selbstverständlich auch dabei, doch jeder deutschsprachige den wir bisher begegnet sind hatte den gleichen. Ich merke mir: Erkennungszeichen für deutschsprachige Touristen: der Reiseführer. Da wir auf unserer Reise nicht ausschließlich Kurt vom Kegelverein und Helmut vom Fanfarenkorps begegnen möchten, werden wir aus Rainers Tipps, die aus dem Reiseführer und unserer Intuition eine Strecke zusammenstellen. Manches wird sich sicherlich einfach ergeben.


BABO

Wir haben zu fuß die Stadt erkundet und prompt das Rad gefunden womit ich im kommenden Jahr die nächste Reise unternehmen werde. Ich vertratt bis zu diesem Zeitpunkt die Meinung das wir mit den 29″ und den 29+” Reifen BABA waren, wurde nun jedoch eines besseren belehrt. Fragt sich nur wie wir dieses Ungetüm in den Flieger bekommen ;-). Was uns vom ersten Tag an aufgefallen ist, ist die Polizeipräsenz. Solange mann sich auf den Hauptstraßen bewegt vergehen keine 10 Minuten ohne einer Streife zu begegnen und in jedem großeren Geschäft ist Sicherheitspersonal vorhanden. Trotz al der Präsenz von Sicherheitsorganen hat sich kein Mensch daran gestört das sich auf der Hauptstrasse, im Stadtbrunnen vor der MC-Donald Filiale, eine Meute Kids vergnügt amusierte.


Kinder in Brunnen

Diese Gelassenheit wiederum ist herlich erfrischend, in unserer Heimat währe wahrscheinlich binnen 5 Minuten Ordnungsamt, Polizei, Feuerwehr und Jugendamt vor Ort um dem Treiben ein schnelles Ende zu bereiten.
Sobald man die Haupttangengten jedoch verläßt ändert sich das Bild schlagartig, hier ist zu sehen wie der Durchschnittsbürger wohnt und lebt. Statt Polizeistreifen kursieren Taxis in fragwürdigen technischen Zustand, statt Prunkbauten Häuser mit eigenwilligen Versorgungsanschlüssen oder einer abenteuerlichen Statik. Jedoch befinden sich hier auch die interessantesten Geschäfte in denen das Leben pulsiert. Beim durchstreifen dieser Viertel, begleiten einen die unterschiedlichsten Düfte vom Bäcker bis zur Werkstatt. Man darf zurecht behaupten das in Tiflis das Leben auf der Straße stattfindet. Überall sind Straßenverkäufer anzutreffen, angeboten wird alles nur erdenkliche Essen und jede Menge Dinge die die Welt eigentlich nicht braucht. In den ruhigeren Vierteln gibt es dennoch, für uns Mitteleuropäer, ungewöhnliche Dinge zu sehen. Ein kleiner Auzug vermittelt euch die am Ende eingefügte Bildergalerie.

Freitag 06.06.2014

Heute haben wir ausgeschlafen, wir werden die Reserven auf der Tour noch benötigen. Unser Ziel ist es die Einkäufe zu erledigen und die Räder abreisefertig zu machen. Beides ist zu diesem Zeitpunkt bereits erledigt. Wir essen gerade einen Happen und werden spätestens um 23:00 Uhr schlafen gehen. Gestern ist noch eine lebendige Truppe angereist, die 4 Jungs sind mit dem Motorrad aus Deutschland angereist. Wer sich Ihre Geschichte und die tollen Bilder anschauen möchte sollte unbedingt auf www.rock-and-ride.com vorbeischauen.Morgen wird noch ein Interview mit einer lokalen Zeitung für deutschsprachige im Kaukasus, die “kaukasische Post” durchgeführt. Danach schwingen wir uns in den Sattel und sind froh endlich die Stadt hinter uns zu lassen, der Berg ruft. Wann wir das nächste mal einen Internetanschluss vorfinden um den Blog zu Pflegen ist ungewiss, tragt euch einfach auf der Startseite ein, so werdet Ihr automatisch per Mail benachrichtigt wenn wir etwas veröffentlichen.

Lieben Gruß aus Tiflis, lasst euch noch ein wenig von unseren Bildern entführen.

