deutsches Kleinbürgertum vs. Biker

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Hallo zusammen,

war am überlegen wo dies hingehört, werds erstmal hier posten

ich komme aus einer Gemeinde in der Nähe von Soest, NRW. Eigentlich haben wir für DH/FR eine gute Lage mit größeren Hügeln und Wäldern am Rande des Sauerlandes.
Nur kotzt mich das deutsche "Kleinbürgertum" mitlerweile mehr wie nur an. Grund;
in unserer Umgebung gibt es nicht viel Wald in städtischen/Gemeindebesitz. Das was "öffentlich" ist, ist zu 90% Naturschutzgebiet. Es gibt viele kleinere aber attraktive Bikereviere, die sind in Privatbesitz und die bei uns ansässigen Besitzer würden eher den Wald abfackeln als zuzulassen das dort Kinder/Jugendliche/Erwachsene Sport betreiben oder Spaß haben.
Ich kann verstehen das der Besitzer keine größeren "Umbauarbeiten" auf seinem Grund möchte, selbst wenn der Wald nicht anderweitig genutzt wird - aber selbst kleine Änderungen die nichts am Baumbestand oder den Wegen ändern werden in irgendwelcher Form gedultet oder erlaubt.
Einige Biker nehmen deswegen den illegalen Weg und bauen einfach in abgelegenen Waldstücken - aber nur bis zur Entdeckung. Ab da kommt man sich u.U. vor wie ein Schwerverbrecher und wird vom Förster oder sogar dem Dorf-Schuppo (Polizei) verfolgt oder es wird nach "einer Gruppe Fahrradfahrer mit auffälligen Rädern" gesucht. Das hört sich jetzt lustig an aber wir sind deswegen schonmal von der Polizei angehalten worden und mussten erstmal nachweisen das wir nicht diejenigen sind die den Wald "verunstaltet" haben (hatten Bikes im Auto, wollten nach Winterberg).
Eine mittlerweile schon angewachsene Gruppe "Jungbiker" (12-15 Jahre) hat mit dem Bürgermeister gesprochen (inkl. Unterschriftensammlung etc.) um sich für ein "Sportgelände" für Moutainbiker/FR-DHler stark zu machen. Aber anstatt das man den Jungs zuhört, wurden Sie direkt abgewiegelt mit der Aussage das die Gemeinde keine Flächen dafür zur Verfügung hat. Selbst die argumentierenden Eltern konnten keinen weiteren Kommentar oder ein Einlenken bewirken.
Somit sind wir alle gezwungen uns zu kriminalisieren oder in einen Bikepark zu fahren, was bei den 12-17 jährigen immer ein Problem darstellt da nicht so viele Plätze für Fahrer und Räder in den Autos der "Älteren" oder Eltern zur Verfügung stehen. Ganz abgesehen von dem auf Dauer doch recht hohen Kostenfaktor (Sprit + Park jedes WE ist schon eine Hausnummer)
Was mich jetzt an der Situation am meisten stört ist die Tatsache das eine aufwendige "Fandung" betrieben wird um den "Unholden" auf die Schliche zu kommen aber weder Gemeinde noch Privatbürger mit geeignetem Grundbesitz bereit sind Abhilfe zu schaffen.

Kennt jemand die Situation oder hat ähnliches vielleicht schon mal erlebt und hat Tipps wie man die Beteiligten (Behörden, Grundbesitzer) sensibilisiert bzw. zu einer Lösung kommt?
 
Das hört sich jetzt lustig an aber wir sind deswegen schonmal von der Polizei angehalten worden und mussten erstmal nachweisen das wir nicht diejenigen sind die den Wald "verunstaltet" haben.
Hast ihm dann wenigstens verzählt, dass es in D eine Unschuldvermutung gibt und er dir nachweisen muss, dass du er warst, und nicht umgekehrt? Wo kämen wir da hin?
 
ist doch überall das gleiche, seit einem Jahr finden wir keine Strecke für unseren gegründeten DH und FR Verein. Sobald man erklärt was man vor hat und in den Dialog tritt, wird das ganze schnell abgewürgt...
 
Wenn man ein DH oder FR-Bike hat gibt's keine Unschuldsvermutung bei uns auf dem Lande - Da bist du schuldig!
Zumindest kommt man sich so vor.

Das mit der Anzeige für unbefugtes bauen/betreten geht in Ordnung. Ist auch gutes Recht, aber von jedem Biker der ein Rad mit > 150mm Federweg hat zu behaupten er könnte das gewesen sein ist Stuss!!
 
Einige Biker nehmen deswegen den illegalen Weg und bauen einfach in abgelegenen Waldstücken - aber nur bis zur Entdeckung. Ab da kommt man sich u.U. vor wie ein Schwerverbrecher und wird vom Förster oder sogar dem Dorf-Schuppo (Polizei) verfolgt

Nix für ungut, aber es hört sich leider in derlei Posts immer so an, als ob es geradezu ein Menschen-/Bürgerrecht auf Downhill etc. gibt.

