hallo,
ich möchte selbstverständlich noch ein paar worte zu aramis' text loswerden.
ich denke, wenn Lorenz wegen "brauner gedanken" auf den Müll fliegt, dann sollten wir rousseau gleich mit dazu stellen, weil nach seinen vorstellungen frauen heute wohl hauptsächlich kochen, putzen und zur männlichen unterhaltung "dienen" würden. ich kann mich dunkel daran erinnern, im "schwarzbuch kapitalismus" eine starke kritik an kants ideen, die uns auch heute noch beeinflussen, gelesen zu haben. damit will ich sagen, dass mich der verweis auf die leistungen "großer denker" ohne explizite auseinandersetzung mit deren ansichten nicht weiter bringt. in bezug auf lorenz ist dir das besser gelungen.
ich möchte dir zustimmen aramis, dass der mensch arbeiten muss. die fragen lauten dazu unter anderem wie viel, unter welchen bedingungen, für wen, wie wird der mehrwert verteilt.
unter heutigen produktionsverhältnissen wenig zu arbeiten, heisst sich authoritäten teilweise zu entziehen und damit meine ich die der vorgesetzten, auch der des geldes (bei selbstäbändigkeit) etc.
ich habe nicht bestritten, dass wettbewerb stattfindet, würde ihn allerdings mit anderen kriterien ausstatten als der zwischen firma x und firma y, die im gleichen marktsegment um kunden werben.
beim trial, so wie ich den sport jedenfalls bis jetzt erfahren habe, ist es ein verständisvoller, motivierender, gemeinschaftlicher, am "selbst" orientierter wettbewerb (nenne mir doch bitte eigenschaften des erstgenannten wettbewerbs).
wie ich bereits oben versucht habe anzudeuten, ist es keine generelle "unlust" , die mich dazu veranlasst unter anderem über arbeit nachzudenken, sondern die widersprüche, welche sich zum beispiel bei der betrachtung des technologischen fortschritts ergeben. warum fordern einige menschen bspw. die 40 stunden woche, also arbeitszeiterhöhung, bei gleichzeitiger zunahme der produktivität. andererseit möchte ich durchaus zustimmen, dass - triviales beispiel - rolltreppen den menschen eher dazu veranlassen, sich in die bequemlichkeit des sich tragen lassen verfallen.
in welchem zusammenhang hier die pharmakologie steht, hat sich mir leider nicht erschlossen.
mit kants freiheitsbegriff wolltest du wohl auf die unterscheidung zwischen natur und kultur abzielen, wenn ich dich richtig verstanden habe. meiner meinung nach sind verwertungsstrategien, ökonomische organisationsmuster, arbeitsstrukturen etc. eindeutig im bereich der kultur zu verorten und damit veränderbar. der mensch mag triebgesteuerter sein als die mehrheit glaubt, daraus ergibt sich aber noch keine legitimität für eine hierarchisierung des menschen wie ich sie an folgendem beispiel darstellen möchte.
ausgangspunkt ist eine entwicklung, wie sie zumindest im skateboarding in den usa beobachtabr ist, das der wettbewerb nämlich zunehmend kein "nullsummenspiel" mehr ist, sondern ganz bewußt auf die erlangung eines sponsorings hin ausgerichtet ist. der grund dafür ist unter anderem eine ökonomische verwertbarkeit des individuellen erfolges - und nur dieses, denn leistung ist an das individuum gekoppelt, wobei es mir hier um die kritikwürdigkeit des leistungsbegriffs geht. es steht demnach der einzelne im vordergrund mit zuschreibungen wie anerkennung, prestige, status und erzeugen so eine ungleiches machtverhältnis. du hast recht, wenn du sagst, dass der wert eines menschen nicht gemindert wird - der eines anderen wird erhöht und hinterläßt in der konsequenz eine differenz. die hierarchisierung hat sich eingestellt. nachdem nun auch ich in den "genuss" von trialvideos gekommen bin, möchte ich diese tendenzen auch auf den trialsport beziehen, denn es sind meiner meinung nach zu oft einzelfahrer, merkwürdige einblendungen von schriftzügen auf dem unterrohr und darstellung von leistungsmarken (bspw. höhenangabe beim sidehop) zu sehen.
mein ansatz bei der betrachtung des öffentlichen raums wäre unter anderem der, eine gegenposition zu diesen entwicklungen einzunehmen. der öffentliche raum wird also genutzt als repräsentationbasis für eine vom (platt) "mainstream" sich teilweise unterscheidende kultur. eine orientierung auf den "harten" wettbewerb möglichst vermeiden, würde bedeuten die gruppe zu fördern und mit ihr den einzelnen. damit steht nicht die leistung im vordergrund sondern das vergnügen. außerdem muss der versuch "meister" durch wettbewerb zu werden mißlingen, weil grundsätzlich nur einige wenige diesen titulierung erreichen können, sonst wäre sie auch bedeutungslos. das heißt gleichzeitig ein hoffnungsloses streben der mehrheit nach einem unerreichbaren ziel.
der öffentliche raum kann ein sprachrohr sein, ohne dass wir jetzt transparente oder ähnliches mit auf die straße nehmen. allerdings möchte ich noch auf den doch äußert geringen mädchenanteil hinweisen, der sicherlich nicht für streetsportarten spricht - für trial noch viel weniger als für skateboarding.
ich habe, um das fast abschließend zu sagen, nicht von einem "drang nach andersartigkeit" gesprochen, was sich wohl als instinktgeleitet interpretieren läßt (hat da vielleicht die überzeugung von eigenen vorstellungen, gedanken ohne reflektion entstehen lassen), sondern von der erkenntnis eines widerspruchs von ideen aus der interaktion heraus (bspw. der passant, der mir vorwirft die mauer zu zerstören, aber gleichzeitig mit seinen autoabgasen die luft versaut), was ich eher als kulturell ansehe.
und noch was zum schluß. wenn lorenz, wegen seiner "braunen" ideen gedisst wird (was ich richtig finde), dann frage ich mich auch, was bitte schön hühner (in welcher form auch immer) auf einem teller zu suchen haben.
VON MEINER SEITE AUS IST DAS HIER ALS GEDANKENAUSTASCH ZU VERSTEHEN, AN DEM SICH DOCH BITTE BITTE MEHR BETEILIGEN.
in freudiger erwartung andreas