Josh und Phil
 
Sonntag 22.06.14 Makhinjauri nach Zestapomi

An einem Sonntag, dazu noch im Urlaub, um halb sechs aufzustehen weist schon schwere Symptome von Masochismus auf. Jedoch, wir sind härter als der Wecker, raus aus den Federn, anziehen, einkaufen, Frühstücken und ab zum Bahnhof.
Als wir um 10 vor Zieben an dem Ticketschalter ankommen sind wir alleine und er ist selbstverständlich noch geschlossen, was sich eine viertelstunde später jedoch grundlegend ändert. Sobald die Damen eintreffen stelle ich mich brav vor einen der besetzten Schalter und warte bis die Bedienstete Ihren Arbeitsplatz bequem eingerichtet hat und der Rechner einsatzbereit ist. Diese Prozedur dauert wiederum eine gute Viertelstunde sodass der eigentliche Vorgang des Erwerbs einer Fahrkarte um 07:20 Uhr starten kann. Jedoch hat innerhalb dieser halben Stunde an unseren beiden Tiketschaltern eine Kaukasische Volkswanderung stattgefunden und ich entdeckte das erste mal etwas was es in Georgien nicht gibt: Warteschlangen. In Georgien existieren ausschließlich “Wartekneuel”! Privatsphäre und Distanz machen Platz für Gemeinschaftliche Einkäufe. Jeder hat etwas dazu beizutragen und so schafft es die Gemeinschaft “Wartekneuel Schalter 2″ nach 10 Minuten Einigkeit darüber zu erlangen das die Touristen mit ihren Rädern für 4 Lari nach Kutaisi fahren können.

Unser Zug trifft, wie alle vorangegangenen, punktlich ein. Wir sollten ein paar Mitarbeiter der Georgischen Bahn als Entwicklungshelfer für ein paar Jahre nach Deutschland holen, vielleicht hilft es. Sobald der Zug angehalten hat, stürmt die kaukasische Volkswanderung, die vom Ticketschalter, in einem Affenzahn vom Bahnsteig in die Wagons. Zuerst könnte man meinen der erste gewinnt einen Flatscreen, jedoch stellt sich sehr schnell die fehlende Anzahl an Sitzplätzen als Ursache für die “Druckbetanktung” der Zugabteile heraus. Da wir unsere Räder noch verladen müssen haben wir eh keine Chance einen Sitplatz zu erringen, daher lassen wir es langsam angehen. Etwas schwieriger gestalltet es sich dafür, die Räder zwischen den Fluten der Menschen durchzuführen welche jetzt noch von Waggon zu Waggon ziehen um einen letzten freien Sitzplatz zu finden. Aber auch diese Aufgabe gelingt uns mit einer Gelassenheit als ob wir 6 Liter Baldrian zum Frühstück genossen haben. 2 Wochen Georgien zeigen ihre erste Wirkung. Mit freundlicher Hilfe des Schaffners finden wir auch einen geeigneten Platz für die Ponnys und die Reise kann losgehen.
Die Wagons sind in einem wirklich desolaten Zustand, ich hoffe das Fahrgestell sieht besser aus als der Aufbau. Das einzige was beruhigend ist, ist die geringe Geschwindigkeit womit sich die Bahn fortbewegt. Aber wie der Kölner sagt: et hät noch immer jut jejange
Josh und Ich sitzen auf unseren Räder die jeweils in einem anderen Waggon stehen, so müssen wir die Reise getrennt von einander antreten. Wir beschließen auf der Fahrt ein Hörbuch anzuhören um dem infernalischen Lärm zu entgehen. Beim stupiden Vorgang das Fenster zu öffnen, stupide deshalb weil durch die nicht anständig schließenden Türen bereits für ausreichend Lüftung gesorgt ist, ist leider mein Handy zu Boden gegangen. Selbstverständlich hat beim Zusammenprall der “Gorilla-Glasscheibe” des Handys und dem Riffelblechboden der Georgischen Lock mein Handy verloren. Diesmal ärgere ich mich doch.

Nun gut, kein Hörbuch, dafür aber reality show at his best. Sofort nach verlassen des Bahnhofs startet eine Schar an Seelenverkäufern Ihr Annimationsprogramm. Eine Großmutter läuft, in Übergroßen Plastiksandalen, einen 42 Km Wurst und Chips Marathon zwischen Waggon 1 und 4. Dicht auf den Fersen folgt Ihre Stieftochter mit Getränken, Erdnüssen und Zigaretten welche auch einzeln zu erwerben sind. Das Fatale an der Schwiegertochter ist: die Stimme von Margerethe Schreinemakers ist Gutenachtbalsam gegenüber ihrem Organ welches Lautstark und Mantraartig immer wieder durch die Waggons hallt. In jedem anderen Land würde die Schwiegertochter verprügelt werden. Ich schaffe es, dank der 6 Liter Baldrian vom Frühstück, meinen starken Drang die Schwiegertochter aus dem fahrenden Zug zu schmeißen, Einhalt zu gebieten. Was jetzt kommt ist großes Kino, Hamburg Mannheimer schmeißt eure Verkaufstrainer raus und fahrt 2 Wochen Bahn in Georgien! Nennen wir Ihn mal Jup. Jup läuft mit Lesebrillen, Schreibblöcken und Kugelschreibern herum. Alle paar Reihen bleibt er stehen und hält einen feurigen Vortrag, zieht dabei Artikel aus Magazinen hervor und gestikuliert schwungvoll. Die Menge regt sich….wird der Typ jetzt verhauen? Nein, im Gegenteil, er verkauft seine Brillen, Bändchen und Blöcke wie geschmierte Brote. Es ist das erste mal das ich mich ärgere die Sprache nicht zu verstehen, mit seinen Fähigkeiten werde ich in Deutschland “Vorwerkmilionär”.

