DREI - jawohl, so weit ist es schon gekommen... Heute hatte sich echt eine durch diese Zahl zu beschreibende Schar Wattbewehrter und Voltgerüsteter Verrückter angesagt, um meine oft beschriebene doch bis vor zwei Wochen nur von mir bestiegene Nightridestrecke in Angriff zu nehmen... Vor zwei Wochen schon konnte ich Kochermeister in die Freuden dieses Parcours und - vor allem! - in die Erfahrung, zusammen mit anderen leuchtend-rollend die Nacht zu erobern, einführen... Heute war es dann Rabbit, der, obwohl schon länger im Besitz der technischen Möglichkeiten als ich, noch nie zuvor mehr als seine eigene Frontphalanx seinen Weg ausleuchten sah... Und dessen längster Nightride es auch werden sollte; hatte er bisher immer mit vollem 35 Watt und 20 Watt Strahler nicht sehr lange leuchten können, so hatte er sich mittlerweile vernünftigerweise einen 10 Watt Strahler besorgt, mit dem er die mindestens 1 1/2 Stunden durchhalten konnte. So war er nun mit einer Dreier-Anlage auf dem Lenker unterwegs, die einen erstaunlichen Anblick abgab. (Bitte Harry: Fotografier das noch mal und stell das Bild hier rein!)
Kochermeister hatte inzwischen einen grossen Extra-Akku, der, unterstützt durch seinen alten Original
Sigma-Akku, beide Sigmas den gesamten Nightride über leuchten lassen sollte...
Ungeduldig und voller Angst und freudiger Erwartung war Rabbit schon 20 Minuten früher da und fand mich noch mit unverhülltem Oberkörper an der Spüle vor, meine drei Teller noch schnell für das nachfolgend geplante Festmahl säubernd... Ich machte noch schnell meinen üblichen Iso-drink (3/4l heisses Wasser mit 1EL Zucker und einer Prise Salz), schlüpfte in DAS Trikot, stülpte den hässlichen Ersatzhelm über und machte mich mit Harry daran, Kochermeister Alex zu begrüssen, der gerade auf den Hof gerollt war.
Und schon waren die drei Bikes fertig für die Nacht, Bikes, wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten: Rabbits Pseudo-Freeride-Maschine mit hier unbedingt benötigten 120mm vorne und hinten, Kochermeisters supersteifes Leicht-Hardtail mit ungefähr 80% Negativfederweg an der Gabel und mein geliebter SSpeeder (der immer noch keinen Namen hat - ARGH!), der sogar unter ebendiesen einen Sonderplatz einnehmen dürfe mit 13 Kilogramm, bewirkt durch steifen schweren Rahmen, ca. 1 Kilo mehr Laufrad (650g
Felgen und 850g
Reifen) sowie der nicht zu vergessenden ÜberholversuchevonMitgliedernderschaltendenFraktionAbwehreinrichtung, von einigen Unwissenden Seitenständer genannt.
Den Anfang der Tour habe ich gerinfügig verändert, um noch ein paar schöne Ausblicke, ein paar Höhenmeter, um wenigstens die 100er Marke zu knacken und eine Schleichfahrt hinter einem nicht zu überholenden Agrarwissenschaftlichen Fahrzeug einzubauen... Und ein schneller Schotterdownhill sowie einer auf Asphalt kamen so auch noch hinzu...
Harry hatte jetzt schon neidisch bemerkt, dass meine 12W-Wunderleuchte um Längen besser und doppelt so hell den Weg ausleuchtete als seine 10 Watt Funzel und beschloss, eine solche auch irgendwo aufzutreiben...
Jetzt ging es auf das übliche erste Drittel meiner Strecke, entweder uneben steinhart gefroren oder, die meiste Zeit, spiegelglatt durch eine dicke Schlittschuhkompatible Eisdecke, die netterweise die meiste Zeit die gesamte Breite des Weges (engl.: trails) belegte... Den kurzen aber um so geileren gut lenkerbreiten Slalom-Trail durch abwechselnd links und rechts sich über den Weg neigenden Bäume richtig schnell genommen und so den Adrenalinspiegel auf ein weiteres Rekordhoch gebracht, legten wir daraufhin einen Stop am Hermann-Löns-Blick ein... Das Treppenersteigen im komplett Dunkeln war schon ein Abenteuer für sich, Harrys Angst um seine Digi beim Abstellen derselben auf dem Geländer, bestimmt 20 Meter über dem Boden, lockerte die Stimmung aber zusammen mit dem tollen Ausblick über den Hemmelsdorfer See wieder auf... Eine einmalige, andächtige Atmosphäre herrscht da oben, man weiss in dem Moment, warum man diese Nachtfahrten macht, man weiss, dass man etwas erlebt, von dessen Existenz die meisten Menschen noch nicht einmal je etwas ahnen werden...
