polbike schrieb:
Ich habe heute nochmal mit dem Förster telefoniert. Im Großen und Ganzen kann der mit den Bikern leben. Er bittet nur darum, keine neuen Trails anzulegen und mit Beginn der Dämmerung den Wald zu verlassen. Solche Dinge wie das Ausgängen einer Jägerstandtür und die Benutzung als Sprungschanze verbessern das Klima nicht.
Ich habe keine große Lust jemanden von euch anzuzeigen (!), da ich selbst gerne bike. Aber solchen Dingen und groben Verstößen wird nachgegangen! Wer da noch auf die Polizei oder Föster schimpft, der sollte sich mal hinterfragen:
Die Natur war vor uns da. Tiere und Pflanzen können sich nicht wehren. Handle ich verantwortungsbewusst als "Krönung der Schöpfung"?
Vergesst auch nicht: Polizisten und Förster sind Staatsdiener und deren Aufgaben sind eindeutig festgelegt (PAG/StPO und WaldG). Diese Gesetze sind in der Demokratie von uns allen gemacht und - obwohl sich viele hier darüber beschweren - haben sie auch ihren Sinn!
Das ist sicher wahr. Ich möchte jetzt doch mal die Gelegenheit nutzen, um den Aspekt Behörden-Natur in einem anderen Licht darzustellen. Ich denke, man muss beide Seiten sehen. (Vorneweg: die Geschichte ist wahr!)
Ich komme ursprünglich aus Heidelberg. Ich habe dort viele Jahre geklettert. In Heidelberg gibt es neben dem "Riesenstein", der an die 15 Routen bietet, den Schriesheimer Steinbruch (ein seit langer Zeit stillgelegter Steinbruch
http://www.ig-klettern.de/foto-shst/shst01-gr.jpg) mit an die 100 (!!!!) Routen. Er besteht aus 4 dicht-bewachsenen Ebenen und ist das absolute Kletter-Mekka der gesamten Umgebung und gleichzeitig eine ungeheure Steigerung des Freizeitwertes der Stadt Heidelberg.
Lange Jahre konnten wir in Schriesheim nur "illegales" Grauzonenklettern betreiben. Nach langem Hin und Her mit Behörden, Ordnungshütern und (Pseudo-) Naturschützern wurde die IG-Klettern/Naturschutz gegründet. Dies führte zu einer teilweisen Legalisierung des Sportkletterns im Steinbruch. In Eigenregie wurde der Steinbruch von Müll befreit, Klettersteige zwischen den verschiedenen Ebenen angelegt (um das seitliche Begehen der Ebenen zu verhindern) und sämtliche Routen gesichert. Behördliche Genehmigung: ein Korridor in der Mitte des Steinbruchs zum Klettern, seitliches Betreten und Durchwandern strengstens verboten aus Naturschutzgründen.
Nach Vollendung der (absolut umweltverträglichen) Erschliessung der Steinbruchmitte setzten die Behörden plötzlich alles daran, uns Kletterern noch mehr Steine in den Weg zu stellen als da eh schon waren

Andauerndes Argument der Schließungsversuche: die Naturschutzzonen an den Steinbruchseiten, die sowas von empfindlich sind sowas hat man noch nicht gesehen!
Abgesehen von diesen Querulanten herrschte wunderbarstes Naturschutzklima. Es war ein richtiges kleines Paradis. Kein Müll, kein Lärm, absolute Natur, ein kleines Moor, seltene Tiere wunderschöne Bewaldung und ein Steinbruch mit direkter Sicht auf den Sonnenuntergang über der Rheinebene. Kein Schei$$, das absolute Paradis, wie in einem Comicfilm, total kitschig

(selbst in der fränkischen Sucht ein Kletterer so ne Idylle vergeblich).
Soweit, sogut. In dieses Naturschutzgebiet, in dem Sportler und Natur in einzigartiger Weise verbunden werden konnten, platze behördlicher Dilettantismus. Es wurde eine "Behördliche Pflegemaßnahme" durchgeführt. In einem Naturschutzgebiet. Wir erinnern uns: ein Naturschutzgebiet, dass sofort kaputt geht wenn auch nur ein einziger Kletterer die genehmigten Abschnitte verlässt (O-Ton Behörden). Ein wunderschönes NSG.
Die Pflegemaßnahme wurde dann hauptsächlich mit einer Planierraupe durchgeführt and sah so aus, dass jede Ebene einmal komplett umgeplügt wurde. Alles Weg. Bäume, Sträucher, Gräser, das Moor, die seltenen Pflanzen, die Nester der geschützten Vögel, alles. Es glich einer beschi$$enen Mondlandschaft. Ja, wir reden immernoch von einem Naturschutzgebiet.
Guckt es euch an wenn ihr wollt:
http://www.ig-klettern.de/foto-shst.html
http://www.ig-klettern.de/news-baw2002.html
Als wir danach wieder einmal zum Klettern dort waren sind wir aus den Schuhen gekippt. Wofür rackern wir uns ab??? Warum stressen uns die Behörden an, wir dürften keinen Fuss über die Markierungen setzen und am Besten garnicht auf den ganzen Berg wegen der hochempfindlichen Natur??? Warum fahren sie ein halbes ja später mit nem Bagger da durch? Warum? Wie blöd muss man sein? Wo gibt es soviel Dummheit auf einmal? Bei der Metro oder bei REAL? Ich weiss es nicht...

:kotz:
Gut, ihr seit sicher total gelangweilt, aber man muss das Thema Behörden und Naturschutz von beiden Seiten sehen. Und wenn sich nur einer von euch über solche bodenlose Unverschämtheit mitaufregt, dann hats schon was gebracht.
Aber warum, in Gottes Namen, soll ich noch ein einziges Mal darauf vertrauen, dass die Behörden wissen, was gut für die Natur ist und was nicht?!?! In einer Sache, in der so viel Herzblut steckte... Die Glaubwürdigkeit ist ein für allemal verspielt. Sorry.