Fahradfahren an sich auf bereits vorhandenen und erlaubten Strecken (Naturschutzgebiete = nicht erlaubt) ist Euch doch nicht verboten, oder? Und zum Bikepark kann man doch auch - z.B. mit dem Bike ;) - fahren, oder?

Das ist wie beim Skifahren: Skilanglauf kann man überall auf bereits bestehenden Wegen machen, auch ohne gespurte Loipe. Für Abfahrtsski braucht es halt Lifte, wenn man zu faul ist, selbst den Berg erstmal hoch zu laufen. Hat man daher das Menschen-/Bürgerrecht darauf, dass einem überall Lifte und gerodete Hänge geboten werden? Ich würde sagen: Nein!

Es geht um Euren Spass-Sport! Hat man das Recht auf Spass? Darf man sich daher einfach ohne Erlaubnis sein Spass-Paradies bauen? Du sagst zwar, dass du unbescholten warst, heisst aber offensichtlich gleichzeitig die Aktionen für gut, wenn Du Dich über das spießige deutsche Kleinbürgertum beschwerst.

Man sollte immer unterscheiden zwischen gesunden Freizeitbeschäftigungen und "Sport"arten, bei denen es vor allem auf den Adrenalinkick durch z.B. Geschwindigkeit ankommt. Wenn man diese ausüben will und kann, dann prima. Wenn nicht, dann hat man aber noch lange nicht den Anspruch darauf und kann sich auch nicht einfach darüber hinwegsetzen.
 
Verstehe dich da voll und ganz, bin auch deiner Meinung.

Ich kritisiere ja auch in erster Linie das ein großer Aufwand betrieben wird um Schuldige auszumachen - die Politik/Gemeinde aber nicht zu einem Gespräch bereit ist um dieser Problematik auf den Grund zu gehen und/oder ggf. Lösungswege zu entwickeln.
Kleinbürgertum nur deshalb weil es so typisch ist nicht das Problem wo es entsteht anzupacken sondern lieber Mittel verschwendet werden um mit den "Symptomen" fertig zu werden. Hauptsache alle können sich profilieren.

Von uns aus sind es in den nächsten Bikepark mal eben 50km - das geht mit einem Tourenbike aber mit einem DH´ler wird's kniffelig ;)
 
Hi Eski,

Grüße aus der Nachbarschaft!

Wie sehen den eure Kontakte zu den Radsportvereinen im Umkreis aus?
Vielleicht findet sich ein alteingesessener Club der eine MTB-Gruppe mit Downhill/Freeride Gruppe unterstützt/-en würde.
Diese Vereine haben ja meistens auch mehr oder weniger gute Kontakte zu den örtlichen Entscheidungsträgern.

Gruß M.
 
Wald kaufen?

Der Eigentümer hat Rechte und Pflichten.

U.A. Ist Versicherung immer ein heikles Thema...

Versucht euch einem Radverein ggf als Untergruppe anzuschließen, das erledigt das Thema schon mal.

Ansonsten steht die Dimb ihren Mitgliedern hilfreich zur Verfügung.

Ist aber ein langer Weg, rechne mal mit 1-3 Jahren bis zur Umsetzung...

Grüße
 
Danke für die Tipps,

werde mal unseren örtlichen Radsportverein fragen. Sind zwar weitestgehend nur Renn- und Tourenradler aber viele Bekannte der Familie (ist eher eine Seniorensportgruppe ;))
Kontakte zur Gemeinde hab ich zu Hauf, mein alter Herr hat viele Jahre politisch mitgemischt.
Der lange Zeitraum schreckt mich nicht ab, es ist ja nicht nur für mich sondern den Sport und die Leute die Ihn betreiben.
Bin ja auch dankbar das andere sich gekümmert haben das es hier Fußballplätze etc. gibt
Und zu Wald kaufen; der alte Herr hat Land, sogar Wald, aber leider FLACH :-D
 
Kontakte zur Gemeinde hab ich zu Hauf, mein alter Herr hat viele Jahre politisch mitgemischt.
Der lange Zeitraum schreckt mich nicht ab, es ist ja nicht nur für mich sondern den Sport und die Leute die Ihn betreiben.

Hallo,

Du hast gute Voraussetzungen und ich habe die Erfahrung gemacht, das solche Themen auch nur miteinander und im Dialog langfristig zu lösen sind. Keimende Unzufriedenheiten werden immer wieder Störhandlungen provozieren.

Sei aber nicht enttäuscht, wenn es länger dauert: er dauert manchmal lange in der Wahrnehmung der anderen bis man vom "Sohn von XY" zu "Herrn XY" gekommen ist.

Nils
 
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