Etwas was mir während der Fahrt wieder einmal negativ auffällt ist der Umgang mit Müll. Alles was die fliegenden Händler verkaufen landet in Plastiktüten. Sogar die Plastikflasche in Plastiktüte. Nach Konsum der Inhalte wird alles was irgendwie durch das Fenster passt hierdurch entsorgt. So fliegen Plastikflaschen und Plastiktüten in die Umwelt aber auch Zeitungen, Zigaretten und anderer Unrat. Das dauert noch einige Generationen bis in Georgien ein Umweltbewusstsein Einzug hält.

Nach der Zugfahrt machen wir uns von Kutaisi auf den weg nach Zestaponi. Die Fahrt auf der M1 gleicht einem Montagsmorgen Spaziergang auf dem Kölner Autobahnring. Ein Höllenverkehr herrscht auf dieser Hauptverbindung von Tiflis mit dem Ausland, allen voran der Turkei. 50 Jahre alte UDSSR-LKW teilen sich eine Fahrtrichtung mit den 500 PS Trucks, den SUVs, den Ladas und uns. So wird die Zweispurige Strecke schon mal kreativ Sechs- oder Einspurig. Ganz wohl ist mir dabei nicht.

Plötzlich nimmt unser noch immer nicht desensibilisierter Hunderadar einen Rottweilermischling auf, der zu einem Sprint in unserer Richtung ansetzt. Wir treten in die Pedale aber der vierbeinige, aus dem Maul sabberende Flohsack ist schneller. Ich habe dermaßen die schnauze voll von angreifenden Kötern, dass ich vorhabe den Spieß umzudrehen. Mit gezogenem Messer halte ich mein Rad an, lege es auf den boden und laufe dem Hund entgegen. Dabei sammele ich einen Stein vom Boden auf und feuere diesen schon mal in Richtung Sabberdobermann. Dieser und der Ihm folgende Straßenköter haben offensichtlich verstanden das bei mir Schluss mit lustig ist und sie suchen schnellstens das Weite. Da ich es furchtbar leid bin von Hunden gejagt zu werden wird diese Taktik mich bis zum Ende unseres Aufenthaltes begleiten.

In Zestaponi angekommen Fragen wir nach einem Hotel, die angesprochenen rufen kurzerhand eine Verwandte in Stuttgart an damit diese zwischen uns übersetzen kann. Anschließend lassen sie umgehend die Arbeit liegen und fahren mit dem Auto vor um uns zu einem Motel zu führen. Diese Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ist überall in Georgien anzutreffen. Die Zimmer der Motels sind sauber, wir buchen ein und schlafen eine Runde.

Gegen 20 Uhr machen wir uns auf den weg zum Taxistand und erkundigen uns nach den Transportgelegenheiten nach Chiatura. Ich möchte den Weg in die berge hoch nach Chiatura nicht radeln da sich heute Joshuas Knie in den anstiegen gemeldet hat. Die letzten Tage ist Schongang angesagt, Tempo und Tagesleistung werden gesenkt, Bergpassagen mittels Transportmitteln überbrückt.
Am Taxistand erfahren wir von David in Deutsch, er war 3 Jahre in Oldenburg, welche Möglichkeiten es gibt um uns und die Räder nach Chiatura zu bringen. Wir entscheiden uns erneut für die Bahnfahrt, 06:15 ist Abfahrt am Bahnhof.
Grüße Josh und Phil
 