Jetzt kam der Trail direkt an der Aalbek entlang, sonst nicht besonders, aber zur Zeit mit einer richtig schön glatten und durch Fahrradspuren hart-zerfurchten Eisschicht bedeckt... Ich muss einfach vorfahren, mit Vollspeed darüber, im Wissen, jederzeit auf einer schrägen ins Eis gegrabenen Spur wegzurutschen und in den dunklen, stillen Tiefen der Aalbek mein stilles Grab zu finden...
Trotzdem - dieser Adrenalin-Overkill macht süchtig... ich komme als erster an der zweiten Aalbekbrücke an, derjenigen, die direkt am Niendorfer Vogelpark liegt und deren Umgebung bur so von den Rufen der dort beheimateten Vögel aus aller Welt widerhallt... Die ein oder eineinhalb Meter steile Treppe mit Eisauslauf wird noch von den zwei alten Hasen genommen und dann kommt die schönste Eisstrecke: Ein kurzes Stück, wieder direkt am Bach, spiegelglatt aber ohne ebenen Untergrund... Alex mag den Timmendorfer Heimatboden mittlerweile so gerne, dass er nicht umhin konnte, ihn nach Montag auch heute wieder zu küssen um ihm seine Liebe zu gestehen... Wenigstens bliebe er uns aber erhalten, denn er schaffte es, nicht in die Aalbek zu rutschen...
Der letzte Kilometer Eisweg mit dem Kleinen Uphill ging dann auch zu Ende. Es folgte einige Kilometer Radstrecke, nur aufgeheitert durch den mir einschiessenden Einfall Fussball mit den am Wegrand aufgetürmten steinharten Schneemassen zu spielen...
Asphaltdownhill nach Travemünde... Zwischen Vorderreihe und Pier entlang, leider nicht ganz so herrlich verlassen wie sonst aber doch ziemlich andächtig still... Dann Gruppenfoto vor der Passat, Fahrtfotoversuche, die wahre Kunst ergaben, und eine Fahrt um die Spitze der Travemünder Mole... Zum ersten Mal auch ein Stück des Strandes direkt befahren...
Dann der schön steile Anstieg zum Brodtner Steilufer, die Kantenfahrt und wieder viel viel Eis auf der hügeligen Strecke... Leider nicht ganz so weite Fernsicht heute, aber nichtsdestotrotz ein herrliches Erlebnis, in seiner stillen ehrwürdigen Anmut nur einmal unterbrochen an einem sehr ruckeligen, sehr schnell genommenen Downhill, bei dem wohl kein Kettenspanner meine Kette auf den Ritzeln gehalten hätte, und der auch Kochermeisters Rücklicht einen kleinen Abflug machen liess...
Heim ging es über die Strandpromenaden, unterbrochen nur noch von einer Fotopause am idyllisch daliegenden Niendorfer Hafen, alle noch über die Marmorrampe und die beiden letzten Uphills in Form von Fussgängerbrücken...
Zwei Stunden und 30 Kilometer bei einem 19er Schnitt später waren wir wieder da (bitte genaue Daten nachreichen!)...
Es folgte der gemütliche Teil des Abends, mit Duschen, Schlemmen und dem Leben des Brian - was haben wir uns zum xten Male beölt...
Und Kochermeister hat seinem Namen und Beruf alle Ehre gemacht und uns ein wahres Festmal gebrutzelt: Grosse Steaks mit Spiegelei und Bratgemüse aus Karoffeln Zucchini Champignons Kirschtomaten und Würfelschinken...
Ich liebe es, wenn ich sturmfreie Bude habe...
Es war sicher nicht der letzte Nightride in Timmendorf mit Beteiligung >1, teilte mir Rabbit doch mit, dass es ihm ausserordentlich genial gefallen hat, sowohl von der Strecke als auch vom Fahren mit mehreren her...
Bis in Zwei Wochen - Gleicher Ort, selbe Zeit...