Fudenas 2008

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5. Oktober 2003
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Frankfurt am Main
Hallo Leute,
ich muss Euch vom Fudenas Marathon erzählen. Bisher habe ich hierzu noch nichts gefunden und auf der Veranstaltung gemerkt, dass er noch recht unbekannt ist.

Es handelt sich um einen Bikemarathon bei schönstem Wetter auf Fuerteventura, organisiert und das ist der Knaller vom dortigen Militär. Die Insel wird bei 150km und 1800hM von Nord nach Süd auf vielseitigen Untergründen und Streckenabschnitten inkl. gemeinem Gegenwind durchquert. Kennt man von gewöhnlichen Marathons hübsche Plastikschilder, die einem den Weg weisen, stehen beim Fudenas 100e Soldaten bereit an jeder Wegkreuzung dem Marathonisten den rechten Weg zu zeigen. Der Ansporn dadurch ist nicht zu unterschätzen, wer will schon vor nem Soldaten einknicken :confused:.

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Den Marathon gibt es als eintages und zweitages Rennen. Bei meiner ersten Teilnahme in diesem Jahr habe ich die 2 Tagesstrecke gewählt. Der ausschlaggebene Grund war die Übernachtung im Militärcamp mit morgendlichem Wecker, getarnt als Fanfare gespielt vom Militärcorps. Das wollte ich unbedingt mitnehmen. Für ambitionierte Racer kann die Strecke auch an einem Tag bewältigt werden. Der diesjährige Sieger "James Ouchterlony" bezwang den Höllenritt in 05:09h. Einfach unglaublich.

Der Start findet am Samstag zu einer so gar nicht militärischen Uhrzeit statt: 10:00 Uhr, der Mittagshitze konnte also nicht entkommen werden. Über uns kreist donnernd ein Militärhubschrauber.
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Die Startumgebung, ein Freizeitpark, gefüllt mit MTBlern und vielen Soldaten, mutet ein wenig verstört an. Kurze Ansprache, dann der Start. Zunächst rollen wir über Asphalt Richtung Meer. Die ersten "Sandpfützen" werden durchquert. Die meisten müssen Absteigen und die ersten Meter schieben. Zum Glück haben wir schon einige Tage zuvor, das Fahren getestet und unsere Gruppe kommt gut durch. Dann gehts auf die endlosen Schotterpisten Fuertes am Meer entlang bis wir ins Inland abbiegen. Der erste Berg liegt vor uns. Schroff und dunkel erstreckt er sich in den Himmel. Auf einmal schlägst kräftig auf dem Hinterrad und mit jedem weiteren Meter wird mir klar, dass mich der erste Platten erwischt hat. Wir wurden gewarnt, dass das Vulkangestein scharfkantig und grob ist. Bisher haben meine FatAlberts alles ausgehalten, doch ausgerechnet jetzt und hier nach 5km...zwei unserer Mitfahrer waren vorne weg. Ärgerlich, dass sie die Schläuche hatten, sehr ärgerlich! 20 Min. später, das gesamte Feld ist an uns vorbeigeradelt und hinter uns ist nur noch der Besenwagen in Form eines großen Militär LKWs. Der Schlauch ist geflickt und es kann weiter gehen, endlich!

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Mit großer Wut im Bauch über die 2 untreuen Kollegen, bezwangen wir den ersten Anstieg sehr flott und erreichten nach 20km den ersten Verpflegungsstand. Orangen, Powerade, Wasser und Reste von Nüssen konnten noch abgegriffen werden. Schnell sollte es weiter gehen, denn die ersten Radler waren noch meilenweit entfernt. Wir ziehen schnell davon und immer frühzeitig und richtig geleitet, dank der motovierten Soldaten, die uns mit ihrer Trillerpfeife nach vorne peitschen. In der ersten Ortschaft stehen junge Spanier am Strassenrand und rufen "Lollipop", die Begeisterung ist Ihnen anzumerken. Dank Gestik ist der "Lollipop" auch schnell verstanden-> wir sollen beim vorbeifahren, abschlagen. Und wir sind mindestens 20 min. hinter dem Hauptfeld!
Es geht wieder raus auf die Schotterpisten. Auf Fuerte haben diese Schotterpisten die Eigenschaft, dass sie über die gesamte Breite, kleine gemeine Querrillen haben. Nach einigen Kilometer wünsche ich mir mein Fully herbei.
Der Marathon führt zum Glück von Norden nach Süden. Der Hauptwind kommt von Norden und bläst kräftig über die Insel. Zum Leid der Marathonisten führt die Strecke natürlich im Zickzack über die Insel und somit fahren wir eine endlos lange Gerade mit endlos nervigem Gegenwind entlang.
In der größeren Stadt "La Olivia" sind alle Strassen für uns gesperrt und sind in Null-Komma-Nix wieder im Gelände.
Kilometer 40, der zweite Verpflegungsstand. Das Wasser ist bei uns drei knapp und was zum snacken wäre auch gut. Jetzt kommt das einzige Manko. Die SOldaten stehen mit leeren Händen da. Nix gab es, nix zu trinken, nix zu essen! Für uns hieß das, schneller radeln und vor den anderen bei Kilometer 60 sein.
Diese Etappe ist von Höhengewinn geprägt. Zwischendurch immerwieder einige Highlights, wie z.B. eine Durchfahrt durch eine schmale Röhre.