Montag 23.06.2014 bis Mittwoch 25.06.2014 Zestaponi, Chiatura, Agara, Tiflis

Montag Zestaponi über Chiatura nach Agara

Am Vortag sind wir abends einfach mal zum Taxistand gefahren und haben dort nach einer Transportmöglichkeit für uns und unsere Räder nach Chiatura gefragt. Das Glück ist wieder mit den sorglos reisenden, David, einer der Taxifahrer spricht deutsch. Er war drei Jahre in Oldenburg, was er dort genau gemacht hat vernebelt sich in diffusen Antworten, wir haken einfach nicht weiter nach. Auf jeden Fall kennt er alle Möglichkeiten und die unterschiedlichen Preise der Transporte. Wir entscheiden uns erneut für die Bahnfahrt, etwas was die Georgier nicht verstehen. Die Bahn würde doch einen schlechten Komfort bieten? Ehrlich …wenn ich den brauchen würde währe ich im Happy Club auf Bula Hula und nicht mit dem Rad in Georgien. Ein wahrlich schwer zu vermittelnder Inhalt.
Wir bringen unsere Räder zum Motel und David holt uns dort ab, wir fahren gemeinsam zum Bahnhof. Dort erfahren wir das der Zug nach Chiatura um 06:13 Uhr abfährt, wir sollen den späteren mit 2 Wagons nehmen da der mit 4 Wagons nach Tiflis fährt. Die Informationen reichen uns, David fährt uns wieder ins Motel. Ich habe noch nie erlebt das sich ein Taxifahrer entschuldigt das er für seine Dienstleistung im Anschluss auch Geld verlangt. Ich beruhige David und erkläre Ihm er habe uns sehr geholfen, und die 10 Lari Fahrpreis währen inklusiver Touri-Zuschlag für uns vollkommen in Ordnung – Leben und Leben lassen. Als er uns wieder am Motel absetzt gibt er uns noch seine Handynummer für den Fall das wir mal einen Übersetzer oder sonstige Hilfe benötigen.
Die Nacht schlafe ich nicht gut, stellenweise friere ich, es sollte ein Vorbote sein für das was Folgen würde. Auf jeden Fall verschlafen wir das erste mal auf dieser Reise, 05:47 Uhr! In einem Affenzahn packen wir unsere 7 Sachen zusammen und springen auf unsere Ponnys um einen Morgensprint in Richtung Bahnhof hinzulegen. Als wir dort ankommen steht der Zug mit den 4 Wagons auf dem Gleis, alles klar, der Zug mit den 2 Waggons kommt danach. Ich finde noch gerade die Zeit mir am Bahnsteig die Zähne zu putzen als der Zug nach Chiatura einrollt.
Diesmal verläuft die Fahrt ohne fliegende Händler, dafür ist die Aussicht aus dem Zug wunderbar. Mir wird während der Fahrt kalt, ich ziehe meine Softshelljacke über. Als wir am Bahnhof ankommen lassen wir uns vom GPS zu einem Cafe lotzen, so finden wir auch die Haupteinkaufsstraße der Stadt. Nach dem abfahren der Haupstraße sagt uns das Kaffee: “Cafe Sophie comme il faut” am meisten zu. Im nachhinein wissen wir das sich das “comme il faut” auf Sophie beziehen musste und nicht auf den Kaffee. Der Kuchen und das Georgische Käsebrot zum Frühstück waren hingegen lecker, irgendwie gehört der Käse mittlerweile zu unserem Alltag.

Nach dem Frühstück machen wir ein wenig Sightseeing und ich beobachte aus einigen ruhigen Ecken, bewaffnet mit einem 300er Tele, das Treiben der lokalen Bevölkerung. Bevor wir uns wieder auf den Weg machen müssen treffen wir den unendlich mutigen Entschluss, oder Wahnsinnigen, mit der Kabelbahn zu fahren. Wir entscheiden uns für die kleinere der beiden, sie schnellt in einem Affenzahn in einem mindestens 65 Grad steilen Winkel nach oben. Ob unsere Stoßgebete oder unser gejammere uns heil nach oben gebracht hat können wir im Nachhinein nicht mehr nachweisen. Geschadet hat es auf jeden Fall nicht. Zumindest waren wir abgelenkt :). Nun waren wir oben und konnten einige technische Details der Bahn begutachten, es war nicht unbedingt eine vertrauensbildende Maßnahme für die noch bevorstehende Abfahrt! Oben durften wir von den anwesenden Polizisten nicht fotografieren, es befand sich dort der Ein- und Ausgang zu einem Bergwerk. Soviel wir verstehen konnten wohl ohne Schächte.
Von dem oberen Teil der Anlage konnten wir dennoch ein paar Bilder machen, sie erinnerten uns sehr stark an einen Ort nahe unsere Heimat: Die Westernstadt im Phantasialand.

