Nach entsprechender Resonanz bezüglich dieses radtouristischen Ausfluges machten sich RiFli und meine Wenigkeit auf, um den herrlichen Spätsommertag ausgiebig zu nutzen.
Als ich in Schönholz in den ersten Zugteil der S-Bahn sprang, saß dort bereits Bruder RiFli eigentlich zu meiner Überraschung.

Während der restlichen Fahrt bis Oranienburg holte ich noch einmal diverses Kartenmaterial der zu befahrenden Zielareale heraus und schwelgte bereits virtuell schon auf herrlichsten Pfaden.
Ding dong, Oranienburg! Heraus aus dem Zug und rauf aufs Rad. Links weg, kurz über die Brücke und quer durch den Schlossgarten. Raus ins Grüne und Hohenbruch links liegengelassen. Bis Neuendorf ging es auf Asphalt, dann stachen wir links in den Wald. Von hier an galt es, nur noch auf unbefestigten Wegen gen Norden zu stürmen. Bereits in dieser mir wohlbekannten Gegend unterlief mir ein kleiner Schnitzer und wir kamen leicht vom Kurs ab. Also zurück. Von nun an stets den Stand der Sonne beobachtend zogen wir durch die bewaldete Sandwüste in Richtung Grieben. Eine erste kleine Pause wurde eingelegt. Die Luft war schon jetzt so heiß und trocken, dass einem der Gaumen beim Hinunterwürgen des mitgeführten Nahrungsergänzungsmittels an der Zunge klebte. Dennoch zog ein herrlich aromatischer Duft von trockenem Kiefernwald durch unsere Nasen, dass es eine Freude war, hier zu verharren.
Die Griebener Heide spuckte uns an ihrem nördlichen Ende aus und empfahl uns, einfach weiterzufahren, was wir dann auch taten. Vielitz und Lindow waren die nächsten Stationen. Vielitzsee und Wutzsee wurden tangiert, und an unserer altbekannten Raststätte Klosterblick musste RiFli erste Verschleißerscheinungen seines neuen Hochtechnologie-Supraleistungs-Sportgerätes behandeln. Aufgesessen und weitergehetzt. Irgendwie schafften wir es immer wieder, trotz gegenseitigem Ermahnen zu gemäßigterem Tempo, nach einigen Kurbelumdrehungen die volle Pace anzuschlagen. Mann, dit zeckt vielleicht! Wir schlichen uns nördlich des Gudelacksees entlang, um irgendwann auf dieses dämliche Fließ zu stoßen, an dessen Ufer es bis Zechow hochgehgen sollte. Aber denkste! Hier müssen wir lang! Ach nee, hier ist es besser, glaube ich. Ah, guck mal hier, der müsste es aber sein. Und schon stolperten wir auf von schwerstem Forstgerät zerschundenen Waldtrassen ins Nirgendwo. Dann ein See! Scheisze! Wir sind hier völlig falsch wieder nicht auf die Sonne gehört. Also die ganze beschiszene Scheisze wieder zurück bis zum Gudelacksee. Karte raus Blick Karte wieder weg Vollgas!
Ab dieser wohlduftenden Fischräucherei in Zippelsförde stachen wir schnurstracks nordwärts. Ein Wegweiser zeigte uns 8 Km bis Zechow, wo wir endlich frisches Wasser und vielleicht ein Stückchen Kuchen erwarteten. Der Weg war sandig, trocken und heiß, die Kamelsäcke bereits leer. In Zechow angekommen konnten wir bei aller Mühe nur ein paar Häuser, eine Kirche und einen Friedhof ausmachen doch nichts zu fressen. Halt! Friedhof! Gräber! Blumen! Wasser!!!!!!! Eins-zwei-fix das Tor auf, kurz einen andächtigen Blick aufgesetzt und die durstigen Kehlen an das verrottete Zinkrohr gehalten. Aaah, lecker! Die Säcke waren ebenfalls schnell aufgefüllt und weiter ging es.
Försterei Bergholzofen, rechts weg und weiter in Richtung Nemitzsee. Hier taten sich wieder einmal traumhafte Wege auf, die Gegend war nicht ganz so trocken und sandig und es wurde recht hügelig. Wir peilten das KKW Rheinsberg an, amüsierten uns über einen recht lustig anzuschauenden Traditionszug (RiFli: Bilder!) und machten noch die Bekanntschaft mit einer ungefähr 10m langen Anaconda. Wie durch ein Wunder konnten wir uns schließlich aus ihrer tödlichen Umklammerung befreien und traten ihr zum Abschied noch kräftig in den Arsh. Das KKW wurde einen Bogen in nordöstliche Richtung beschreibend umfahren. Schließlich erreichten wir die Küste des Stechlinsees, also lag das Ziel nicht mehr weit. Wir krachten in brachialstem Tempo am Ufer entlang rauf, runter, rechts, links total irre. Wanderer sprengten vor uns auseinander und riefen uns schlimmste Schimpfworte hinterher. Aber unseren rasanten Lauf hielten weder Has' noch Igel auf.
Neuglobsow wurde durchfahren, bevor wir endlich Dagow erreichten, wo sich die schon des öfteren von mir angefahrene Tränke befindet. Wir labten uns an Bauernfrühstück, Kuchen, Kaffee, Radler und Cola und machten uns mit gefüllten Mägen auf, die letzten 8 Km bis Fürstenberg zurückzulegen. Die ausgewählten Wege waren alles andere als angenehm befahrbar, und die bereits gärende Speisemasse wollte das eine und das andere Mal durch die Speiseröhre wieder ins Freie flüchten. Aber als richtige Eisenschweine schluckten wir das Gewölle einfach wieder herunter, rülpsten lauthals und freuten uns über die schöne Zeit. Fürstenberg wurde erreicht, der Connex bestiegen und mit müden, aber glücklichen Gesichtern ging es heim ins Reich.
Schön war es wieder einmal.
Eckdaten: 107 Km; 4:55:00