Kleine Renovierung eines Wheeler 5500

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Hallo Forum,
ich mache gerade für meine Freundin ein gut und original erhaltenes Wheeler 5500 Comp Line aus den 90ern wieder flott. Eigentlich ist alles bestens, wenn da nicht zwei Macken wären:

Die verbauten Shimano BR-M650 Canties bremsen katastrophal. Es sind diese hier, "super ultra low profile" :D :http://www.vintagebikes.de/shop.php?okat=Bremsanlage&id=4&ukat=&ukat_id=12&art_id=142
Die schon rissigen Beläge werden natürlich getauscht, gegen Koolstop, Fibrax oder Cartridge-Schuhe - die tun sich preislich ja nicht viel. Die Geometrie erzeugt wegen zu spitzer Seildreiecke aber auch nicht genug Hebelkraft. Ich habe ich mir schon überlegt, die Konstruktion mit Triangeln aus dem Zubehör komplett neu aufzubauen, um alles an Hebelübersetzung aus den Bremsen rauszuholen. Die angerosteten Originalzüge müssen ohnehin weg.
An sowas hier dachte ich: http://www.ebay.de/itm/261120411470?ssPageName=STRK:MEWAX:IT&_trksid=p3984.m1423.l2649

Allerdings fährt da immer die Sorge vor der ungewollten Totalblockade im Defektfall mit - gerade wenn jemand anders damit fährt. Es gibt so Fanghaken sogar noch neu von Point, vielleicht wäre das eine Möglichkeit. Oder soll ich lieber den Y-Kabeln von Shimano den Vorzug geben? Mich haben die allerdings immer fürchterlich genervt, weil sie furchtbar unflexibel in der Winkeleinstellung sind. Die Idee wäre ja, das Seildreieck relativ niedrig anzusetzen, und da bin ich mir eben nicht so sicher, ob ich das mit den Shimano-Teilen überhaupt hinbekomme. Gibt es da einschlägige Erfahrungen?

Oder mal anders herum: Ist die Befürchtung Totalblockade überhaupt relevant bei einem Rad, das komplett neue Züge bekommt, in seinem "zweiten Frühling" nicht unbedingt zigtausend Kilometer fressen wird, und auf das ich zuguterletzt auch noch ein Auge habe?


Die linke STI macht ebenfalls Zicken und schaltet bzw. rastet nicht mehr. An der Kilometerleistung kann es kaum liegen, daher probiere ich es mal mit Sprühöl. Gibt es sonst noch etwas, was ich tun kann? Tauschen als letzte Alternative versteht sich von selbst, nur sitzt das Geld momentan nicht so locker ;)

Ich freue mich über Ideen, schon jetzt vielen Dank dafür!
 
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Re: Kleine Renovierung eines Wheeler 5500
Zu den Fanghaken hatten wir gerade im Klassikforum einen Thread: Es hat noch nie jemand gesehen, daß ein Bremsseil gerissen wäre! Ich fahre selbst seit 1989 mit Cantibremsen, außer der blöden Belageinstellerei, gibt es von mir nichts Negatives zu berichten.
Auch ich verwende schon immer solche Querzugträger, weil ich damit das Seildreieck in seinen Winkeln beliebig gestallten, und damit aus den Cantis die beste Bremsleistung herausholen kann:

medium_CIMG0460.JPG


Litespeed199211.JPG


Diese Art der Querzugträger kann ich nur empfehlen!

Den störrischen STI mit WD40 oder ähnlichem fluten, kommt oft vor, daß bei alten STIs das Fett verharzt ist. Danach sollten sie wieder finktionieren.

Es grüßt der Armin!
 
Danke Armin! Mir persönlich ist vor 20 Jahren mal ein total verrosteter Bremszug gerissen, zuvor noch nie und danach nie wieder. Also, das mit den Triangeln wird jetzt riskiert! :)
 
Jetzt ist mir noch was aufgefallen: An der vorderen Bremse fehlt die kleine Madenschraube für das Einstellen der Mittigkeit. Weiß jemand, welches Gewinde das ist, so dass ich eine nachbesorgen kann?
Da ja mittlerweile sogar schon rostige Altus-Canties unter "KULT RETRO FIXIE SINGLESPEED" einsortiert werden, habe ich lieber 99 übrige Madenschrauben rumliegen und ersteigere mir keine extra Bremse als Ersatzteilträger :D
 
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Sollte ein Gewinde M3 sein. Ist zumindest an der ganz oben abgebildeten XTR-Bremse, und an meinen LX V-Brakes so. Die genaue Form und Abmessung musst Du von der hinteren Bremse übernehmen.
 
Ach ja, das sollte ein Gewindestift mit Innensechskant und Kegelkuppe sein, DIN 913.
Die Länge weiß ich aber nicht.

Es grüßt Dich der Armin!
 