Es kam was kommen musste, der Abstieg! Als wir die Kabine betraten viel mir am Kommandostand ein glühender Faden auf, zuerst dachte ich “OK, ein Heizstrahler”. Jedoch Josh erkannte es besser, die Dame von der Zentralkontrolle der Kabelbahn hatte einen elektrischen Heizstrahler, so einer ohne Gebläse, auf den Rücken gelegt und grillte darauf gerade ihr Mittagessen. Leider war ich nicht schnell genug mit der Kamera, das Bild ist komplett verschwommen.
Nach der Abfahrt machten wir uns wieder auf den Weg, wir wollten schließlich zeitnah wieder in Tiflis eintreffen. Was wir nicht ahnten war das sich zwischen unserem Ziel und uns ein kleiner 980 Meter hoher Pass befand. Bei bewölktem Wetter und kaltem Wind hatte ich nach den ersten Anstiegen kein trockenes Shirt mehr zur Verfügung und mir ging es nicht wirklich gut. Zu dem schloss sich Joshs Wohlbefinden solidarisch dem meinigen an. Kraft- aber nicht Willenlos kämpften wir uns über den Pass. In der Abfahrt mussten wir irgendwo verwertbare Kalorien nachwerfen. Das Lokal war eine offene Bretterbude aber das schaschlik war sehr lecker. Nach der Pause nahmen wir wieder die Fährte auf, da wir mittlerweile über den Kamm waren. Das bergab fahren lief besser, als die Form erwarten lies.

In Gomi trafen wir wieder auf die 1 die von Kutaisi nach Tiflis führt. Die Haupversorgungsader für Georgien, zumindest auf dem Landweg. Wir fahren weiter Richtung Gori, einige Kilometer vor Agara treffen wir auf Gernot. Seine Webseite ist http://www.aliens-world.de. Er ist pensionierter Offizier der Luftwaffe und gerade mal unterwegs um die Welt per Rad zu umrunden. Start war am 01. Mai 2013. Wir trafen ihn kurz nach seiner Bewältigung von Km 13.000! Josh bleibt heute bei dieser Zahl noch die Spucke im Hals stecken, das degradiert unseren Trip zu einem … ,,Ich gehe mal Zigaretten im Supermarkt holen”. Da es mir wirklich nicht gut geht, wollen wir zügig weiterfahren um im nächsten Hotel eine Unterkunft zu beziehen. Wir vereinbaren vorher ein Treffen in Tiflis.
Als wir das Hotelzimmer nach 70 Kilometer bezogen haben ging es irgendwie Schlag auf Schlag. Auf jeden Fall war es für mich kein entspanntes ausklingen des Tages. Mit 38,5 Fieber auf der Kloschüssel mit einem Mülleimer in den Händen hat irgendwie etwas verkrampftes an sich. Ich bin heilfroh im Hotel und nicht im Zelt zu sein. Josh ist etwas besser dran, er hat jedoch einen Zug auf sein Ohr abbekommen und hat entsprechend Schmerzen.

Dienstag 24.06.2014 von der Kloschüssel in den Transit

Unsere hervorragend ausgestattete Apotheke hilft uns entscheidend die Situation bis zum nächsten Morgen zu stabilisieren. Auf jeden Fall habe ich diese Nacht überlebt. Als man uns Mittags höflich auffordert auszuchecken oder eine Nacht nachzubuchen verlassen wir das Hotel.

Unsere Vernunftsentscheidung die Tour genau hier, 107 Km vor dem Ziel, abzubrechen war bereits gefallen. Unsere Rettung, ja die war auch schon unterwegs. Hierzu benötigten wir lediglich eine Mail an Natia, die “Zentralorganisatorin” des Hotel Kartli und ein paar Stunden Später war die Rettung, in Form eines roten Ford Transit, in Agare vor Ort. Kurz vor Eintreffen der “Rettungswagens” treffen wir noch einen Chinesischen Weltenbumler, er kam per Rad aus China.

Wie wir auf der Rückfahrt erfreut feststellen konnten, haben wir lediglich 100 Kilometer Schnellstraße und Autobahn verpasst. Kein wirklicher Verlust bei dem was wir bisher gesehen haben.

Mittwoch 25.06.2014 Erholung in Tiflis

Die Nacht war hervorragend, wir haben bis 10 Uhr durchgeschlafen und uns beiden geht es deutlich besser. Wir sortieren im laufe des Tages unsere Sachen und gehen nachmittags noch ein paar Mitbringsel in der Stadt besorgen. Für den morgigen Tag haben wir einen Geländewagen gemietet und werden noch zu 2 Sehenswürdigkeiten in der Nähe von Tiflis fahren.

Lieben Gruß aus Tiflis
Josh und Phil

Die Bilder dazu gibt es in unserem Blog (Signatur)
 
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