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Kurz vor Kilometer 60 kommt meine Liebingsstelle. Soeben haben wir eine heftige kurze Steigung hinter uns gelassen, jetzt geht es leicht bergab über rote Erde und Geröll Richtung Verpflegungsstation. Inmitten der bereits kassierten Fahrer gibt es eine Staubentwicklung, dass die Durchfahrt zum Blindflug wird. Mit Spannung, Durst und Hunger erreichen wir den Verpflegungsstand Nr. 3.

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Gesättigt und frisch betankt gehts auf die letzten 30km. Ab Kilometer 70 schicken uns die Veranstalter erneut auf einen Willensbeweis, 10 Kilometer mit gemeinem Gegenwind. zwanghaft versuche ich einen Schatten im Wind zu finden, letztenendes kommt es aber darauf an, seinen Willen umzusetzen. Der vermeintliche Trost, am Ende der Strecke steht ein freundlicher Soldat, der uns in die Gegenrichtung schickt. Eine Wohltat für die Beine. Ohne große Anstrengung erreichen wir bei dem Wind 30 km/h. Plötzlich werden die vorderen Fahrer schnell langsamer und es folgt eine Grobschotterpiste mit allen Nettigkeiten bis zum Ziel bei Kilometer 90 in Tuineje. Hier erwarten uns schon die beiden Aussreisser, die sich jetzt erstmal ihre Abreibung abholen können.

Bei der Übernachtung ist alles in bester militärischer Ordnung. Schnell bekommen wir einen SChlafplatz zugeteilt und unser Gepäck ausgehändigt. Das Bike steht im gesicherten Park Fermé, in der Nacht von bewaffneten Soldaten bewacht.
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Zur Entspannung kann geduscht, geschwommen und sich massiert werden lassen. Quasi alles was das Herz begehrt. Essen und Wasser sind umsonst
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, das Bier kostet sage und schreibe 60ct. Pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit, wird ein Militär-LKW mit einer Plane überzogen und über einen Beamer werden die Bilder des Tages gespielt. Welch eine Stimmung und ich weiss, warum ich die 2-tages Tour gewählt habe! Gegen 21 Uhr waren loderende Flammen zu sehen. Neugierig wird gucken gegangen und es gibt zur Überraschung noch ne Runde Barbeque mit Würstchen, Rippchen und Salat. Ziemlich cool!Absolut gesättigt und mit Schmerzen im ganzen Körper, fallen wir in unsere Feldbetten in einem der sieben 40 Mann Zelte. Das wird eine ruhige Nacht.
Früh ertönen schon von draussen die ersten spanischen Gespräche. Worum es wohl geht? Wahrscheinlich um die Bikes und allem was dazu gehört. Mein spanisch reicht leider nicht, um mich mit den größtenteils spanischen Mitfahrern zu unterhalten. Zwei deutsche haben wir noch getroffen, der Gruß geht raus an Matthias und seinen Schwager! Insgesamt sind wohl so 20 Deutsche dabei gewesen.
0700: der Weckapell. Da wurde uns nicht zu viel versprochen. Denn bei einer beinahe 10 minütigen Marschmusik wird jeder wach!

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Nach dem Frühstück geht es um 0900 an den Start, diesmal haben wir das Ziel, dabei zu bleiben. Our tires will survive oder so!

