Schwingenlager Bergamont Contrail Ltd 2012

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Moin,

beim Auseinanderbauen von meinem 2012er Contrail Ltd. ist mir gestern aufgefallen, dass keins der Schwingenlager mehr rund läuft und das Hauptlager unten am Tretlager sogar auf einer Seite gar nicht mehr drehbar ist (Also das Wälzlager, nicht der Bolzen). Der Lageraussenring hat leichte Rostspuren.

Das Rad hat jetzt ca. 1200km hinter sich. Von den Lagerschäden hab ich im Betrieb nichts gemerkt, weder knacken noch hohe Reibung oder sonst was. Auch nach dem Zusammenbauen verhält es sich tadellos.
Kann ich selber neue Lager bei euch beziehen und die einpressen? Oder gebt ihr die Lagerspezifikationen raus?
Der Händler wird wahrscheinlich eh auf Verschleißteile verweisen....

Grüße
 
Bezüglich Verschleiß bzw. Haltbarkeit von Rillenkugellagern in Hinterbauten hatte ich hier schon öfters was geschrieben, hier die Zusammenfassung.

Haltbarkeit:
Reine Kilometerangaben haben wenig Aussagekraft, es hängt immer davon ab wie diese Kilometer aussehen - wenn man z.B. bei uns hier oben das Jahr durchfährt (mit schön Schlamm und Matsch die ganze Zeit), kann es durchaus sein, dass bis zu 1x pro Jahr neue Lager fällig sind und das relativ unabhängig von den Kilometern. Besonders schweres Gelände ist hier auch eher seltener dabei. Ursache für das Versagen der Lager ist, dass auch gedichtete Lager irgendwann Schmutz und Wasser ziehen und dann entsprechend schneller Verschleißen und irgendwann fressen.
Wie lange Lager halten, sei es in Kilometern oder auch auf die Zeit bezogen, hängt primär vom Einsatzbereich, Nutzungsintensität und dem Fahrergewicht ab, außerdem kann sich auch das Waschen mit Hochdruckreiniger/Gartenschlauch sehr negativ auf diese Haltbarkeit auswirken.

Verwendung von Wälzlagern im Hinterbau
Eigentlich sind Rillenkugellager bzw. Wälzlager für die meisten Drehpunkte in einem Fahrradhinterbau eher ungeeignet, da die Drehwinkel im Hinterbau für diesen Lagertyp zu gering sind. Ein Kugellager ist nicht dafür ausgelegt Stoßkräfte aufzunehmen, wenn nun in einem Hinterbau ein Kugellager um nur wenige Grad dreht, wirken die Stoßkräfte immer auf die gleichen Kugeln bzw. auf die gleichen Stellen der Konen. Das Ergebnis ist, dass das Lager einläuft und sich irgendwann nur noch in diesem kleinen Drehwinkel bewegt.
Die bessere Wahl für einige der Gelenke im Hinterbau sind daher Gleitlager (z.b. IGUS), dies hat der Markt aber in der Vergangenheit schlicht nicht akzeptiert und daher haben sich herstellerübergreifend die sog. Industrielager durchgesetzt. Heute sieht das glücklicherweise besser aus und so verwenden wir vor allem an den Lagerpunkten nahe der HR-Achse IGUS Gleitlager, da diese kaum eine Drehbewegung ausführen.

Lagertausch
Zunächst einmal ist es wichtig festzustellen, dass man ein Lager nicht tauschen muss, nur weil es bei zerlegtem Hinterbau rau läuft, wie oben beschrieben ist das durch die geringen Drehwinkel sogar oft nach kurzer Zeit der Fall.
Die verlässlichste Prüfung besteht aus zwei Stufen:
Zuerst das Hinterrad seitlich bewegen, zwar wird sich dies verwinden lassen, es darf aber kein merkliches Spiel auftreten. Wenn doch sicherstellen, dass es nicht von der HR-Achse kommt oder der Dämpfer in den Buchsen Spiel hat (die beiden häufigsten Ursachen für Spiel bei Fullys).
Danach Hinterrad und Dämpfer aus dem Rad zu demontieren und den Hinterbau durch den Federweg zu bewegen und zwar nur soweit wie sich dieser auch mit eingebautem Dämpfer - also im Betrieb - bewegen würde. In diesem Bereich darf nichts haken, es darf keine Geräusche (die eindeutig den Lagern zuzuordnen sind) geben und es darf natürlich auch an keinem Lagerpunkt Spiel auftreten (seitlich hin und her bewegen).
Wenn beide Prüfungen kein Spiel bzw. Verschleiß ergeben, besteht keine Notwendigkeit Lager zu tauschen - oder überhaupt den Hinterbau zu zerlegen. Erst wenn sich Spiel einstellt, bzw. der Hinterbau sich nicht mehr frei durch den Federweg bewegt, werden neue Lager benötigt.
Wir verwenden genormte Rillenkugellager (Industrielager), sowie IGUS Gleitlager beides ist sowohl über Bergamont Händler als auch bei Stahlwarenhändlern bzw. im Industriebedarf erhältlich. Auch im Netz kann man solche Lager problemlos finden, die Kosten dafür halten sich ebenfalls sehr in Grenzen.
Das Aus- und Einpressen der Lager ist ein Fall für die Fachwerkstatt bzw. einen geübten Mechaniker mit geeignetem Werkzeug. Wer hier Fehler macht kann bestenfalls das neue Lager, schlimmstenfalls den Lagersitz und damit den Rahmen beschädigen oder sogar zerstören. Daher im Zweifel zum Händler damit.

Lagergrößen für unsere Rahmen sind hier zu finden.
 
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