Noch lag der letzte Klang des Geläutes in der Luft, das die Frommen zum Kirchgang ruft und nur mühsam fand der erste Sonnenstrahl seinen Weg durch dünnes Gewölk ins Gäsbockland, als sich der Recken sechs auf den Ritt 'gen Westen machten. Gerd und Rainer fanden wohl Kelmes Burg und Claus (fettes Lob für die weiteste Anreise: MA) wartete zu Füßen des Gotteshauses zu Weidenthal in der Ortsmitte auf Ritzel, Miró und den Rest der Truppe.
Kaum war die Schar komplett, ging es in flottem Tempo und feiner Formation in Richtung Bordmühle und ab ins Leinbachtal. Das Tal entwickelt sich durch verschiedene Projekte zu einem echten Highlight. Durch Baumeinschlag wird es lichter und heller und im vorderen Talabschnitt ist die Renovierung des Biedenbachwoogs äußerst gelungen. Fischtreppen und Triftvorführungen bringen Leben in das Tal - nicht aber zu dieser noch frühen Stunde, in der nur das Summen der Stollen auf dem Weg und das feine Surren des Antriebs Wohlklang in die Ohren zaubert.
Richtig putzig Rinder und Kälbchen der Galloways, die im hinteren Teil des Tales gegen Waldleiningen zu für die Offenhaltung der Flächen sorgen. Bis hierher ist die Tour ein leichtes Rollen und weder Mensch noch Material werden ernsthaft gefordert. Es dient alleine dem Erreichen der Betriebstemperatur. Ab Waldleningen wird es dann für den Biker spaßiger. Flugs von der Straße über zwei Stufen zu einer kleinen Brücke hinab und der erste Trail ist erreicht. Noch rollt es fast eben, aber der kommende Schotteranstieg liegt fast in Sichtweite. Kelme vornweg, Claus und Miró immer dicht dran geht's bergan. Kurz alle sammeln und nach kurzem Straßenintermezzo auf der B48 verabschieden wir uns in Richtung "Harter Kopf" (= erster Hochpunkt im Höhenprofil oben).
Das Drama des Chronisten am Sammelpunkt: Foto dabei - Batterie leer! Nix' da mit Bildern von der Tour. Dafür aber eine schöne Speedabfahrt auf feinem Schotter hinunter an die Bahnlinie KL - NW - LU/MA. die folgenden zwei Kilometer auf Asphalt dienen nur der Annäherung an den Höhepunkt (nicht Hochpunkt) der Tour. Kurz hinter dem Forsthaus Stiftswald verlassen wir den Asphalt und auf üblem Weg, der in einer kurzen, steilen Rampe endet, erreichen wir die Traileinfahrt.
Geschwindigkeit aufnehmen und die Fahrt entlang des Hanges trägt Züge eines Fluges. Aufmerksam den Trail vor Augen - links -rechts - Slalom zwischen Bäumen und Wurzeln, den Atem Ritzels und Mirós im Rücken. Das rhythmische Treten nur kurz unterbrochen vom Knattern der Hügi im Leerlauf, kurz im Wiegetritt bergauf, um mit neuem Schwung den kleinen Gegenanstieg zu nehmen. Der Weg wechselt in einen handtuchschmalen Pfad und noch immer die Gefährten eng am Hinterrad. Es wird kurz breiter, geht kurzstreckig über Steine grob bergauf und schon fliegt Ritzel an mir vorbei. Jetzt dranbleiben. Letztmalig leicht bergauf, dann senkt sich der Weg entspannt zur Ausfahrt und alle erreichen den Treffpunkt mit breitem Grinsen. Möchte jemand nochmal?? Diesmal nicht, denn neben der Ruine Beilstein wartet der Rückweg und das versprochene Mittagessen auf die Truppe.
Kurz von der Ruine, die uns als kleiner Rastplatz diente, bergab und es folgt der letzte lange und gleichmäßige Anstieg, der uns in weitem Bogen bis zur B48 führt. Dem aufmerksamen Biker fällt auch sowas auf: Was macht ein Papagei am Sonntagmorgen im Pfälzerwald?? Nun, das Prachtexemplar machte wohl einen Ausflug mit Frauchen und Herrchen (heißt das bei Papageien auch so??). Flink der Wechsel über die Hochstraße zum Meisenkopf und ein letzter Schotteranstieg führt zur Einfahrt des Peterspädels. Neu sortiert - Ritzel vornweg - und in lockerer Reihe schlängeln wir uns bergab. Die Sonne wirft jetzt deutlich ihr Licht bis zum Waldboden und die ersten Färbungen des Herbstes künden von Zeiten, in denen das wärmende Wams und die lange Hose zur festen Ausrüstung gehören wird.
Am "Steinernen Tisch" schließt sich der Kreis der Tour und der Rest ist Ausrollen zum Kerweplatz nach Weidenthal. Wohl pünktlich werden alle den Mittagstisch erreicht haben. Miró und Ritzel rollen aus nach Frankeneck und Claus packt sein C'dale aufs Dach.
Ein flotter 20,36-er Schnitt auf den 45 Kilometern (ich hatte bei der Vortour das kurze Stück zur Ruine Beilstein weggelassen) führt zu deutlicher Wadenwärmung. Beschwert hat sich keiner und es war ein netter Sonntagsausflug, der Platz läßt für ein entspanntes Restprogramm.
Kelme - der die Füße hochlegt.