So. Heute kamen die Triangeln, übrigens von Tektro, und neue Bremszüge an. Neue Bremsklötze gibt es demnächst, da habe ich Cartridge-Schuhe für Rennrad-Gummis bestellt. Das sollte zumindest ein bisschen Arbeit und Geld beim Belagwechsel sparen.
Die vordere Bremse habe ich mit alten Zügen mal provisorisch - oder zum Üben - zusammengebaut, und siehe da, mein Blutdruck ist zwar durch die Fummelei ziemlich gestiegen, aber mit tiefem Seildreieck kommt selbst mit den alten Belägen so etwas wie Bremskraft auf. Hinten habe ich gleich neue Züge verwendet - funktioniert super :)

Das "Üben" vorne habe ich aus folgendem Grund gemacht:
Ich habe zwar keine Lust, immer noch mehr Geld in das Rad zu stecken, überlege allerdings noch, ob ich vielleicht anstatt des Gegenhalters im Vorbau lieber einen für die Gabelkrone verwenden sollte. Hier habe ich zwar in allen Fahrradläden erzählt bekommen, dass es das nicht mehr gebe, doch der Blumenladen hat sogar einen ziemlich guten Preis dafür:
http://www.roseversand.de/artikel/tektro-bremszuggegenhalter-642387/aid:642389
So kann man auch mal den Vorbau verstellen, ohne danach wieder an die Bremse zu müssen.

Den Fehler in der linken STI-Einheit habe ich auch gefunden. Die Klinke für die Rasterung des unteren Hebels springt nicht zurück. Ich habe jetzt mal WD40 draufgegeben, sollte jedoch die Rückstellfeder hin sein, habe ich wohl schlechte Karten.
 
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So, liebes Forum, vor allem lieber Armin,

das Moped fährt wieder :) Sogar ziemlich gut, wie ich finde! Die Bremsen bremsen, die Schaltung schaltet wieder, das Rad liegt gut auf der Piste - rundherum ein guter Fang. Ich habe nun tatsächlich noch den Cantigegenhalter von Tektro für die Gabelkrone verbaut. Die Bremsfunktion hat sich dadurch nicht merklich geändert, auch wenn der alte Gegenhalter im Vorbau ein wenig steifer war.

Eine Frage habe ich zu dem linken STI aber noch. Das Bad in WD40 über ein paar heiße Sommertage hat geholfen, nur passiert es ab und zu, dass der Umwerfer beim Herunterschalten vom großen Blatt nicht auf das mittlere, sondern gleich auf das kleine Blatt schaltet.
War das jemals so vorgesehen oder ist es doch eher ein Zeichen dafür, dass in der Mechanik noch was nicht richtig rastet? Ich hatte diese alten STI noch nie intakt in der Hand, darum die Frage :)

Danke!
 
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Hallo Oscar!

Das mit dem Umwerfer ist so eigentlich nicht vorgesehen, irgendetwas in den alten STIs rastet da scheinbar nicht mehr richtig. Evtl. hilft da ein Bad in WD40, und anschließendes Ölen mit Balistol. WD40 alleine zu verwenden, reicht nicht: ich habe gelesen, daß das sogar verharzen kann! Genaueres kann ich dazu leider nicht sagen, da ich selbst keine STIs verwende: ich bevorzuge immer Daumis oder (früher) Drehgriffe. Die sind mechanisch um einiges robuster aufgebaut und auf der linken Seite auch viel einfacher einzustellen.

Es grüßt der Armin!
 
WD40 ist Rostlöser. Es verdunstet fast vollständig und ist deshalb als Schmiermittel ungeeignet. Wenn man WD40 auf altes, verharztes Fett sprüht, hilft es kurzzeitig, das Fett wieder weicher zu machen. Aber das hält nur ein paar Tage. Dann hat sich das WD40 verflüchigt und alles ist wieder beim alten.

Wenn man gründlich sein will, muss man die STIs zerlegen und neu fetten. Das kann aber durchaus tricky sein, die wieder zusammen zu bekommen.

Deswegen empfehle ich, die Teile eine Nacht in Diesel einzulegen, davor die Abdeckung abschrauben. Dann gründlich durchschalten und ordentlich mit Diesel spülen. Hier hilft eine mittelgrosse Einwegspritze sehr. Dabei darauf achten, dass es nicht mehr sandig knarzt oder schabt. Wenn man mit der "Sauberkeit" zufrieden ist, ölt man die Mechanik ordentlich mit eine geeineten Öl (zB Ballistol oder Kettenöl (nicht Kettenfett)), wischt den Überschuss weg und schraubt den Deckel wieder drauf.

Gruß
Matthias
 
Vielen Dank euch beiden! So etwas hatte ich schon befürchtet. Ich habe zwar nach dem Einweichen mit WD40 noch einmal mit selbigem durchgespült und dann versucht, den Mechanismus neu zu fetten, aber dann muss ich eben noch einmal dran.

Wird schon werden - irgendwann zumindest ... :)
 
Hallo zusammen,

ich hab natürlich die falsche Seite fotografiert, aber das ist aus dem Rad geworden. Die alten STIs haben meine Geduld überstrapaziert (und waren der Fahrerin höchst unsympathisch), so dass ich SRAM MRX-Drehgriffe montiert habe. Die brüchigen alten Wheeler-Reifen habe ich durch meine ehemaligen Schwalbe Kojaks ersetzt - und auf einmal geht das Gefährt recht gut vorwärts. Jetzt taugt das Rad für gemeinsame entspannte Ausflüge, ich fahre dann mit dem Rennrad nebenher ;)

Wenn mal Zeit ist, kommt noch ein ausführlicher Lagerservice bei den Naben dran, außerdem vielleicht ein paar Schönheitsreparaturen am Sattel. Aber sonst läuft es ganz gut, und das wichtigste ist eh, dass die Fahrerin zufrieden ist :D

Vielen Dank noch einmal für die Tipps!
 

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