Rehbock vs Spaziergänger

Hein

rHEINländer
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3. Dezember 2000
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1
Ort
nördlich und südlich der Vicht
Aus der Aachener Zeitung:

Birkesdorf. Von wegen scheues Reh: Ein wild gewordener Rehbock hat am Mittwochnachmittag am Rurufer bei Birkesdorf zwei Spaziergänger attackiert und schwer verletzt.


Für die Männer endete die verhängnisvolle Begegnung mit dem Tier im Krankenhaus. Der vierbeinige Täter ist flüchtig. Eine Nachsuche mit Hunden blieb am Abend erfolglos. Nächste Woche (1. Mai) beginnt die Jagdsaison.

Donnerstag im Marien-Hospital Birkesdorf: In der chirurgischen Abteilung können Jürgen S. (45) und Friedrich M. (66) noch nicht fassen, was sie tags zuvor erlebt haben. «Ich dachte, mein letztes Stündlein hat geschlagen», gesteht M., dem der Rehbock zwei tiefe Fleischwunden im rechten Bein zufügte, im DZ-Gespräch.

Wie Jürgen S. bittet auch er darum, nicht mit vollem Namen in der Zeitung zu erscheinen. «Schon jetzt rufen hier ständig Leute an», sagt der Jüngere, der einen Wirbelbruch erlitten hat.

Immer wieder muss er die gleiche unglaubliche Geschichte erzählen: «Meine Freundin und ich genossen das schöne Wetter bei einem Spaziergang an der Rur. Irgendwann fielen mir eine Frau und zwei Kinder auf, die offenbar etwas im Gebüsch entdeckt hatten. Als sie sich langsam zurückzogen, schwante meiner Freundin schon Böses. Ich habe nicht so schnell reagiert.»

Jürgen S. schüttelt den Kopf. Plötzlich habe der Rehbock auf dem Gehweg unmittelbar vor ihm gestanden, berichtet er weiter: «Er hatte den Kopf gesenkt. Das bedeutet Angriffslust, soviel versteh' ich von Tieren. Plötzlich hat sich der Bock auf mich gestürzt. Das Tier war völlig rasend. Zum Glück konnte ich ihn bei den Hörnern packen.»

Mindestens fünf Minuten habe er mit dem Bock gerungen, erinnert sich der 45-jährige Pfleger aus Düren. Das Tier habe «keine Ruhe gegeben».

Jürgen S. Glück war ein umgestürzter Baum: «Darauf habe ich mich gerettet, während der Bock unten weiter tobte.» Zu diesem Zeitpunkt habe sich Friedrich M. mit seiner Ehefrau genähert.

Und wieder habe die Frau richtig reagiert: «Während sie sich zurückzog, blieb er stehen», erinnert sich S. Und Friedrich M. bestätigt diese Schilderung: «Ich habe zu spät geschaltet. Das Tier stand plötzlich vor mir. Ich weiß nicht, wie ich darauf gekommen bin, doch ich habe sofort nach dem Gehörn gepackt.»

Auch M. spricht von einem fünfminütigen Kampf mit dem Bock: «Woher ich die Kraft genommen habe, das Tier zu halten, ist mir völlig schleierhaft.» Die Größe eines stattlichen Hundes habe der Bock gehabt und «unglaubliche Kräfte».

Schließlich gelang dem Rentner der Sprung zu seinem Leidensgenossen auf den Baum. Doch der Rehbock ließ nicht von seinen Opfern ab. Erst als Jürgen S. nach einem Knüppel griff und dem Tier genau auf die Nase schlug, habe der Bock das Weite gesucht.

Der Fall löst selbst bei erfahrenen Jägern ungläubiges Staunen aus. So bezeichnet der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Markus Schoeller, das Verhalten des Bocks als «höchst ungewöhnlich». In seiner bisherigen Jagdpraxis habe er solches noch nicht gehört, geschweige denn erlebt.

Doch Jägerlatein ist es wohl nicht. Dass Rehwild Menschen angreift, ist außergewöhnlich, kommt aber gelegentlich vor. Normalerweise ergreifen die Tiere bei der kleinsten Störung durch Passanten die Flucht. Lediglich in der so genannten Blattzeit, der Brunft (Juli/August), wenn die Böcke auf Brautschau sind, werden sie leichtsinniger. Doch Angriffe sind auch dann eher selten.

Der Dürener Stadtförster Uwe Voßen sieht einen anderen möglichen Grund für das aggressive Verhalten des Rehs: Man könne Tollwut nicht ausschließen. Die unter Füchsen grassierende Seuche kann auch auf Rehe übertragen werden.

Zumindest müsse man diese Möglichkeit theoretisch in Betracht ziehen. Voßen hat gehört, dass bereits vor einigen Wochen ein Stück Rehwild im gleichen Jagdrevier durch ungewöhnliches Verhalten aufgefallen sei. Dieser Vorgang sei der Jagdbehörde bekannt, sagte Voßen gegenüber der DZ.

Dies bestätigt der Pächter des Jagdreviers, Eberhard Wahnberger, gegenüber der DZ. Bereits vor drei Wochen sei in der Nähe ein Passant von einem Reh angegriffen worden. Der Mann habe leichte Verletzungen erlitten. Der Jäger, der das Revier seit 16 Jahren betreut, hat eine plausible Erklärung für das scheinbar ungewöhnliche Verhalten des Rehbocks, den er selbst nie gesehen hat: «Es handelt sich um einen Bock, der im Kampf um sein Revier verdrängt worden ist. Das erklärt sein aggressives Gebahren.»

Wahnberger hat die Verletzten noch am Mittwochabend im Krankenhaus besucht und ihnen gute Besserung gewünscht. «Da hat einer schon wieder gelacht», erzählt der Jäger. Wahnberger hält es auch für denkbar, dass unbewusst falsches Verhalten der Spaziergänger dem Bock gegenüber zu den schwerwiegenden Folgen geführt hat.

«Wenn ein Bock sein Revier markiert, dabei gestört wird und flüchten will, sollte man sich dem Tier keinesfalls in den Weg stellen.» Seit Donnerstag warnen Schilder mit der Aufschrift «Achtung, Gefahr durch Wild!» Spaziergänger am Rurufer vor dem Rehbock, der das Temperament eines Kampfstiers besitzt.

Von Christoph Lammertz und Walter Schmühl (24.04.2003 | 21:30 Uhr)
 
Ich stelle mir gerade vor, wie solch ein "Biest" aus dem Unterholz stürmt und meine nagelneue Pearl Izumi Hose (109,-Euro) bei den Hörner nimmt und ich mit blanken Hinterteil nach Hause radel... :eek:

Eigentlich ist das Geschehene gar nicht lustig. Wenn man bedenkt, das es auch hätte schlimmer ausgehen können...
 
Zuvor hat das Viech aber noch vor ein paar Tagen eine Omi mit ihrem Enkel angegriffen...

...brauch´ ich mir also doch nicht zur Selbstverteidigung den 14ender statt bar ends an den Lenker zu schrauben:D
 
...brauch´ ich mir also doch nicht zur Selbstverteidigung den 14ender statt bar ends an den Lenker zu schrauben
Danke Hein, jetz habe ich Endlich den Sinn in der Konstruktion verstanden (ist zwar kein 14 Ender aber Sicher ist Sicher)
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