Glück? Was ist das? Zwei Kilometer sind wir weit gekommen, bam, erster Snakebite. Unsere treue Mitfahrerin,Steffi, fährt schonmal weiter. Der erste Schlauch wird gewechselt. Leider zu hektisch und somit platzt er beim aufpumpen. Der zweite Schlauch muss her. Glück? Was ist das? Ein spanischer Fahrer kommt zu uns zurückgefahren und teilt uns mit Mimik und Gestik mit, dass unsere Mitfahrerin ebenfalls einen Platten hat. Jetzt sind unsere Schlauchbestände an französichen Ventilen aufgebraucht und es heisst erneut flicken. Inzwischen sind bereits bedrohlich viele Fahrer an ans vorbeigerauscht und der Besenwagen nähert sich wie bereits am ersten Tag. Wir entscheiden uns zum weiterfahren während Steffi und Ralf für die Zeit des Flickens im Besenwagen Platz nehmen. Gelobt sei das Militär und ihre großen Fahrzeuge. Bei kilometer 104 treffen wir wieder zusammen.

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Der Helikopter ist da und begleitet uns ab Kilometer 110. Es geht es in ständigen kräftezehrenden Up und Downhills an der Südküste entlang.
Ab dem schmalsten Punkt der Insel, der Costa Calma fahren wir auf Sand, direkt am Meer, die Flut ist da! Das Treten fällt erheblich schwerer als gestern und nun noch diese Qual durch nassen Sand zu fahren. Nun gut, es sind nur noch 25 kilometer, kämpfen!Der Kampf wird belohnt und bei Kilometer 130 geht es über Asphalt Richtung Ziel. Die Belohnung auszukosten fällt uns jedoch schwer. Die letzten 20 km gehen über Asphalt mit Gegenwind in den Schluchten und steilen Etappen, die es in sich haben. Dieses letzte Stück kostet mich die letzte Kraft dieser aufreibenden Tour. Es macht Spass!

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Kilometer 150, das Ziel liegt vor uns! Wir fahren zu fünft auf der Strandpromenade. Die gesamte Einfahrt zum Strand steht voll mit Militärfahrzeugen. Zwischen den Tarnfarben erscheinen immer wieder bunte Bikinis und blanke Bierbäuche. Mit Applaus werden wir empfangen. Bei diesem Anblick weiss ich, Wieder einmal hat sich die Anstrengung eines Marathons gelohnt. Diese Eindrücke bleiben unvergessen und kann mir kein anderer Marathon bieten, der FUDENAS 2008.

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Bei Fragen zur Organisation im nächsten Jahr 2009, könnt Ihr mich gerne anschreiben.

Mehr Fotos unter
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Bikeboard Bilder
Webalbum Fotograf


Viele Grüße aus Frankfurt, Matthias
 
Hi,
also diese Jahr ist das Batallion in Afganistan. Es wird ein "Fudenas" von den locals organisiert, von dem keiner weiss, wie es wird. Ich fand das reizvolle gerade in der Organisation durch das Militär, da an jeder Weggabelung ein Soldat stand und ihr auch sonst durch Helis und aussergewöhnliche Militärfahrzeuge begleitet wurdet. Das fällt dieses Jahr schonmal auf jeden Fall aus. Dadurch wird dieser Marathon zu einem Event, dass seine Specials verloren hat. Wobei Fuerte auch ohne Militär mit Sicherheit seine Reize hat.
Hier eine Mail die mich heute von der Petra Wonisch erreicht hat. Das ist eine deutsch sprechende MTBlerin auf Fuerte, die in den letzten Jahren die Organisation für die Deutschen übernommen hat.

nun
wird er dieses jahr auch nicht mit der extremstrecke von 150 km sondern als 2
tages-etappenevent mit ausgang/ziel Playitas Resort &Hotel
- in der Mitte der Insel , direkt am Strand . durchgefuhert - termin ist der
14.-15.november 09
Alle details folgen in der beiliegenden pressemitteiluhng - aber es war mir wichtig n,
dass du auch persoenlich von uns informiert wirst - versprochen ist versprochen .
http://www.challenge-canarias.com/news-404-marathon-chillout-fuerteventura
www.canary-bike.com
www.challenge-canarias

Also ich werde nicht mit fahren, wobei das eher an meinem Job liegt als an der Lust im Oktober bei 25 Grad durch eine Mondlandschaft zu radeln.

Viele Grüße Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Matthias,

vielen Dank für deine Antwort!
Schade, unter diesen Umständen habe ich da auch keine Lust drauf. Hoffentlich findet der nächstes Jahr wieder auf Fuerte statt.

MfG
 
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